'Die Macherei', ehem. Postbank-Tower (Kreuzberg | in Bau)

  • Jetzt bin ich verwirrt. Laut dem Artikel hatte Gröner, der dort angeblich "Luxuswohnungen" bauen wollte, vor, bis zu 700 Wohnungen zu bauen, zumindest war das jahrelang auf seinem Plakat zu lesen, auf dem er dem Bezirk quasi den schwarzen Peter zuschob. Jetzt hat sich der Bezirk dafür eingesetzt, dass günstiger und für "normale Berliner" gebaut wird und es sollen nur rund 310 Wohnungen gebaut werden? Das ist ja nicht einmal die Hälfte von dem, was Gröner bauen wollte. Wie kann das sein? Verkehrte Welt?! :confused:

  • Steht doch auf der vorderen Seite und in diversen Zeitungsartikeln. Das Hochhaus wird für Gewerbe anstatt Wohnen genutzt.

  • ^^Der Bezirk nimmt eben lieber 310 günstige Wohnungen als 700 teuere. Es scheint so, als würden die 310 günstigen Wohnungen über die deutlich erhöhte Kapazität von Gewerbe kompensiert.


    An und für sich keine schlechte Lösung aber: Die 700 Wohnungen die von Gutverdienern bezogen würden, werden nun nicht gebaut, was aber mitnichten heisst, dass diese Gutverdiener deswegen nicht nach Berlin ziehen. Der Druck ist da, denn der Turm z.B. wird massiv Arbeitsplätze generieren, die wieder Gutverdiener anziehen werden. Wo werden diese Menschen leben? Der Druck auf den Rest der Immobilien steigt natürlich. Mietwohnungen werden nicht mehr neu besetzt, sondern umgewandelt und verkauft. Eigenbedarfsanmeldungen steigen etc.


    Von daher ist es ein bisschen linke Tasche, rechte Tasche aus meiner Sicht. Eben Symbolpolitik.

  • ^

    Gröner hatte aber nicht mehr Bauvolumen. Wenn er mit 700 Wohnungen geplant hat und jetzt nur 310 entstehen sollen, dann macht das nun ein Minus von 390 Wohnungen und das in einem ohne Technik nur ca. 80m hohen Turm? Das ist jede Menge! Luxuswohnungen zeichnen sich ja idr dadurch aus, dass sie besonders großzügig angelegt sind, also große Räume mit hohen Decken haben. So bekommt man aber unmöglich 390 Wohnungen in den Postbankturm. Gröner kann also gar nicht im Luxussegment geplant haben, außer er wollte sich auf vermögende Liliputaner konzentrieren.


    Zum Vergleich:

    Im Alexandertower entstehen auf 29 Stockwerken (~110-120m) "nur" 377 Wohnungen und das ist tatsächlich eher "Luxus-Segment", wobei man dazu erwähnen muss, dass selbst "Luxus" in Berlin noch billig ist im internationalen Vergleich. In jedem Fall hätte ich dort lieber 390 Wohnungen mehr gesehen, als einen wiederbelebten Gewerbeturm, der auch überall sonst hätte entstehen können. Die Gegend ist ruhig, es gibt wenig Verkehr, schöne Grünanlagen, die ganze Parzelle schreit eigtl. nach Wohn-Verdichtung mit Gastro/Einzelhandels-Anteil.

  • Wenn man dort vorbei fährt kann man erkennen, dass in den Flachbauten rechts und links vom HH mit der Entkernung begonnen wurde. Jedenfalls lassen das die Container und Zäune davor stark vermuten.

  • Das nennt man dann wohl Verdichtung. So sehr ich das Projekt begrüße, aber hätte man nur 2 der neuen Blöcke die ungefähre Höhe des Expostbanktowers gegeben, müssten sie sich nicht ganz so eng drängeln. Überhaupt wäre mehr Höhendifferenzierung besser gewesen.


    2567-hau_hero-c8ikmw.jpgSauerbruch Hutton

  • Was ist denn das für eine Fassade an dem Ex-Postbank-Hochhaus? Erinnert mich an die feste Zahnspange, die ich mit 15 mal hatte. Finds zwar schön, dass Wohnraum entsteht, aber im Grunde ist das gar nichts. Aus architektonischer Sicht, ebenso wie aus städtebaulicher Sicht. Wofür haben wir eine Baukommission, wenn unterdurchschnittliche Stangenarchitektur lanciert wird? Wenn gleichförmige und gleichhohe Quader verdreht nebeneinander gestellt werden, entsteht vielleicht Wohnraum, aber so entsteht keine Stadt.


