Potsdam: Postmoderne in der Altstadt

  • Potsdam: Postmoderne in der Altstadt

    I den nächsten Jahren kommen etwa 40 Parzellen der sog. "Potsdamer Mitte" auf den Markt, die kleinteilig im Massstab der vorhandenen Altstadt bebaut werden sollen. Grund genug einmal zu schauen, was nach 1990 innerhalb der Alt- und Neustand (also innerhalb der ehem. barocken Stadtmauer) neu gebaut wurde. Das Thema "Soll DDR-Moderne abgerissen werden oder nicht?" gehört ausdrücklich nicht hierher.


    Ich mache einmal den Anfang mit einem Gebäude aus der Friedrich-Ebert-Straße, dass im Rahmen eines Wettbewerbes vergeben wurde:



    Frontfassade an der Friedrich-Ebert-Straße



    Gutenbergstraße mit seitlicher Erschließung

  • Erdgeschoss und erster Stock koennten als vereinfachter (entstuckter) Altbau durchgehen. Das Dach mit der Roehre und der psychodelische Treppenaufgang wirken auf mich so, als ob der Architekt entweder auf Droge war, oder einen Kontrast als Protest gegen die Gestalltungssatzung erheben wollte.


    Insgesamt wollte sich der Architekt wohl herausheben und sich nicht einbinden in die Umgebungsbebauung. Schaetze das Ego vieler Architekten ist wohl das Hauptproblem, wenn es darum geht Brachen in vorhanden Altstadt-Bereichen zu bebauen.

  • Das Dach ist schon etwas seltsam, aber so hat man es geschafft, dass an beiden Straßen die Traufhöhe mit den Nachbarhäusern übereinstimmt. Nicht, dass man das sicher auch anders hätte lösen können. Insofern finde ich das Ergebnis akzeptabel. Allerdings sollte man mal etwas gegen die Moosbildung tun. Diese Treppe ist aber wirklich unansehnlich. Ist das macchiatofarbene Haus daneben auch ein Neu(erer)bau?

    2 Mal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Nein, alle umgebende Bauten sind original 2. barocke Stadterweiterung. Das Schlimmste an diesem Haus, meine ich, sind noch nicht mal die unterschiedlichen Dachfirsthöhen mit der runden Gaube. Das ist noch irgendwie erträglich. Viel schlimmer ist der Irgendwas-Licht-Aufsatz-Keil der aus dem Dach und Haube heraus ragt. Der ist aus der gezeigten Perspektive nur schlecht zu sehen: das ist der schwarze Riegel oberhalb der Gaube. Was das sein soll, wie man das benutzen oder bedienen soll, wozu das taugen soll, erschließt sich mir seit 20(?) Jahren nicht.
    Grüße Luftpost

  • Die nächsten Bauten sind 2003 im Zusammenhang mit der Sanierung des ehem. Kaufhauses "F. Schwarz" in der Brandenburger Straße zur Karstadt-Filiale in der Jägerstraße errichtet worden. Die Fassade ist von einer postmodernen Interpretation der potsdamtypischen Architektur geprägt, wie wir sie wahrscheinlich auch bei der "Alten Post" sehen werden.


    Ein Architekt war nicht zu ermitteln.





    Das Anschlußgebäude versucht an die Typenhäuser zur Zeit FW I. anzuschließen, einen Versuch den schon DDR-Architekten in der Gutenbergstraße machten. In der Potsdamer Innenstadt sind eine Reihe von weiteren Versuchen zu besichtigen die einerseits die Form der barocken Bauten aufnehmen wollen jedoch unter massivem Zwang des "Irgendwie-anders-machen-wollen" stehen. Hier ein Beispiel:



    Daneben ein weiterer Versuch:



    Last, but not least, gibt es noch eine TG-Einfahrt. Immerhin wurde hier ein Farbwechsel gewagt.



    Eine Befassung des Gestaltungsrates der Landeshauptstadt mit den Bauten habe ich nicht nachweisen können.

  • Das Kaufhaus sieht gar nicht mal so schlecht aus. Jedoch verglichen mit barocken Nachbargebaeude sehen die postmodernen Bauten aus, wie vereinfachte Kopien. Wie gewollt, aber nicht gekonnt.
    Dennoch immer noch besser, als gewoehnliche, quadratisch, praktische, Glas- und Beton-Architektur.

  • Der nächste Bau der Moderne in der Altstadt ist das sog. Französische Viertel mit einer Blockkernverdichtung:





    Alles in allem recht trostlos und austauschbar, wie ich finde, was gebaut wird wenn man nicht an die Geschichte anschließt. Die Wohnanlage könnte genausogut am Stadtrand stehen.