Gotteshäuser in Berlin

  • Dermont legt hier mehrfach nahe, eine originale, historische Innenausstattung sei aus ideologischen Gründung mutwillig zerstört worden.

    [mod]Sein Beitrag ist nun im BoS. [/mod]

    Dermont hat nie behauptet, dass in der Hedwigs-Kathedrale "originale und historische" Innenausstattung aus der Antike oder dem Mittelalter entfernt wurde. Es ist die Gestaltung der DDR, die verschwunden ist. Dabei hatten es die Katholiken in DDR sehr schwer -nun ist endlich alles weg. Ich und viele andere Gemeindemitglieder und Besucher loben die Veränderungen sehr, alles sieht jetzt so "frisch, sauber und modern aus". Das Pantheon in Rom war mal Vorbild für das Gebäude. Ich gehe davon aus, das sich die Vorbild-Funktion jetzt umkehrt, denn diese gestalterische neue Leistung ist sensationell und wird sich durchsetzen. Man braucht dazu nur die staunenden Besucher beobachten und die Leserbriefe auswerten. Da es nach dem neuen Konzept kein Kreuz mehr gibt, wäre es eine gute Idee ein Bild des Architekten aufzuhängen, was dann angebetet werden kann. Obwohl es schon viele spannende Reaktionen und Austausch zu meinen Beitrag gab, wurde er natürlich "in den Mülleimer" verschoben. Das alles wird dazu beitragen, dass Liebhaber der modernen Architektur immer mehr zu Göttern werden, die sich für einen Austausch von Gedanken nicht mehr hergeben brauchen.

  • Wenn man bei Kirchen in Deutschland keine Steuergelder mehr zuschießt, wird es einen großen Verfall in vielen Städten und Dörfern geben. Als Liebhaber des Bauerbes kann ich mich dafür sicher nicht aussprechen.

    Moment, um den Verfall von Bauerbe zu stoppen, soll selbstverständlich Steuergeld ausgegeben werden, gern auch noch sehr viel mehr! Aber für den Neubau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses und die Umgestaltung der Kirche 30% Steuergeld? Keine Angaben will das Bistum darüber machen, wie viel der staatlichen Förderung in die Kirche geflossen ist oder welche Anteile einzelne Maßnahmen an den Gesamtkosten haben.

    Berliner Kathedral-Umbau bleibt im Kostenrahmen - DOMRADIO.DE


    Da es nach dem neuen Konzept kein Kreuz mehr gibt

    Oh, das ist mir gar nicht aufgefallen! Fällt hier jemandem der Hauptraum einer anderen Kirche ein, in welchem kein Kreuz zu sehen ist?

  • dermont Zumindest in der Presse gab es auch sehr wohlwollende Reaktionen auf die Gestaltung. Hier im DAF hat u.a. Rotes Rathaus seine subjektive Wahrnehmung bei einem Gottesdienst etwas beschrieben und kam zu einem Lob, so wie auch andere Foristen teilweise durchaus positive Eindrücke von der Raum- und Lichtwirkung teilen. Bemängelt wird dagegen vor allem, dass es zu leer, reizarm oder auch etwas kühl wirke. Manche wünschen sich dann also doch mehr Farbtupfer oder stärkere sonstige Akzente/visuelle Impulse und fremdeln etwas mit dem gestalterischen Konzept. Kann man ja auch verstehen. Kirche kennt man sonst deutlich schwerer, beladener und ehrfürchtiger. Ich vermute, die katholische Kirche wollte sich genau davon mal trennen und etwas neu erfinden (auch wenn so ein Bauwerk alleine natürlich nur ein kleiner symbolischer Anfang für größere Prozesse sein kann).


    Von Dir kommen mE eher abstrakte und teilweise schwer nachvollziehbare bzw. kaum ausgeführte Argumente. Auch Sarkasmus alleine ersetzt halt keine fundierte inhaltliche Auseinandersetzung, sondern braucht dann schon ein paar konkretere Anhaltspunkte. Sonst ist es einfach nur Schärfe ohne eigenen Geschmack oder gar Nährwert.