    Meine Meinung von Sauerbruch Hutton schwindet auch mit jedem Auftrag, den sie in Berlin bekommen, ein klein wenig mehr.

  • Meine Meinung von Sauerbruch Hutton schwindet auch mit jedem Auftrag, den sie in Berlin bekommen, ein klein wenig mehr.

    +1


    Sauerbruch Hutton waren einmal die größte "Berliner" Zukunftshoffnung für mich. Die neuartigen, farbigen Fassadengestaltungen aus dem Büro waren eine echte Inspiration im grauen, hässlichen Berlin....

    Einmal editiert, zuletzt von Arty Deco ()

  • Während man im Zuge des Aufstellungsverfahrens für den Bebauungsplan VI-46-1 von einer Festsetzung Ende des Jahres ausgeht, lässt die Kölner Art Invest Real Estate seit September am Halleschen Ufer die Flachbauten zu beiden Seiten des ehemaligen Postbank-Hochhauses bereits planmäßig abreißen. Der Bebauungsplan war notwendig geworden, da der bisherige Bebauungsplan aus den 70er Jahren mit dem geplanten städtebaulichen Konzept sowie dem angedachten Wohnanteil und der weiteren Infrastruktureinrichtungen nicht vereinbar war.

    Da der B-Plan gemäß des durch SauerbruchHutton aufgestellten Masterplans erarbeitet worden ist und dementsprechend viele Informationen zur Baumasse und zu den Geschosszahlen enthält, möchte ich diesen nachfolgend zeigen. Der Masterplan ist ebenfalls abgebildet, weicht an gewissen Stellen vom finalen Bebauungsplan ab und entspricht daher nicht mehr dem aktuellen Stand.


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    Quelle: Machleidt GmbH

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    Quelle: Machleidt GmbH


    Der Investor Art Invest Real Estate sowie die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Degewo bauen hier in den kommenden Jahren ein Quartier mit Gebäuden für Büronutzung, Gastronomie, Handel sowie Wohnen. Die Baumaßnahmen finden dabei gestaffelt statt. Zunächst will der Kölner Entwickler östlich und westlich des Postbank-Hochhauses drei achtgeschossige Gebäude (mit bis zu 30 m Höhe) errichten, die bis zum Frühjahr 2023 fertiggestellt sein sollen. Neben Büro und Gewerbe werden 80 Eigentumswohnungen verkauft. Das Hochhaus selbst soll erst ab Anfang 2022 umgebaut werden. Diese Maßnahme wird aller Voraussicht Ende 2023 abgeschlossen.

    Im Anschluss an diese Bauphase in erster Reihe zum Halleschen Ufer werden in einer zweiten Bauphase ab 2024 die rückwärtigen sechs Wohnhäuser durch die Degewo errichtet. Diese sollen sieben- bis achtgeschossig sein und 300 Wohnungen umfassen. Zu zwei Dritteln sollen diese Wohnungen als geförderter Wohnraum mit bezahlbaren Mieten vorgehalten werden. Eine Kindertageseinrichtung und ein Supermarkt sind ebenfalls geplant.


    Auf den Homepages der beteiligten Büros findet man nur spärlich aktuelle Informationen oder Visualisierungen zu diesem Bauvorhaben, weswegen ich nachfolgend gerne aus erster Quelle des Investors die wesentlichen Informationen zusammentrage und zumindest eine Visualisierung zeigen möchte, die in den vorigen Beiträgen bereits verlinkt worden ist.

    • Lage: Hallesches Ufer 40-60, 10963 Berlin
    • Grundstücksfläche: 31.300 m²
    • Bruttogeschossfläche: Neubau ca. 44.000 m², Bestand ca. 30.000 m²
    • Nutzung: Büro, Co-Working, Gastronomie, Einzelhandel, Wohnen
    • Stellplätze: ca. 200 Tiefgaragenstellplätze, ca. 500 Fahrradstellplätze
    • Objektplaner: ROBERT NEUN, sauerbruch hutton, Eike Becker_Architekten
    • Grundstückserwerb: 4. Quartal 2017

    Visualisierung des revitalisierten Postbank-Hochhauses:


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    Quelle: Eike Becker Architekten


    Nachfolgend einige Eindrücke der aktuellen Baustellentätigkeiten:


    img_e1411qvjqe.jpg


    Der zweigeschossige Flachbau auf der Westseite wird in Kürze fallen. Im Anschluss wird der dahinterliegende Fünfgeschosser entkernt und abgebrochen.


    img_e140909jhg.jpg


    img_e1403e0jt0.jpg


    Gemäß Bebauungsplan wird das Hochhaus in Zukunft mit einer eingeschossigen Umbauung ergänzt werden.


    img_e1407msj3c.jpg


    img_e1408nmkc5.jpg


    Der östliche Flachbau ist nahezu komplett abgebrochen worden. Der Annexbau zum benachbarten Hochhaus ist bisher unversehrt geblieben.

