50Hertz-Zentrale 52 m | Europacity [realisiert]

  • Hinter dem Hauptbahnhof

    ... ich hoffe, dass ist hier der richtige Strang, es gibt mittlerweile einige eigenständige Themenstränge zu dem Gebiet nördlich des Hbf, so dass es mir als Berliner schwerfällt, das voneinander abzugrenzen.


    Neubau 50 Hertz Zentrale


    Am Untergeschoß wird gebaut.



    Hinter dem Hauptbahnhof by Kleist D, on Flickr



    Hinter dem Hauptbahnhof by Kleist D, on Flickr


    von der anderen Seite



    Hinter dem Hauptbahnhof by Kleist D, on Flickr

  • Ja- der Hochbau schreitet schnell voran.
    Seit Bachsteins Besuch ist der Bau wieder gewachsen.


    Die Röhren haben einen festen Stahlkern.

    "Luftansicht"

  • ^ Jetzt geht es wirklich schnell voran. Blick von der Invalidenstraße / vom Hamburger Bf. aus:





    Ansicht Heidestraße:




    Hier steht auch die Musterfassade:



    Und noch ein Blick aus der Ferne:


  • ^ Ein weiteres aktuelles Foto zur Dokumentation des Baufortschritts. Blickrichtung Osten, links ist der Total-Turm angeschnitten im Bild:


  • Diagonale Streben → Rohre statt Balken

    Die diagonal verlaufenden Streben sind das entscheidende Merkmal dieses Gebäudes. Diese Diagonalen geben der Fassade ein bisschen Pep.


    Mich überrascht allerdings, daß diese Streben rohrförmig sind. Das war auf der Visualisierung nicht unbedingt zu erkennen. Ich war davon ausgegangen, daß es sich bei den Streben um Balken handelt mit vier 90 Grad-Winkeln.

  • Auch hier mal ein Update.
    M.E. hat der "Grundbau" seine endgültige Höhe erreicht. Nun kommt noch der Turm mit weiteren sechs Etagen.
    Einige aktuelle Bilder, die dies dokumentieren, aus verschiedenen Perspektiven.




  • ^ Ich denke, das wird mein absolutes Lieblingsgebäude werden. in diesem Sektor jedenfalls. Danke für die tollen Perspektiven.

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Wenn ich mich korrekt an meine statische Grundlagenvorlesung damals an der Uni erinnere, dann ist diese ungewöhnlich wirkende Konstruktion statisch sogar effizienter und somit pfiffiger, als die übliche Stapelung identischer Geschosse mit Stützen, die im Lot stehen. Zumindest sobald die Gesamtkonstruktion statisch vollendet ist. Die Kräfte verteilen sich dann besonders gleichmäßig und nicht nur punktuell. Das könnte fast aus dem Bereich der Bionik stammen, vgl. Pflanzenhalme, die im Verhältnis zu ihrer Höhe unglaublich schmal sind und enormen Windlasten flexibel standhalten können. Dies erreichen Pflanzen in ihrem Aufbau durch geometrische Vielfalt im Aufbau ihrer Zellulose-Struktur. Leider gehört Bionik nicht zur Grundausbildung jedes Architekten und Bauingenieurs, hier wären noch enorme Effizienzgewinne im Bauen zu erreichen, bei gleichzeitig abwechslungsreicheren Strukturen. Die Vielfalt der Pflanzenwelt und somit die statischen Konzepte, die die Evolution ersonnen hat, ist schließlich nahezu grenzenlos (und die Natur hat das Motto der Moderne, "form follows function", über Mio. Jahre Evolution perfektioniert; Pflanzen verausgaben für nichts Energie, was im Detail nicht irgend eine Funktion erfüllt - und können dabei doch so wunderschön sein).

  • Grundsätzlich habe ich das Prinzip auch immer so verstanden. Aber gilt das nicht eher für tragende Elemente von Brücken o.Ä.? Was müssen diese Säulen und Streben denn groß tragen, sodass man dieses Prinzip gezielt anwenden müsste? Ich hätte gedacht, dass es hier primär zierende Funktion hat (erinnert eben passend zum Bauherren an Sinuskurven).

  • Na und woher kommt die Sinuskurve? Aus der Natur, die Physik beschreibt damit alles mögliche, alle Arten von Wellen und Schwingungen.