    Auch beim Baunetz war ich übrigens recht enttäuscht von dem Gehalt der Kritik. Hier nur ein paar Beispiele:

    - Der Denkmalschutz konnte sich hier (mal) nicht durchsetzen bzw. hatte kein Mitspracherecht. Na und? In dem Fall bin ich froh darüber. Und ich bin generell dafür, dass der Nutzen eines Bauwerkes nicht komplett hinter dem Denkmalschutz zurück stehen muss und man bei dieser oft genug biederen Behörde nicht immer gleich vor Ehrfurcht erstarren muss, sondern auch mal etwas öffentliche Konfrontation suchen sollte. Denkmalschutz sollte kein Selbstzweck sein, sondern sich immer wieder neu erklären und rechtfertigen müssen. Was dann trotzdem dauerhaft erhalten bleibt, hat es auch wirklich verdient.

    - Eine Erneuerung des alten Zustandes hätte vielleicht(!) nur die Hälfte gekostet. Und wenn etwas schon über 40 Mio kostet, dann soll das gefälligst auch nach einem richtig teuren Bauprojekt aussehen.

    Der alte Zustand war mW funktional eine (optisch wie akustisch nie harmonische) Katastrophe und zumindest mein persönlicher Geschmack war es auch sonst nicht.

    Und es war ja wohl auch ganz bestimmt nicht die Schlichtheit, welche die Baukosten nach oben getrieben hat (zumal der gleiche Artikel ja auch den Zuschuss öffentlicher Gelder beklagt und dann heuchlerischerweise zugleich deutlich mehr Prunk fordert, der auch mehr Kosten verursacht hätte und mE auch nicht mehr zeitgemäß sein muss/sollte).

    - Die katholische Kirche gibt sich ein neues Erscheinungsbild, aber die alten Hierarchien bleiben doch bestehen, sodass bspw. kein verheirateter Mann und auch keine Frau am Altar amtiert.

    Klar, Berlin ist Weltstadt. Aber absolut kein Machtzentrum innerhalb der katholischen Kirche. Vielleicht darf man ja trotzdem oder gerade deshalb im kleineren Mal ein paar Schritte in die erhoffte Richtung versuchen und muss nicht alte, teils berechtigte Vorwürfe wie Dekadenz und Machthierarchien auch noch gestalterisch umsetzen und somit buchstäblich zementieren? Non?

    - Der Bau war ein starkes Signal im protestantischen Preußen und der Wiederaufbau ein starkes Signal innerhalb der religionskritischen DDR, wobei man jeweils das Beste herausholte. Ok, diese bewegte Geschichte ist durchaus spannend. Trotzdem war der alte Zustand mE weder der historische Höhepunkt des Baus noch zeitgemäß oder gar zukunftsweisend. Wenn das Baunetz bzw. der Autor gerne deutlich über 20 Mio investiert hätte, um exakt diesen Zustand für weitere Jahrzehnte zu konservieren und damit auch Teilen der Gemeinde aus dem Herzen spricht, dann mag das so sein. Für mich wäre das viel eher verschwendetes Geld gewesen als so, wo neuerdings ein selbstbewusstes Signal (diesmal aus dem wiedervereinigten Berlin eines moderneren und demokratischeren Deutschlands) gesendet wird.

    Mein persönliches Highlight aber:

    - Der Abstieg in den nun abgegrenzten und somit regelrecht vom Kirchenraum "ausgeschlossenen" unterirdischen Teil weckt aufgrund der dunklen Wände sofort(!) Assoziationen zum "Hölleneingang".

    Klar kann man nun vorzüglich streiten, ob man vor dem Umbau eher memento-mori-mäßig von oben in den Abgrund des sicheren Ablebens oder Afterlife starrte - oder ob man sozusagen umgekehrt von der Krypta her nach oben aufblicken und so im Angesicht des Todes immerhin noch etwas Licht und Hoffnung empfinden durfte. Zwei Seiten einer Medaille. Aber spätestens seit Tetzel wird die Hölle eher mit Feuer und Schwefel und somit ewiger Pein verbunden, nicht mit Dunkelheit und nicht-mehr-Sein.

    Persönlich finde ich den Kontrast aus licht-hellem, gewissermaßen zum Himmel offenen Kuppelraum für die nach oben gerichteten Gebete und Gesänge und der dunkleren Krypta für das Gedenken der unter der Erde und somit unter uns "ruhenden" Toten stimmig. So kann man sich zudem auch bewusst entscheiden, in diese Ebene hinabzusteigen und bekommt es nicht aufgedrängt. Etwas zugespitzt könnte man auch ebenso gut sagen: Die neue Gestaltung ist weniger belastet von der üblichen Symbolik aus Leid, Sünde/Sühne und Tod.


