Städtebauliche Planungen der DDR

  • Städtebauliche Planungen der DDR

    Hinweis RianMa: Nachstehende Diskussion in die Lounge verschoben (Originalbeitrag), da diese hier besser aufgehoben ist.


    So sah Verkehrsplanung noch Anfang der 70er aus:


  • Die DDR hätte um den Albertplatz und Neustädter Bhf. auch alles platt gemacht...
    Kann man nur froh sein, dass es nicht so weit kam.

  • ^Nicht nur um Bahnhof und Albertplatz, die gesamte Äußere Neustadt sollte abgerissen werden und anstelle dessen sollte ein typisches Plattenbaugebiet entstehen. Kann man nur froh sein das die Wende das noch verhindert hat.
    Im Film Dresden Interregnum (habe einen Link zu ner Vorschau eingebaut) hat man beeindruckende Aufnahmen von 1991 und noch beeindruckender ist was seitdem alles gemacht wurde.

  • ^ Obwohl der Ende der 1980er Jahre geplante Flächenabriss der östlichen ANTONSTADT nichts mit den Planungen der End-60er gemein hat. Es sollte in diesem Zusammenhang auch bei Weitem nicht die gesamte ANTONSTADT abgerissen werden, sondern "nur" erhebliche Teile derselben. Dabei sollten die historisch überlieferten Straßenzüge, anders als in den End-Sechzigern, erhalten bleiben, die Bebauung nicht durch Hochhaustürme, sondern angepasste Neubauten à la ("Innere") Neustadt erfolgen. Die heute vorhandenen Plattenbauten an der Bautzner und Martin-Luther Straße sowie am Martin-Luther-Platz waren hierfür Prototypen. Man beachte die teilweise zurückgesetzte Straßenfront im Vergleich zu den umgebenden Gründerzeitlern, dies diente wohl einer vorgesehenen Verbreiterung der Straßenquerschnitte.


    Gottlob ist es weder zu der einen noch der anderen Umsetzung gekommen, so dass "mein" Viertel mit Fug und Recht als das letzte noch weitgehend intakte Vorkriegsquartier der inneren Stadt gelten darf...

  • kleiner Exkurs in die Historie:
    ^ etwa Ende der 1960er-Jahre sah die Planung schon wieder völlig anders aus. Aber dieses ist gemeint, wenn von nahezu Komplettabriss der Äusseren Neustadt geredet wird.

    Ein Rest wäre zB an der neuzeitlicheren Thimäusstrasse stehen geblieben. Und die Lutherkirche. Naja, die permanente Fantasieplanerei (u.a. Hochhäuser um den 26er-Ring) war schon krass. Aber ein bißchen kommts einem bei der heutigen Konzept-Jongliererei auch manchmal so vor.


    Aufgrund der üblen Luftqualität im Tal plante man für die 1980er eine - ja man muss es fast so nennen - Teilevakuierung der Bevölkerung in den Dresdner Norden. Wenn man schon Wohnraum ohne Ende brauchte, dann wollte man es besser gleich ganz richtig machen. Riesige Plattenbaugebiete sollten nördlich der Heide entstehen - mit zugehörigen Verkehrsmitteln und Strassen.


    fotografiert in städtischen Ausstellungen

    Einmal editiert, zuletzt von Elli Kny () aus folgendem Grund: korrektur in ende 60er jahre

  • Die gezeigten Planungen sind mir vom Ende der 60er Jahre (Generalbebauungsplan 1967?) bekannt, und damit deutlich älter als Ende der 70er Jahre.


    Zu diesem Zeitpunkt verfolgte man bereits eine deutliche abgespecktere und weitgehend an den Bestandsstrukturen orientierte Lösung, wie sich exemplarisch an der ab Mitte der 1970er Jahre wiederaufgebauten Straße der Befreiung zeigt, die ursprünglich zum Komplettabriss freigegeben war.


    Insofern hatte auch in der DDR ein Umdenken weg von den Radikalplänen der sechziger Jahre stattgefunden. Die Ende der 80er Jahre geplanten Flächenabrisse waren zudem weitgehend ökonomischer Natur, da eine Neubebauung wohl deutlich billiger kam als eine Flächensanierung des zu diesem Zeitpunkt fast durchweg ruinösen Baubestandes.


