Mediaspree: Entertainment District an der UBER-Arena

  • Wie jetzt? Du findest der Standort hat "Charme" ? Sag mal was ist dann die Innenstadt von Paris für Dich ? Der Himmel? Was ist denn Charme, die typischen Ketten die Du an 100 anderen Orten findest....

    ... trotz der restlichen Systemgastronomie und "Systemarchitektur" erobern sich Menschen Ihre Stadt!


    Ich will Dir auch dein subjektives Empfinden nicht absprechen - aber speziel lauf diesem Platz von "Charme" zu sprechen - mmmh da verbinde ich andere Orte mit.

    OT: Gerade 'das' Zentrum von Paris ist witzigerweise (im Gegensatz zu kleineren Städten Frankreichs) gar nicht so mein Fall, da es mir dort insgesamt zu sehr an Grün und etwas Weite/ Großzügigkeit fehlt. Aber das ist natürlich subjektiv.


    BTT: Ich differenziere hier eben zwischen Standort (= Potential) und Umsetzung (= Realisierung). Der Standort hat für mich grundsätzlich viel Charme bzw. Potential, weil er für das aufregende, moderne Berlin steht. Weil sich hier die Mauer öffnet und somit die attraktive Uferzone inklusive Bootsanleger direkt mit einem frequenzstarken Veranstaltungsort verbindet. Drum herum u.a. Clubs und die boomende Mediaspree, was demnächst auch noch durch weitere Hochhaustürme unterstrichen wird.


    Aber auch bei der Umsetzung bleibe ich bei meiner Meinung. Da wurde sehr viel richtig gemacht:

    -Backstein ist über den Uferstreifen hin ein gängiges Material

    -das Pflaster ist klassisches Berliner Pflaster

    -die schönen, großen Bäume geben dem Platz etwas Gewachsenes

    -das integrierte Wasser- und Lichtspiel ist definitiv etwas Besonderes und gerade der abendliche Blick vom anderen Spreeufer rüber zur Arena ist mE gelungen und wird künftig noch weiter gewinnen (wie das Bild zeigt, funktioniert es aber auch bei Sonnenschein)

    -die Architektur selbst ist mE teilweise solide (Backsteinbauten), teilweise etwas reizlos und langweilig aber auch nicht schrecklich oder unerträglich, zumal wenn man die Arena dazu nimmt und es insgesamt nicht zu sehr isoliert vom Umfeld betrachtet

    -die Nutzung inkl. Terrassen und

    Dachterrassen ist mE hingegen stimmig und urban

    -die einzelnen Restaurants und Unterhaltungsbetriebe ergänzen mE sinnvoll die Arena und bedienen wie diese in Summe einen sehr breiten Massengeschmack (ein Verbrechen?)


    Fazit: Insgesamt wurde hier an einem hochgradig attraktiven Standort ein gefälliges Angebot für Touristen wie auch Berliner gemacht. Und mein persönlicher Tipp wäre, dass die von Dir beschriebene Aneignung nicht gegen alle vermeintlich geschaffenen Widerstände/ Entfremdungen geschieht, sondern vielmehr das Gelingen des Konzepts unterstreicht. Für aufmerksame Beobachter des Threads ist es immerhin die nächstmildere Stufe der Kritik: So war der Platz zunächst angeblich tot (und maximal noch für Touristen/ Gäste der Arena erträglich, um schnell den Hunger zu stillen). Jetzt, wo das wohlgemerkt trotz extrem weniger Touristen in der Stadt sowie mangels üblicher Frequenzbringer wie Großveranstaltungen, Kino etc. weiterhin nicht zutrifft, erobern sich die Menschen eben ihre Stadt zurück und ertragen dabei dann (wohl unter heftigen inneren Magenkrämpfen) die schreckliche Architektur und Gastronomie. Gibt ja auch keine authentischen Alternativstandorte in der Stadt, die man ohne diese Qualen genießen könnte 😉


    Dieser Thread schafft immerhin eins: Er bringt regelmäßig ein Schmunzeln über meine Lippen. Irgendeinen Fehler findet hier immer jemand, selbst wenn man dafür kreativ werden muss.


    Edit: Die letzten Beiträge hatte ich fast verpasst. Ja, war schon schrecklich steril dort während des Lockdowns (so wie es von praktisch sämtlichen Fußgängerzonen Berlins und zahlloser anderer Städte identische Aufnahmen gab, die mangels Menschen ebenfalls gespenstisch wirkten). Ich finde ehrlich gesagt zeitgleiche Aufnahmen aus London, NYC, Sydney nicht weniger deprimierend (fast unabhängig davon, welche Stadtteile zu sehen sind: sobald keine oder fast keine Lebenszeichen zu erkennen sind, tritt der identische Effekt bei mir auf und das haben Menschen weltweit so wahrgenommen und geschildert - die Medien sind voll davon).

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Spielende Kinder an Wasserspielen wirken charmant, aber das hat wenig mit der Qualität des Platzes oder der Architektur zu tun.


    Das wird deutlich, wenn man den Platz ohne Menschen anschaut.


    Interessant, dass spielende Kinder an Wasserspielen wenig mit der Qualität des Platzes zu tun haben sollen. Ich würde ja dreisterweise genau das Gegenteil behaupten. Das Wasserspiel ist ein integraler Teil des Platzes, ebenso wie das Beleuchtungskonzept, die Pflasterung, die Bepflanzung und Bestuhlung vor, hinter und neben dem Wasserspiel, die Musik und - nicht zu vergessen - die dynamische Bespielung des Platzes mit wechselnden Installationen (Marktplatzprinzip).


