München - Stadt für Millionäre

  • Die Wohnung gab´s für knappe 350.000.


    Ich weiß nicht, was du mit deinem Beispiel verdeutlichen willst. Wer nun mal eine eigene Wohnung haben will, muss verzichten können.


    Ich rede nicht von "auf etwas verzichten", sondern davon, dass es als Normalverdiener eigentlich nicht mehr möglich ist, eine Wohnung in München zu erwerben. In meinem Beispiel mit den 15 Jahren zahlen, wird das gesamte BRUTTOeinkommen für die Wohnung hergenommen. Mehrheitlich werden in Deutschland nunmal nicht 6-stellige Jahreseinkommen verdient, sondern deutlich darunter. Und Rücklagen schaffen ist auch schwer, wenn schon der Großteil des Einkommens im Mietzins verschwindet.


    Und 3700€/m²...die Wohnung wurde wohl schon vor einiger Zeit gekauft...

  • Der Kernpunkt ist doch, dass die Mittelschicht mit Familie keine Chance auf adequaten Wohnraum hat, wenn kein massives Erbe im Spiel ist. Dass man sich Wohnraum nicht mehr erarbeiten kann ist einfach nur krank. Ein System, das die Stadtelite fördert und sich letzten 10 Jahren unter Rot Grün richtig festsetzen konnte. Wien und andere Großstädte machen es vor, wie die öffentliche Hand als Bauherr massiv in den Markt eingreifen kann.

  • jai-c hat schon recht. Die derzeitigen Steigerungsraten werden auf keinem Fall Bestand haben. Die Frage ist nur, ob wir dann eine Stagnation sehen werden, leichte Rückgänge oder einen echten Rückgang der Preise.


    Fundamental gilt ja anscheinend weiterhin, dass der Jobmotor in München brummt, da zB letztes Jahr auch ~26.000 sozialversichungerspflichtige Jobs in München geschaffen wurden. Solange der Jobmotor läuft, werden die Preise auch nicht wirklich wieder zurückkommen.


    Isek, ich denke nicht, dass Bauprogramme der Stadt die Lösung ist. Wenn es genügend Baurecht gäbe, gäbe es genug Investoren, die da dann auch Wohnungen bauen.


    Aussagen der Stadt, wie "bald gibt es keinen Platz mehr für neue Wohnungen in München" befördern natürlich auch die Preisspirale in München. Wenn es bald eine Ware nicht mehr neu geben soll, dann ist sie teurer. Aber eigtl ist sie ja falsch. Alleine östlich von der S8 könnte Wohnraum für 100.000 Leute geschaffen werden, auf Münchner Grund.

  • Der Kern des Problemes liegt doch darin, dass die Stadtregierung alles daran setzen wird, das die Preise nicht fallen. Die großen Entwicklungsgebiete zeigen sehr schön diese Politik der Verknappung. Klar könnte man im Nord Osten 100.000 Menschen beheimaten. Selbst dann hätte man erst Dichten wie in Moosach oder vielleicht Laim. Die letzten Äußerungen der Behörden und Regierung werfen aber gerade einmal 10.000 Menschen in die Diskussion. Mit Freiham ist es das selbe. Wobei das gegenüber Nordost wirklich sehr weit vom Zentrum entfernt liegt. Aber bevor tatsächlich dort etwas passiert blockiert man sich sicher nochmal 15 Jahre (Bahn, S8 Tunnel, Anwohner, Umweltschutz, Erschließung).

  • Ich glaube nicht, dass "die Preise hochhalten" hier wirklich der Hauptgrund ist. Sondern eher die Unfähigkeit der Stadt Projekte solcher Größenordnung zu planen und vor allem versucht man Proteste und Widerstände der Anwohner zu verhindern.

  • Wenn man sich die derzeitige Verkehrssituation vor Augen führt, muss man sich klar machen, das 100 000 zusätzliche Einwohner (oder vielleicht sogar noch deutlich mehr, wenn man sämtliche flächen innerhalt bes Autobahnringes zubauen würde) sowohl das Strassennetz als auch den MVV völlig überfordern würden.


    Aufgrund der derzeitigen Nachfrage könnte München vermutlich schlagartig um 200 oder 300 k Einwohner wachsen, wenn es nur wöllte.


    Dazu bräuchte es allerdings kraftvolle Richtungsentscheidungen, sowohl des Freistaates, als auch seitens der Stadt.
    Und dann gibt es ja auch noch die Gesamtdeutsche und Europäische Komponente.


