Potsdam: Wiederherstellung historische Mitte - Diskussionsthread


  • Der konkret diskutierte Wohnblock am Staudenhof bietet rund 180 kleine Wohnungen, die vor allem von Studenten bevölkert werden und die dort lieber wohnen als etwa in dem neuen Studentenwohnkomplex "Green dorms" auf dem Bornstedter Feld.


    Das mag schon sein, dass die da lieber wohnen als etwas weiter draußen - wer täte das nicht? Das Zentrum einer Großstadt ist aber nun mal nicht der Ort für Studentenwohnheime - nirgendwo auf der Welt.
    Zumal jener 'Bedarf' mit dem zwingend erforderlichen Abriss der FH ohnehin nicht mehr gegeben wäre.

  • Ach ja, ist das so? Derzeit gibt es aber ein Studentenwohnheim im Zentrum einer , hüstel, Großstadt. Nennt sich Staudenhof. Und Potsdam, sowie alle Städte auf dieser Welt, sollten Studentenwohnheime im Zentrum haben. Beugt der Vergreisung und der Verspießerung vor.

  • Nochmal: Der Staudenhof ist kein Studentenwohnheim. Er soll preiswerten Wohnraum für Bedürftige bieten. Die Studenten, die dort wohnen müssten es doch schaffen binnen der vereinbarten 10-jährigen Übergangsfrist ihren Abschluß zu machen, oder ist das zuviel verlangt?

  • Ach ja, ist das so? Derzeit gibt es aber ein Studentenwohnheim im Zentrum einer , hüstel, Großstadt. Nennt sich Staudenhof. Und Potsdam, sowie alle Städte auf dieser Welt, sollten Studentenwohnheime im Zentrum haben. Beugt der Vergreisung und der Verspießerung vor.


    Erstens: Der 'Staudenhof' ist ein abbruchreifer Plattenbau. Schon allein dieser Umstand disqualifiziert das Gebäude als geeignet für den Standort.
    Zweitens: Über Vergreisung der Innenstädte müssen wir uns wohl weniger Gedanken machen - offensichtlich ist das Gegenteil der Fall. Es sind in erster Linie jüngere Menschen, die sich entsprechenden Wohnraum leisten können. Studenten gehören natürlich normalerweise nicht dazu, aber immerhin haben sie ja eine Anreiz ihr Studium zügig zu beenden um aktiv ihren gesellschaftlichen Beitrag leisten zu können.

  • ^ Was bedeutet in diesem Fall denn abbruchreif? Von der Bausubstanz würde ich das arg bezweifeln, da gibt es genug Bespiele aus der Zeit, die man nicht Kernsanieren musste um sie wieder 20 Jahre lang abschreiben zu können... Oder meinst du rein stillistisch, weil der Bau "aus der Zeit gefallen" ist?


    Kann sein, dass das so ist, ich finde den Staudenhof als urbane Situation aber wirklich klasse und bezweifle, dass ein Neubau die gleiche Qualität herstellen könnte. Das FH-Gebäude finde ich im Moment auch keine Bereicherung, aber gerade neben dem Alten Markt finde ich die (Landschafts-/)Architektur des Staudenhofes einen angenehmen Gegenpol (Stein-Grün).



    Edit: Nein, Minusvoter, ich verarsche euch nicht. Die Funktion ist im Übrigen da um Kritik zu äußern, keine Fragen zu stellen.

    Einmal editiert, zuletzt von million ()

  • ^^ Ob der Plattenbau abbruchreif ist, kann ich nicht beurteilen. Dies können hier im Forum vernmutlich die wenigsten und es sind vermutlich auch nicht diejenigen die sich besonders aggressiv an der Diskussion beteiligen. Was man aber m.M. sehr leicht beurteilen kann, ist das der Staudenhof 1) in seinem jetzigen Zustand sehr unansehnlich ist und 2) einer angedachten Rekonstruktion des Stadtbildes im Weg steht. Die eigentliche Frage ist die Entscheidung für die zukünftige Gestaltung der Potsdamer Mitte, die Frage nach preiswerten Wohnungen und Fachhochschule hat nichts damit zu tun, da dies auch von einem neuen Gebäude genauso ode sogar besser erreicht werden kann. Daher finde die Diskussion darüber reichlich aufgesetzt und sehr durchschaubar für politische Grabenkämpfe instrumentalisiert. Dass die Verfechter des Erhalts des Staudenhofes dies aus ästhetischen gründen machen, kaufe ich ihnen nicht ab.


