Boulevard Süd-West | Europacity

  • Also in der EuropaCity und auf dem Anschutzareal häufen sich in der Tat solche Neubauten. Sowas findet man aber sehr wohl auch in den genannten Städten.
    Gleichzeitig gibt es auch in Berlin mit AxelSpringer, EstrelTower, Band des Bundes, aber auch kleinere Projekte wie CantianEck, RevalerSpitze, Eisenzahn1 und co. viele andere kleinere Projekte.


    In Barcelona wird zur Zeit genauso gebaut, viele Fassaden erinnern mich ans Meininger Hotel oder ans HumboldthafenEins. In Paris und London entstehen sicherlich auch einige extravagente Sachen, aber auch viel "Stangenware".

    So pauschal kann man das nun wirklich nicht sagen.


    Auch für einige Bauabschnitte in der Europacity gab es schon relativ interessante Entwürfe, bisher wurden leider meist die mir weniger zusprechenden gewählt, aber es gibt noch viele Entwürfe die folgen werden, für die verbleibenden Baufelder und da hoffe ich noch auf eine leichte Steigerung.

  • Die hier zuvor genannten Städte haben aber im Unterschied zu Berlin insgesamt ein stimmiges Gesamtbild und reichlich Bausubstanz verschiedenster Epochen aufzuweisen.


    In Berlin wurden die Fragmente, die den Krieg sowie die Abrißprogramme der Nachkriegszeit überstanden haben, mit zahlreichen Notlösungen ergänzt. Daraus versuchte man dann eine Tugend zu machen und die Melange aus noch schwachem Wohlstand, Materialmangel und riesigem Bedarf an Neubauten hat man dann zur besonderen "Klarheit", "Nüchternheit" usw. hochgejazzt und schwups war die "deutsche Nachkriegsmoderne" geboren.


    Heute bauen wir immer noch im Stil der Nachkriegsprovisorien, obwohl wir es gar nicht mehr nötig hätten. Das ist der erste Unterschied zu diesen Städten. Der zweite Unterschied ist, dass die Deutschen bis dato jegliche Repräsentation, Prunk usw. scheuen und in Paris, London, Madrid aber auch Lyon usw. natürlich und ganz selbstverständlich versucht wird, Wahrzeichen und Extravaganz zu bauen. Solch ein mutiges Bauwerk wäre zB nirgendwo in Deutschland, auch nicht in Berlin, denkbar: http://de.wikipedia.org/wiki/B…tion_%285698669435%29.jpg - Bahnhöfe von Städten in der Größe von Straßburg kriegen in Deutschland die übliche Mausgrau-Verkehrsgrau Gestaltung verpasst, null Gestaltungswille mehr. In Frankreich und anderswo ist der Wille vorhanden - statt "Verkehrskathedralen" aus Eisenfachwerk baut man da jetzt halt zeitgenössische "Verkehrskathedralen". Aber man baut sie. Bei uns ist der Faden einfach abgerißen.


    Wir leben nicht in diesem Deutschland, wir funktionieren nur in ihm. In einer Melange aus Funktionsorten, vom Hundeklo bis zur Nahversorgung. Eine Aneinanderreihung von Funktionsräumen. Wer das Sinnliche sucht soll halt in den Urlaub fahren. Das ist die Grundhaltung, die aus jeder Ritze des Stahlbetondeutschlands der Gegenwart quillt und ganz besonders in dessen kulturellem Epizentrum, namentlich Berlin. Oder kann sich irgend jemand ernsthaft vorstellen, dass zB die Franzosen "einen Bouelvard" in ihrer Hauptstadt in dieser Form gestalten würden?


  • Gleichzeitig gibt es auch in Berlin mit AxelSpringer, EstrelTower, Band des Bundes, aber auch kleinere Projekte wie CantianEck, RevalerSpitze, Eisenzahn1 und co. viele andere kleinere Projekte.


    Na ja, es ging Towermaranhao ja um das was schon gebaut wurde, Axel Springer und EstrelTower sind aber Planungen die mich hoffen lassen, ich sehe eine kleine Trendwende, ähnlich der Wiederbestuckung.
    Das Band des Bundes gefällt mir auch, wie gesagt.
    Im letzten Post ging es dann explizit ums Zentrum, das ich architektonisch oftmals noch schwächer finde, aber weder das Cantian Eck, noch die RevalerSpitze befinden sich im Zentrum, sind aber zugegeben schon kleine Perlen des Neuen Berliner Stils(?)
    Ich bin also nicht ganz so pessimistisch was die Zukunft angeht, ich kann nur beim besten Willen nicht verstehen wie man sich zu der Aussage versteigen kann Berlin wäre architektonisch in der Oberliga und müsse sich nicht verstecken...