    Was für mich hingegen wenig mit der real erlebbaren Qualität des Platzes zu tun hat, ist eine Aufnahme ohne Menschen während des Lockdowns, welche die Grundidee des Platzes folglich bewusst ad absurdum führt ("Ohne Menschen hat Platz A, Stadt B keine Qualität", ist mE eine ziemlich triviale Feststellung) und zudem statt irgendwelcher reizvoller Perspektiven möglichst viel Pflaster und isolierte Elemente zeigt. Weil man sich ja typischerweise auch auf einem völlig leeren Platz in solche Perspektiven begibt. Wenn ich dann mal betrachte, wie viel Aufwand und Bearbeitung Du in die fotographische Repräsentation anderer Projekte wie z.B. Suhrkamp investierst, kann man irgendwo schon von einem Foul oder bewusster Manipulation sprechen.


    Dass dann ausgerechnet die maximal getriggerte und verbal dahingerotzte Antwort ohne viel Substanz die höchste Bewertung erhält, spricht mE leider auch nicht für die jüngere Entwicklung des DAF. Das erinnert mich leider stark an Meinungsbildung á la Facebook oder Bild: Ein bewusst inszeniertes Bild, ein maximal schlecht gelaunter und möglichst knapper und inhaltsleerer aber dafür umso meinungsstärkerer Kommentar und dann möglichst viele Likes. Vergiss die Argumente und alles was Du über Diskussionskultur gelernt hast: Hauptsache Du brüllst lauter und wütender als die Gegenseite. Corona Time Discourse in a Nutshell.


    Trotzdem wage ich mal die mutige These, dass Theseus' Aufnahme repräsentativer für den Platz ist. Ich persönlich erlebe die Qualitäten und Defizite einer Stadt, wenn die Menschen sich frei bewegen und mit den Füßen abstimmen dürfen. Übrigens scheinen auffallend viele andere Menschen diesen Platz ähnlich zu sehen. Bei den Google-Rezensionen etwa liest man sehr viel Wertschätzendes. Einige gekürzte Zitatbrocken aus den ersten angezeigten Beiträgen (u.a. von diversen sogenannten "Local Guides", also Berliner Nutzern mit oftmals vielen Beiträgen über die eigene Stadt):

    -Im Sommer Wasserfontänen und im Winter Eislaufen.

    -Sitzgelegenheiten

    -toller Blick

    -Alles an einem Ort

    -Verkehrstechnisch sehr gut gelegen.

    -abends toll beleuchtet.

    -Praktisch "quadratisch" gut!

    -Sehr gelungen

    -fast jeder wird hier fündig.

    -Toller Platz - tolles Ambiente

    - Dieser Platz passt harmonisch gegliedert super in das gesamte Bild - die Arena als Blickfang !!!

    -Ein bunter Ort mit teilweise wunderbarer Atmosphäre....

    -Netter und modern gestalteter Platz mit einem Springbrunnen, der ein echter Hingucker ist.

    usw. usf. (am besten selbst mal den Link nutzen und drüber lesen)


    Die Phrase "schöner Platz" habe ich gefühlt in jedem vierten oder fünften der ca. 30 überflogenen Beiträge wortwörtlich gelesen. Ein einziges Mal las ich von einem toten Platz, ebenfalls je einmal dass der Platz attraktiv aber die Werbetafeln zu viel seien sowie den Tipp, den Platz bzw. die Gastronomie besser abseits der Großevents zu nutzen. Ein User vermutet trotz eigener Wertschätzung, dass es vermutlich eher ein Touristenhighlight als ein Ort für Berliner sei. Ansonsten viel Lob für den Platz und seine Gestaltung aber auch für die Angebote vor Ort, teils mit und teils ohne Bezug zum Platz selbst. Insgesamt gibt es eine wirklich solide Bewertung mit 4,2 von 5 Sternen (zum Vergleich: der Kollwitzplatz hat auch 4,2; Bebelplatz und Gendarmenmarkt als zwei der absoluten Favoriten der Community 4,5 respektive 4,6).


    Auch auf YouTube habe ich in den letzten paar Jahren mehrfach nachgesehen, auch weil mich manch naserümpfender Beitrag im DAF etwas verwundert hat. Ein paar Videos hatte ich daher schon mal verlinkt. Aber als Gegendarstellung zu den Lockdown-Lowlights mal ergänzend nur zwei offizielle Highlight-Videos aus dem Realbetrieb sowie ein offenbar laienhaft aufgenommenes aber dafür sehr authentisches Video in Realgeschwindigkeit und -perspektive:


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    (Ich würde hier tatsächlich von urbanem Flair sprechen und hoffe, dass ich dafür nicht wieder verbal gevierteilt werde.)


    Fazit: Mit Menschen und für (sehr viele) Menschen funktioniert der Platz offensichtlich. Wenn man natürlich bewusst alles wegnimmt, was den Platz ausmacht, kann man ihm jede urbane Qualität absprechen und damit ggf. noch im DAF etwas Schulterklopfen vom einen oder anderen Gleichgesinnten gewinnen. Was genau das demonstriert und welche Aussagekraft es für das reale Leben besitzt, muss jeder selbst bewerten. Dabei kann ich übrigens völlig verstehen, dass in einem Architekturforum sehr viel mehr Gewicht auf die Gebäudefronten gelegt wird und diese in dem konkreten Fall keinen tosenden Beifall ernten (wobei die Backsteinbauten mE nichts falsch machen und man die anderen Bauten mit dem Beleuchtungskonzept denken muss, so wie auch die Terrassen und Dachterrassen zur Gestaltung gehören). Aber der suggerierte oder fast schon krampfhaft bemühte Kausalzusammenhang von der banalen Architektur auf die vermeintlich fehlende Qualität, Urbanität u.ä.m. des Platzes tritt so real einfach nicht ein - und das könnte man irgendwann zumindest mal akzeptieren (vielleicht sogar, ohne die Menschen vor Ort als geschmacklose, eindimensionale Konsumzombies abzutun). Ich kann mich kaum erinnern, dass ich mich mal so hartnäckig für ein Projekt eingesetzt habe (zumal ohne Bezahlung) und es muss auch nicht jeder meine Meinung teilen. Aber fair und sachlich begründbar sollte die Kritik dann schon bleiben.