  • Kann sein, dass das so ist, ich finde den Staudenhof als urbane Situation aber wirklich klasse und bezweifle, dass ein Neubau die gleiche Qualität herstellen könnte.


    Das kann doch wohl unmöglich dein Ernst sein. :nono: Ich hege wenig Vertrauen in die Genialität zeitgenössischer Architekten aber das traue ich ihnen nun wirklich noch zu.


    http://www.flickr.com/photos/m…5/sizes/l/in/photostream/


    Mir völlig unverständlich, wie man so etwas schön finden kann. Wäre es möglich, das vielleicht etwas näher zu erläutern? Mal abgesehen vom billigen Wohnraum. Da kann ja die Architektur nichts dafür.

  • ^Warum kan das nicht sein? Frau Lüscher findet auch viele Schuhkartons super.


    Das ist jedoch das Ende jeder Sachdiskussion wenn einer einfach sagt: wieso, ist doch toll.

  • Das kann doch wohl unmöglich dein Ernst sein.


    Haha, das sieht in der Tat trostlos aus... Auf deinem Photo ist der eigentliche Staudenhof aber leider verdeckt. Vielleicht sollte ich noch mal deutlicher auf die Landschaftsarchitektur hinweisen. Es ist leider online nicht gerade viel Bildmaterial dazu zu finden und ich hatte beim letzten Besuch auch keine Kamera dabei, aber die Terassen zum FH-Gebäude sind so ungefähr das Beste was ich bisher an DDR-Landschaftsarchitektur gesehen habe (ich bin gern offen für noch besseres). Die Anlieferung zur FH gehört natürlich zugeschüttet und der ehemalige Brunnen (wieso wurde der abgebaut?) ist so auch nicht mehr zu gebrauchen, aber die Terrassen dahinter haben es mir selbst bei schlechtem Wetter angetan. Sehr ausgewogenes Spiel aus Pflanz- und Platzflächen, auch wenn die Waschbetonplatten tatsächlich überholt sind. Vielleicht könnte man die Anlage ja auch ohne das Gebäude dazu behalten?! Dessen Fassade finde ich zwar wesentlich interessanter (da plastischer) als bei "Standardplatten", aber ein Meisterwerk kann auch ich nicht darin erkennen.

  • Sehr gute Nachrichten gibt es zum Wohnblock am Staudenhof. Gestern hat Baudezernent Matthias Klipp bekannt gegeben, dass der Block auch langfristig erhalten bleibt.


    Hintergrund ist ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zur Zukunft des Wohnblocks, das im Auftrag der Stadtverwaltung erstellt wurde. Demnach wäre ein Abriss des Wohnblocks mit enormen wirtschaftlichen Risiken für die Stadt verbunden. Der Abriss und Neubau wäre erheblich teurer als eine Sanierung des Wohnblockes.
    Klipp kündigte daher eine Sanierung des Gebäudes an, in deren Zuge auch eine ästhetische Aufwertung des Gebäudes erreicht werden soll.


    http://www.maz-online.de/Lokal…-in-Potsdam-bleibt-stehen

  • ^ Was sollte daran sehr gut sein, wenn das Ding den Wiederaufbau historischer Mitte blockiert? Selbst bei endloser Liebe für Plattenbauten müsste man in einigen Fällen zumindest einsehen, dass diese fehlplaziert sind - wie überall dort, wo sie mitten in die Altstädte gesetzt wurden.


