Projekte in der Altstadt

  • Bin auch positiv angetan von der strukturierten Fassade. Nur leider wird man sie nie so sehen können, denn diese Seite liegt ja in der Filserbräugasse, die gefühlt 2m breit ist. Die linke Schmalseite befindet sich in der Weinstrasse, die rechte Seite weisst zur Domrückseite, evt hat man von hier eine Schrägsicht auf ein grösseres Fassadenteil.

  • 8 / 10:

    Die Visualisierung wirkt etwas matt, da keine Schatten integriert wurden, aber das Ergebnis dürfte sich in der Realität wirklich sehen lassen. Endlich mal kein banaler Renditekasten, wie sie gerade in den Fußgängerzonen schon so viele stehen. Endlich ein Gebäude mit Wiedererkennungswert, mit Charakter. Auch wenn es keine "echte" Rekonstruktion ist - die würde wohl das Budget bei weitem sprengen - und ich das Attribut "kitschig" wie es Iconic ausdrückte, schon auch nachvollziehen kann (Kitsch ist für mich aber keineswegs nur negativ), sehe ich es in Summe wie Odysseus. Starke optische Stadtreparatur an dieser Stelle (vorderer Teil, der hintere war vorher schon gut). Bitte mehr davon. Was fehlt sind allerdings Sprossenfenster.

  • Die Kubatur gefällt mir gut, aber die Fassade ist nach wie vor ein No-Go.


    Wen das Kitsch ist, dann sind ganz Paris, Venedig, Wien, Budapest und Barcelona Kitsch.


    In den genannten Städten sind solche Fassaden aus echtem Stuck und wurden nicht mit so einer improvisierten Nachkriegs-Bemalungstechnik gestaltet. Von daher finde ich es angebracht das als Kitsch zu bezeichnen - hier wird mit einer billigen Technik eine historisierende Fassade vorgetäuscht.

  • ^


    Nur am Rande: Sgraffito ist weder eine "improvisierte Nachkriegsbemalungstechnik", noch billig.


    Jedem seine Meinung, aber Fakten verdrehen muss man nicht...

  • Na ja, letztlich ist es tatsächlich Geschmackssache. Mit

    Paris, Venedig, Wien, Budapest und Barcelona

    hat dieser Stil aber wohl wenig gemein, auch wenn ich kein Bauhistoriker bin und es somit nicht endgültig beurteilen kann. Und falls aktuell in diesen Städten ähnliche Projekte realisiert werden, empfände ich diese ebenso fragwürdig. Diese Bemalungstechnik mag aufwendig sein, auf mich wirkt es in der Visualisierung eher billig und unbeholfen, da gebe ich Jai-C recht.


    Dann bin ich einfach mal gespannt, vielleicht wird es ja im gebauten Zustand stimmiger aussehen als auf der Darstellung in der SZ. Letztlich wird der Neubau aber ohnehin nicht weiter auffallen, da er rundherum von dichter Bebauung umgeben ist...vielleicht ist das dann auch besser so ;)

  • Von daher finde ich es angebracht das als Kitsch zu bezeichnen - hier wird mit einer billigen Technik eine historisierende Fassade vorgetäuscht.


    Das ist schon eine ziemlich steile These. Sgraffito ist ein extrem aufwendiges Verfahren, dass gerade in mühevoller Kleinstarbeit im Residenzschloss im Großen Schlosshof in Dresden rekonstruiert wird. Billig ist daran genauso wenig etwas wie kitschig, es ist vielmehr sehr alte Handwerkskunst, die heute so nicht mehr gemacht wird, weil es schlicht niemand mehr bezahlt. Vielleicht sollte man sich erst mal kundig machen, bevor man so vernichtende Urteile fällt.


    Hier mal das Beipiel aus Dresden:
    https://de.wikipedia.org/wiki/…Schlosshof-NW-Fassade.jpg


    Billig und kitschig ist anders!

    2 Mal editiert, zuletzt von Odysseus ()

  • iconic:


    Klar ist es eine Frage des Geschmacks. Der eine findet es erfrischend anders, der andere eben kitschig. Alles legitim :).


    Nur wenn die Sgraffito-Technik wie von Jai-C als billig (nicht billig wirkend) bzw. als Bemalungstechnik (es ist eine Kratztechnik) bezeichnet wird, dann stimmt das halt einfach nicht. Wo, wenn nicht in einem Architekturforum, sollte Wert auf solche Unterschiede gelegt werden :D?


