Friedrichswerdersche Kirche

  • Eine Kirche der Protestanten ist das Gebäude übrigens schon seit dem Krieg nicht mehr. Und davor auch nicht evangelisch, sondern "preußisch-uniert", mit Teils französischen Gottesdiensten.


    Naja, diesem FAZ-Artikel zufolge ist die evangelische Landeskirche Eigentümerin des Gebäudes. Die Stiftung wäre demnach Mieter? Oder Pächter? Keine Ahnung, ganz raus sind die "Evangelen" jedenfalls nicht.


    NACHTRAG: Auf der Homepage der Evangelischen Kirchengemeinde Friedrichstadt findet sich der Satz:


    Die Friedrichswerdersche Kirche ist schon lange an den Staat bzw. die Stiftung Preußischer Kulturbesitz verpachtet.


    Wäre das also auch geklärt...

  • http://www.smb.museum/museums-…che/about-us/profile.html


    die Substanz des kleinen Kirchleins hat doch arg gelitten, in den letzten Jahrzehnten. Im Krieg zerstört, dann über Jahrzehnte Ruine geblieben. Erst in den 80ern rekonstruiert. Dann in den 90ern nochmal saniert. Und jetzt schon wieder baufällig. Wieviel "Schinkel" da überhaupt noch übrig ist? :confused:

  • Senator Lederer unkte kürzlich im Tagesspiegel immerhin, dass man nicht wisse, ob das Baudenkmal überhaupt dauerhaft erhalten werden könne, trotz aller Mühen (http://www.tagesspiegel.de/ber…katastrophe/19197834.html). Addiere dazu noch den aktuellen Ruinenkult der Denkmalpflege mit "Zeitspuren erhalten" und das Kirchlein wird nie wieder so hübsch wie 2012. Davor graust es mir halt.

  • ^ Was ist denn da zu addieren? Auch Lederer macht sich Sorgen, das ist alles. Und Zeitspuren zu erhalten, die durch den Bau einer Tiefgarage 2012 entstanden sind, hat nun wirklich noch niemand vorgeschlagen.

  • ... dass man nicht wisse, ob das Baudenkmal überhaupt dauerhaft erhalten werden könne,...


    Wenn man es geschafft hat, die schweren Beschädigungen des Krieges in den 80er Jahren zu beseitigen, dann dürfte man es heute doch auch hinbekommen, die aktuellen Beschädigungen in den Griff zu bekommen, oder?


    Irgendwie ist mir die ganze Diskussion um die Friedrichwerdersche Kirche zu theatralisch. Vielleicht ist die ganze Entwicklung ja ein inszenierter PR-Gag des Städtemarketings. Gute Zeiten, schlechte Zeiten, und immer viel Drama ...wie bei RTL. Und sollte man die baulichen Probleme wirklich nicht in den Griff bekommen, könnte man sich immer noch die Option offen halten, die Friedrichwerdersche Kirche notfalls auch abzureißen. :eek: (Mal gucken, ob Camondo anbeißt, wenn man den Abriss seiner Lieblingskirche ins Spiel bringt. :) )

  • Das ist wahr. Das liegt zu einem Gutteil daran, dass man denen Theaterdonnernden ihre Sorge im den Schinkelbau, der ja exakt für die jetzt wiederentstehende Lücke entworfen wurde, nicht abnimmt. Zu sehr wird immer der rechts und links stehende Hochbau, auch dessen Architektur, für die Schäden verantwortlich gemacht, dabei ist es auf beiden Seiten die zweigeschossige Tiefgarage, deren Unterseite tiefer als die Fundamente des Kirchebaus reicht. Es geht den meisten Kritikern daraum, das Bebauunskonzept von Hans Stimmann, die Wiederaufnahme des Vorkriegs-Stadtgrundrisses, zu diskreditieren, weniger eine profanisierte Kirche zu schützen.


    Jetzt muss man die Sache setzen lassen, die Risse schliessen und die Sache wieder in Ordnung bringen. Das ist ja keine Raketenwissenschaft.


    Vielleicht bringt die Sache etwas Bewegung in den geplanten Siemansbau im garten des Magnushauses. Aber - ehrlichgesagt - kann ich mir kaum vorstellen, dass irgendjemand irgendetwas daraus lernt und künftig zweigeschossigen Tiefbau neben Baudenkmalen vermeidet.

