Moabit | Kleinere Projekte

  • Auch wenn mir die Uferwand trotz der Autentizität immer noch nicht recht gefallen mag und ich dort eine Gelb- Klinkerverkleidung für schöner und passender gefunden hätte, das aufbereitete Geländer sieht wirklich toll aus und ist in jedem Fall ein schöner stimmiger Akzent für die adrette Promenade.


    Wenn man sich vor Augen führt wie wüst die Ausgangssituation sich hier einst dargestellt hat - ist das Ergebnis schon schwer beeindruckend. Da komm ich dann auch über die graue Ufermauer hinweg.

  • ^... Danke Backstein für den Anblick. Über Geschmack läßt sich bekanntlich trefflichst streiten, ... aber diese beiden Fenster links und rechts des “Eingangs“ sind ziemlich übel platziert. ein schönes Bullauge oder ein Oval wären hier angemessen gewesen. Der “Eingang“ ist dafür, dass er für die Fassade zu klein ist irgendwie mit einem Zuviel an Stein überladen worden. Die Komposition erinnert eher an ein Grabmal. Die Balkone sind enorm auskragend wenngleich sie auch noch in Nischen tiefer eingelassen sind - was kann man anfangen mit solch einem Balkon? Das Sockelgeschoss hätte ich mir gut ganz in Travertin verkleidet vorstellen können um es optisch noch besser abzusetzen. Schön sind die Balustraden und Gitter. Trotzdem mein Fazit, das hätte man vor 100 Jahren besser hinbekommen.

  • ^ bei den Fenstern im Erdgeschoss gehe ich auf jeden Fall mit und auch, dass man das Ganze vor 100 Jahren sicherlich besser hinbekommen hätte.


    Was die Balkone angeht, finde ich diese Mischung aus Loggia und Balkon sehr gelungen, nur die schön anzuschauenden Geländer werden dafür sorgen, dass kaum einer die Balkone nutzen wird, außer man fädelt hässliche Stoffbahnen für ein wenig mehr Privatsphäre dazwischen.


    Mit den Anforderungen der heutigen Zeit, geht der Entwurf aber halbwegs gekonnt um würde ich sagen. Die Tiefgarageneinfahrt dominiert nicht, genauso wenig die bodentiefen Fenster und mit den dezenten Rundungen und Gesimsen erhält das Ganze einen eleganten Rahmen.


    Im Grunde haben wir hier ein hübsches Massimo Dutti Kleidchen mit einer Statementkette à la 2010er Jahre als Eingang. Wird die Mehrheit der Passanten nicht abgeneigt sein, den Kennern und Mode... Äh Architekturkennern aber nicht mehr als ein müdes Lächeln abgewinnen. Aber hey, besser als Shein oder Primark und lieber ein Gestaltungsmerkmal, welches in Erinnerung bleibt (und sei es, dass es einen an ein Grabmal erinnert) als vollkommene Belanglosigkeit.

  • Was dem Gesamteindruck natürlich besonders gut tut, sind die gründerzeitlichen Geschosshöhen. Dadurch wird der klassisch gehobene Anspruch nicht durch gedrungene Proportionen kontrakariert. Außerdem geht der Bau sehr gut mit der Staffelgeschoss-Situation um. Statt das Gebäude plötzlich abzukappen, wird das zurückspringende Geschoss in eine interessante Gesamtkomposition integriert, die ich mir gerne auch mal aus der Ferne ansehen würde.


    Ich muss mich den Vorrednern bezüglich des Eingangs jedoch anschließen. Das sonst relativ zurückhaltende Gebäude erfährt mit dem wuchtigen Eingang einen etwas zu pompösen Moment, der gegenüber dem Rest aus dem Rahmen fällt. Schöner und besser in den Bau integriert wäre es mMn nach, wenn man die mächtigen Risalite links und rechts des Eingangs weggelassen hätte, das gesamte EG mit dem rustizierten Travertin verkleidet hätte und der Eingang nur durch den eigentlich sehr schönen Portikus (ist das der richtige Begriff?) hervorgehoben worden wäre. Mich irritiert auch der Materialwechsel am Sockel, bei dem man auf einmal Granit verwendet hat - das will nicht so recht harmonieren. Aber vielleicht verschwindet der Sockel eh hinter der Vorgartenbepflanzung…


    Alternativ könnte man die Vorsprünge am Eingang auch so lassen, aber dann hätte man all-in gehen sollen und sie mit Figurenschmuck oder Vasen im 1.OG optisch abschließen müssen.


