Umgang mit Berliner (Bau)Denkmälern

  • Müggelturm: Bauantrag eingereicht

    Zwischenzeitlich hat Matthias Große seinen Bauantrag beim Bezirksamt Treptow-Köpenick eingereicht - dieser werde nun mit Priorität geprüft. Sobald eine rechtskräftige Baugenehmigung vorliegt, soll mit den Bauarbeiten begonnen werden, die ab dann genau ein Jahr dauern sollen.


    Nichtsdestotrotz gäbe es weiterhin ungeklärte Fragen rund um das Projekt. So sei beispielsweise die zukünftige Zahl der Parkplätze am Fuße des Müggelturms strittig. Und auch einen Aufzug innerhalb des Turms wird es aus Gründen des Denkmalschutzes wohl nicht geben (können).


    Artikel in der Berliner Morgenpost
    Bericht im Tagesspiegel
    Beitrag in der RBB-Abendschau vom 26.01.2015

  • Bei der Projektvorstellung für die Baugruppe Florastraße 86 ist mir gar nicht aufgefallen, dass dafür die sog. Weiße Villa abgerissen werden soll. Gestern war hierzu auf florakiez.de zu lesen, dass das Gebäude nicht die Voraussetzungen zur Aufnahme als Baudenkmal in die Denkmalliste Berlin erfülle und somit abgerissen werden könne.


    Laut taz setzt sich der Bezirk für den Erhalt der "Weißen Villa" ein. So soll am Freitag beim Landesdenkmalamt beantragt werden den Denkmalwert der Villa zu prüfen. Dies könnte die Bauanfrage um ein Jahr zurückstellen.
    Die Architektenseite die dort ein mausgrauen 0815-Wohnungsbau verwirklichen will hat da natürlich ganz andere Vorstellungen. Die Villa stehe durch ihre zurückgesetzte Lage einer Schließung der Baulücke im Wege und sei daher nicht erhaltenswert. Wichtiger sei es dort Wohnraum zu schaffen.

  • Laut taz setzt sich der Bezirk für den Erhalt der "Weißen Villa" ein. ... Die Villa stehe durch ihre zurückgesetzte Lage einer Schließung der Baulücke im Wege und sei daher nicht erhaltenswert. Wichtiger sei es dort Wohnraum zu schaffen.


    Ist dem tatsächlich so? Auf der Bing-Karte sieht es doch so aus, als könnte man mit einem "kreativen" Entwurf die Straßenfront schließen und die Villa als "Gartenhaus" erhalten. Wäre das nicht ein gangbarer Kompromiss?

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    Das wird wohl an den Grundstücksrechten liegen siehe Plan:



    (C) Praeger Richter Architekten GmbH


    Das spitzwinklige Grundstück neben den Häusern 2 - 4 scheint der BG genausowenig zu gehören wie das Grundstück oberhalb von Haus 1. Die Architekten glauben wohl somit die Baumassen auf ihrem Grundstücksbereich optimal zu verteilen.

  • Das erklärt Einiges, macht es aber auch nicht besser. Vor allem das seltsame unbebaute Dreieck vor dem Haus (gehört wohl auch nicht zum Grundstück, aber wem dann? Das ist doch kein Baufenster mehr, oder?) macht den Lückenschluß an der Straßenfront ja quasi unmöglich.

  • Danke für die Info und den Link. Über Geschmack lässt sich streiten, aber immerhin gepflegt sieht dieser "Pocketpark" (wieder was gelernt ;) ) ja aus.


    Was aber auch zu sehen ist auf dem Foto ist, dass diese weiße Villa in einem ganz guten Zustand zu sein scheint, umso trauriger fände ich deren Zerstörung.

  • Funkhaus Nalepastraße: Neue Eigentümer

    Das frühere DDR-Rundfunk-Areal an der Nalepastraße in Oberschöneweide hat laut einem Bericht des RBB seit dem 01.05.2015 neue Eigentümer. Für knapp 12 Millionen Euro wurde das denkmalgeschützte Ensemble aus den 1950er Jahren an den Investor Uwe Fabich, dem bereits der Postbahnhof, die Kreuzberger Erdmann-Höfe sowie der Wasserturm am Ostkreuz gehören, und einen seiner Geschäftspartner verkauft.