  • Wenn ich dann mal betrachte, wie viel Aufwand und Bearbeitung Du in die fotographische Repräsentation anderer Projekte wie z.B. Suhrkamp investierst, kann man irgendwo schon von einem Foul oder bewusster Manipulation sprechen.

    Wir nehmen die Qualität dieses Platzes und der Architektur fast diametral unterschiedlich wahr. Ich kann damit gut leben, da solche Auseinandersetzungen einen spezifischen Reiz eines solchen Forums ausmachen. Da wir das bereits früher ausführlich debattiert haben, möchte ich hier nur die zitierte Unterstellung richtig stellen: Ich habe die Bilder so gut es geht zu verbessern versucht, nicht anders als andere Bilder auch, was wegen der etwas widrigen Lichtverhältnisse (starker Kontrast zwischen Licht und Schatten durch die bereits tief stehende Sonne) nicht ganz leicht war. Das war auch der Grund, warum ich sie im März nicht hochgeladen hatte. Immerhin geben sie aber den tristen Eindruck, den ich vor Ort hatte, gut wieder, ebenso wie das weitgehende Fehlen von Menschen einen ablenkungsfreien Blick auf die Architektur der an der Arena angrenzenden Gebäude ermöglicht.

  • ^Das kann man so einfach nicht stehen lassen, zumal Du die Bilder ja explizit mit Deiner Bewertung der Qualität des Platzes(!) verbindest. Aber selbst die reine Architektur wirkt so mE nicht "unverstellt", sondern eher inszeniert. Neben den angesprochenen kalten Lichtverhältnissen arbeiten eben auch die Perspektive (maximale Pflasternähe, kaum Details) und natürlich das Fehlen der Menschen und der Bespielung gegen die Wirkung des Platzes und der Gebäude. Bei vielen Neubauprojekten liest man: "Bei besserem Licht und mit angewachsener Bepflanzung, Eröffnung der Gastronomie etc wird es sicher anders wirken." Und natürlich weisen Deine Suhrkampbilder absolut nicht nur bessere Lichtverhältnisse auf, sondern die Wahl der Perspektiven und das Auge für Details ist ein völlig anderes.


    Wenn man etwa der Aufnahme von Theseus die Wärme, das Wasser, die Schirme und die Menschen nimmt und dann ggf. noch den Zoom verändert, wird es ähnlich dystopisch. Aber das Gleiche kann man ähnlich auch für jeden anderen Platz erreichen, weshalb ich ja die Lockdown-Videos von anderen Städten verlinkt hatte (die zumindest teilweise sogar noch sehr viel ästhetisierter arbeiten als Deine Aufnahmen). Speziell beim Times Square und ähnlichen Amüsiermeilen merkt man immer, dass sie ohne Publikum sämtliches Flair verlieren. Haben sie deshalb grundsätzlich keine Qualität? Ist nur das die "unverstellte" Realität?


    Man kann die Gestaltung mE einfach nicht von der intendierten Nutzung trennen. Gerade die Videos zeigen mE gut, wie die Architektur im Realbetrieb wirkt, nämlich zurückhaltend oder auch als Resonanzfläche des Lichtkonzeptes. Und in den Rezensionen liest man dann, wie es insgesamt auf die Menschen wirkt. Da kann man natürlich immer noch diametral gegensätzliche Wahrnehmungen finden aber gemittelt ist 4,2 von 5 doch eine ziemlich eindeutige Tendenz. Wie willst Du hingegen seriös die Qualität eines Platzes bewerten, wenn Du die Wirkung auf die Vielzahl von Menschen ausblendest?

  • ^ Das kalte Licht ergibt sich daraus, dass die Bilder von März stammen und es tatsächlich kalt war :) Die Perspektive ist neutral. Und ich habe nirgends behauptet, dass der Platz ohne Menschen besser beurteilt werden könnte, sondern nur, und dazu stehe ich, dass ohne Menschen ein "ablenkungsfreier Blick auf die Architektur der an der Arena angrenzenden Gebäude" möglich wird.

  • jan85: Du wirfst ElleDeBe manipulative Berichterstattung vor, bemühst aber Google Rezensionen, die bekanntermaßen gekauft unter Umständen gefälscht werden. In Deiner Beschreibung hat der Platz " große schöne Bäume" und eine tolle Aussicht. Die Bäume stehen alle außerhalb des Platzes und die tolle Aussicht wird meiner Meinung nach durch den Querriegel versperrt.

    Zu den Sitzgelegenheiten möchte ich anmerken, dass es keine Sitzgelegenheiten gibt, die nicht einer der Gastronomien gehört. Also: nix konsumieren, nicht sitzen (theoretisch zumindest, einige der Gastronomen sehen das nicht ganz so eng...)

    Und dass alle verlassenen Plätze mehr oder weniger spooky sind würde ich so nicht sagen, der Markusplatz in Venedig ist selbst in Hochwasser und verlassen ein eindrucksvoller und schöner Platz weil er ein architektonisches Gesamtkunstwerk ist.

    Ich habe den Mercedes Platz mittlerweile mehrfach und mit verschiedenen Besuchern besucht und die Reaktion war so unterschiedlich wie die Kommentare hier im Thread. Meine Nichten und Neffen fanden das ganze cool, wir haben Burger bei 5 Guys gegessen und sind dann zur Spree runter, alles gut. Andere wollten möglichst schnell weg, weil ihnen die Durchkommerzialisierung nicht gefiel und die Architektur... Die Rooftop Bar im Sommer mit Blick auf die Spree kann wiederum schon Spass machen...