    Barcelona halte ich für einen schlechten Vergleich, das Land liegt wirtschaftlich am Boden, die Zeit großer spanischer Architektur ist wohl erstmal Geschichte.

  • Traurig wie man heutzutage Stadtviertel neu baut.


    Mehr braucht man nicht zusätzen.


    In der Masse kommen zwei, drei gute Entwürfe in die Realität,
    der übergroße Rest ist einfach nur einfach.


    .

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  • Rieck II

    Im Tagesspiegel wird berichtet, dass für das nördlich des Kleihues-Projektes geplanten Gebäude von Henn Architekten der Startschuss gefallen sei. 65 MEuro koste der Block und den Bauantrag habe man bereits eingereicht. Im Netz findet sich bereits eine Vermietungsanzeige.
    So soll der Trum wohl aussehen:



    (C) Henn Architekten | CA Immo


    Ein Meisterwerk an öder Monotonie.

  • ^^Das ist leider wahr. So bleibt es eine Durchgangsstraße wo sich freiwillig nicht so viele Menschen aufhalten wie auf der Visu.


    ^Die Montage ist gut!

  • Riegel sind meines Erachtens ohnehin der Tod für jegliche Art von Fußgängerleben.


    Das Problem ist hier weniger die Architektur als die Stadtplanung, die die Traufhöhe künstlich begrenzt und damit die BGF in die Breite gezogen werden muss.


    Den Archtitekten kann man natürlich Phantasielosigkeit vorwerfen (sollte man auch), das liegt halt im Architekturduktus, dass man einem Haus, das eine Einheit sein soll, nicht künstlich Kleinteiligkeit hineinmogeln will. Gilt als schlechter Stil.

  • Rieck II

    Vergisst die gestern gepostete Visu, es gibt eine neue:



    (C) Henn Architekten | CA Immo


    Großartig besser ist das aber auch nicht.


    Analog Tagesspiegel berichtete gestern Abend auch die Berliner Zeitung über die vielen Projekte in der Europacity.

  • Es müsste sich um diesen Riegel handeln:



    (C)ca immo deutschland, geschmiert von mir.


    Riegel sind meines Erachtens ohnehin der Tod für jegliche Art von Fußgängerleben.Das Problem ist hier weniger die Architektur als die Stadtplanung,[...]


    Ganz genau. Diese Überlänge ist Mist, ist aber scheinbar an der Heidestr. schräg gegenüber noch einmal in Grobplanung.
    Dass die anderen Blöcke kürzer ausfallen, lässt mich optimistisch bleiben.

  • Den Archtitekten kann man natürlich Phantasielosigkeit vorwerfen (sollte man auch), das liegt halt im Architekturduktus, dass man einem Haus, das eine Einheit sein soll, nicht künstlich Kleinteiligkeit hineinmogeln will. Gilt als schlechter Stil


    Nee, das liegt alleine beim Bauherren, welche Grundstücksgrösse er kauft und welche Typologie er haben will. Kaum ein Bauherr hat viel Geld für Fassaden übrig. Bereits kleinste Details im Fugenbild oder in der Materialität verursachen Riesige Kostensteigerungen. Die Haustechnik und die darauf spezialisierten Gewerke kosten den Löwenanteil eines Gebäudes. Ingenieure verdienen nicht umsonst weit mehr als Architekten. Und das Gebäude nur noch 3D-Raster sind liegt einfach an der Effizienz der Ausnutzung, der Kostensenkung durch sich wiederholende Bauprozesse. Mal im ernst niemand kann es sich leisten unterschiedliche Standards in einem Bürogebäude anzubieten, Mieter A hat vier Meter Decken und Mieter B nur drei Meter, Blödsinn. Man möchte FlexibilItät zu einem bestimmten Quafratmeterpreis. Also kann man Propotionalität in der Fassade oder sonstige kniffe die über Rasteritis hinausgeht vergessen. Deswegen gibts ja nur diese kleinlichen Schiessscharten und Kuboritis-Spielchen in der Architektur. Architekten wollen ihre Familie ernähren also müssen sie das Marktspielchen mitmachen. Das die Gebäude sowieso sinnlos sind und bloss ältere Gebäude leer machen ist dann das nächste. Es geht halt um Geld in Beton zu ver-werten. Daher ist das aufgerege über ein solches Investment-Gebiet recht sinnlos. Da gibts nichts besonderes zu erwarten. Das hat nichts mit den beauftragten Ausführenden zu tun, diese stehen in der Nahrungskette da ganz weit unten.