    Trotz allem ist das Kritik auf hohem Niveau. Ein derart wertiger und seriöser Klassizismus ist ja ne wirkliche Rarität vor dem Hintergrund der vorherrschenden Belanglosigkeit der meisten heutigen Projekte.

  • Vor allem wird mit solchen Gebäuden gezeigt, was möglich ist. Es gibt ja Bauwerke der gleichen Preiskategorie, die von Sozialwohnungsbau optisch kaum zu unterscheiden sind. Auch 2024 kann eine zeitgemäße Formensprache in klassischen Traditionslinien entwickelt werden. Dass dies in einigen Details nicht vollends überzeugend gelingt, ist eine Folge verlorengegangener Baukultur. Frühere Architektengenerationen haben im Vergleich dazu ein fast schon traumwandlerisches Verständnis von Proportionen, Formgebung und Materialwahl gehabt. Auch das ins Auge springende Fehlen von Ornament, Figuration und Malerei schmerzt.


    Die Balkone finde ich übrigens aus Nutzersicht sehr attraktiv. Der in die Gebäudetiefe verlegte Teil ermöglicht eine gewisse akustische und optische Privatsphäre.

  • THE FLÂNEUR

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    Und noch ein Update zu diesem BV, das nun komplett fertiggestellt, aber noch nicht bezogen ist. Sämtliche Bauzäune sind verschwunden, Straße und Gehweg sind wieder hergestellt und freigegeben. Nur zwei Wölkchen warten noch auf ihre Abholung:


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  • Neubau Apartment- und Geschäftshaus Stendaler Straße 1

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    Obenrum ist der Neubau nun komplett gerüstfrei, ansonsten wird weiterhin am Sockel / EG gebaut.


    Je nach Perspektive wirkt das Geäude recht unterschiedlich. Kommt man aus der Stendaler Straße, wirkt es zunächst sehr schmal:


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    Erst wenn man den Knick in der Fassade passiert, kommt die volle Breite zur Ansicht:


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    Die wuchtigen feuerverzinkten Balkonbrüstungen und Treppen an der Nordseite wollen mir nicht so gefallen. Hoffentlich nutzen die Bewohner die großen Blumenkästen für eine möglichst üppige Bepflanzung, mehr noch als auf der Visu zu sehen. Bisher kommt eher Parkhausatmosphäre auf:


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  • Wikingerufer - Anschluss der wiederhergestellten Uferpromenade an die Gotzkowskybrücke

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    Die Restarbeiten an beiden Enden der wiederhergestellten Uferpromenade ziehen sich erwartungegemäß ebenfalls in die Länge. Zur Gotzkowskybrücke wird neben der noch wiederauafzubauenden kleinen Treppe zum Jugenstil-Torbogen noch eine barrierefreie Rampe gebaut:


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  • BV Erasmusstraße 14

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    Der Rohbau an der Erasmusstraße ist mittlerweise ordentlich gewachsen. Es handelt sich um den Neubau eines Geschäftshauses mit TG, das von der BRICO Alpha GmbH & Co. KG errichtet wird und von Hierholzer Architekten BDA, Berlin entworfen wurde.

    So soll es aussehen, wenn es 2025 fertiggestellt ist:


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    © BRICO Alpha GmbH & Co. KG


    Aktuelle eigene Bilder vom Baufortschritt:


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    Der geplante Hotelneubau gleich daneben an der Ecke Reuchlinstraße lässt hingegen auf sich warten, die leerstehenden Bestandsgewerbebauten sind noch vorhanden und dämmern vor sich hin.

  • BV Stadthotel Huttenstraße / Neues Ufer

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    Nachdem es die letzten fast zwei Jahre auf dem beräumten Grundstück ruhig war und dieses zwischenzeitlich als Lagerplatz von einer Recyclingfirma genutzt wurde, scheint es jetzt mit dem Neubau loszugehen. Diverse Baumaschinen und auch ein Bohrgerät sind am Start:


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  • Wikingerufer - Anschluss der wiederhergestellten Uferpromenade an die Gotzkowskybrücke

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    Weiterhin geht es nur im Schneckentempo voran (ohne jetzt die wackeren Schnecken beleidigen zu wollen). ;) Ein Passant, der mich wohl fotografieren sah, meinte sarkastisch: „Zwei, drei Jahre noch, dann wird das fertig.“


    Immerhin wurde das über Jahre gewachsene Gestrüpp vor dem Jugendstil-Portalbogen entfernt, so sieht man nun auch wieder einen Wasserspender an dessen Nordseite. Die Pflasterung der barrierefreien Rampe kommt langsam voran und die Treppenstufen sind in Bau:


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  • BV Neues Ufer

    Das Bezirksamt Mitte hat den Bebauungsplan 1.118 aufgestellt, der Teilflächen des Geländes zwischen Huttenstraße,

    Wiebestraße, Kaiserin-Augusta-Allee und Charlottenburger Verbindungskanal sowie für Abschnitte der Straße Neues Ufer und der Klarenbachstraße umfasst.