    Ich frage mich nun, womit kann ich den Platz von seiner Funktion her eigentlich vergleichen und komme da nun auf die Umgebung von z.B. der Arena in Köln und dem Stockholm Globe weil es dort ähnliche Konzepte und ein ähnliches Erleben gibt, und da schneidet im Vergleich der Mercedes Platz am Besten ab.

  • Ich bin ein Freund des MB-Arena Designs und kann dem neuen Platz zu Nachtzeiten durch das viele Bling-Bling auch etwas abgewinnen.

    Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die grauen Blöcke des Platzes plus massen-orientierter Gastronomie tagsüber seelenlos wirken.


    Man darf auch nicht die anwesenden Besucher als Kronzeuge für den "Erfolg", respektive die Attraktivität, heranziehen um die Architektur zu bewerten. Denn in erster Linie ziehen die MB Arena und die East-Side-Gallery die Touristen. Nicht der Platz an sich, der ist nur Nutznießer der auch vorher schon hochfrequentierten Gegend.


    Wer den faden Bauklötzchen die den Platz einfassen Flair zuspricht, der mag auch Knäckebrot mit Senf und Schnaps zum Frühstück.

  • TwistedRoad Insgesamt kann ich Dir in vielem zustimmen, speziell bei der wenig aufgeregten Gesamteinordnung.


    Auch bei den Googlerezensionen magst Du teilweise Recht haben. Aber einige der User haben hunderte oder gar tausende Beiträge mit sehr abweichenden Bewertungen abgegeben, was eine gekaufte Bewertung zumindest unwahrscheinlich macht. Bei anderen wirken schon Grammatik und Rechtschreibung nicht gerade professionell gekauft. Zudem wird der Platz ja auch real überprüfbar entsprechend gut frequentiert und gerade das untere, nicht professionell erstellte Video spricht mE für sich, was die Stimmung vor Ort angeht.


    Bei den anderen Punkten (insbes. Sitzmöglichkeiten/ Kommerzialisierung/ Bäume und Blick) liegt Deine Kritik mE wohl vor allem auch daran, dass Du den Gesamtkomplex offenbar (trenn-)scharf unterteilst. Wenn man die Flächen wie ich und offenbar auch viele der Rezensenten integriert wahrnimmt, relativiert sich das erheblich.


    In den Videos kann man ganz gut sehen, dass der Platz mit dem Wasserspiel praktisch rundum von Sitzgelegenheiten eingefasst ist. An den Seitenflanken ist dies in der Tat die kommerziell genutzte Bestuhlung der Gastronomie (ebenerdig und erhöht). Zwischen Spree und Wasserspiel sowie zu beiden Seiten am Arenaende wird dies jedoch auch noch ergänzt durch lange Bänke zwischen recht hohen Bäumen. Zudem stellen und setzen sich die Menschen auch direkt um das Wasserspiel, ohne dass dort jemand vertrieben wird (mE ist es sogar wiederholt in den offiziellen Werbeaufnahmen zu sehen). Das gesamte Wasserspiel ist zudem begeh- und erlebbar. Wasser, Licht und Musik können demnach auch kostenlos erlebt werden. Das Ganze ist mE grundsätzlich nicht stärker durch kommerzialisiert als die meisten Geschäftsstraßen, darunter auch diverse Straßen im angesprochenen Pariser Zentrum mit ihren Straßencafés etc.


    Ebenso gibt es für den Passanten ja viele mögliche Blickachsen, von denen nur einige gestört werden. Der spreenahe Raum zwischen den Backstenbauten bietet neben Bäumen und Bänken einen unverstellten Blick und selbst im hinteren Areal kann ja u.a. der von Dir genannte Blick von den Dachterrassen gemeint gewesen sein (da kann man nur spekulieren aber ich würde diese Wahrnehmungen zumindest nicht kategorisch anzweifeln/ als unmöglich betrachten).


    Zuletzt betone ich gerne noch einmal, dass ich hier selbst keine architektonische Offenbarung erkennen kann und gerne mehr gesehen hätte bzw. mir einiges von den Türmen verspreche, die auch auf den Platz wirken werden. Die Architektur würde ich als unauffällig bezeichnen. Sie fügt sich mE ein, ohne groß zu prägen oder zu stören. Dennoch kann man einen Platz so oder so inszenieren. Und selbst Venedig empfinde ich ohne Menschen unangenehm unwirklich, speziell wenn sich die Bilder nicht durch die gelegentlichen, schon zur Folklore gewordenen Hochwasser von selbst erklären. Die weltweiten Lockdown-Szenen atmen Krisenstimmung mit der entsprechenden psychologischen Konnotation und haben mE höchstens noch einen gewissen romantisch-morbiden Weltuntergangscharme. Da kommt es aber auch wiederum auf die Inszenierung und Untermalung an.


    Arty Deco Flair ist eine Gesamtstimmung bzw. Wahrnehmung bei der natürlich auch das Umfeld (Arena, Spreeufer, Eastsidegallery, Hochhaustürme...) aber eben auch das Wasser- und Lichtspiel und die Musik eine Rolle spielen. Wenn ich die hinteren beiden Bauten isoliert betrachte und dann nicht mal die Gäste der Gastronomie, Sonnenschirme, Wasser etc. einrechnen darf, kann ich auch kein Flair mehr wahrnehmen und verfalle selbst in ein tiefgraues Gefühl 😉 Was das Stimmungsgefälle zwischen Tag und Abend/ Nacht betrifft, kann ich tendenziell zustimmen. Ich würde den Kontrast aber nicht ganz so krass sehen und den Tagesbetrieb gleich als seelenlos bezeichnen.