  • ^ Man braucht die Geschosshöhe nicht zu differenzieren, doch wieso ein "Hineinmogeln" differenzierter Fassaden ein "schlechter Stil" sein sollte, bleibt mir ein Rätsel. Siehe etwa das Düsseldorfer Carlsquartier mit kleinteilig differenzierten Fassaden und auch Läden im EG (bei anscheinend durchgehend gleicher Geschosshöhe) - bezeichnend, dass hier auf den Visualisierungen keine Durchgangsstraße den Löwenteil einnimmt, wo Sportwagen nur so vorbeiflitzen (wie auf den Bildern darüber) - so ist die Gestaltung auf ein Vorbeigehen statt auf Vorbeirasen ausgelegt. Dafür muss nicht mal die Gebäudehöhe (Geschossigkeit) varieren, obwohl gerade hier in der Europacity dies durchaus denkbar wäre.


    Sicher, es gibt Architekten, die für eine Revolution halten, wenn nach Jahrzehnten weißer Langweilkisten 1:1 genauso monotone schwarze Langweilkisten folgen sollten. Wenn dann auch noch eine Kistenhälfte weiß, eine andere schwarz sein sollte, für manche bricht bei dem Gedanken wohl die Welt zusammen. Die anderen sind da gedanklich flexibler. Ich könnte einige Projekte mit größeren Dimensionen und differenzierter Fassadengestaltung aus verschiedenen Städten zusammenstellen, das wäre eine sehr lange Liste.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • ^^
    Das Carlsquartier in Düsseldorf ist in einem ganz anderen Viertel beheimatet welches ein Teil der Düsseldorfer Altstadt darstellt, da verbietet sich ein großflächiger Riegel. (Die Carlstadt ist übrigens der charmantere Teil der Altstadt, wer mal nach Düsseldorf kommt...) Europacity ist doch nirgends von Kleinteiligkeit geprägt. Auch wenn eine Mischung von Arbeiten/Wohnen geplant ist wird das Viertel von riesigen Bürokomplexen dominiert werden! In den Bürohäusern sind auch keine Geschäfte o. ä. geplant, etwas Gastronomie wird sich wohl auf die dort Arbeitenden konzentrieren. ...also dass dieses Viertel ein neuer urbaner Mittelpunkt Berlins wird glaube ich einfach nicht!!

  • ^ Es gibt Düsseldorfer Wohnviertel wie LeFlair im Quartier Central oder Grafental (s. Impressionen) mit kleinteilig differenzierten Fassaden, sehr weit von der Altstadt. Jetzt sagt jemand wohl, Wohnprojekte seien hier als Vorbilder nicht geeignet. In London um den Bahnhof Victoria wirkt das Zig Zag Building durch die Zick-Zack-Form und in der Nacht interessante Beleuchtung auch für vorbeigehende Fußgänger interessant, ein anderes Bürohaus belebt die Fassade mit Lamellen in verschiedenen Ausführungen, ein Wohnblock mit bunten Platten - jedes Gebäude ganz anders gestaltet als die anderen, selbst wenn sie zu einer Projektentwicklung gehören. Die Ladenlokale im EG sind Gastronomieketten wie McDonalds oder Pret a Manger, doch damit wird das Quartier bereits genügend belebt. Es ist nicht der Mittelpunkt der Millionenstadt, dennoch lebendig genug, dass ein Passant sich dort wohl fühlt - was auch hier unbedingt angestrebt werden sollte.