    Die Bauarbeiten konzentrieren sich auf die Bergung und den Abtransport des Bauschutts und sonstiger Aushubmassen.


    img_e14065gjw6.jpg


    img_e1405z8kqf.jpg

    Alle Fotografien sind durch mich aufgenommen und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.

  • Ich finde die Umgestaltung des Postbank-Towers absolut entsetzlich.

    Vorher sah das Ding aus wie ein unsanierter West-Büroplattenriegel, nun soll es aussehen wie ein sanierter Ost-Wohnplattenriegel. Als hätte man das Ding aus Marzahn geholt und dort hingesetzt. Über die zwei Antennen aka Strahlungsmasten auf dem Dach freuen sich die Bewohner bestimmt auch. :thumbdown:

  • Könntest du deine Beurteilung etwas mehr differenzieren? Was, außer deiner eigenen negativen Assoziation mit sanierten Marzahner Plattenbauten, stört dich genau an diesem Entwurf und welche Vorstellung hättest du mit diesem Hochhaus verknüpft?


    Wenn ich mir die Visualisierung genauer ansehe, erkenne ich dort zunächst eine Stahl-Glas-Konstruktion, die vor die breite Front des bestehenden Hochhauses gesetzt wird. Gemäß B-Plan ist eine solche "Verbreiterung" des Hochhauses auf beiden Seiten auch erlaubt. Die Frage ist, ob hier begehbare Flächen in allen Etagen geschaffen werden oder ob es sich um eine reine vorgesetzte "Schicht" handelt, während die eigentliche Fassade lediglich saniert wird.


    Sofern das Konzept dies vorsieht, könnte man annehmen, dass Bauherr und Planer bewusst zwei Ziele verfolgen:

    Einerseits soll die ursprüngliche Fassade, obgleich etwas versteckt unter der Glashaut, erhalten und saniert werden. Haus und Fassade wurden 1965 bis 71 im internationalen Stil und in Anlehnung an das New Yorker Vorbild, das Seagram Building von Mies van der Rohe, entworfen. Dazu passt übrigens die Gestaltung der geplanten, hohen Erdgeschosszone mit ihren schlanken Stützen, die auch auf der Visu zu erkennen ist und stark an Bauten von Mies van der Rohe erinnert.
    Andererseits möchte man mit der Glashaut dem Hochhaus ein neues Gesicht geben, wohl auch deswegen, um in Zusammenspiel mit den weiteren geplanten Gebäuden ein einheitliches, gestalterisches Bild zu erreichen. Das kann man gut oder schlecht finden, aber grundsätzlich ist die Idee der zwei Schichten erstmal sehr charmant, um Altes und Neues in Einklang zu bringen.

    Ob dies auch so umgesetzt wird bzw. werden kann, können wir dann 2023 in Realität beurteilen.

    Eine Informationsveranstaltung für die Anwohner hat es in diesem Sommer übrigens gegeben. Typisch für solche Veranstaltungen wurde folgendes bemängelt: zu hoher Parkdruck auf die umliegenden Straßen bzw. fehlende Stellplätze, unzumutbarer Lärm während der Bauphase, Verschattung der eigenen Wohnungen, Gentrifizierung. Die Antennen auf dem Dach gibt es bereits und scheinen daher nicht bemängelt worden zu sein.


    Die Hallesche Straße ist in diesem Bereich leider beliebt bei Fixern und anderen Drogenabhängigen. Die Aufwertung des gesamten Areals wird diesbezüglich im besten Fall für eine Verdrängung des bisherigen Publikums sorgen. Diesen Pluspunkt der Baumaßnahme möchte ich neben all der Kritik gerne noch hinzufügen.

  • Ich finde die Umgestaltung des Postbank-Towers absolut entsetzlich.

    Das geht mir leider auch so.


    Vorher sah das Ding aus wie ein unsanierter West-Büroplattenriegel, nun soll es aussehen wie ein sanierter Ost-Wohnplattenriegel. Als hätte man das Ding aus Marzahn geholt und dort hingesetzt.

    Die Erinnerung an Ost-Platten hatte auch ich sofort, allerdings mehr an die Mitte-Variante -- konkret an das Haus des Berliner Verlags. Auch dort hat man ja so Blech-Elemente vor die Fassade gehängt und es damit geschafft, ein hässliches Gebäude noch hässlicher zu machen.


