Friedrichswerdersche Kirche

  • https://abload.de/img/friedrichswerderschekhdktm.jpg


    Ein Entwurf aus DDR-Zeiten:


    https://abload.de/img/00schinkel1d9khs.jpg


    https://abload.de/img/00schinkel2cfjcg.jpg


    https://abload.de/img/00schinkel3vek7j.jpg



    Auf den Modell-Bildern ist nicht so wirklich zu erkennen, ob man sich die "verglaste Ausstellungshalle" auch zur Straße hin großzügig verglast oder doch eher verbetont vorstellen muss. Mit Glas hätte es ganz ordentlich aussehen können, zumindest besser als das, was jetzt dort rumsteht.


    https://abload.de/img/schinkelwerderschekirhajsh.png

    Quelle: Google Earth

    https://abload.de/img/schinkelwerderschekird1ki6.png

    Quelle: Google Earth


    Dabei hätte es auch an anderer Stelle genug Platz für derartige Neubauten gegeben.


    "Der Umgebungsschutz soll ein Kulturdenkmal vor der Beeinträchtigung seines Anblicks schützen:

    Bei der Friedrichswerderschen Kirche in Berlins Mitte hat das nicht funktioniert. Im Gegenteil:

    Beim Hochziehen der Neubauten, die doppelt so hoch wie die historische Umgebungsbebauung sind,

    wurde die Schinkel-Kirche sogar stark beschädigt."

    Quelle monumente-online.de


    https://abload.de/img/friedrichswerderschekchkvo.jpg


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  • Nun, nicht jedes Kulturdenkmal muss irgendwo allein auf weiter Flur wie ein Solitär herumstehen, um wirken zu können. Dieser Sichtachsen-, Freisteh-, und Höhenbegrenzungsfetisch ist in DE zwar sehr ausgeprägt, das aber auch beinahe exklusiv. Weltstädte wie Madrid, Wien, Paris, London oder Amsterdam strahlen heute wie einst- trotz extremer Nachverdichtungen und neuer Fixpunkte.

    Was die Bebauung betrifft: Geschmacksache. Mir gefällt die aktuelle Bebauung definitiv besser, als die DDR-Variante.

  • Mir tuts um die ungebaute Kiste ehrlicherweise auch so gaaar nicht leid - denkmalpflegerisch würde man spätestens beim Glasübergang ebenso über den Entwurf herfallen wie seinerzeit beim verursachten Schaden durch die Neubebauung.


    Was aber an der Luftbildaufnahme noch mal recht deutlich wird ist das bestreiten der Höhendominante der Kirche durch die Neubebauung an der Ecke die steht für mein Empfinden mit ihrer Höhe viel zu dicht an der Kirche im Ergebnis hat man dann diese dunkle schmale Schlucht zwischen den beiden Bauten- das empfinde ich als völlig unnötig.

    Insgesamt ist mir die umbauung an dieser Stelle mindestens 2 Etagen zu hoch - Man muss sicher nicht jedes Bedeutende Bauwerk komplett freistellen- oft leben diese durch eine verdichtete Umgebung noch richtig auf - dadurch dass man die Kirche hier aber von nahezu allen Blickrichtungen an ihrem langschiff baulich verdeckt hat man bedauerlicherweise, eigentlich kaum mehr die Möglichkeit den Bau wahrzunehmen. Durch die einheitliche Höhenbegrenzung einer optisch Dachlosen umbauung - hat das in etwa den verbergenden Charme eines Bauzaunes das wird auch am Schinkelplatz noch mal recht deutlich.


    Eine nach Möglichkeit eher ungefähre Traufhöhenbegrenzung macht bei Staffelgeschossbauten und Attikalosen Flachdachbauten sicherlich Sinn - sonst bekäme man diese hässlichen Tetriseffekte die niemand gerade im historischen Milieu ertragen wollen dürfte.

    Dies hätte auch in der Umsetzung, wie schon mehrmals vorgeschlagen eher mit einer begrenzten Etagenanzahl als mit dem Cm- Maß, zu lebendigeren Häuserzeilen führen können.

    Es bringt aber nichts parzellenstrukturen aufzurufen wenn diese dann in ihrer Höhe wie einheitlich abgeschnitten wirken und im Endeffekt wieder wie ein einziger Bauriegel aussehen.

    Im Gegenteil das wirkt eher optisch verstörender weil die Einzelbauten Zusammengeschweißt unter einem einheitlichen Abschluss wie auf einem Brett gemalte kulissenarchitekturen wirken.