    Hier ein Beispiel zur Technik mit zwei Farbschichten: https://youtu.be/4K86nldey-0

  • Ihr habt Recht, Sgrafitto ist sicher nicht billig was die Kosten angeht. Es ist für mich eher billig wirkend im Vergleich zu Stuck, den man früher in München verwendet hat. Die Sgrafitto-Technik kann auch sehr aufwendig und hochwertig wirken, wenn damit tolle Bemalungen wie in Dresden erzeugt werden.


    Was mir nicht gefällt ist, dass man Sgrafitto nutzt um klassische, plastische Stuckelemente anzudeuten (wieso dann nicht gleich selbige verwenden?). Ich bin skeptisch ob das in Realität gut aussehen wird - lasse mich aber auch gern vom Gegenteil überzeugen.

  • Was mir nicht gefällt ist, dass man Sgrafitto nutzt um klassische, plastische Stuckelemente anzudeuten (wieso dann nicht gleich selbige verwenden?).


    Auch das hat man früher oft so gemacht, auch in den südlichen Ländern. Einfach mal im Internet etwas stöbern.


    Ich halte nichts davon, die eine Sache mit der anderen zu vergleichen, weil es zwei völlig verschiedene Techniken sind mit völlig anderer Herangehensweise. Eine gute plastische Wirkung mit Sgrafitto zu erzielen ist viel schwieriger als mit Stuck. Das erfordert viel Erfahrung, Handwerkskunst und Wissen. Und das ist das einzige, was dieses Projekt am Ende blöde aussehen lassen könnte, eben wenn man es nicht fachgerecht macht.


    Hierzu hat man aber extra Studien durchgeführt und eine Musterfassade erstellt. Wer möchte kann sich hier informieren: https://www.abendzeitung-muenc…e9-a395-b8352508ab21.html


    Ich war auch erst etwas skeptisch, ob man das hin kriegen kann, aber ich finde die Musterfassade sehr überzeugend und ich finde auch, es passt zu München. Und ferner bin ich auch der Meinung, dass es sich lohnt, so etwas mal auszutesten. Auch Bauten mit Stuck gibt es in München genug, geben wir dem Ganzen doch mal eine Chance!


    Dass in München auch manchmal Dinge mehr Schein als Sein sind, zeigt exemplarisch auch die Münchener Residenz.
    https://de.m.wikipedia.org/wik…esidenz,_M%C3%BCnchen.jpg

  • https://www.wa.de/deutschland-…-11842610.html?cmp=defrss


    Hier gibt es eine Ansicht der Fassade an der Weinstrasse. Sollte die später tatsächlich so aussehen, bin ich doch nicht mehr so begeistert, wie ich gestern noch war.
    Leider sieht es sehr kulissenhaft aus, weder modern , noch historisch. da frage ich mich jetzt, warum dann nicht gleich den richtigen Stuck, statt mit viel Geld was aus dem Putz zu kratzen . Evt würden auch Sprossenfenster schon helfen.um mehr "Historie" zu erzeugen. So sieht es für mich aus, als hätte man vor eine Glasfassade ein bemaltes Kulissenteil gestellt.

  • Ich denke, es kommt nicht darauf an, ob eine Technik alt oder neu ist, ob sie lange nicht mehr im Gebrauch war oder stetig genutzt wurde oder ob sie billig oder teuer ist. Von Belang ist alleine das Resultat. Das kann Gefallen oder nicht.


    Vielleicht wirkt es in Realität tatsächlich Kulissenhaft. Aber lieber ist etwas ansehnlich kulissenhaft als "authentisch" aber dafür langweilig und fad wie die immmergleiche Investorenarchitektur, die sich leider schon zu oft in der Innenstadt breit gemacht hat.

  • Ich fand schon die erste Visualisierung nicht überzeugend. Die Fassade kommt nicht richtig zu Geltung, sie wirkt wie Pappe. Ähnlich die zweite Ansicht.


    Dagegen sieht das Testmodul (vgl. AZ Link oben) gleich viel plastischer und gefälliger aus, und darauf kommt es letztlich an.


    Sehe es wie Odysseus, einfach abwarten und dem Gebäude eine Chance geben, bevor vorschnell (noch teurerer) Stuck etc. eingefordert wird. Wie derzberb schon sagt, im schlimmsten Fall wirkt es eben kulissenhaft, mMn immer noch weit besser als ein weiterer Weißputzflachdachrasterfensterkasten (dem DAF ist das Wort wohl zu lang).


    Das grelle FC Bayern Logo über dem Eingang ist jetzt nicht optimal, aber dafür kann das Gebäude nichts.