    Ähnlich wurde auch andernorts verfahren (Halle, Halberstadt...), in Dresden selbst z.B. in der Friedrichstadt, wo an Schäfer- und Weißeritzstraße wertvollste Bausubstanz z.T. aus dem 18. Jahrhundert noch 1987 bis 89 komplett abgeräumt wurde, um durch Plattenbauten ersetzt zu werden. Hierzu kam es aus bekannten Gründen nicht mehr, so dass uns dort heute freundliche Brachen oder hübsche Stadtplätze willkommen heißen...


    edit: Sehe grade, neben der Timäusstraße sollte in der Brutal-Planung mein trautes Domizil auch verschont bleiben. Jubel! Viel Spaß beim Suchen!

  • ^^Das erste Bild hatte ich jetzt auch im Kopf. Falls die Pläne abgespeckt wurden, dann bestimmt auch, weil die DDR eingesehen hatte, dass sie es sich finanziell gar nicht leisten konnte, so radikal Wohnraum abzureißen. Zumindest hätte dann das, zum Glück auch nur geplante Wohngebiet Langebrück erst stehen müssen, um überhaupt erstmal Wohnraum zu haben, denn viele der Altbauten waren ja noch bewohnt.
    Aber Wende sei Dank, blieb uns "die gute alte Neuse" erhalten und weitere Pläne der DDR erspart.

  • ^^ richtig, ich habs oben korrigiert: die planung (mein oberstes bild) ist aus der zeit um den 20. jahrestag der ddr-gründung, wo auch diese SäZ-beilage zur baulichen zukunft dresdens erschien und den leuten gehörig sand in die augen gestreut wurde. das ganze war dermassen utopisch, dass tatsächlich nichts davon umgesetzt wurde. stattdessen ergab sich - richtigerweise erwähnt - auch hierzulande ein umdenken im umgang mit dem historischen erbe.


    @ antonstädter: wo du logierst, bleibt natürlich geheimnis. aber denken kann ich es mir.

  • Rückgang beim Radverkehr


    http://www.sz-online.de/nachri…m-radverkehr-2979309.html


    Von 2008 zu 2013 verringerte sich der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr von 16 Prozentpunkten auf 12 Prozentpunkte, also eine Verringerung um rund 25%.


    Die Methodik finde ich auch nicht geeignet, aber aus einem anderen Grund. Es werden Wege verglichen, völlig egal ob 500 Meter oder 15 Kilometer. Ob man die 500 Meter zum Bäcker mit dem Auto, Fahrrad, Straßenbahn, Bus oder zu Fuß bewältigt, hat auf den gesamten Verkehr eine nahezu vernachlässigbare Auswirkung, während man bei einem 15-Kilometer-Weg dann eben z.B. rund 30x so lange braucht (30 Wege á 500 Meter = 1 Weg á 15 Kilometer).


    Wenn man diese pro Kilometer-Betrachtung macht, dann kann man auch besser Wege unterteilen, wie im Artikel angesprochen. Etwa in 3 Kilometer Bus und 5 Kilometer Radweg usw...


    Und dann hat man auch wirklich eine aussagekräftige Aussage, wie viel Verkehrsleistung mit welchem Verkehrsmittel zurückgelegt wird. Was ist, wenn ich auf dem Nach-Hause-Weg von der Arbeit noch beim Sport vorbei schaue oder einkaufen gehe, was aber genau auf dem Nach-Hause-Weg liegt ohne einen Umweg - sind das dann zwei Wege oder einer? Kilometerweise kann man es genau unterteilen...


    Interessant auch, dass die absolute Zahl der Autofahrten deutlich zugenommen hat. Da der relative Anteil gleich geblieben ist, aber die Anzahl der Wege von 3,0 auf 3,5 gestiegen sind, haben die Autofahrten um rund 17% (absolut) zugenommen. Der VEP 2025 prognostiziert ja hier ganz im Gegenteil stark sinkende Zahlen. Hoffentlich verschätzt man sich da nicht und am Ende steht die ganze Stadt im Stau und verpestet mit Stop & Go die Luft.

  • Hallo,


    eine Anregung an die Moderation: Da sicher nicht nur ich die Diskussion bezüglich der neustädtischen Planspiele recht interessant fand und sie in diesem Strang vielleicht etwas deplaziert wirkt: Könnte man nicht einen Extra-Faden bezüglich des geplanten und/oder erfolgten Wiederaufbaus in der DDR-Zeit eröffnen?