    Der Artikel spricht offen an, dass das Ding umstritten ist. Und wenn die Mieten der (hoffentlich altstädtisch wirkenden) Neubauten 13 EUR/Qm betragen sollten - ich glaube, in Potsdam gibt es noch genügend Plattenbausiedlungen, wo man billiger wohnen kann. Die Altstadt gibt es aber nur eine.
    (Ein kleiner Hinweis: Selbst bei 'nur' Sanierung müssten die jetzigen Bewohner wohl umziehen, also bleiben werden sie im Block sowieso nicht.)

  • Na, "entschieden" ist da nix. Das ist die Meinung des Baudezernenten - nach der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 wird sich erst eine neue Rathauskoalition damit abschließend befassen.

  • In Postdam herrscht in Sachen Altstadt meiner Ansicht nach ein totales Chaos und ewiges hin und her. Nicht auszudenken, wie es um die bisherigen Projekte stehen würde, wenn sich nicht Privatinitiativen und Mäzene der Inkompetenz immer wieder in den Weg gestellt hätten.


    Klarenbach
    Es wundert mich etwas, dass du in Sachen FH und Interhotel auf ein Versagen Klipps hoffst und beim Staudenhof von seinem Erfolg ziemlich überzeugt zu sein scheinst.


    Ich halte den krampfhaften Erhalt des Staudenhofes für eindeutige Klientelpolitik. Ein vernünftiges vorgehen wäre es gewesen den Block Schritt für Schritt leer zu ziehen, den Bewohnern über einen langen Zeitraum bei der Suche nach alternativen und vor allem sanierten Wohnungen zu helfen und das Grundstück zur Entwicklung an private Investoren zu veräußern. Hier aber geht es nur darum ein politisches Zeichen zu setzen, dass Wohnungen für Appel und Ei im neuerstehenden Stadtzentrum erhalten bleiben sollen. Auch wenn die jetztigen Bewohner davon wahrscheinlich nichts haben werden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Saxonia () aus folgendem Grund: R

  • Hat eigentlich irgendwer brauchbares Bildmaterial vom Staudenhof? Vielleicht könnte er/sie das ja mal posten. Die Fotolage online ist leider nicht besonders gut, weil man die Anlage fast nie als Ganzes also mit Hof und Wohnhaus sehen kann.

  • ^^ Ich habe noch diese ca. 1-3 Jahre alten Bilder im Angebot. Im Wesentlichen unverändert.



    Der Staudenhof und das Bauwerk




    Die innerstädtische Gartenbaukunst der 60er (?) Jahre, hat etwas von Friedhofgewächsen, sehr viele dichte Nadelgewächse




    Blick von der Nikolaikirche Richtung Norden mit der Bibliothek und alten Fachhochschule links im Bild




    Blick Richtung Norden mit dem Platz der Einheit und der Peter und Paul Kirche im Hintergrund, mittig rechts die neobarocke Alte Post


    3 Mal editiert, zuletzt von paderwan ()

  • Wie gesagt: den 25. Mai abwarten. Da fliesst noch viel Wasser in den Stadtkanal, bis hier eine verbindliche Entscheidung getroffen wird. Bis dato sollte der Staudenhof bis 2022 bleiben - jetzt soll er vielleicht länger bleiben. Selbst wenn die neue SVV jetzt letzteres beschlösse wird 2019, d.h. vor 2022, nochmal neu gewählt.


    Interessanter, da zeitnäher, sind die Nutzungen des Landes mit FH und Rechenzentrum. WEnn sich bei der FH nichts tut wird wohl bald mit der Ausschreibung der Grundstücke an der Hohewegstraße vom Steubenplatz zum Wilhelmplatz begonnen. Mit Baulärm lernt sich's vielleicht leichter in der Ruine. Und beim Rechenzentrum will mir nicht in den Kopf warum man ein Haus in dieser Größe braucht um die Personalsachen der Landesbeamten und -Angestellten zu bearbeiten. Oder arbeiten die noch mit huntert alten 286ern auf BASIC? Vielleicht sollten die sich mal von Hasso Plattner beraten lassen.

  • Der Bunker in der Reinhardtstraße zeigt ja nun wesentlich mehr Gestaltungswille als der Staudenhof und fügt sich städtebaulich auch ordentlich ein. Fast schon bizarr im Kontext seiner Entstehung.