Stundenten und ihre Wohnungsnot

  • ^das wird häufig der Plan der dortigen Mieter sein, nachdem man sich in Berlin eingelebt hat. Dort wird man wohl nicht länger als zwei Jahre wohnen, wenn man auf die Kosten achtet.


    Gerade als Ausländer ist man froh, dass man für 500€ eine eigene Bleibe bekommt. Sozusagen als Start.

  • Man nagele mich nicht drauf fest, welche Sendung es vor einigen Wochen im ZDF war, aber es ging um eine junge Frau, die ihre Lehre unbedingt in Berlin machen wollte, obwohl sie und das betonte der eher bedrückt drein schauende und bürgende Vater, eine derartige Lehre auch zuhause in Niedersachsen hätte antreten können. Aber nein, es musste Berlin sein, am besten Kreuzberg, was mit einem frühabendlichen Gang auf die Admiralbrücke nochmal unterstrichen wurde.
    Will heißen, viele junge Leute müssten so nicht wohnen, sie wollen es und sind auch bereit den Preis für so ein besseres Mauseloch zu bezahlen. Da hält sich bei mir sowohl Mitleid als auch Verständnis in Grenzen.


    Edit: Es war dieser Beitrag, die Dame ab ca. 4:35min, 14:20min, 20min, 27:15min.
    https://www.zdf.de/dokumentati…n-in-deutschland-104.html

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  • Die Zeiten haben sich einfach geändert. Vor 20 oder 30 Jahren konnte man als Student nach Berlin ziehen, fand für vielleicht 200 oder 300 DM eine abgeranzte Altbauwohnung im Hinterhof, musste diese zunächst streichen, die Dielen abziehen und/oder einen Teppichboden/PVC reinlegen, sich gebrauchte Möbel besorgen usw. Dann hat man neben dem Studium in der Kneipe, im Taxi, bei der Post oder sonstwo gejobbt.


    Zum einen gibt es solche Wohnungen heute nicht mehr, zum anderen sind die Ansprüche der jungen Leute gestiegen. Da muss oft schon alles schick und perfekt eingerichtet sein. Zum nebenher jobben ist bei den heutigen Studiengängen meist keine Zeit mehr, man muss ja rechtzeitig seine Creditpoints schaffen und zügig fertig werden. Und auch eine WG ist unter den heutigen Bedingungen nicht mehr so einfach. Erstmal der "Stress" mit der Fluktuation (ständig muss sich ein Hauptmieter kümmern) und außerdem können sich derzeit Vermieter ihre Mieter aussuchen. Da stehen WG-Studenten nicht unbedingt ganz oben auf der Wunschliste.


    Und dass viele junge Leute trotzdem vorzugsweise in einer attraktiven Stadt wie Berlin lernen / studieren wollen, kann man ihnen nicht vorwerfen. Wenn sie es finanziert bekommen, bitteschön.


    Der Markt bedient halt diese Bedürfnisse mit solchen architektonisch minimalistischen Rundum-sorglos-Angeboten. Kleiner Trost: die wurden sicher nicht für die Ewigkeit gebaut.

  • ^ Da lieber mit drei Leuten 1.500 Euro zusammenlegen und eine WG im schicken Altbau aufmachen.


    Theoretisch ein guter Plan, aber wie geht das heute praktisch?


    Für schicken Altbau um 1500 Euro brauchst Du die Einkommensnachweise mit Gesamteinkommen in 3 facher Höhe, Schufa, Mietrückstandserklärung von Allen die im Mietvertrag stehen und inzwischen Bestätigungen für unbefristete Arbeitsverträge...
    Also einer der WG Mieter sollte ein vermögender Daddy sein.
    Aber auch WGs vermieten mittlerweile einzelne Zimmer für 400 bis 500 Euro.
    Diese Appartements sind ja immerhin möbliert und komplett ausgestattet...das kann auch Vorteile haben, allein das WG Leben ist spannender (aus meiner Erinnerung heraus, meiomei...)

  • Und dass viele junge Leute trotzdem vorzugsweise in einer attraktiven Stadt wie Berlin lernen / studieren wollen, kann man ihnen nicht vorwerfen. Wenn sie es finanziert bekommen, bitteschön.