    Sehr viel interessanter finde ich da ja schon, was die Deutsche Welle so schreibt:

    - Nach langem Streit wurde ein radikaler Neuanfang gewagt, der auf den ersten Blick erstmal irritieren oder aber staunen lassen wird.

    - Die Steine aus dem Altar im Zentrum stammen aus allen Teilen des Erzbistums (also nicht nur von der Berliner Mauer, sondern ebenso aus verstreuten Orten in Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern), die Stühle darum sind kreisförmig auf einer Ebene angeordnet und dazwischen alle Barrieren beseitigt worden.

    - Der Bau verweist nun sehr viel klarer auf sein ursprüngliches Vorbild:

    Den Pantheon, der auch schon vor seiner Umwidmung in eine christliche Kirche ein überkuppelter Rundbau mit klarer Betonung des Zentrums gewesen sei, in welchem dann über die Jahrhunderte und Jahrtausende verschiedenste Zeremonien und Feierlichkeiten/Inszenierungen stattfanden.

    - Ziel war es zudem, einen Ort mit einem offenen, herzlichen und einladenden Geist/Charakter für alle Konfessionen, Religionen und auch für die vielen nicht-religiösen Menschen zu schaffen. Der Erzbischof betont explizit, dass hier nach seinen Vorstellungen und Wünschen alle Menschen zusammen kommen und sich so "in aller Offenheit begegnen und von- und miteinander lernen" können.

    - Genau deshalb hat man auch bewusst auf üppige Verzierungen verzichtet, um einerseits nicht von jenem Zentrum des Geschehens abzulenken und um andererseits nicht (etwa durch überdimensionales Kreuz oder Gekreuzigten) einen zu dominanten Grund-Ton zu setzen (bei katholischen Gottesdiensten werden aber sicher auch ein Kreuz oder sonstige Symbole/ Darstellungen in den Raum integriert werden können).

    - Spannend ist mE auch, dass man unten bewusst ein großes (diesmal kreuzförmiges) Taufbecken aufgestellt hat, in das ähnlich wie in der Urkirche und in anderen Konfessionen auch ein Erwachsener vollständig untergetaucht werden kann. Diese Art der Taufe vollzieht ja gewissermaßen die Symbolik aus Grablegung und Auferstehung. Da passt es auch gut ins Bild, wenn man kurz nach der Taufe im unterirdischen Bereich dann in den lichtdurchfluteten oberen Teil aufsteigt.


    Und noch ein winziges Detail, über das ich anderswo wiederholt stolperte:

    - Die Fenster haben nicht nur das bereits mehrfach diskutierte Milchglas erhalten, welches die angesprochene, wolkig-neblige, Lichtwirkung erzielt. Dort wurden auch kleine Luftbläschen eingesetzt, die angeblich dem Stand der Sterne über Berlin im Jahre 0, also bei der Geburt Christi entsprechen sollen. Also noch so ein symbolisches Detail, das man normal aber wie auch die Herkunft der Steine im Altar eher nicht bemerken dürfte.


    Mein Fazit:

    Dass einige von einer Nicht-Gestaltung sprechen oder eine gewisse Kühle und Reizarmut empfinden, mag auf den ersten Blick schon irgendwo nachvollziehbar erscheinen. Ich sehe hier aber eher eine bewusste und in diesem Fall gelungene Reduzierung, gewissermaßen eine "Schlicht-Gestaltung", bei der einzelne zentrale Elemente wie der Altar, Orgel, Kuppel etc (trotz deren ihrerseits schlichten, zurückhaltenden Gestaltung) vor allem aber das von Menschen für Menschen in Echtzeit inszenierte Geschehen umso klarer hervortreten. Zudem wirkt so auch (erstmals wieder) der Raum als Ganzes.

    Gerade diese Klarheit und Konsequenz kann man mE daher auch mal loben. Die so erzielte Licht- und Raumwirkung ist durchaus beeindruckend. Für mich hat das Ganze etwas von einer Bühne oder einer großen dreidimensionalen Leinwand, die flexibel bespielt werden kann und wo man einerseits die Aufmerksamkeit umso besser lenken oder anderseits auch eine tiefere Kontemplation (also innere Einkehr/Selbstbesinnung) zulassen kann, weil nicht überall Reizpunkte gesetzt werden.