    Natürlich sind auch die Etagen dieses vergleichsweise einfachen Baukörpers viele Tonnen schwer, da gibt es schon genug zu tragen. Toll wären natürlich Brücken, beispielsweise Autobahnbrücken über große Täler, die nach bionischen Gesichtspunkten gebaut würden. Aber die zigtausende Ingenieure, die wir haben, sind allesamt nicht bionisch ausgebildet - die Technikgeschichte seit der Neuzeit beruht ja auf dem Konzept, das Rad nochmal komplett neu zu erfinden und die Natur dabei eher als störend zu empfinden oder gar Technik als "Triumph über die Natur" zu sehen.


    Darum sind wir, was Statik und Bautechnik, angeht immer noch in den Kinderschuhen, wenn man vergleicht, wie ressourceneffizient die Pflanzenwelt konstruiert. Vom biegsamen Grashalm bis zum soliden Eichenstamm. Nirgendwo stapelt die Natur ihre Mikrostrukturen im rechten Winkel, weil dies statisch eigentlich besonders ungünstig ist.


    Dieses Gebäude an prominenter Stelle wird seine Konstruktion gemäß den Visualisierungen auch nach Fertigstellung offenbaren und somit vielleicht einen Teil dazu beitragen, dass die "dumme" Bauweise der Vergangenheit sich etwas weiter entwickelt. Nach dem Motto "Ach, so geht das also auch, vielleicht geht ja auch...". Irgend jemand muss ja einen Anfang machen.

  • Na und woher kommt die Sinuskurve? Aus der Natur, die Physik beschreibt damit alles mögliche, alle Arten von Wellen und Schwingungen.


    Da wollte ich gar nicht widersprechen. Es ging mir nur darum, weshalb man diese Form verwendet. Also ob man das hier wirklich "braucht" oder es nur schick findet.


    Natürlich sind auch die Etagen dieses vergleichsweise einfachen Baukörpers viele Tonnen schwer, da gibt es schon genug zu tragen.


    Grundsätzlich natürlich richtig. Aber der äußerste Rand dürfte ja normal eher nicht das meiste Gewicht tragen. Aber nur hier kommen diese Säulen scheinbar zum Einsatz, wenn ich die Visualisierungen und Fotos richtig interpretiere (wo ich weiter innen senkrechte Wände und Säulen erkenne).



    Toll wären natürlich Brücken, beispielsweise Autobahnbrücken über große Täler, die nach bionischen Gesichtspunkten gebaut würden. Aber die zigtausende Ingenieure, die wir haben, sind allesamt nicht bionisch ausgebildet - die Technikgeschichte seit der Neuzeit beruht ja auf dem Konzept, das Rad nochmal komplett neu zu erfinden und die Natur dabei eher als störend zu empfinden oder gar Technik als "Triumph über die Natur" zu sehen.


    Naja, so neu ist das Prinzip der Bionik auch nicht. Meines Wissens wird längst in vielen Bereichen darüber geforscht und auch damit produziert. Hier mal ein spontanes Suchergebnis mit 14.000 Einträgen:
    https://www.google.de/?gws_rd=ssl#q=bionik+br%C3%BCcken

  • Da wollte ich gar nicht widersprechen. Es ging mir nur darum, weshalb man diese Form verwendet. Also ob man das hier wirklich "braucht" oder es nur schick findet.
    [/url]


    Das Architekturbüro LOVE schreibt schreibt zur Gestaltungsidee für den 50 Hertz Entwurf tatsächlich "Die Gestaltung des Tragsystems erinnert an die Frequenzbänder mehrerer Sinuswellen (50hz Branding)"


    Der berühmte Hearst Tower in New York mit seinen Dreiecken ist inzwischen auch schon 10 Jahre alt.
    http://www.fosterandpartners.com/projects/hearst-tower/


  • Natürlich ist es nicht "neu", aber es wird dennoch nur im Ausnahmefall angewendet. Allesamt einzelne Vorzeigegebäude, a lá Hearst Tower, die im Verhältnis zu den zehntausenden Gebäuden, die alljährlich errichtet werden, in einem krassen und eindeutigen Regel-Ausnahme-Verhältnis stehen. Ich weiss nicht so ganz, was der konkrete Einwand deiner Gegenrede ist.