    Aber ob sowas unter "Wohnungsnot" fällt, wie im ZDF-Beitrag suggeriert, sollte man schon hinterfragen. Wenn etliche junge Leute von wo auch immer nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Highlife nach Berlin ziehen wollen und zunehmend die Eltern dafür in die Bresche springen, dann steigen logischerweise die Mieten an. Ich gehe ja auch nicht nach Grunewald und beklag mich, dort als Student keine Wohnung zu bekommen. Den kürzeren ziehen natürlich jene, die in Berlin sein müssen oder tatsächlich aus Berlin sind und sich in Ausbildung befinden. Da kann ich dann einen gewissen Unmut nachvollziehen, auch wenn er sich meist gegen die Falschen artikuliert.

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  • Artikel 11 des Grundgesetzes garantiert die Freizügigkeit und ich finde, man sollte es jeder Person selbst überlassen, wo sie es für nötig hält zu wohnen.

  • Bitte, aber dann nicht über Wohnungsnot klagen und fordern, die Allgemeinheit solle doch bitte den "Lifestyle" alternativ gesinnter Jugendlicher mithilfe sozialen Wohnungsbaus subventionieren.

  • Dass Studenten z.B. auf Wohnungungen in Städten mit Unis angewiesen sind hat nun wirklich nichts mit "Lifestyle" zu tun, das ist zynisch. Gerade der Grunewald-Vergleich geht dabei völlig fehl.


    Übrigens leide ich auch an zu hohen Mietpreisen, so wie offenbar fast alle Berliner und überhaupt ein großteil der Deutschen. Vieleicht sind Dir die mediale Diskussion der letzten Jahre, die Mietpreisbremse etc. entgangen. Der Rückgang des sozialen Wohnungsbaus in den letzten Jahrzenhnten hat dabei eine allgemein beklagte Gentrifizierung von Städten verursacht, eine Verdrängung der kompletten Mittel- und Unterschicht aus Innenstadtbezirken etc.


    Ich wundere mich sehr, dass man hier tatsächlich daran erinnern muss dass sozialer Wohnugsbau eine Grundfunktion des steuerfinazierten Staates ist (oder zumindest sein sollte) und nicht eine "Subventionierung des Lifestyles alternativ gesinnter Jugendlicher".

  • ^^ Schöne Projektionsleistung. Von Sozialwohnungen (deren Zahl seit Jahrzehnten leider Gottes massiv zurückgeht) hat hier keiner gesprochen. Und der "alternative Livestyle" von Studenten ist ein Klischee aus vergangenen Jahrzehnten, das seit den sogenannten Bologna-Reformen (als Massenphänomen) passè ist. Wo er noch gelebt wird, ist er für die Allgemeinheit nur selten eine Belastung, weil die Leute meistens in WG's leben, die sie selbst oder mit elterlicher Unterstützung finanzieren. Was bitte soll daran verwerflich sein? Und was ist verwerflich an dem Wunsch, in einer interessanten Stadt zu leben?


    Was die Wohnungsnot betrifft: Natürlich gibt es die. Aktuelle Zahlen zeigen, dass der Zuzug von Studenten nach Berlin eingebrochen ist, weil sie hier keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden. Und das ist schade, denn der Zuzug junger Leute ist wichtig für eine alternde Stadt.

  • Berlin ist keine alternde Stadt. Das Durschnittsalter ist seit Jahren konstant bzw. sogar leicht gesunken. Angesichts des katastrophalen Zustands der Schulen und Kindergärten sollte man derzeit also eher froh sein, wenn weniger junge Menschen in die Stadt ziehen.


    Und was ist verwerflich an dem Wunsch, in einer interessanten Stadt zu leben?


    Nichts, wenn man es sich denn leisten kann. Aber sowas sollte keine Begründung dafür sein, Milliarden von Steuergeldern in den sozialen Wohnungsbau zu stopfen, während andernorts im Land die Wohnungen leerstehen. Das ist volkswirtschaftlicher Unsinn. Hier sollte schon über den Tellerrand der Großstädte hinausgeschaut werden.

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  • Da ist natürlich was dran. Ich denke es ist eine gute Idee, die Hartz 4-Empfänger aus Berlin in diese ländlichen Förderregionen umzusiedeln.

  • Saxonia: Es gibt nicht viel Sinnvolleres als, notfalls mit Steuergeldern, bezahlbaren und zentralen Wohnraum zu schaffen. Die Stadt ist nicht nur für Wohlhabende oder gar Reiche da, die sich Luxuswohungen in der Innenstadt leisten können.


    Aber das Projekt Smartments, Kaiserin-Augusta-Allee 4 ist kein Sozialprojekt. Selbst wenn man die Möblierung, die Inklusivmiete, die Sozialräume und das Serviceteam einrechnet, ist es ein stolzer Preis.