    4 Mal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • ^^Einzige Hoffnung meinerseits: Das Areal könnte durch die geplanten Hochhäuser und der zentralen Lage, so überaus attraktiv werden, dass es sich lohnen könnte ein paar dieser grauen Kisten schon in ein paar Jahren wieder abzureißen und höher und schriller zu bauen :)


    Insgesamt habe ich nämlich eh immer wieder diese diffuse "Blade Runner" Feeling wenn ich mich in diesem Bereich aufhalte - speziell wenn es neblig ist in Berlin und die riesigen Bildschirme an der MB Arena, der Warschauer und dem MB Platz hindurch leuchten. Mit den im Bau befindlichen Hochhäusern wird dieser Platz dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg alle Ehre machen - denn "schrill", passt doch ganz gut zu diesem jungen Bezirk!

  • Und ich habe nirgends behauptet, dass der Platz ohne Menschen besser beurteilt werden könnte, sondern nur, und dazu stehe ich, dass ohne Menschen ein "ablenkungsfreier Blick auf die Architektur der an der Arena angrenzenden Gebäude" möglich wird.


    Dann muss ich Dich missverstanden haben bzw. diese Einleitung der Bilder hatte ich deutlich anders interpretiert:


    "Spielende Kinder an Wasserspielen wirken charmant, aber das hat wenig mit der Qualität des Platzes oder der Architektur zu tun. Das wird deutlich, wenn man den Platz ohne Menschen anschaut."


    Das kann man so lesen, als wenn die folgenden Bilder besser die (fehlende) Qualität des Platzes und der Architektur dokumentieren sollten, weil dort keine störenden Menschen die Wirkung/ Deutung des Gebauten beeinflussen. Bei den Fassaden kann man sich vielleicht teilweise darauf einlassen, wobei ein Kino und eine Veranstaltungshalle selten ohne Kontext Eindruck schinden. Aber natürlich wirkt so ein Amüsierviertel ohne Menschen und mit runtergefahrenem Betrieb/ leeren Flächen (nur die Bildschirme leuchten weiter) leblos und surreal.

  • ^ Ja, Du hast mich wohl partiell missverstanden. Gemeint war: Der "Charme", den Du dem Standort attestiert hast, wird m.E. v.a. durch die im Foto sommerlich spielenden Kindern evoziert und dies wird erkennbar, wenn man sich den Platz und die Architektur ohne Menschen anschaut. Damit habe ich weder gesagt noch gemeint, dass dieser Platz oder generell Plätze ohne Menschen besser beurteilt werden könnten.

  • Der Vergleich mit dem Markusplatz in Venedig verbittet sich in meinen Augen. Man vergleicht ja auch keine Dose Coke mit einem Glas Domaine de la Romanée-Conti.


    Der MB-Platz ist -ganz im Sinne der Anschutz Gruppe, die sich auf Entertainment-Districts spezialisiert haben- ein Abklatsch moderner US-Amerikanischer UED's und wenn ich so abwertend "Abklatsch" schreibe, dann kann man aus der Sicht eines Architekturkritikers eigtl. dankbar sein, denn die Vorbilder aus den Staaten sind noch um einiges greller, bunter, schriller, höher und kommerzlastiger, dagegen wirkt der MB-Platz tatsächlich sogar recht fad. Mit Architektur hat das aber im Grunde weniger zu tun, genau genommen ordnet sich die Architektur hier unter. Sie nimmt sich selbst zurück, um buchstäblich Projektionsfläche (für Werbung) zu sein. Projektionsflächen sind idr in Grautönen bis Schwarz gehalten, so wie auch eine Kinoleinwand schwarz umrandet ist, um besseren Kontrast zu erzielen und deshalb sind die Gebäude auch so "unterdesignt", du sollst als Betrachter auf die Banner und Leuchttafeln gucken, nicht auf die Fassaden.


    https://www.aegworldwide.com/d…s/entertainment-districts <-


    LA Live:

    LALIVE_Hero_001222-3b64129333.jpg

    10-Year-30e22fe4f9.jpg

    Copyright@ LA Live Properties LLC


    Aktuell plant man ein neues UED in Nashville:

    screen_shot_2019_03_0cmkt7.jpg

    Copyright@Anschutz-Group


    An dem Nashville-Beispiel, aber auch wenn man sich die anderen Distrikte auf der Webseite anschaut, wird deutlich, wie sehr sich der MB-Platz in Berlin eigtl. noch zurück nimmt und wie spießig-fad (wenn man böse ist, könnte man sagen deutsch) er im Grunde geworden ist. Wenn man sich schon auf solche Kommerz-Distrikte einlässt, dann sollte man bei der Inszenierung aber auch alle Register ziehen. Das US-Geprotze&Geblinke wollte man auf Senatsseite vermeiden, ebenso wie zu viel vertikale Urbanisierung, schließlich sind wir ja hier im gediegenen Berlin und so ist wieder einmal das rausgekommen, was immer dabei raus kommt, wenn sie Berliner Politik irgendwo einmischt: Nichts halbes und nichts ganzes.

  • Der Vergleich mit dem Markusplatz in Venedig verbittet sich in meinen Augen. Man vergleicht ja auch keine Dose Coke mit einem Glas Domaine de la Romanée-Conti.

    Ich habe auch gar nicht beide Plätze verglichen, sondern behauptet dass ein Platz wie der Markusplatz auch leer eine beeindruckende Atmosphäre haben kann, eben wegen seiner Architektur. Ohne den "Corona" Hintergrund kann man das sehr gut früh Morgens erleben, bevor der Rummel beginnt.

    Umgekehrt benötigen aber Plätze wie der Mercedesplatz unbedingt Publikum weil sie eben keine große architektonische Qualität besitzen.