    Ich habe es erstmal hier platziert, behalte deine Anregung aber im Hinterkopf. Grüße RianMa

  • ^Danke für die aktuellen Bilder!


    Bezüglich der Neubebauungs-Diskussion weiter oben: Auf dem ersten Bild rechts ist angeschnitten einer der besagten Experimentalbauten zu erkennen. So hätte evt. Mitte der Neunziger die ganze Ecke ausgesehen, noch wahrscheinlicher wäre jedoch aus meiner Sicht die absolute Sparvariante à la Schäferstraße gewesen, wir waren ja hier schließlich nicht in Ost-Berlin...

  • ^Ich denke leider auch uns hätten in der Neustadt Plattenbauten a-la WBS 70 erwartet.
    Gegen Ende der 80er wurden ja fast nur noch solche Dinger gebaut.
    Gorbitz welches glaube ich sogar noch bis Anfang der 90er erbaut wurde, das 6-Geschosser Gebiet an der Heinrich-Mann-Straße (heute schon komplett abgerissen) oder die erwähnten Bauten an der Schäfferstraße. Mit den experimental Bauten habe diese nicht mehr viel zu tun, da ging es nur noch um Wohnraum, schnell und "günstig".

  • GRUSELIG!!! Ähnliches war in der Luxusversion ja auch am Neumarkt geplant, mit zwei, drei Leitbauten dazwischen, der Funktionsbau an der Münzgasse ist ja Vorbote davon. Auch die Nordbebauung der Straße der Befreiung (Hauptstraße) fällt in diese Kategorie, da wurde ja in den End-Achzigern an der Friedrich-Eng... ähhh Königstraße noch originale Altsubstanz weggeräumt und ähnlich angepasste WBS-70-Edelplatten hingeklotzt, teilweise sogar mit Ziegeldach. Gleichzeitig hat man aber die Bombenlücke Theresienstraße/Albertplatz durch REKONSTRUKTION (!!!) eines jugendstilisierten Nachgründerzeitlers geschlossen (sogenanntes Spiegelhaus, rechte Seite), wirklich schizophren!

  • ^ ein nachbar geht bis heute - so er sich mal ins südelbische ausland wagt - stets zum platz der einheit, die strasse der befreiung lang, die-mit-drauf-brücke rüber zur uliza thälmanna. ob er am rondeel den granatenwerfenden rotarmisten vermisst, bleibt unklar. :)


    etwas angepasstere altstadtplatte gibts hier und da in thüringen und auch zB hier in halle - altstadt bzw halle -altstadt-nord. vereinzelt wurde sogar richtig toll gebaut, wie in weimar.
    aber richtig, dresden wäre nicht mal ansatzweise ostberlin gewesen, wo die metropolitan-platte aufkam.

  • Man kann ja schon froh sein das am Albertplatz "Nudelturm" oder an der St.Petersburger nicht komplett 0815-Platten hinkammen aber von Berlin wären wir ganz weit weg gewesen.
    Ich denke noch nicht mal das wir mit den "Innenstadt-Platten" von Halle hätten mithalten können.
    Vlt. lag es ja daran das wir mit Modrow und Berghofer Führungsleute an der Parteispitze hatten welche ja nun doch als "liberaler" galten als der Rest, liberaler nicht besser!!! und irgedwie war Dresden doch nur das alte Residenzstädtchen.
    Wenn man sich allein mal die "Lange Straße" in Rostock anschaut da sieht man was möglich gewesen wär und dagegen die Wilsdruffer in Dresden wo mit jedem Bauwerk die Qualität abnahm und man ihr dies auch noch heute ansieht.
    Hätte, wäre, könnte!!!

  • ^Das lag zumindest in der Endphase der dahinsiechenden Republik sicher auch daran, dass für damalige Verhältnisse "Unsummen" in die paar Prestigebauten in der Altstadt geflossen sind und für den Rest schlicht und ergreifend nichts mehr abfiel, war ja auch nur das Tal der Ahnungslosen und nicht die Hauptstadt der DDR, und internationalem Publikum zu diversen Messen musste man auch nichts vorgaukeln...

