Der Römer - Frankfurts Rathaus

  • Ja, das Projekt scheint zu ruhen, obwohl seit Wochen gerüste am Rathaus stehen auch am Langen Franz.

  • Die Vorbebauung, das noch dort stehende, Mitte der Neunziger an eine Leasinggesellschaft verkaufte Technische Rathaus wurde vor ein paar Tagen zurückgekauft. Der Abriss ist beschlossen. Die Behörden ziehen 2008 aus, danach dürfte gleich der Abriss beginnen.


    Eine zügige Neubebauung kann als sicher gelten - man diskutiert nicht über das Ob, sondern über das Wie. Darüber gibt es noch keine endgültige Entscheidung.


    Solches bitte künftig in den entsprechenden Thread, und vor dem Fragen zunächst einmal dort nachlesen. Hier geht es um die Dächer der Rathaustürme.

  • Vor dem Ende seiner Amtszeit im Herbst will Baudezernent Zimmermann (FDP) die originalgetreue Rekonstruktion der Rathaustürme veranlassen. Nunmehr soll das Vorhaben durch die Stadt finanziert werden, nicht mehr durch Spenden. Das Geld soll in den Haushalt 2009 eingeplant werden. Zur Zeit wird eine Vorplanung durch das Hochbauamt erstellt, Pläne und Zeichnungen sind noch vorhanden. Die Kosten stehen noch nicht fest; vor zwei Jahren wurden einmal 3,5 Millionen Euro genannt. Mehr heute in der FNP.

  • Mal sehen ob es diesmal klappt, die Wiederherstellung der Rathaustürme hat ja schon einige erfolglose Anläufe hinter sich. Es ist auch richtig, dass die Stadt die Finanzierung in die Hand nimmt und damit für einen verlässlichen Zeitplan sorgt. Allerdings sollte man Spenden nicht ausschlagen, der Frankfurter Bürgersinn sollte genutzt werden trotz sprudelnder Einnahmen und sich füllender Kassen.

  • Super, das wurde auch Zeit... vielleicht bekommt man es ja auch hin, dass der große Turm öffentlich zugänglich gemacht wird. Von dort aus müsste man eigentlich einen guten Blick über die Altstadt haben, zumindest auf Braubachstraße und Dom.

  • Gab es nicht mal eine große Spende aus dem Bankhaus Bethmann ... oder war's doch Metzler, die genau für dieses Projekt gedacht war? Was ist denn mit dem Geld passiert? :confused:

  • Foto Rathaustürme

    Hier ist ein schöner Bildausschnitt, auf dem beide Türme im ursprünglichen Zustand um 1910 zu erkennen sind.



    Quelle: Fotopostkarte (Urheberrechte an der Fotografie abgelaufen)

  • Ich stelle hier nochmal meinen APH-Beitrag zur Herkunft des "Kleinen Cohn" ein, wen's interessiert... dass der "Lange Franz" eine Kopie des Sachsenhäusener Brückenturms ist, dürfte ja wesentlich bekannter sein.


    Der "Kleine Cohn" ist der andere, kleinere Rathausturm. Er ist ebenfalls einem realen Vorbild nachempfunden, nämlich dem berühmten Salmenstein'schen Haus. Es war ein ziemlich markantes Gebäude, das um 1350 auf (!) der zwischen 1343 und 1413 errichteten Stadtmauer im Bereich des heutigen Wollgrabens / Börneplatzes errichtet worden war. Wann genau es abgerissen wurde (vermutlich zwischen 1800 - 1810 bei der Niederlegung der Wallanlagen), fällt mir gerade nicht mehr ein bzw. das Buch, in dem es steht, aber ich habe hier mal eine gute Darstellung aus dem Merian-Plan von 1628, auf dem man das Gebäude sehen kann - den Umbau Frankfurts zur Sternschanzenfestung im Dreißigjährigen Krieg hat es jedenfalls überstanden:



    Und nochmal eine zeichnerische Rekonstruktion des bekannten Frankfurter Architekten Otto Lindheimer, die mit großer Wahrscheinlichkeit in die Entschlussfindung der Römerbau-Kommission Ende des 19. Jahrhunderts eingeflossen ist:


  • Sehr schöne Entwicklung.
    Meiner Meinung nach sollte man auch das Dach des Rathausgebäudes rechts vom langen Franz, hinter der Paulskirche wieder herstellen. Der heutige Blechaufsatz sieht furchtbar aus. Aber, ich will ja nicht zu viel verlangen.
    Ich verstehe aber auch nicht, warum die Stadt die Spendengelder nicht annehmen will.

  • Rathaus-Nordbau (Kämmerei): Dach-Rekonstruktion?

    Zu #33: Die BFF-Fraktion hat jetzt einen entsprechenden Antrag eingebracht (NR 551 vom 05.08.2007). Ziel ist ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung: "Das Dach der Kämmerei ist in den Originalzustand vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zu versetzen."


    Finanziert werden soll das Vorhaben nach Ansicht des BFF mit öffentlichen Geldern sowie Spenden aus der Bürgerschaft und von Unternehmen. Auch die Stiftung der Sparkasse von 1822 könne dafür gewonnen werden.