    Während sich auf dem Funkhaus-Areal in den vergangenen Jahren viele Tonstudios, Musiker und visuelle Künster angesiedelt haben, sind andere Bereiche des Geländes arg verfallen, wobei der Sanierungsbedarf aber "nicht dramatisch" und die Bausubstanz grundsätzlich gut sei.


    Wie genau die Zukunft des Funkhauses aussehen soll, lese zumindest ich nicht aus dem Bericht heraus. Fakt ist, dass das Areal auch künftig als gewerbliches Sondergebiet für die Bereiche Kultur und Kreativwirtschaft genutzt werden soll und muss, wobei weiterhin die Musik im Fokus stehen soll. Dabei scheint Fabich zumindest bemüht, seine Pläne mit den ansässigen Mietern bzw. dem "Underground" abzustimmen, der sich nun vor seiner eigenen Verdrängung aus dem Komplex fürchtet.


    Fabich will weiterhin auch das zum Funkhaus-Gelände gehörende Spreeufer in seine Planungen mit einbeziehen und dieses so einer deutlichen Belebung unterziehen.


    Nachdem schon der Vorbesitzer des Funkhauses, der israelische Investor Albert Ben-David, augenscheinlich nicht besonders viel in das Areal investiert hat, bin ich (vorerst) nur sehr vorsichtig optimistisch, dass dieses in absehbarer Zeit wieder in dem Glanz erstrahlen wird, der ihm gebührt.

  • Und wieder einmal fordert der praktizierende Denkmalschutz in Berlin ein weiteres Opfer: Die letzten verbliebenen Reste der Ursprungsbebauung in Friedrichsfelde, die beiden Kutscherhäuser in der Einbecker Straße sind nach über 20 Jahren Untätigkeit und geradezu bespielhafter behördlicher Inkompetenz 'planmäßig' niedergerissen worden.
    Schon vor 15 Jahren hatte man das Areal mit einem Supermarkt bebauen lassen, unter der Auflage die beiden Gebäude zu sanieren. Nichts dergleichen geschah.
    Stattdessen wurde wie so oft, auf den unwiderruflichen Verfall spekuliert, der letztlich dann auch eintrat. Nun wird neu gebaut, aber natürlich auch nicht in Anlehnung an die Vorgängerbauten - wie anfänglich geplant und von der BVV ausdrücklich gefordert - sondern ein völlig maßstabsloser Klotz. Ein Studentenwohnheim wirds. Hallelujah.


    Das wars einmal:


    https://upload.wikimedia.org/w…024px-Einbecker_Str_2.jpg
    Quellenangabe?


    Das sollte es mal werden:



    Und so siehts heute aus:



  • Vielleicht muss man lernen, loszulassen. Ich kann an dem Haus nichts erkennen, was noch erhaltenswert gewesen wäre. Ich glaube auch nicht, dass die Innenräume dem Weltkulturerbe ein Verlust sind.
    Ich kann auch nicht erkennen, dass durch den Abriss ein Ensemble beeinträchtigt wurde. Eher war es wohl das letzte Haus seiner Art im weiteren Umfeld und somit ein Fremdkörper.
    Letztendlich braucht es auch immer jemanden, der bereit ist, sein Geld in so ein altes Gemäuer zu stecken.


    Trösten wir uns vielleicht damit, dass an anderer Stelle Schlösser und Kirchen wieder aufgebaut werden, oder ganze Altstadtviertel wie in Dresden und Frankfurt.....

  • Erstens, es waren zwei Häuser. Und zweitens - nein, natürlich geht es hier nicht um Schlösser oder Prunkbauten. Sondern eben die letzten verbliebenen Reste der ländlichen Ursprungsbebauung, lokales kulturelles Erbe sozusagen. Mag sein, dass sowas heute in einem Umfeld zwischen Plattenbauten und Lidl-Einheitsbaracke als Fremdkörper erscheint. Gerade deswegen sollte es aber erhalten bleiben. Als Mahnmal gegen die fortschreitende kulturhistorische Amnäsie.