  • Wenn man sich für die "historische Umgebungsbebauung" stark macht, ist doch sofort die Frage: Aus welcher Zeit denn? Da wird uns eine Ansicht von 1826 präentiert. 1910 sah es so aus (Bildquelle: Wikipedia-Artikel "Werderscher Markt"):

    https://upload.wikimedia.org/w…erscher_Markt_um_1910.jpg

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    Die aktuelle Bebauung westlich der Kirche entspricht in Höhe und Lage ziemlich genau dem "historischen" Vorbild.


    Wenn man nun anfangen wollte zu argumentieren, dass bereits die Bebauung von vor hundert Jahren illegtim war, dann muss man alle Bautätigkeit einstellen, denn jeder Bau verändert die "historische" Situation -- auch der Bau, den später manche "schützen" wollen.


    Mit wenigen Ausnahmen (die für mich an dieser Stelle nicht tragen) halte ich Verweise auf den historischen Zustand für absoluten Quatsch. Wir fahren heute auch nicht in Kutschen, weil das "historisch" ist. Die Frage sollte in Architektur und Städteplanung vielmehr lauten, was am angenehmsten oder schönsten ist (ohne das dabei praktischen Anforderungen vernachlässigt werden). Oftmals sind das für meinen Geschmack "historische" Zustände -- das ist aber ein kontingenter Umstand, der auf das weitgehende Versagen der modernen Architektur zurückgeht, also nicht auf logische Zusammenhänge, wo es richtig oder falsch gibt.

  • So charmant sich die gotisisierende Fassade des Gebäudes auf der Aufnahme von 1910 auch geben mag - auch hier erscheint mir der Bau bereits für die Kirchennähe zu hoch.


    Das mag auf dem Bild vielleicht noch durch die vertikal orientierte Fassade und die dadurch sehr schlank wirkende Ecksituation mit Gotischem Dekor sehr versöhnlich wirken aber der Bau wirkt dadurch irgendwie trotzdem wie ein klammerndes ungeliebtes Stiefkind auf mich.


    Schinkel selbst hat doch die Kirche als stadträumlich wirksamen Akzent entworfen und war nach meinem Wissen auch kein Freund der zu dicht herangerückten Umbauung.


    Interessanterweise stand übrigens das Geschäftshaus der Gebrüder Singer das für mich einen angenehm respektablen Abstand zur Kirche hatte, beim Bau des Außenministeriums der DDR laut bilddokumenten noch - bedauerlich dass man dieses Zeugnis das schon Bei Errichtung der Kirche stand abgerissen hat.


    Übrigens möchte ich noch mal drauf hinweisen dass Ende März die Kirche mit politischen Parolen beschmiert wurde- in letzter Zeit häufen sich solche Aktionen in der Gegend, diese Entwicklung finde ich hochbedenklich- diese debile Aggression entdeckt nun also mehr und mehr das kulturelle Zentrum für sich🙄 ich fühle mich in meinen Befürchtungen für die zukünftige Entwicklung des Friedrichwerders und der Museumsinsel leider mehr und mehr bestätigt, hoffe man wird dem Herr.

  • Wieder nach Jahren in der Ausstellung und was die Lichtverhältnisse betrifft, sind Beeinträchtigungen der nahen Bebauung nicht zu bemerken, jedenfalls bei Sonnenschein.

    Ich denke, die Auswirkungen sind bestimmt größer bei schlechten Wetter oder anbrechender Dunkelheit.


    Jedenfalls war es ein Erlebnis die Kirche überhaupt noch stehen zu sehen nach all den Unkenrufen und Untergangsszenarien der letzten Jahre. Ich will die Gefahren und Schäden nicht klein reden, aber ganz ehrlich, es war einfach too much für mich wie Meldungen übertrieben und instrumentalisiert wurden.


    Schade nur, dass die Prinzessinnen nicht mehr da sind, die waren schon der Hingucker. Der leere Sockel ist in der Mitte unten zu sehen.



    friedrichs5rkjuc.jpg



    Die Möglichkeit durch den Rundgang auf der Empore, die eine Ausstellung von Schinkels wichtigsten Werken präsentiert, lässt die Raumwirkung nochmal in einer anderen Perspektive erleben.


    friedrichs1t1k4u.jpg


    Das Konzept der Skulpturenausstellung und Schinkels Werk der Öffentlichkeit näher zu bringen, empfinde ich schon als sehr gelungen.

    Einerseits hätte dieser Ort viel mehr Aufmerksamkeit und Würdigung verdient, andererseits genießt man die Ruhe und freut sich umso mehr, weil eben diese besondere Atmosphäre des Ortes und Ausstellung besser zur Wirkung kommen.


    friedrichs2npkha.jpg

  • ^^


    Wo sind die Prinzessinnen ?


    Bin übrigens der Meinung, dass die grauen Sockel für die Skulpturen farblich nicht sehr gut abgestimmt sind mit dem Rest des Raumes.

    Es wirkt wie ein Bruch.