    Wie so oft sollte man so dem Ansatz auch mal eine gewisse Zeit geben und es ggf. auch (wiederholt) auf sich selbst wirken lassen. Und das wie der Erzbischof (evtl. anders oder genau so gemeint) anklingen lässt mit einer gewissen Offenheit.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • St.Hedwigs-Kathedrale und Bernhard-Lichtenberg Haus


    Hier aktuelle Außenimpressionen der St. Hedwigs-Kathedrale sowie vom Baufortschritt des Bernhard-Lichtberg-Hauses.


    [Alle Bilder © bauhelmchen 2025]

    2025-01-11-19


    2025-01-11-26


    Bei dem Erweiterungsbau des Bernhard-Lichtberg Hauses entsteht die dritte von fünf Etagen.

    2025-01-11-22


    Blick auf den Bestandsbau. Hier entsteht derzeit eine neue Dachkonstruktion.

    2025-01-11-30


    Ansicht des Erweiterungsbaues von der Französischen Straße.

    2025-01-11-31

  • Jüdisches Zentrum am Fraenkelufer


    ^ Auf der Projektseite "Aufbruch am Ufer" ist eine Pressemitteilung erschienen.


    Demnach soll an dem historischen Standort auf 3.500 m2 ein Gemeinde-, Bildungs- und Kulturzentrum entstehen.

    Es wird Platz bieten für die Erweiterung der Synagoge, einen Veranstaltungssaal, eine Kindertagesstätte, Bildungsräume, Co-Working-Spaces, ein Café und Ausstellungsräume.


    Neben der bereits erwähnten Würdigung des Architekten der vor fast 90 Jahren zerstörten Synagoge, Alexander Beer, wird das Zentrum als Ort der Begegnung und des Dialogs sowie als Raum für Kunst und Kultur entwickelt.

    Geplant wird mit etwa 24 Mio. EUR. Die landeseigene Berlinovo Immobilien GmbH soll als Bauherrin fungieren.


    Für den Wettbewerb wurden 18 Beiträge eingereicht.


    Der zweite Preis ging an DFZ Architekten, Hamburg mit Y-LA Ando Loo Landschaftsarchitektur, Hamburg


    © DFZ Architekten GmbH

    temp-Imageh-SAVv-I


    Der dritte Preis an hope Architekten, Hamburg und Johannes Arolt, Berlin mit 317 Stadt und Freiraumplanung, Landsverg


    © hope Architekten PartG mbB

    temp-Imagew4etar


    Zwei Anerkennungen erhielten:

    Georg Scheel Wetzel Architekten, Berlin mit Dietz & Partner Landschaftsarchitekten, Elfershausen

    Peter W. Schmidt Assoziierte, Pforzheim/Berlin mit Fugmann Janotta Partner, Berlin


    Alle Entwürfe werden vom 23.01.2025 bis 09.02.2025, jeweils Dienstags bis Sonntags von 14:00-19:00 Uhr im Künstlerhaus Bethanien, Kottbusser Str. 10 öffentlich ausgestellt.

  • Meinem empfinden nach hat der optisch beste der drei ersten Plätze verdient gewonnen. Zum Glück ist es nicht der zweitplatzierte geworden.

    Wie der Wochenendausgabe des Tagesspiegels (und der Pressemitteilung) zu entnehmen ist, fand die Festlegung auf den ersten Platz einstimmig statt. Die beträchtlichen baulichen Sicherheitsvorkehrungen sind außerdem so konzipiert, dass sie in der Zukunft wieder rückgebaut werden könnten. Vorausgesetzt die Sicherheitslage/Einschätzung ändert sich. Eine wie ich finde schöne Geste, in welcher Hoffnung auf eine bessere Zukunft mitschwingt.

  • Ja, es hieß mal, es solle etwas entstehen, das sich sehr eng am historischen Gebäude, u. a. mit Säulen wie beim Beer-Bau, orientiere.


    Muss man nicht machen, dafür würden ohnehin die Fähigkeiten in der Elite der Architektenschaft fehlen, aber bei diesem Wettbewerbsergebnis auch noch offensiv von einer Würdigung Alexander Beers zu schreiben, finde ich nicht mehr nur unsensibel, sondern zynisch. Bauhaus ist halt wichtiger.


    Mich würde sehr interessieren, wie die Gemeinde dazu steht, die bei einem "einstimmigen" Juryentscheid ja keine Stimme hat. Ich erinnere dabei an Potsdam, wo die Gemeinden ausdrücklich einen Bau im klassischen Stil wünschten und von Geldgeber und Architekten ordentlich unter Druck gesetzt wurden.