    Über die zwei Antennen aka Strahlungsmasten auf dem Dach freuen sich die Bewohner bestimmt auch. :thumbdown:

    Aufgrund der Abstrahlungswinkel dürften die Masten für die Bewohner in puncto Elektrosmog unproblematisch sein. Ästhetisch finde ich die beiden Antennen sogar ein Gewinn -- die wirken wie die Hörner einer Teufelsmaske, das ganze Gebäude hat daher für mich immer den Charakter eines Riesen-Smileys, der da frech in der Berliner Häuserlandschaft grinst. Außerdem erinnern mich die Antennen immer an das John Hancock Center in Chicago (das ist für mich mal ein geiles Gebäude).

  • Ich erinnere mich noch sehr gut an die ersten Entwürfe, das Gebäude war da noch als Wohnturm geplant. Das sah wirklich innovativ und interessant aus. Nun, der alte Investor ist nicht zum Zug gekommen aus den bekannten Gründen. Die neue Fassade ist also auch ein Resultat der Umwidmung des Turms wieder zurück zur reinen Büronutzung, wie ich das sehe. Dadurch erklärt sich auch die zu hohe Dichte und Gleichförmigkeit der umgebenden Neubauten die ja jetzt das fehlende Wohnvolumen aufnehmen müssen.

    Fazit, aus einem ehemals sehr innovativen Projekt auch im Zusammenspiel mit der Neuen urbanen Mitte nebenan droht jetzt etwas sehr fantasieloses und unattraktives zu werden.

    Die Hallesche Straße ist nicht das Problem, den Drogenumschlag betreffend, es war die über die letzten Jahre völlig verwilderte Freifläche zu Fuße des Turms die sich nahezu angeboten hat für dererlei Aktivitäten.

    Wie schon von RianMa erwähnt. die beiden Antennen existieren nun auch schon seit fast 20 Jahren auf dem Turm. Manche ZeitgenossInnen hier sollten besser beobachten und mit offeneren Augen durch die Stadt streifen, es lohnt sich.

  • Die Erinnerung an Ost-Platten hatte auch ich sofort, allerdings mehr an die Mitte-Variante -- konkret an das Haus des Berliner Verlags. Auch dort hat man ja so Blech-Elemente vor die Fassade gehängt und es damit geschafft, ein hässliches Gebäude noch hässlicher zu machen.

    Das Haus des Berliner Verlages ist kein Plattenbau, sondern ein stinknormaler Stahlskelettbau. Die wieder vorgehängten Aluminium-Paneelen entsprechen dem Ursprungszustand von 1973. In den 90ern hatte man sie entfernt und nun denkmalgerecht wiederhergestellt.


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  • Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen hat in einer Presseerklärung und auch auf Facebook und Twitter einen Entwurf veröffentlicht, der sich von dem, welchen RianMa gepostet hat doch erheblich unterscheidet. Im übrigen gibt es dazu auch noch zwei Webcams
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    Quartier am Halleschen Ufer von Art-Invest Real Estate und degewo, Grafik: Art-Invest Real Estate

  • < Unglaublich, fast bin ich sprachlos über soviel Innovation ... <X und selbst die gefährlichen fast 15 Jahre alten Antennen sind verschwunden. Fast ist man geneigt zu sagen, das ist die größte Veränderung am Turm selbst (neben der Sockelzone)

    Nach einigem Überlegen bin ich jetzt zu dem Schluß gekommen, dass es doch ganz gut ist wenn der Turm seine gewohnte dunkle Gestalt wie jetzt wohl geplant, behält.

    Immerhin ist sie in gewisser Weise stadtbildprägend gewesen und allzu viele Verteter dieses Stils sind nicht mehr übriggeblieben.

  • Innovativ ist das, was man aus dem Quartier schaffen möchte. Bisher wurden Gebiete ohne große Nahversorgung entwickelt, ohne Abwechslung und für Berliner, die im Kiez wohnen. Wie immer gilt es: über Architektur kann man streiten, was zählt ist die Mischung, damit Berlin auch in Zukunft lebenswert bleibt. Im übrigen ist der behutsame Umbau des ehemaligen Posttower auch ein Akt der Nachhaltigkeit, der zu Berlin passt.


    Wir sollten uns bei Neubauten an zentralen Orten/Plätzen für innovative Hochhäuser einsetzen, dass wäre absolut wünschenswert.


    Ick freu mir über die positive Entwicklung des Areals, auch dank Art Invest, gerne mehr, denn die wissen, wie man lebendige Quaetiere baut für alle Menschen.