    Hier die Vorlage als PDF (mit Fotos): http://www.stvv.frankfurt.de/download/NR_551_2007.pdf

  • Absolut begrüssenswert.


    Anstatt erstmal komplette Rekos aus dem Boden zu stampfen, sollte man sich erstmal der bestehenden "verstümmelten" Altbausubstanz zuwenden.

  • Anstatt erstmal komplette Rekos aus dem Boden zu stampfen, sollte man sich erstmal der bestehenden "verstümmelten" Altbausubstanz zuwenden.


    Nicht "anstatt" sondern beides ist nötig.
    Ansonsten gute Neuigkeiten. Hoffen wir mal dass der Antrag auch mal angenommen wird und nicht wieder grundlos abgeschmettert wie jener zur Dom-Römer-Bebauung.
    Auf den Fotos im Antrag sieht man auch gut wie sehr die Rathaustürme verstümmelt wurden.

  • Einer der wichtigsten Blickpunkte in der noch bestehenden Bebauung, sind m.E. die alten Türme. Jetzt lebe ich seit 27 Jahren in dieser Stadt und ich habe nie verstanden, wie man solche ehemaligen Highlights so verstümmeln kann und das über Jahrzehnte hinweg auch noch so belässt. Man stelle sich vor, die frankfurter Kirchtürme hätte man mit einem Flachdach versehen. Bitte liebe Stadt Frankfurt, jetzt nicht wieder nur reden sondern handeln und setzt den alten Türmen wieder die Krone auf. Schließlich lebt Frankfurts Stadtbild von Türmen, also sollte man die Alten auch wieder herstellen wie sie waren. Bin gespannt was und wann was daraus wird.

  • Die FDP hat nachgelegt und nun ebenfalls einen Antrag mit dem Ziel eingebracht, das Rathaus-Ensemble wieder originalgetreu herzustellen. Also Rekonstruktion des Dachs des Nordbaus (Stadtkämmerei) sowie der Türme "Langer Franz" und "Kleiner Cohn" Und zwar so "wie die Bauwerke vor der Zerstörung der Frankfurter Altstadt ausgesehen haben". Hier die FDP-Vorlage als PDF.


    Schon eine bemerkenswerte Entwicklung wenn man bedenkt, dass noch Anfang des Jahrzehnts ein Wettbewerb unter anderem zum Dach des Nordbaus durchgeführt wurde und dabei ausschließlich neuerliche Verunstaltungen aus Glas und Stahl herauskamen (Beispiel).


    Auf diesem Bild ist übrigens deutlich erkennbar, wie die Türme unmittelbar nach der Zerstörung aussahen. Im Vergleich mit diesem Foto gut zu erkennen, dass auch das Dach des Gebäudes zwischen Rathaustürmen nur vereinfacht wieder hergestellt wurde.

  • Langer Franz + Kleiner Cohn

    Hat der angeführte FDP-Antrag denn mittlerweile etwas bewirkt? Gibt es überhaupt eine öffentliche Debatte, die Türme wieder aufzubauen oder hat z.Z. anderes Priorität für die Stadt? Und: Nimmt man nun die Spendengelder der engagierten Bürger an oder lässt man sich diese tolle Geste einfach durch die Lappen gehen?


    Dem Resultat des FDP-Antrages habe ich folgende Ergebnisse entnehmen können, nur: Welche Folgen hat das? Verpflichtet dieses Resultat die Stadt zu irgendwelchen Umsetzungen oder dergleichen?



    Ebenfalls einen Antrag hat ein Frankfurter Bürgerbündnis, die BFF, an die Stadt gestellt. Den gibt es hier hier nachzulesen, nochmal inklusive zweier kleiner Vergleichsbilder früher-heute.


    Und bei einem zaghaften Klick auf diesen Link zeigt sich ergänzend noch eine historische Ansicht (um 1926), die ich im Bildindex vorfand.


    Die Wiederherstellung dieses Gebäudes (vorallem der Türme) in ihrer ursprünglichen Form sollte unbedingte Priorität für die Stadt Frankfurt haben! Es ist im Stadtbild wohl kaum eine größere (und dabei vorallem recht günstige) Verbesserung zu erzielen :daumen:

  • Nach einem FNP-Artikel von heute will Planungsdezernent Schwarz das Dach des Rathaus-Nordbaus (Kämmerei) nach historischem Vorbild wiederherstellen lassen. Im nächsten Jahr sollen die Kosten ermittelt werden. Auch ist vorgesehen, das Erdgeschoss zu öffnen und dort kleine Geschäftslokale einzurichten. Schließlich soll vom derzeit kaum genutzten Westportal aus eine öffentliche Passage durch das Gebäude geführt werden, um so die vorhandenen Innenhöfe zugänglich zu machen. Dadurch soll auch das Hotel im ehemaligen Bundesrechnungshof, hierfür wurde angeblich ein neuer Investor gefunden, angebunden werden.