  • Ja, die Referenz zu Beer kann ich auch nicht erkennen. Aber "im Geiste Schinkels" heißt ja auch nur, dass ein Gebäude Fenster und ne Tür hat.


    Verstehe das ganze Projekt nicht so ganz. "ein Ort des Miteinanders und der Begegnung, ein Zuhause für jüdische Initiativen, ein Raum für jüdische Kunst und Kultur". Es gibt doch das Gebäude der Jüdischen Gemeinde in der Fananstraße (das "leider" unter Denkmalschutz steht, und somit dem Verfall preisgegeben ist), das neue Chabad Zentrum in Wilmersdorf, dies und das in Mitte so um die Neue Synagoge herum, das Jüdische Museum etc. Ist das als Konkurrenz zur Einheitsgemeinde gedacht? Und dann noch - in Anbetracht der aktuellen Stimmung ggü Juden in gewissen kulturellen und politischen Kreisen - in Kreuzberg. Na danke...Aber wer weiß, wann das Geld und so überhaupt zusammen ist.

  • "Bauhaus ist halt wichtiger"


    Der Siegerentwurf ist doch mehr Postmoderne als Bauhaus, oder vertue ich mich da gerade?


    Ich finde ihn auf jeden Fall sehr ansprechend.


    Freundlich, offen und verspielt.

  • Mitunter war das Bauhaus verspielter als die Postmoderne, das Neue Bauen im Allgemeinen sowieso, das nur am Rande.


    Der Deutschlandfunk hat mal einen interessanten Beitrag über Gotteshäuser im Bauhaus-Stil gebracht. Nicht nur der Verweis auf St. Adalbert in der Spandauer Vorstadt ist erhellend. Auch "die einzige wahre Bauhaus-Synagoge" in Hamburg-Harvestehude wird genannt.


    Kirchen und Synagogen im Bauhaus-Stil - Gotteshäuser ohne Schnörkel


    Hier ein Bild:

    Rolf-Liebermann-Studio.nnw - Israelitischer Tempel (Hamburg) – Wikipedia


    Alexander Beer hat sich in den 20er-Jahren auch an der Moderne orientiert. Die Synagoge am Fraenkelufer wurde jedoch vor dem Ersten Weltkrieg entworfen. Ich finde ja schon eine Bauakademie, wie Schinkel sie angeblich heute entworfen hätte, befremdlich. Aber in diesem Fall ist es wirklich geschmacklos, auf Beer zu verweisen und dann Entwürfe zu prämieren, die mit seinem Bau nun wirklich gar nichts zu tun haben und somit auch kein Ensemble mit der noch erhaltenen, damaligen Jugend-, heutigen Hauptsynagoge bilden.


    Das Kuratorium für eine Neubebauung hatte lange ganz klar von einer engen gestalterischen Orientierung am Vorgängerbau gesprochen und auch Spenden eingeworben. Das sollte vielleicht auch mal erwähnt werden.


    In Baunetz wird kritisch hinterfragt (ich staune!), inwieweit die Gemeinde in die nun erfolgte Entscheidung eingebunden war und warum unklar bleibt, warum man umgeschwenkt ist.


    Staab Architekten gewinnen Wettbewerb in Berlin / Jüdisches Zentrum in Kreuzberg - Architektur und Architekten - News / Meldungen / Nachrichten - BauNetz.de


    Den Erstplatzierten, allerdings nur den größeren Baukörper, fände ich als Wohnbau oder Schule an historisch weniger bedeutsamem Ort ganz interessant. Etwas ganz Besonderes ist es aber eher nicht.


    Mich würde jetzt noch die städtebauliche Einordnung interessieren. Die gezeigten Ansichten machen mich skeptisch, ob die besondere Lage angemessen berücksichtigt wurde.

  • Für mich ist der Entwurf zu wenig eigenständig. Ein fast stinknormales Bürohaus. Ok, für ein Bürohaus im Rahmen der Berliner Verhältnisse hat es eine überdurchschnittliche Fassade. Mehr aber auch nicht. Eine verpasste Chance. Ich persönlich hätte eh lieber eine Rekonstruktion gesehen. Aber wenn schon das nicht geht, dann doch bitte nicht Fast-Stangenware. Handwerklich besonders schwach finde ich den verschämt mit einem Baum kaschierten Übergang zum Nachbar-Bestands-Gebäude.