    Wie Du schon ausgeführt hast, ist das Entertainment District insgesamt eben für den einen zu wenig entertaining, für den anderen zu kommerziell. Immerhin kann sich das in den nächsten Jahren noch entwickeln...in die eine oder in die andere Richtung ....

  • Mit Architektur hat das aber im Grunde weniger zu tun, genau genommen ordnet sich die Architektur hier unter. Sie nimmt sich selbst zurück, um buchstäblich Projektionsfläche (für Werbung) zu sein. Projektionsflächen sind idr in Grautönen bis Schwarz gehalten, so wie auch eine Kinoleinwand schwarz umrandet ist, um besseren Kontrast zu erzielen und deshalb sind die Gebäude auch so "unterdesignt", du sollst als Betrachter auf die Banner und Leuchttafeln gucken, nicht auf die Fassaden.


    An dem Nashville-Beispiel, aber auch wenn man sich die anderen Distrikte auf der Webseite anschaut, wird deutlich, wie sehr sich der MB-Platz in Berlin eigtl. noch zurück nimmt und wie spießig-fad (wenn man böse ist, könnte man sagen deutsch) er im Grunde geworden ist. Wenn man sich schon auf solche Kommerz-Distrikte einlässt, dann sollte man bei der Inszenierung aber auch alle Register ziehen. Das US-Geprotze&Geblinke wollte man auf Senatsseite vermeiden, ebenso wie zu viel vertikale Urbanisierung, schließlich sind wir ja hier im gediegenen Berlin und so ist wieder einmal das rausgekommen, was immer dabei raus kommt, wenn sie Berliner Politik irgendwo einmischt: Nichts halbes und nichts ganzes.

    So isses.


    Der MB Platz ist wie Cookies´n Cream von Häagen Dazs aber ohne Cookies.

  • Ich finde es herrlich wie versucht wird, die nicht vorhandene Architektur mit viel Aufwand von eineigen hier auf Teufel-Komm-Raus als hochwertig, etc. und einigen Werbevideos als hochwertig zu verkaufen. So ganz verstehe ich das nicht:


    1. Meine und Andere teilen anscheinend die Meinung (die subjektiv ist) das es billige Investmentarchitektur ist, daß muss man einfach mal so stehen lassen, die Gegenargumente finde ich "bemüht" - Ihr solltet einfach mal vom Wasser aus da vorbeifahren - unfassbar Trist!

    2. Die Wasserspiele sind der Versuch nicht-vorhandene Architektur wenigstens "Erlebnis" zur Seite zur stellen. Machen wir also folgendes: Nehmen wir die Wasserspiele weg und die Leuchtreklame (beides kein Bestandteil der Architektur im engeren Sinne). Schon ist der Platz was? Links und Rechts 2 Quader ohne das man irgendwo Schwünge, Rundungen, Zierelemente oder eine coolen Schriftzug zu finden wäre PLUS Ketten-Gastronomie die verboten gehört. Ich wüsste gar nciht mehr warum ich zur East-Side Gallery gehen sollte - oder gar dahin - diese Kaffees mit miserablen Geschmack und Fast-Food-Dreck - hier ist die Klientel also ganz klar abgesteckt...??

    3. Die MB-Arena ist für sich genommen kein schlechtes Bauwerk - aber HALT - das Bauwerk ist eine bessere Event-Halle nicht mehr nicht weniger - da erwarte ich nichts Außergewöhnliches - wenn da nicht die Location wäre - inmitten der Hauptstadt an einem der wichtigsten Orte Berlins erwarte ich etwas Anderes, zu meinen Erwartungen:

    4. Die Bauten hätten bsp. sich an der Architektur von Friedrichshain und Berlin generell anlehnen können, Klinker wird immer wieder genannt, oder man hätte angelehnt an die Hafenbauten des alten Berlins mit roten Backstein arbeiten können, kombiniert mit modernen Fassaden. Man hätte auch den sehr amerikanischen Stil durch einen europäischen Stil oder gar Berliner Stil wie vorher angedeutet realisieren können und und und - gerne bringe ich konkretere Beispiele aus Berlin oder eben Beispiele aus anderen Städten wo das ja auch deutlich "wertiger" geht, als diese billige amerikanische Erlebnisgastonomie.

    5. Seit mir nicht Böse - ich liebe Berlin - aber ich muss sagen, man baut aktuell in jeder anderen Stadt in Europa besser als in Berlin - und ich finde deshalb ist Berlin keine uninteressante Stadt und aufgrund der Größe der Stadt ist es eben einfach nur eine weitere vertane Chance Berlin "besonders" zu lassen und speziell zu sein.
    - aktuell wird Berlin von einer sehr speziellen Stadt zu einer sehr normalen Stadt geformt. Das Alleine ist traurig genug.


    Ach ja und bei den ganzen Positivbeispielen - Markusplatz in Venedig- da hat jemand schlechte Drogen zu sich genommen - oder war in seinem ganzen Leben nie in einer anderen Stadt - das ist so ein peinlicher Vergleich das es dazu hier keiner weiteren Konmmentare benötigt.


    6. Ich will aber mit etwas positives schließen. Wir haben alle die Wahl ob wir in Zukunft weiter von Investoren übers Ohr gehauen werden wollen, wenn es wieder heißt,..." hier entsteht ein Meilenstein der Architektur oder ob wir zukünftig lieber Genossenschaften den Zuschlage geben bei denen Privatinvestoren haften" - leider Konzepte die in Deutschland total unter dem Radar verlaufen - aber nun zu meinem positiven Punkt - ich glaube wenn dieser Platz mit allen Bauten fertig ist - kann das durchaus "amerikanisch kleinstäditsch" wirken!