    Die Öffnung des Erdgeschosses durch Arkaden stand bereits 2002 zur Debatte, wurde dann aber vorerst fallen gelassen. So stellte man sich das an der Braubachstraße vor (unten die heutige Situation):



    Bild: Stadt Frankfurt am Main


    Dafür will Schwarz vorerst auf die Rekonstruktion der Rathaustürme "Langer Franz" und "Kleiner Cohn" verzichten, scheinbar aus Kostengründen. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, denn einerseits ist dieses Projekt finanziell nun wirklich nicht so fürchterlich aufwändig, als dass es sich die Stadt nicht ebenfalls leisten könnte. Andererseits kann hier auf private Initiative zurückgegriffen werden. Beispielsweise unter Federführung der Freunde Frankfurts könnten die Dächer mit privaten Spenden neu aufgebaut werden. Im Hinblick auf die jeweiligen Kosten für Nordbau und Türme wäre dies auch eine angemessene Aufteilung. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass das Zurückstellen der Turmdach-Rekonstruktion so nicht hingenommen wird und die Privatinitiative zu neuem Leben erweckt wird.

  • Die Stadt lebt auf der Straße, deswegen finde ich das Projekt jetzt hier schon wichtiger als die Turmdächer und es ist richtig, dass man das vorzieht. Letztendlich ist das eine super wichtige Meldung denn man schafft nun eine Verbindung vom Degussa-Areal-Projekt über des Bundesrechnungshofs-Projekt zum TR-Areal.
    Das ist doch absolut spitze und steht städtebaulich endlich mal in einem größeren Zusammenhang. :daumen:


    Auf die Turmdachreko hoffe ich natürlich trotzdem auch noch :D

  • Eine Wiederherstellung des Kämmereidachs wäre ja auch mit einem klaren Bekenntnis gegen das schreckliche 60er-Jahre-Aufstockungs-Flachdach verbunden. Das ist nur zu begrüßen, ebenso die Öffnung des Erdgeschosses, um etwas Leben in diesen Straßenabschnitt zu bringen.


    Allerdings hat Schmittchen Recht, dass Schwarz wohl (wieder einmal) eine Milchmädchenrechnung gemacht hat. Im Detail: ich vermute, dass der gute Mann den Vorkriegszustand schlicht nicht kennt. Wie nachfolgendes Bild (Postkarte von 1903 aus meiner privaten Sammlung, Urheberrecht dürfte erloschen sein) zeigt, ist nicht nur die recht aufwändige Dachkonstruktion, sondern auch eine Menge aufwändige Plastik wieder herzustellen.


    Ganz im Gegensatz zu den Rathaustürmen, hier wären zwar auch Sandsteinteile zu rekonstruieren, jedoch längst nicht in der Qualität und Menge. Die Rekonstruktion des Rathausdaches dürfte somit meines Erachtens schnell einen hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Millionenbetrag kosten.



    (Klicken zum Vergrößern)


    Wo man allerdings einen Investor für den ehemaligen Bundesrechnungshof gefunden haben will, ist mir schleierhaft, auf dem Mond? Es gibt tatsächlich einen Menschen auf diesem Planeten, der in diese architektonische Katastrophe investieren will? Das ist ja ungefähr so, wie als würde man in ein Outdoor-Eiscafe an der Berliner Straße investieren, die ja eine vergleichbar schmückende Hinterlassenschaft ihrer Zeit im Stadtbild ist... :lach:

  • Hoffentlich heißt bei dem Aufwand "Rekonstruktion" dann auch wirklich, dass der ganze Schmuck wieder drannkommt.
    Ein neues "Spardach" wäre, auch wenn es näher am Original als der jetzige Zustand sein sollte, nicht wirklich zufriedenstellend.


    Was den Bundesrechnngshof betrifft: Sollte die wenig zeitgemäße städtebauliche Struktur nich durch Anbauten etwas besser ins Umfeld eingepasst werden?
    Ich mag das Gebäude ja eigentlich, das bisschen Auflockerung und Feiraumgroßzügigkeit tut der Berliner Straße gut, ist jedoch schwer mit dem Rest der Umgebung zu verbinden.
    Die Berliner Straße grenzt ja auch an den Nordbau? Auf jeden Fall ist das ein absolutes Problemfeld.


    Ich kann mich jedoch nicht so ganz den Berliner-Hassern anschließen und auf die Straße und ihre Architektur in ihrer jetzigen Form einprügeln. Die aktuelle Situation ergibt sich schließlich aus infrastrukturellen Notwendigkeiten und die Architektur entspricht diesen doch so gut man es für ihre Zeit verlangen könnte. Hier wurde immer kreativ versucht die unangenehme Notwendigkeit einer Hauptverkehrsachse auf engem Raum so erträglich wie möglich zu machen. Klassische Blockrandbebaung wäre hier absolut tödlich, sowas kenne ich aus weniger teuren Straßenzügen in Berlin. Da dröhnt der Schall zwischen den Häusern nur so hin und her.
    An dieser Straße ist der Rückgriff aufs Alte keine Option. Da sollte man lieber auf zeitgemäße Beispiele für den entsprechenden Umgang zurückgreifen.


    Hier bin ich auf die zukünftige Freiraumgestaltung - auch entlang des Rathaus-Nordbaus - sehr gespannt.