  • Das sehe ich ehrlich gesagt etwas anders.
    Ich wüsste nicht warum der Steuerzahler generell Wohnungen im Innenstadtbereich finanzieren sollte.
    Ich denke du überschätzt die finanziellen Spielräume gewaltig, das ist einfach nicht finanzierbar auch wenn es immer wieder suggeriert wird.


    Ganz ehrlich: Warum soll jeder, der kein oder sehr wenig Einkommen hat ein generelles Recht und Subvention auf Wohnraum in der besten Wohnlage haben?


    Und alle die ein Einkommen bis meinetwegen fünf oder sechstausend Euro haben, können sich aufgrund der Marktlage das nicht leisten, werden auch nicht unterstützt - schon gar nicht durch die Wohnungsbaupolitik dieses Senats, der für diese Bevölkerungsgruppe absolut nichts anbietet -. Diese Menschen freuen sich bestimmt riesig über diese - wie du es sagst - sinnvollste Ausgabe ihrer Steuergelder, nämlich anderen das zu ermöglichen was Ihnen selbst verwehrt bleibt.


    Es gibt 400.000 Wohnungen die der Stadt gehören, davon jede Menge nach wie vor im Innenstadtbereich. Das ist glücklicherweise eine gewaltige Verfügungsmasse um diejenigen zu unterstützen, die auf Hilfe angewiesen sind, und davon gibt es nach wie vor zu viele in Berlin. Aber es gibt eben auch zweieinhalb Millionen andere Einwohner (je nach Betrachtungsweise) in dieser Stadt um deren Interessen der Senat sich vielleicht auch etwas kümmern sollte.


    Was vielleicht auch helfen würde, wäre es den Fokus ein wenig mehr darauf zu lenken, die wirtschaftliche Entwicklung in Berlin zu fördern, damit eben weniger Menschen auf Sozialwohnungen angewiesen ist, als alle Resourcen darauf zu verwenden, die Armut zu verwalten. Das ist bei diesem Senat und vor allem der Linken, meines Erachtens viel zu einseitig ausgeprägt.

  • Ganz ehrlich: Warum soll jeder, der kein oder sehr wenig Einkommen hat ein generelles Recht und Subvention auf Wohnraum in der besten Wohnlage haben?


    Tja, manche Leute werden in diesen sogenannten "besten Wohnlagen" geboren, wachsen dort auf, vebringen dort ihr halbes Leben, sind dort zuhause... und sind dann aber leider doch nur Erzieher oder Verkäufer oder noch schlimmer gar nichts geworden. Und zack, schon hat sich nach deiner Logik ihr Recht auf Heimat und soziales Umfeld verwirkt. Bloß raus mit dem nutzlosen Gesindel. Wer sich seine Heimat nicht mehr leisten kann soll doch bitte woanders hinziehen.

  • Theseus532: Warum denn nicht? Es wird und wurde in Deutschland schon ganz anderes subventieoniert: Waffeverkäufe, Atomkraftwerke, Dieselmotoren, Hotels, LKW, Flugbenzin, usw...


    Außerdem geht es überhaupt nicht darum, dass "jeder, der kein oder sehr wenig Einkommen hat ein generelles Recht und Subvention auf Wohnraum in der besten Wohnlage" hat, sondern darum, dass die angestammte Bevölkerung, wie in Moabit (Bezug zum Thema), die Möglichkeit behält in ihren gewachsenen Vierteln zu bleiben.
    Und dazu gehört dann auch, dass dorthin auch solche Menschen zuziehen können. Und dafür muss dann geeigneter Wohnraum ggf. subventioniert werden.


    Warum sollte denn jede Ecke der Innenstadt so upgegradet werden, dass dort nur noch Wohlhebende leben können. Die Innenstadt, also der Bereich innerhalb des S-Bahn-Rings, ist doch wirklich groß genug und es gibt genug Bereiche, wie z.B. Moabit (Bezug zum Thema), für alle Bevölkerungsschichten.

  • In Großstädten gab und gibt es schon immer hohe Fluktuation der Einwohnerschaft. Sowohl was den Austausch untereinander als auch den Zufluss von Außen angeht. Sowas wie "angestammte" Viertel gibt es praktisch nicht mehr. Zumal sich das jeweilige Viertel auch gravierend verändert, wenn die eigene Wohnsituation unverändert ist, aber ringsum gebaut wird und neue Bewohner anderer sozialer oder gar ethnischer Herkunft einziehen.