  • Ich habe auch gar nicht beide Plätze verglichen, sondern behauptet dass ein Platz wie der Markusplatz auch leer eine beeindruckende Atmosphäre haben kann, eben wegen seiner Architektur. Ohne den "Corona" Hintergrund kann man das sehr gut früh Morgens erleben, bevor der Rummel beginnt.

    Das stimmt schon, dennoch ist der Vergleich schlecht gewählt, weil man die Qualitäten eines Markusplatzes hier zwischen Warscherstr und Ostbahnhof nicht realistischerweise erwarten oder gar in Anspruch stellen kann, da müsste man schon einen ebenfalls modernen Platz heranziehen. Das Problem ist einerseits, dass moderne Architektur idr nur gut aussieht, wenn sie auch kostspielig ist, aber auch, dass Kostspieligkeit kein Garant für gute Architektur ist. Es muss zusätzlich auch der Investoren-Wille nach guter Architektur vorhanden sein, bzw. der Wille zum Verzicht auf Teile der kurzfristigen Renditeerwartung zugunsten eines "Wettens auf langfristige Opportunitätsgewinne" durch eine (über Marktniveau liegende) Erhöhung des Gebäude(verkaufs)wertes, wobei man ja heute fast alles in Reichweite misst. Ist ein Gebäude besonders schön oder prägnant, wird es oft geteilt/fotographiert, bekommt einen Ruf und damit steigt auch der Wert.

    Funfact: Das Tacheles-Areal wäre heute weniger wert, wenn eine alternative "Anti-Kapitalismus-Szene" nicht jahrzehntelang gratis "Marketing" für den Investor betrieben und dem Gelände einen weithin bekannten Ruf verpasst hätte (wären sie schlau gewesen, hätten sie Influencer-Royalties verhandelt).


    Was wollte Philip Anschutz in Berlin? Er hat das Gelände billig gekauft, als Ost-Berlin noch die Dynamik einer Blümchentapete ausstrahlte, die O2 World (und nur die) darauf gebaut, zu einem Zeitpunkt, als sie noch quasi unrentabel war, nur um Spandau mit ihren Plänen für eine Siemens-Halle auszustechen (clever). https://www.tagesspiegel.de/be…ert-den-senat/365284.html

    Er wusste, dass man diesem toten Areal nur mit einem Highlight langfristig einen Ruf verpassen kann und der Plan ging auf, die O2 World wurde so bekannt, dass auch heute noch viele diesen Namen benutzen, obwohl sie längst verkauft und umgetauft wurde. 2012 fand dieser Verkauf statt, was beim Tagesspiegel für Verwunderung gesorgt hat. https://www.tagesspiegel.de/be…zu-verkaufen/7161646.html

    Als Resultat sehen wir die heutige Entwicklung. Hätte ein privater Investor aus den USA hier vor 17 Jahren nicht interveniert und Siemens ausgestochen, hätten wir dort heute höchst wahrscheinlich einen ähnlichen Mix wie in der Europacity, also architektonisch ebenfalls unteren Durchschnitt, aber die noch größere Langeweile. Auch heute sind es ausländische Investoren (z.B. Benko aka Signa) die wichtige Leitprojekte in Berlin anstoßen und ähnliches planen, wie Philip Anschutz, z.B. am Hermannplatz. Der einzige Berliner Investor, der tatsächlich sowas wagt ist Streletzki. Und der Senat?


    In Hamburg wollte man eine Elbphilharmonie und nun einen Elbtower, da waren Investoren Werkzeug, nicht Anstoßgeber. In Frankfurt konnte man sich immerhin darauf einigen, das Römerviertel zu rekonstruieren, was der Stadt ein neues überregionales Highlight verpasst hat. Nicht einmal das Humboldt-Forum geht auf eine Initiative des Berliner Senats zurück. Tatsächlich haben die Berliner Senate es in 4 Legislaturperioden nicht mehr hinbekommen, auch nur ein Einziges innovatives größeres Entwicklungsprojekt zu formulieren, das nicht entweder künstlich zurechtgestutzt (HH am Alex) ,von vornerein zerredet (HH am Zoo), ergebnislos herumgekaut wurde (ME-Forum, Molkenmarkt) oder an dem mit viel Geld unzulänglich herumgedoktert wird, ohne das sich grundlegend was ändert (Kulturforum). Übrigens, auch der Potsdamer Platz, das letzte große "Erfolgsprojekt Berlins" musste von Investoren gegen den Senat erkämpft werden. Viele wissen das nicht, aber der Senat wollte damals einen P.P. in Traufhöhe(!) durchsetzen. Renzo Piano und die anderen Architekten mussten sich heftig wehren, um überhaupt 100m durchzusetzen. Es gibt noch Aufnahmen aus einer TV-Doku davon, wie ein sichtlich fassungsloser Christoph Kohlbecker darüber berichtet, wie sie um jeden Höhenmeter kämpfen mussten. Zitat Kohlbecker: "Es war reine Ideologie"

  • ^ Ja, Du hast mich wohl partiell missverstanden. Gemeint war: Der "Charme", den Du dem Standort attestiert hast, wird m.E. v.a. durch die im Foto sommerlich spielenden Kindern evoziert und dies wird erkennbar, wenn man sich den Platz und die Architektur ohne Menschen anschaut. Damit habe ich weder gesagt noch gemeint, dass dieser Platz oder generell Plätze ohne Menschen besser beurteilt werden könnten.

    Dann reden wir vermutlich einfach aneinander vorbei. Denn umgekehrt hatte ich davor auch nie gesagt oder gemeint, dass die Architektur von Kino und Music Hall herausragenden Charme haben/ besonderes Flair erzeugen. Meine Aussage war und ist, dass man dem Komplex insgesamt nicht die Qualität und den Erfolg absprechen kann.