    Warum sollte man in München wie verrückt bauen und Infrastruktur errichten, wenn wo anders die Wohnungen leerstehen ("ist es auf bundesdeutscher Ebene vielleicht einfacher, die Arbeitsplätze in solche Gegenden zu bringen, als die Leute alle nach München", könnte da der Gedanke sein, der hinter verschlossenen Türen geäussert wird)


    Wenn die Kosten um nach München zu ziehen einfach zu hoch sind, wird sich der Trend umkehren, und die Leute werden alle in Leipzig, Duisburg, Barcelona oder Chemnitz bleiben.......

  • :nono:


    Gerade die U4 wäre prädestiniert für eine Verlängerung in den Osten. Die kann noch leicht 100.000 Einwohner bedienen. Im Moment sie die U4 einer U-Bahn Linie nicht würdig. Ferner ist für die Erschließung des Ostens ja auch der Ausbau der S8 vorgesehen. Zusammen mit ein paar Tram Linien reicht das ÖPNV-mäßig für den Außenbereich des Nord-Ostens leicht aus.


    Insgesamt aber muss man sich in München fragen, ob das Stammstreckenkonzept - also die Bündelung von U-Bahn Linien im Zentrum - nicht doch eine Fehlplanung war. Bzw. heute nicht mehr zeitgemäß ist. Der Schritt Richtung U9 ist folgerichtig. Auch U1 - U2 und die U4 - U5 müssen langfristig getrennt werden.


    Mit einem Ringschluss der A99 und den neuen Tunneln am Mittleren Ring sollten auch genügend Kapazitäten für den IV zu schaffen sein. Ansonsten würde ich dem motorisierten IV auf Relationen, die gut durch den ÖPNV bedient werden, nur wirklich so viel Kapazität gegeben, wie es gerade so funktioniert. Ein Pendeln z.B. in die Innenstadt per Auto soll nicht gerade attraktiv sein.


    Barcelona ist auch teuer und mit etwa 4 Millionen Einwohnern etwa doppelt so groß wie München! Nach Chemnitz oder Duisburg gehen? :lach: Eher wird Augsburg, Landshut und Rosenheim um 100.000 Einwohner größer als dass ein Münchener nach Duisburg geht. Es wird ferner immer irgendwelche Vorstadtgemeinden geben, die das Wachstum ohne Gesamtplanung des Großraumes aufnehmen. Das ist auch nicht wünschenswert.

  • Wie wärs wenn sich dieser Familienvater um nen anderen Job umsieht? 2.200 Euro netto ist doch ein Witz, das war schon das Einstiegsgehalt meines Bruders (auch Ing.)..


    :lach:


    Mach dich mal unter http://oeffentlicher-dienst.info/ schlau, was so Angestellte von der Pflegerin, dem Lehrer bis zum Ingenieur in Führungsposition im öffentlichen Dienst bekommen. Die 2.200 Euro netto (das ist schon mit Steuerklasse 3 gerechnet!!) sind z.B. für einen TU-Abgänger in der Bauverwaltung und etwa 35 Jahren repräsentativ. Ein Ingenieur als FH-Absolvent, der als Sachbearbeiter arbeitet bekommt nochmal DEUTLICH weniger! Beamte sind etwas besser gestellt. Aber auch nicht derart, dass ein Immobilienkauf ohne Erbe möglich wäre.


    Und warum sollen diese Berufsgruppen nicht mehr in München leben dürfen? München ist nicht nur für BMW, Siemens, Allianz oder KPMG Mitarbeit da.

  • Wenn man sich die derzeitige Verkehrssituation vor Augen führt, muss man sich klar machen, das 100 000 zusätzliche Einwohner (oder vielleicht sogar noch deutlich mehr, wenn man sämtliche flächen innerhalt bes Autobahnringes zubauen würde) sowohl das Strassennetz als auch den MVV völlig überfordern würden.


    Ist das so? Seit 2000 ist München um etwa 200.000 Leute gewachsen. Die Investitionen in den Strassenverkehr und U-Bahn waren in diesem Zeitraum überschaubar.
    Und mit Stamm-2 sind ja schon Konzepte da, wie man mehr Kapazität erreichen kann.

  • Die Stamm-2 ist ja noch nicht in trockenen tüchern. Ich glaube erst dran, wenn ich die ersten züge durch den Tunnel fahren sehe.


    In der Tat ist deren Bau und das damit zusammenhängende system der Express-S-Bahnen unumgänglich für die weitere entwicklung Münchens.


    Wie sehr das Münchner Zentrum mit der derzeitigen Situation infrastrukturell überforder ist sehe ich wenn ich die Rush Hour von meiner ehemaligen heimatstadt München mit meiner jetzigen, Berlin, vergleiche.