  • Naja das Grau und Schwarz der Sockel passt gut zu den hellen Skulpturen und ebenso findet sich dieses Grau in den grauen Steinfliessen des Bodens. Von daher dürfte das den Ansprüchen eines jeden Designers genügen. Aber es ist schon richtig, das zu erwähnen, da dies allemal wichtiger ist als die Auswahl und Qualität der Skulpturen.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Prinzessinnengruppe

  • Das Gipsmodell Schadows, das dem Marmorbildnis in der alten Nationalgalerie vorausging wird dank der Kulturstiftung der Länder, der Reemtsma und oetkerstiftung derzeit restauriert.


    Im Laufe der Zeit hätte man das Gipsmodell bereits wegen Verschmutzung mehrfach überstrichen- nun platzte die Farbe in Schollen ab und trug auch die Gipsoberfläche mit ab - das Modell war stark restaurierungsbedürftig, zudem konnte man wohl fehlerhafte, verfälschende Altreparaturen unter der Farbschicht ausmachen die bis dato kaschiert waren.


    So war dann auch besonders bei der rechten Hand die merkwürdig Fehlstellung erklärt.

    Ich bin selbst nicht sicher ob diese Reparatur nicht gar von Schadow selbst bei der Abwandlung der Skulptur herrührt, bei der das unantikische Blumenkörbchen gegen das Schnuffeltuch ausgetauscht wurde.


    Jeder der einmal privat Stuck gewaschen hat weiß wie schön die Konturen wieder an Schärfe gewinnen, wenn man den Talg aus verkleisternder Farbe aus den Details holt- da kommen aber eben auch eine Menge versteckter Schäden zu Tage, von daher darf man gespannt sein wie lang die Ausstellung die Prinzessinen noch entbehren muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Endell ()

  • .... jetzt wo ich ich Deine Zeilen so lese mein lieber Endell... fällt es mir wie Schuppen von den Augen... Du hast diese längst verschollen geglaubte Episode meines Lebens wieder freigelegt. im wahrsten Sinne des Wortes. Neulich war's, 1986 im März. Gerade hatte ich mein Studium begonnen, Ich stand recht verloren in einem riesigen Raum, ca. 45 qm und ca 4,50 m hoch, auf einer sehr langen, wackeligen Leiter. Erst einige Tage zuvor hatte ich diese Räumlichkeit, die mit einer immensenen 2-flügeligen Schiebetür von einem ebenso großen Raum getrennt war, für schlappe 250 Mark angemietet. Dieser verfügte zwar über einen glasbedachten Balkon, dafür hatte mein Raum Südlage und das erste warme Märzenlicht streifte mein Gesicht. Während ich auf dieser Leiter mit einem Teelöffel in der einen Hand und einem feuchten etwas müffeligen Schwamm in der anderen Hand bewaffnet, versuchte das überbordende, fast nicht mehr kenntliche Rankenwerk mit ettlichen Farbschichten überzogene und von Ruß und Ofenheizung vergilbte Stuckwerk, von diesen Zeitschichten zu befreien und ganz nach der Manier, wie Du sie mit Deinen einfachen Worten so treffend beschrieben hast. Die sehr unkonfortable Haltung und dieses ständige überkopfarbeiten waren sehr mühsam und erschöpfend für mich als ungeübten Stuckrestaurator, das Ergebnis jedoch entschädigte für all diese erlittene Pein, ungemein.

    Dank Dir und Deinen Zeilen zu diesen beiden verschollenen Prinzessinnen, darf ich jetzt die Schmerzen nocheinmal durchleben mit einer gewissen nostalgischen Süße verbrämt die solchen Erinnerungen zu eigen ist ....

    es wäre übertrieben zu behaupten, dass dieses singuläre jedoch nachhaltige Ereignis mein zukünftiges Verhältnis zu Stuck und Ornament, nachhaltig geprägt hätten ...

    Endell. sind wir letztendlich womöglich verwandte Seelen gar ...?

    Du hast so recht, keiner kann das empfinden, der das durchlitten und gefühlt hat was wir empfunden haben beim Reinigen dieses Stucks!

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Weiß Jemand ob die Bodenplatten der FKirche original Schinkel sind ? Oder sind die mal ausgewechselt worden ?

    Die rötlich quadratischen Fliesen passen so gar nicht in den nahezu perfekt gestalteten Raum.

  • Der Fußboden war durch die Bombardierung zerstört, eine Aufnahme von 1962 findet sich in „Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin Beiheft 22“ . In den 1980er Jahren wurde im Hinblick auf die museale Nutzung eine Fußbodenheizung eingebaut und der Boden erneuert. Das jetzige Bild ist eine Rekonstruktion nach der Schinkelschen Idealperspektive, die Farbe des Marmors und die Verlegung entsprechen dem Vorkriegszustand.