    Ich meinte zunächst, dass der Standort schon durch die Lage/ sein Umfeld grundsätzlich Charme hat - unabhängig davon, was man dort realisiert hätte: Spree mit Bootsanleger, Eastsidegallery mit Mauer(öffnung), Kiezleben, Clubs, Mediaspree mit Startups. Jede Menge also, wofür Berlin steht und zugleich auch die Speerspitze der aktuellen Dynamik unserer Stadt.


    Und ich habe auch anschließend immer wieder betont, dass ich dann zwar auch die Umsetzung besser als hier teilweise beklagt finde - ABER dass ich das nicht allein auf die Architektur (zumal von 2 Bauten) beziehe, sondern auf das gesamte Areal/ Konzept. Denn vor allem - und das scheint ein entscheidender Punkt bei den meisten Differenzen zu sein - denke ich das Anschutzareal integriert. Ich lese hier immer wieder "Der Platz profitiert vom hochattraktiven Umfeld", "Die Arena ist ganz ok/ gut...", "Die Backsteinbauten gehen eigentlich...", "Das Wasserspiel mit den spielenden Kindern hat Charme..." usw. "ABER diese beiden grauen Klötze sind (zumindest tagsüber) ganz, ganz schlimm". Und dann soll man alles Attraktive und Funktionierende wegdenken und sich bitte allein an diesen beiden Bauten abarbeiten (und teils noch daran, wer darin Essen anbietet oder dass die Bildschirme hell sind/ viel Werbung zeigen). Wenn die beiden Kästen architektonisch schwach sind, dann muss man das ganze Areal schrecklich finden und ggf. auch Menschen hinterfragen, die sich dort freiwillig aufhalten.


    Aber wer bitte erlebt denn so Stadt? Oder anders: Wer fährt in ein Amüsierviertel und betrachtet dann so lange den schwächsten Teil der Kulissen, bis er schlechte Laune bekommt? Natürlich strahlt jedes starke und jedes schwache Element auf sein Umfeld aus aber das ist doch keine Einbahnstraße, sondern ein komplexes Wechselspiel! Man muss sich also schon alle Einzelelemente (im Zusammenspiel) anschauen und es ist auch klar, dass jeder dabei einen etwas anderen Gesamteindruck gewinnt.


    Meine These zu den beiden Exponenten der Kritik ist, dass sie hier oft viel zu viel Gewicht erhalten. Sie sind meinetwegen relativ grau, bieder, langweilig aber sie machen dabei mE doch nicht genug falsch, als dass sie zu stark negativ prägen würden und sich nicht unauffällig einfügen könnten. Gerade nachts verschmelzen sie durch das Lichtkonzept völlig mit dem Rest (besonders die geriffelte Fassade der Music Hall nimmt die Lichter ganz gut auf). Und insgesamt stehlen sie der Arena und ihrem Vorfeld als tatsächliche Dominante des Areals nicht die Schau. Sie rahmen das Wasserspiel ein, nehmen die Lichteffekte mit auf, bilden den Hintergrund/ teils Untergrund für die Gäste der Gastronomie, die das Geschehen auf dem Platz verfolgen. Und natürlich bieten sie auch noch eigene Funktionen im weitaus wertiger ausgeführten Innenraum. Im Normalbetrieb sind sie funktional und unauffällig. Vermutlich nicht mehr und nicht weniger als ihnen zugedacht ist. Das kann man schrecklich finden aber scheinbar gefällt das Gesamtbild vielen Menschen und für den Rest bietet die Stadt glücklicherweise mehr als genügend Alternativen...

  • Bilder von März & von mir.

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    Diese Ansicht finde ich besonders verstörend. Das sieht aus wie ein Logistikzentrum in Brandenburg oder wie eine Ansammlung von Self Storage-Lagern. Und diese Stelen wirken wie Abluftkamine -- vielleicht sind sie das auch, aber das kann man doch auch anders gestalten. Die Schirme, die darauf hinweisen, dass hier Menschen und nicht Güter umgeschlagen werden, machen es leider auch nicht viel besser.


    Als Glück im Unglück kann man vielleicht werten, dass der "Entertainment District" gewisse Angebote wie Multiplex-Kinos, Systemgastronomie u.ä. konzentriert, so dass sich diese nicht so stark einzeln über Berlin ausbreiten. In meinem Kiez gibt es bislang nur ein Lokal einer Gastrokette, das würde sonst vielleicht anders aussehen. Anders gesagt: Man kann dieses Areal bewusst ansteuern, aber man kann auch bewusst einen Bogen darum herum machen. Ein Tourist, der die East Side Gallery besucht, wird natürlich zwangsläufig damit konfrontiert, allerdings war die Gegend (für mein Empfinden) schon immer maximal unangenehm, wozu auch die überdimensionierte Mühlenstraße beiträgt.

  • Anstatt fünf kleine LEDs hätte man besser zwei große LEDs an die Verti Music Hall und das UCI Kino anbringen sollen.


    https://www.mercedes-platz.de/mercedes-platz/daten-fakten:

    • 8 Medientürme mit je 2 Screens a ca. 10 qm
    • 2 LED Screens a ca. 88 qm an der UCI KINOWELT Fassade
    • 1 LED Screen a ca. 70 qm an der Verti Music Hall Fassade
    • 1 LED Screen a ca. 15 qm an der Verti Music Hall Fassade
    • 1 Über-Eck LED Screen von ca. 80 qm Größe an der Verti Music Hall Fassade


    In etwas so wie beim SMTown Coex Artium in Seoul: https://i.imgur.com/TXrxv2u.jpg

  • Diese Ansicht finde ich besonders verstörend.


    Das ist nachvollziehbar und es geht uns allen so.


    Also, so gar kein Müll, keine Hundehaufen, nichts, nicht mal ein paar abgerauchte Kippen, seufz. Ein schrecklicher Ort.