    Aber ich stimme Isek zu, die U4 bzw eine Verlängerung ebendieser in die eventuellen Neubaugebiete sowie die Stamm2 und der U9-Neubau würden schon sehr sehr viel bewirken.

  • Im Moment ist die U4 einer U-Bahn Linie nicht würdig.


    Quatsch. Natürlich ist sie das.


    Es wäre allerdings ein Leichtes die Linie bis wenigstens Englschalking zu verlängern, da die Wendeschleife eh bis glaube ich Cosimabad reicht.


    Ebenfalls könnte man den 184 im 10min. Takt fahren lassen, denn der ist IMMER voll.


    Mit der Tram 18/16 Verlängerung nach St.Emmeram hat man ja voll ins Schwarze getroffen. Daran sieht man: der Bedarf ist da.


    Dass aber in München zu wenige Wohnungen entstehen, weil der ÖPNV nicht mehr viele EWs aufnehmen kann, ist die wohl dümmste Ausrede die ich in Bezug zu diesem Thema gehört habe.
    Im Osten der S8, also von Berg am Laim bis hoch nach Unterföhring ist noch viel Platz für neue Projekte und viel Spielraum für intelligente Infrastruktur.
    Nur die Stadt, als Mitträger der jetzigen Situation, sollte endlich mit ihrer Selbstbeweihräucherung aufgrund vergangener Erfolge aufhören, denn das interessiert heute keinen mehr.

  • Naja, das hoch subventionierte Berlin ist jetzt nicht wirklich repräsentativ. Da ist es nicht schwer, U-Bahnen den ganzen Tag über im 5 Minuten Takt fahren zu lassen. Vor allem hat Berlin kein elendiges Stammstreckenkonzept. München im Vergleich zu Metropolen ist immer noch eher leer. In diesen fahren schon auf einzelnen Linien so viele Menschen wie in München im ganzen Netz! Linienbelastungen bis über 1 Millionen Fahrgäste pro Tag sind keine Seltenheit.

  • Fundamental gilt ja anscheinend weiterhin, dass der Jobmotor in München brummt, da zB letztes Jahr auch ~26.000 sozialversichungerspflichtige Jobs in München geschaffen wurden. Solange der Jobmotor läuft, werden die Preise auch nicht wirklich wieder zurückkommen.


    Wenn die Wertentwicklung von Immobilien erst mal stagniert, dann werden viele Anleger plötzlich Verluste machen, weil die Mieteinnahmen ihre Finanzierungskosten nicht mehr kompensieren bzw. kaum eine Rendite abwerfen. Wenn dann nur ein Bruchteil der Immobilienbesitzer verkauft (um die Immobilie noch zum Höchstpreis loszuwerden), dann könnte sich der Markt sehr schnell drehen.
    Das hat dann übrigens auch nichts mit der fundamentalen Nachfrage zu tun. Siehe z.B. die Entwicklung in Spanien - da hat sich der Markt irgendwann komplett von der Nachfrage abgekoppelt und es wurde rein spekulativ gebaut. Ob in den Häusern auch noch jemand wohnt, spielte dann irgendwann auch keine Rolle mehr.


    Der Kern des Problemes liegt doch darin, dass die Stadtregierung alles daran setzen wird, das die Preise nicht fallen. Die großen Entwicklungsgebiete zeigen sehr schön diese Politik der Verknappung.


    Diese These ist aus meiner Sicht sehr gewagt. Selbst wenn es so wäre - es funktioniert so überhaupt nicht - denn die Entwicklung von Immobilienmärkten verläufert ziemlich dynamisch, die Zeiten, um Entwicklungsgebiete zu planen, zu bebauen usw. sind dagegen sehr lange.

  • Ich glaube, unter normalen wirtschaftlichen Randbedingungen, nicht an den großen Preisverfall in guten Münchner Lagen, da einfach viel zu viele nur darauf warten ein für sie erschwingliches Angebot zu bekommen. So schnell kann man gar nicht aus der Bresche springen um zuzuschlagen, sobald es deutliche Wertverluste gibt. München ist halt nicht nur für Investoren kurz- bis mittelfristig lukrativ, sondern es wollen auch viele langfristig hier leben.

  • Eine durchgreifende Veränderung des durch das knappe Angebot gesteueren Marktes erwartet denke ich keiner. Dazu ist die Substanz der Wirtschaft einfach zu gut. Selbst wenn ab morgen kein Zuzug erfolgen würde, bleiben die paar wenigen Wohnungen, die gebaut werden, sehr gefragt, da die Masse der Mittelstandes bei weitem nicht abgesättigt ist. Viele würde gerne im Eigenheim wohnen, können es sich aber im Moment nicht leisten und sparen. Sobald die 15 % oder 20 % des Kaufpreises haben, kauft diese Gruppe.