  • Du scheinst das jetzt als Angriff zu verstehen, es war aber nur ein Diskussionsansatz. Ich denke einfach, Du schießt da in Deiner Begeisterung für die Bionik (die ich übrigens völlig teile) leicht über das Ziel hinaus. Sicher erfüllen diese Säulen ihre tragende Funktion sehr gut. Ich vermute aber, dass es konventionelle auch ähnlich oder zumindest ausreichend gut getan hätten und das vielleicht zu einem günstigeren Preis. Die Ökonomie ist doch letztlich sehr ähnlichen Gesetzen unterworfen wie die Ökologie: Wenn sinuskurvenförmige Säulen das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen, wird man nicht aus Betonköpfigkeit ewig weiter senkrechte Säulen bevorzugen (außer wenn der Betonkopf eben gerne durch rechteckige Fenster schaut und nicht gerne Schrägen vor der Nase hat). Nein, es würde sich allmählich ganz von selbst durchsetzen. So wie man Torpedos oder Sportwagen auch möglichst stromlinienförmig konstruiert oder versucht bei Flugzeugen ähnlich wie bei Vögeln auf Leichtbau zu setzen. Aber es muss eben immer in einem gewissen Kostenrahmen bleiben und die Analogien lassen sich mit unserer Technik auch nicht immer beliebig weit ausreizen - schon gar nicht zu vernünftigen Kosten. Das Gute (und günstige) ist da oft der Feind des Besseren. Durch neue Materialien und Produktionsverfahren werden die Grenzen natürlich immer weiter verschoben. Ich bin bspw. fest überzeugt, dass wir langfristig durchaus immer mehr unkonventionelle Brücken konstruieren werden, einfach weil Stahl immer teurer wird und konventionelle Beton- und Stahlbetonmischungen ihre Nachteile haben.


    Kurz: Ich halte das Ganze bei aller Überzeugung für die Bionik in diesem konkreten Fall also insgesamt doch eher für einen - durchaus gelungenen - "Gag" bzw. vor allem ein bewusstes Gestaltungsmerkmal. Dass es zugleich eine Funktion erfüllt und das sehr effektiv, will ich hingegen gar nicht bestreiten.


    BTT: Wie Camondo empfinde ich das Projekt - gerade wegen der Streben - als ein besonders schönes Beispiel für ambitionierte moderne Architektur. Zusammen mit taz und Springer eines der gewagtesten Projekte aktuell.

  • Das wäre so, wenn die ganzen Fachleute, die planen und bauen, auch mit dem Wissen dazu ausgebildet würden. Werden sie aber leider nicht. Das ist ja das große Problem. Du wirst auch heute nur bei vergleichsweise wenigen Hochschulen kleine Spezialveranstaltungen, mit wenigen Plätzen (die übrigens hochbegehrt bei Studenten sind) zum Thema Bionik finden. Das kommt aus der alten Denke, dass Technik und Natur zwei unvereinbare Gegensätze sind und Technik immer eine Art "Gegnerschaft" zur Natur hat, die Natur nur "Herausforderungen" und "Probleme" für Technik bietet, aber keine Lösungen. Diese Denke ist ja nicht auf Architektur beschränkt, vgl. wie naturwissenschaftlich wenig gebildete Menschen aus Unwissen leicht abergläubisch werden und den ganzen Esoterikern leichte Beute sind, die über "die Chemie" schimpfen, die uns heute umgeben würde (mit jedem Atemzug finden komplexe biochemische Prozesse in unserem Körper statt, Biologie/Gesundheit und Chemie stehen in keinem Gegensatz zueinander, ganz im Gegenteil).


    Das sind sozusagen "Erblasten" und ich meine, die Bionik wäre die konsequente Weiterentwicklung der modernen Architektur, gem. "form follows function". Das findest du auch in jedem SciFi Roman oder etwas ambitionierteren SciFi Film so vor, vgl. die Konstruktion von Gebäuden und Schiffen im Film "After Earth" (falls er dir was sagt). Man wird unsere rechtwinkligen Stahlbetonmonster und Ressourcenschleudern, die wir noch als modern empfinden, in der Zukunft mit einer ähnlichen Mischung aus Staunen und Belustigung besichtigen, wie wir heute die extrem massiven Natursteingebäude des Mittelalters, wie Burgen mit 5 m dicken Felssteinmauern, besichtigen und uns ungläubig fragen "Was, so haben unsere Vorfahren also gelebt?".

  • Update von heute: Die Endhöhe scheint nunmehr erreicht und es wurden bereits die ersten (gläsernen) Fassadenelemente angebracht:




    Einmal editiert, zuletzt von Mosby87 ()