  • ^ die neuen plattenbaugebiete nördlich der heide hätten zumindest westfernsehen empfangen können.


    der gigantische wiederaufbau der semperoper kostete mE 43 mill. alu-mark. dafür kriegen wir heute quasi anderthalb kilometer autobahn oder ein neues gymnasium in bauhausoptik.


    edit: nee, quatsch: muss man ja noch durch x teilen und dann noch durch zwei für den euro.

  • ^ die neuen plattenbaugebiete nördlich der heide hätten zumindest westfernsehen empfangen können.[/I]


    Echt jetzt??? Nüschd wie hin, VMI-Stunden schrubben und eine schöne Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung bezogen in Neu-Langebrück, 12. Stock, Balkon mit Heideblick, an der Hermann-Matern-Allee/Ecke Erich-Mielke-Platz...


    Aber im Ernst: Inwieweit waren diese Planungen denn Ende der 80er noch aktuell? Schließlich hatte man ja das südwestliche Großgh...gebiet noch in Arbeit, und man ist ja vermehrt dazu übergegangen, innerstädtische Bereiche zu roden und neu bebauen zu wollen, also quasi diverse Prohlisse mitten in der Stadt aus dem planierten Boden zu stampfen. Ich kann mich zumindest nicht erinnern, dass Langebrück noch zur Diskussion stand.


    Könnte mir vorstellen, dass die damit verbundenen immensen infrastrukturellen Probleme eher abschreckten. Die S-Bahn zur Erschließung war in Dresden, anders als in Leipzig (Grünau) oder in Berlin, spätestens seit den 70er Jahren nie wirklich eine Option. Wahrscheinlich hätte man eher eine Straßenbahntrasse von der Deutschen Eiche durch den Wald gerodet. Ein S-Bahn-Ausbau mit akzeptablem Takt (also mindestens aller 10 Minuten, bei der geplanten Größe) hätte bedeutet, die gesamte völlig marode und teilrückgebaute Eisenbahninfrastruktur zumindest zwischen Neustadt und Langebrück zu ertüchtigen und viergleisig auszubauen, damit die Nesselgrundbrücke wiederzuerrichten, neue niveaufreie Ausfädelungen im Vorfeld des Neustädter Bahnhofs anzulegen, eine völlig neue Stellwerkstechnik zu installieren, geeignete Fahrzeuge zu beschaffen, usw. usf. Spätestens daran wäre die DDR endgültig kollabiert...

    2 Mal editiert, zuletzt von antonstädter () aus folgendem Grund: edit: Elektrifizierung vergessen. Die Frage steht weiter, bin noch nicht fündig geworden...

  • ^ Um noch die Frage zu beantworten, ob die Planungen Ende der 1980er noch bestanden: das kann wohl nur ein Involvierter noch beantworten. Ich denke nicht - allein schon aus besagtem Verkehrsbautenaufwand. Ausserdem bestand da ja schon eine andere Herangehensweise mit Ertüchtigung im Bestand und teilweisen innerstädtischen Flächenabrissabsichten.
    Grundsätzlich wurde aber bestimmt stets viel geplant - viel mehr als man wusste, umsetzen zu können. Vielmehr war es bestimmt auch eine Art Beschäftigungstherapie, um die Horden an ausgebildeten Leuten am Laufen zu halten.


    Was meine Bemerkung zum West-TV-Empfang betraf, ist vielmehr eine Überlegung, daß manchmal selbst Grundsatzentscheidungen auf äusserst banalen Ursachen beruhen - bis heute - und es ggf aus den Dresdner Planerzirkeln durchaus solche Hintergedanken gegeben haben könnte. Man wollte eben auch endlich mal mitreden können und nicht länger im Sendeloch verharren. Von "Oben" (also Bezirksleitung) wurde vielleicht auch so gemunkelt, dadurch die höchsten Ausreisequoten etwas in den Griff zu bekommen.


    Wie gesagt glaube ich nicht an späteres Weiterverfolgen der Nordheide-Planungen, denn allein innerstädtisch war vom Utopiaplan 1967 kaum was umgesetzt und daran hielt man (zumindest teilweise) noch fest. So waren wohl bis zuletzt Wohnhochhäuser am Sachsenplatz / Kollwitzufer noch im Rennen. Schade, dass man dazu nie mehr was ausgegraben hat. Aber man könnte ja mal (generell zu den Bauplänen) im Stadtarchiv verschwinden.