  • Klassenkampf

    Muenchen ist nicht der Nabel der Welt, wenn man jedoch umbedingt in Muenchen wohnen will muss man eben dafuer zahlen, so war es schon immer.


    Eben, das finde ich auch! Es gibt kein verbrieftes Grundrecht für ein Leben in München, auch wenn man es manchmal meinen könnte bei dem allgegenwärtigen Klagelied. Die Generation heute ist in allem so dermaßen unkritisch und den Werbebotschaften hörig. Die Leute sagen zu deutlich ja zum Kapitalismus indem sie seine Produkte zur Religion erklären (Stichwort Apple) und entwürdigend stundenlang im Morgengrauen vor dem Store campieren um das neue Gerät zu ergattern in das sie dann zombieartig wo sie gehen und stehen hineinstarren, oft verborgen hinter der obligatorischen Designer-Sonnenbrille.


    Wenn es um den Wohnungsmarkt dagegen geht, dann soll ausgerechnet in München plötzlich der tiefste Stalinismus herrschen und Vermieter werden als Haie bezeichnet und sollten am liebsten zum symbolischen Euro vermieten. Ich kann diese Klassenkampfdebatten in den Münchner Gazetten, aber auch hier im Forum, bald nicht mehr hören.

  • Meiner Meinung nach ist das größte Problem an München, dass es nur ein Stadtzentrum gibt und sich alles versucht, darum anzusiedeln. Was ja auch mit der Stammstrecke zusammenhängt, weil dort alles am einfachsten zu erreichen ist.
    Meiner Meinung nach sollten innerhalb des Mittleren Rings keine Büroflächen mehr gebaut werden dürfen. Da die meisten Menschen eh von Außerhalb in die Stadt pendeln, könnte man dadurch die Verkehrslage entzerren und außerdem Platz in der Innenstadt für Wohnraum schaffen. Wenn Siemens ähnlich wie Swiss Life von der Stadt in die Peripherie ziehen würde, hätte man auf dem Siemens-Areal Platz für anständigen Wohnraum schaffen können.
    Ich bin Handwerksmeister und werde mir in München nie und nimmer Eigentum anschaffen können, wenn ich denn mit meiner Familie dort wohnen möchte.
    Und ja, es gibt nicht nur Ingenieure in München, die bei BMW oder Siemens arbeiten, sondern auch Menschen, die zum Beispiel die Büros der Ingenieure putzen oder deren Müll mit einem orangen Fahrzeug abholen.

  • Mit oder ohne Klassenkampf
    Sozialistisch hin oder kapitalistisch her.....
    .....könnten in München wesentlich mehr Wohnungen pro Zeiteiheit gebaut werden.

  • Meiner Meinung nach ist das größte Problem an München, dass es nur ein Stadtzentrum gibt und sich alles versucht, darum anzusiedeln.


    Wenn das stimmen würde, müssten die Preise für Wohnungen außerhalb des Stadtzentrums ja billig sein.

  • Also manche Aussagen hier sind schon heftig. Man merkt genau, wo auch hier im Forum der Graben zwischen den Besitzenden und Besitzlosen geht. Den Anspruch der Besitzlosen auf Wohnraum einfach mit Argumenten wie Umzug in eine billigere Stadt oder der Suche nach einem besser bezahlten Job abzuhandeln ist äußerst brutal. Zusammen mit Aussagen, dass eben München schon immer ein teueres Pflaster war, belegt soziale Kälte und die Erosion der Gesellschaft. Traurig.
    Nochmal zur Verdeutlichung: Es geht nicht prinzipiell um die Diskussion über arm und reich oder konkret dem Umstand, dass sich manche Bevölkerungsgruppen kein Wohneigentum leisten können oder vielleicht auch gar nicht kaufen wollen (zb Migranten, die nach Ansparen wieder zurück in die Heimat gehen). Mir geht es um den Umstand der Entwicklung in den letzten 10 Jahren, dass mittlere Haushaltseinkommen nicht mehr in der Lage sind Wohneigentum zu erarbeiten (kein Erbe). Das war vor 20 oder 40 Jahren definitiv anders! Zu den mittleren Haushaltseinkommen zählen dabei etwa schon alle Familien mit nur einem Akademiker und Kind(ern), der nicht gerade bei einer der besagten Münchener Elitefirmen arbeitet.