  • Friedrichwerdersche Kirche (ohne "in Gefahr")

    Vielleicht sollten wir hier mit der Deeskalation anfangen und den Thread umbenennen. ich denke, die Gefahr von den Baumaßnahmen im Umfeld ist jetzt gebannt und wie Konstantin schon schreibt, wäre es jetzt an der Zeit, die Schäden zu beseitigen und die Kirche wieder zu öffnen. Es ist nur zu hoffen, dass es darüber keine jahrelangen Rechtsstreitigkeiten und Gutachterverfahren gibt.


    Wäre bei den Kronprinzengärten im Tiefbau genau so viel Sorgfalt an den Tag gelegt worden, wie bim Moneo-Bau, hätte die Kirche gar nichts abbekommen.


    Ich denke nicht, dass das ein grundsätzliches Problem war, ich denke, das war vielmehr Schlamperei.

  • Ein interessanter Beitrag der gestrigen Abendschau über die Architektur des Viertels, die Kosten für einzelne Eigentumswohnungen, über verfehlte Denkmalschutzpolitik, den Schaden an der Kirche, die Zukunft einer weiteren Nutzung als Schinkelskulpturenmuseum die nun durch die schlechten Lichtverhältnisse im Innern nicht mehr gewährleistet ist.


    http://mediathek.rbb-online.de…22076&documentId=47038646

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • ^ Danke für den Link! Man erfährt unter anderem, dass es tatsächlich Leute gibt, die 23.000 Euro pro Quadratmeter für eine Wohnung dort ausgeben - völlig meschugge! Ich bin mir einigermaßen sicher, dass höchstens die Hälfte dieser Wohnungen wirklich bewohnt sein wird, während die andere Hälfte als Wochenend-Unterkunft für den internationalen Jetset oder ausschließlich als Anlage-Objekt dient. Die Wohnraumknappheit bekommt man mit solchen Projekten nicht in den Griff, und das Erscheinungsbild macht die Platzverschwendung nicht wett. Schade um den schönen Stadtraum.

  • Meen Jott, lasst die Leute doch ihr Geld ausgeben, wofür sie wollen. Immobilien, Autos, Reisen, Möbel...Man kann auch ne Wohnung als Kapitalanlage kaufen und sie langfristig vermieten. Keiner ist gezwungen, im Eigentum zu wohnen.


    Diese ständige vorwurfsvolle Betonung von "Luxus" finde ich im Zusammenhang mit den Bauschäden auch unangebracht. Es hätte schließlich auch beim Bau von Wohnungen im Niedrigpreissektor passieren können, wenn man unachtsam ist.


    Wie auch immer, es wäre echt schade, wenn sie nicht mehr ihre bisherige Funktion als Ausstellungsort für die ganzen Skulpturen dieses würde. :(


    Antwort von Architektenkind themenspezifisch dorthin verschoben. Hier bitte im Thema weiter. Danke
    Bato

  • Wie schon in dem RBB Beitrag erwähnt haben sich die Lichtverhältnisse in der Kirche stark verschlechtert sodass die Museumsleitung bzw. Herr Parzinger nicht sehr optimistisch ist, die Kirche wieder für Ausstellungen fit zu machen.
    Selbst gute Beleuchtungskonzepte können eine besondere Ausleuchtung mit Tageslicht evtl. nicht wiederherstellen.


    Welches Nutzungskonzept da helfen soll, wüsste ich gerne, wo in der gesamten Stadt derzeit Konzeptionslosigkeit vorherrscht...

  • Wie schon in dem RBB Beitrag erwähnt haben sich die Lichtverhältnisse in der Kirche stark verschlechtert sodass die Museumsleitung bzw. Herr Parzinger nicht sehr optimistisch ist, die Kirche wieder für Ausstellungen fit zu machen.


    Naja, bei aller Kritik an der Falkoniergasse und bei allem Zorn über die Dummheit und Ignoranz der Bauherren: Das mit dem Licht kann ich, ehrlich gesagt, nicht so recht glauben. Aus mehreren Gründen:


    1. Die Falkoniergasse spart a) die Fenster aus und liegt b) auf der Westseite der Kirche. Sicherlich hat sie schlechten Einfluss auf das Licht im Innern, aber eher einen graduellen als einen totalen. Auf diesen Bildern vom Roten Rathaus ist zu sehen, dass die Kirche auch auf der Westseite noch gut Tageslicht bekommt. Die Schinkelplatz-Bebauung ihrerseits wird vor allem morgens zu Veränderungen führen, wenn noch nicht so viele Besucher zu erwarten sind.