    Dort soll die Bauwert-Tochter "Bauwert Neues Ufer" ein ehemaliges Industriegebiet in ein lebendiges Stadtquartier mit einer Mischung aus Wohnen, Handwerk, Kindertagesstätte, kreativen und digitalen Arbeitsplätzen transformieren.


    Den städtebaulichen Wettbewerb dazu hatte am 16. September Grüntuch Ernst. Die

    Planung sieht eine zurückgesetzte Blockrandbebauung, zwei markante Wohnhochhäuser sowie ein Gewerbegebäude vor. Insgesamt sollen so ungefähr 500 Wohneinheiten entstehen. Der zentrale Grünraum öffnet sich zum Ufer hin. Von den 500 neuen Wohnungen sollen 30 % gefördert sein.

    Berichte dazu im Deal-Magazine und der Berliner Morgenpost(Bezahlschranke). Und die "offizielle" Pressemeldung von BAUWERT





    Copyright: Grüntuch Ernst


    Backstein DAF-Karte?


  • Hier hätte man mit traditionellen Variationen des Blockrands mit Hofbebauung definitiv die gleiche Anzahl an Wohnungen unterbringen können. Warum zwei Schachteln im schnöden Höhenbereich von 60m die Stadtsilhouette zustellen müssen und die Ecke des Blockrands nach 60er Jahre Manier aufgebrochen und mit halböffentlichen Räumen nutzlos gemacht wird, erschließt sich mir nicht.

  • Immerhin scheint diese Industrie-Architektur erhalten zu bleiben: Menzel Elektromotoren.

    Zum Thema Blockrand: Warum man in Berlin immer noch auf Niemands-Land Grünflächen setzt ist kaum nachvollziehbar. Es gib inzwischen genügend Belege dafür, dass Grünflächen, die weder richtig privat (zB ein Innenhof) noch richtig öffentlich (zB ein Park) sind, nur eine Kombination der jeweiligen Nachteile beider bewirken.

  • ^... es ist aber auch erwiesen, dass in Zeiten der sich aufheizenden Innenstädte gerade solche kleinen Grünflächen für einespürbare Senkung der hohen Temperaturen im Sommer sorgen. Das bewirkt auch gerade die aufgelockerte Bebauung und Öffnung zum Kanal hin.

    Berlin hat sich da international in eine ziemliche Aussenseiterposition bugsiert.

    Blockrand und Traufhöhe sind in Anbetracht der Klimaerwärmung nicht der Weisheit letzte Schluß, abgesehen davon dass die aufgelockerte Bebauung mit Höhenunterschieden auch für etwas Abwechslung im sonstigen Einerlei sorgen.

  • Ob nun die Grünflächen zur Straße hin halböffentliche Zwischenräume erzeugen oder im Hof einen privaten Garten bilden ist doch eine Sache der Anordnung und macht in Anbetracht der Grundstücksüberbauung überhaupt keinen Unterschied. Auch eine Öffnung zum Kanal hin kann durch vielerlei erprobte Variationen des Blockrands hergestellt werden.


    Warum du den Blockrand allgemein als einen Berliner Irrweg abstempelst erschließt sich mir ebenso wenig. Der modernistische Städtebau ist mit seiner Funktionstrennung und flächenfressenden, suburbanisierenden Ausuferung der wahre Klimakiller. Dichter Blockrand mit begrünten Straßen und Höfen und den nötigen Alltagsdienstleistungen um die Ecke - während das Umland von Einkaufscentern, Parkplätzen und Doppelwohnhaushälften verschont bleibt - ist das Beste, was die Stadt für das Klima tun kann. Es ist kein Zufall, dass die am dichtesten besiedelten Städte Europas mit die geringsten pro Kopf Emissionen (im Vergleich zu Städten mit vergleichbarem Wohlstand) aufweisen.


    Hochhäuser können zwar einen Teil zur Verdichtung auf gleichbleibender Grundstücksfläche beitragen, doch auch nur, wenn sie den Blockrand respektieren (wie in New York City oder London) und nicht wie in den unzähligen aufgelockerten Hochhaussiedlungen in deutschen Vorstädten oder chinesischen Retortemetropolen antiurbane Räume erzeugen.