    Ein besonders gelungenes Projekt in der Londoner City ist 30 Old Bailey & 60 Ludgate Hill - ein Projekt mit zwei Entwürfen in zwei etwas varierten Stilen, einer davon mit viel bunter Verglasung. Etwas differenzierte Geschossigkeit, ein Teil hat gerundete Ecken. Auch hier könnte ein Teil eine andere Fassade bekommen, selbst bei gleicher Geschosshöhe - wenn schon nicht andere Geschossigkeit und abweichende Form.
    Jemand warf mal hier ein, etwas dieser Art würde hier etwas die Kosten steigern - ein wenig vielleicht. Es kann nicht darum gehen, um jeden Preis die Kosten zu minimieren, sondern ein möglichst gutes Ergebnis/Preis-Verhältnis zu erreichen. Eine interessantere Gestaltung verbessert die Vermietbarkeit - dass so viele Jahrhunderte so viel in die Gebäudegestaltung investiert wurde, lag nicht am Drang zum Geld-Ausgeben, sondern am Kalkül. Wer im Zentrum einer Millionenstadt wie London oder Berlin bauen will, muss schon etwas Geld in die Hand nehmen, alleine wegen der Grundstückskosten.
    Ein anderer Einwand war, dass der Architekt dann etwas mehr arbeiten muss. So ist halt das Leben, man muss arbeiten. Wenn das als Last empfunden wird, hätte man was anderes studieren sollen.


    Die darüber verlinkten Visualisierungen sind zum Verzweifeln. Auf dem dritten Bild sieht man, dass die Abstände zwischen den Fenstern in der Mitte größer werden - für eine halb so lange Fassade würde es als Gestaltungsmittel reichen, hier kann die Langeweile nicht zerstreuen.

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  • Eine interessantere Gestaltung verbessert die Vermietbarkeit - dass so viele Jahrhunderte so viel in die Gebäudegestaltung investiert wurde, lag nicht am Drang zum Geld-Ausgeben, sondern am Kalkül.


    Selten solch einen Unfug gelesen. Prachtvolle Fassaden in früheren Jahrhunderten wurden doch nicht gebaut, um Vermietbarkeit zu verbessern, es gab noch keinerlei Ladenketten, Bauherr wollte beeindrucken und vielleicht im Kleinen so etwas schaffen wie ein Pharao mit einer Pyramide, oder sollte jetzt hier jemand Mieter geworden sein, der die hochpreisigeren Sneakers verkaufen wollte?

  • Mehr Visus vom Rieck II Entwurf gibt es nun auch auf der Website der Architekten.


    Endlich bekommt Moabit auch so ein schönes, großes Quartier wo man immer nur durch, aber niemals hin will.


    Die Eigentumswohnungen in dieser Architekturdystopie werden natürlich trotzdem weggehen wie die warmen Semmeln.


    Ich bin übrigens auch für eine Umbenennung. Europa-Gewerbegebiet Süd-West. Das "City" im Namen kann man bedenkenlos streichen.

  • Wenn jedes Gewerbegebiet so aussieht, soll es mir recht sein.


    Im Ernst, die Architektur wird doch ziemlich heterogen im Europaviertel.
    Sicherlich keine Weltklasse, aber für Berliner Verhältnisse ganz passabel.
    Wenn man sich die einzelnen Gebäude ansieht kann man jedenfalls nicht behaupten man hätte sich keine Gedanken über die Architektur gemacht - ob Total Tower, Hertz Zentrale, Kunstcampus, Basler Bürogebäude, Moneo usw. -
    Ich halte es für unangebracht, das einfach pauschal als minderwertig und langweilig zu bezeichnen.
    Urbanität entsteht nicht am Reißbrett.
    Darüber lässt sich frühestens in 20 Jahren urteilen, wenn das ganze Viertel fertig ist, und ich denke die Chancen stehen gut, dass es ein grosser Erfolg wird.

  • Das Viertel verdient seine Chance, und gerade ein Gebäude wie das 50 Herz hat mir persönlich Mut gemacht das es doch was interessantes werden könnte.
    Nur nach näherer Betrachtung des Riek II Entwurfes wurde man wieder einmal plump geerdet.
    Der erste Entwurf hat einen schon sprachlos gemacht, da es eine fast Nichtfassade einplante. Ich kann mir nicht helfen aber gerade bei den Visus musste ich an Jaques Tati`s Play Time denken. Ein Film der die Moderne als kühle, identitätslose und austauschbare Architektur bebildert. Schon ein wenig schaurig.

  • Da hatte der Vorgängerentwurf mit der durchgehenden Glasfassade in den mittleren zwei Geschossen aber deutlich weniger Monotonie und etwas mehr Originalität zu bieten... so öde dieser auch war, der aktuelle Entwurf ist meines Erachtens eine deutliche Verschlechterung.