    2. Viele Museen sperren das Tageslicht absichtlich aus, um ihre Exponate in kontrolliertem Kunstlicht optimal zur Geltung zu bringen. Mag schon sein, dass die Lichtstimmung in der Kirche eine ganz besondere war und nun verloren ist. Eine Notwendigkeit für ein Skulpturenmuseum ist oder war diese Stimmung nicht. (Zumal eine Beleuchtung durch lange, schlanke Buntglasfenster zweifellos zu den Stärken gotisch inspirierter Kirchen gehört – für die Präsentation von Ausstellungen hat sie wegen ihrer starken Licht/Schatten-Kontraste aber auch ihre Tücken. Ganz gut zu erkennen auf diesem Bild.)


    3. Die Skulpturenausstellung war auch früher schon bei geschlossener Wolkendecke oder (im Winter) nach Sonnenuntergang geöffnet. Es muss also schon damals ein Beleuchtungssystem gegeben haben, dass eine Besichtigung bei wenig oder ganz ohne Tageslicht ermöglichte. In einer Zeit, in der es lichtstarke LED-Strahler in jeder Farbe und Lichttemperatur gibt, sollte es kein großes Problem sein, die Lichtverhältnisse den neuen Bedingungen anzupassen.


    Ich denke, der RBB hat hier ein bisschen seiner Lust an der Dramatik nachgegeben. Nach dem Motto: "Lichtstimmung vernichtet - Schinkels Meisterwerk taugt höchstens noch als Spätkauf." Und seitens der Stiftung war es der Justitiar, der sich geäußert hat. Der muss schon aus dem legitimen Interesse heraus dick auftragen, den Schadensersatz in die Höhe zu treiben. Nein, m.E. wird die Sanierung der Kirche zwar lange dauern und teuer werden, aber wenn sie einmal abgeschlossen ist, spricht der erneuten Nutzung als Museum nichts mehr im Wege.

    3 Mal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Bildlink ergänzt

  • Ich konnte den paar Skulpturen nie viel abgewinnen und fände eine andere Nutzung besser.
    Wie wäre es, die Kirche wieder als Kirche zu nutzen.

  • @ Architektenkind: Deine Argumente sind nachvollziehbar, aber ich habe das so verstanden dass nicht der RBB die Lichtverhältnisse dramatisiert sondern das eher als Begründung aller Beteiligten verwendet wird, dort keine Skulpturen mehr auszustellen, die Kirche als Ausstellungsort einfach nicht mehr interessiert...


    Es ist ja auch klar dass diese speziellen Lichtverhältnisse nur dadurch entstanden, dass das Viertel drumherum nach dem Krieg "abgeräumt"wurde.


    Dass hier wieder Gottesdienste gefeiert werden halte ich für unwahrscheinlich, es sei denn es siedelt sich in diesem Viertel eine Gruppe Gläubiger an die als Gemeinde neuen Bedarf anmeldet, wer weiß?


    Die Kantine des Auswärtigen Amtes ist sehr gut aber zu klein, wäre eine interessante Alternative.... Fest steht, dass der Bauträger in der Pflicht steht die Kirche zu sanieren und dieser sich bisher hier nicht engagiert!

  • Dieser großartige Raum sollte zugänglich für alle sein, aber nicht nur als Touristenziel, deswegen komme ich auf eine Nutzung als Kirche.
    Ich bin nicht relegiös, mag aber Kirchen sehr. Daher sind Kirchen für mich weniger ein Ort für Gottesdienste, sondern mehr für Einkehr, Gedenken, Ruhepunkt auch als Treffpunkt und Ort für Veranstaltungen. Der Dom ist dafür schon zu touristisch und museal, Marien- und Nicolaikirche zu düster und die St. Hedwigskirche passt dafür irgendwie gar nicht.

  • "Nutzung als Kirche" und "zugänglich für alle" widerspricht sich. Während jeder in ein Museum gehen kann, kommt das Betreten einer Kirche für manche nicht infrage.


    Man sollte vielleicht auch noch mal abwarten, bis die Gerüste im Inneren der Kirche wieder verschwunden sind, bevor man die Segel streicht. Für mich ist die Kirche der schönste Austellungsraum, was es in Berlin gibt.

  • Die Skulpturenausstellung der SPK war ohne Eintritt, daher würde ich annehmen, dass diese auch viele Passanten ansprechen anlocken würde, sollte sie wieder frei sein.

  • Wie man auf dem Foto das Archutektenkind verlinkt hat, gut sehen kann, besteht die Skulpturensammlung nur aus wenigen Exemplaren, die m.E. den Saal weder quantitativ noch qualitativ ausfüllen. Sie könnten auch auf bzw. unter der Empore stehen, sodass der Kirchenraum anders genutzt werden kann.