  • Leider sieht es sehr kulissenhaft aus, weder modern , noch historisch. da frage ich mich jetzt, warum dann nicht gleich den richtigen Stuck, statt mit viel Geld was aus dem Putz zu kratzen . Evt würden auch Sprossenfenster schon helfen.um mehr "Historie" zu erzeugen. So sieht es für mich aus, als hätte man vor eine Glasfassade ein bemaltes Kulissenteil gestellt.


    Ganz genau so sehe ich das auch, es ist kaum ein Unterschied zu aufgedruckten Fassaden, die man teilweise an Baugerüsten finden. Das schlimmste daran: Diese Sgrafitto-Technik ist sicher nicht preiswert zu haben, für etwas mehr Geld könnte man auch echten Stuck haben und keine Bemalung mit künstlichem Schatteneffekt usw.


    Womöglich traut man sich schlichtweg nicht so eine Fassade tatsächlich mit echtem Stuck zu bauen, das wäre ja (oh wie furchtbar) nicht ausreichend modern. Stattdessen gibt es eine Fake Stuckfassade, die am Ende keinem gefällt. Aber warten wir gerne bis Fakten geschaffen wurden - ich bleibe skeptisch.


    Dass in München auch manchmal Dinge mehr Schein als Sein sind, zeigt exemplarisch auch die Münchener Residenz.
    https://de.m.wikipedia.org/wik…esidenz,_M%C3%BCnchen.jpg


    Soweit ich weiß war das schon damals ein Provisorium um Geld zu sparen. Man hatte geplant das irgendwann mit Stuckelementen zu ersetzen... dazu kam es leider nicht. Das Ergebnis finde ich in diesem Fall übrigens ebenfalls nicht besonders, auch wenn es historisch ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Jai-C ()

  • Kennt jemand Zahlen wie teuer Sgrafitto-Technik im Vergleich zu Stuck ist?


    Generell will ich mal das Ergebnis abwarten. Was ich bisher gesehen habe, überzeugt mich nicht.

  • Mir gefällt der Hild-Entwurf mit der Sgraffito-Fassade sehr gut, eine willkommene Abwechslung zu den immer gleichen Investorenbunkern in der Altstadt! Mein einziger Kritikpunkt sind die Fenster, hier sollte man unbedingt welche mit Sprossen verwenden.

  • Zitat Jai-C:
    Diese Sgrafitto-Technik ist sicher nicht preiswert zu haben, für etwas mehr Geld könnte man auch echten Stuck haben und keine Bemalung mit künstlichem Schatteneffekt usw.


    Die Antwort auf LugPaj Frage interessiert mich auch. Du scheinst ja zu wissen, wie hoch der Kostenunterschied zwischen Sgraffito und einer richtigen Fassadenrekonstruktion ist.

  • Ein, wie ich finde sehr gelungener Umbau in der Kreuzstrasse. Solche Markisen sollten viel mehr verwendet werden, nicht nur graue Rollos.



    Bild von mir

  • Lindwurmstraße 1:

    Legat Living plant in der Lindwurmstraße 1, also direkt am Eck zum Altstadtring den dreigeschossigen, älteren Bestandsbau abzureißen und durch ein Geschäftshaus zu ersetzen, wobei die Höhe der Nachbarbauten erreicht wird.


    Lage: https://www.google.de/maps/dir/48.1328524,11.5658727/Lindwurmstraße+1,+80337+München/@48.1333677,11.5659326,77a,35y,180h,39.35t/data=!3m1!1e3!4m9!4m8!1m0!1m5!1m1!1s0x479ddf592f46061b:0x819018284083df5c!2m2!1d11.5657772!2d48.1328069!3e0



    https://www.legat-living.de/projects/lindwurmstrasse/

  • Wow, das gefällt mir richtig gut :daumen: Interessant, mit diesen schrägen und gewölbten Glasdächern - das könnte ein echter Eyecatcher am Sendlinger Tor Platz werden. Gut finde ich auch, dass hier Wohnraum und anstelle eines weiteren Bürogebäudes realisiert wird.

  • Klasse. Dem "wow" von Iconic kann ich mich nur anschließen.


    Das ist mal wieder ein Projekt, auf das man sich freuen kann.


    Und es ist ein gutes Beispiel, wie man nur mit ein wenig Raffinesse eine graue Rasterfassade doch zum Hingucker machen kann.


    Ich hoffe nur sehr, die Stadtgestaltungskommission schreitet nicht wieder ein :-/