  • Vielleicht muss man lernen, loszulassen. (...) Ich kann auch nicht erkennen, dass durch den Abriss ein Ensemble beeinträchtigt wurde. Eher war es wohl das letzte Haus seiner Art im weiteren Umfeld und somit ein Fremdkörper.


    Das träfe wohl auch für die Marienkirche am "Rathausforum" zu. Oder das Brandenburger Tor.


    Aber mal im Ernst: es ist völlig unerheblich, ob BerlinExCinere das für erhaltenswert hält oder nicht. Es stand unter Denkmalschutz und ist noch in der Liste eingetragen. Und genau deshalb musste es saniert werden.


    Jetzt wird nachgebaut. Wusste gar nicht, dass die Berliner Denkmalpflege Rekos zustimmen kann. Gemerkt.


  • Jetzt wird nachgebaut. Wusste gar nicht, dass die Berliner Denkmalpflege Rekos zustimmen kann. Gemerkt.


    Nein, es wird nicht nachgebaut. Das ist bereits wieder vom Tisch bzw. wird ignoriert - obwohl die BVV eine entsprechende Auflage in der Baugenehmigung verlangte.
    O-Ton Bezirksstadtrat Nünthel: "Dem Bauherren ist bewusst, dass die Gebäude denkmalgeschützt sind. Doch das Neubauvorhaben wird sich nicht mehr an den denkmalgeschützten Gebäuden orientieren. Geplant ist studentisches Wohnen".
    Im Amtsdeutsch sieht das Ganze dann so aus: http://www.berlin.de/ba-lichte…115733479/00106213/13.pdf

  • Das ist ja dann schlimmer. Zumal einen Abbruch und damit einhergehend eine Entlassung aus der Entmalliste nur im Einvernehmen mit dem Landesdenkmalamt erfolgen kann. Da erkenne ich Jörg Haspel schon eher wieder - wech mit dem ollen Zeug!

  • Wiederaufbau des Schlosses Biesdorf

    Ein Baudenkmal, das hier im DAF noch gar keine Erwähnung gefunden hat, gleichzeitig aber schon seit mehreren Jahren (kosten-)aufwändig restauriert wird, ist das Schloss Biesdorf. 1868 als spätklassizistische Turmvilla auf dem Gelände eines Ritterguts erbaut, zählt es heute zusammen mit dem Biesdorfer Schlosspark zu den wertvollsten Ensembles der Bau- und Gartenkunst des 19. Jahrhunderts.


    Im Jahr 1945 vernichtete ein Brand das Obergeschoss des Schlosses, das damals zunächst nicht wieder aufgebaut und stattdessen durch ein Flachdach ersetzt wurde. 1979 wurde das Schloss gemeinsam mit dem Schlosspark und dem historischen Biesdorfer Ortskern unter Denkmalschutz gestellt, was allerdings nicht verhindern konnte, dass der einstige Herrensitz bis in die 1990er Jahre hinein einer stetigen Vernachlässigung ausgesetzt war.


    Im Jahr 2000 gründete sich schließlich die Initiative "Sofortprogramm zur Rettung des Schlosses Biesdorf", die von verschiedenen Sponsoren Bauleistungen und Sachspenden in Höhe von rund 154.000 D-Mark einwarb. Noch im gleichen Jahr riefen engagierte Bürger den Verein "Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf" ins Leben, der sich für den Wiederaufbau des Schlosses nach seinem eigenen historischen Vorbild bis zu dem verheerenden Brand im April 1945 einsetzt.


    Zwischen 2002 und 2007 wurde zunächst die Außenhülle des Schlosses durch die o.g. Stiftung mit Fördermitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie, des Landesdenkmalamts Berlin, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Bezirks Marzahn-Hellersdorf und zahlreichen Privatsponsoren für rund 1,75 Millionen Euro denkmalgerecht restauriert. Seit Oktober 2013 wird nunmehr auch das einstige Obergeschoss wieder aufgebaut, und zwar ebenfalls mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie sowie mit Fördermitteln der Europäischen Union. Die Kosten dafür belaufen sich auf ca. 8,5 Millionen Euro, als Bauherr fungiert der Bezirk Marzahn-Hellersdorf:




    Dieses Modell (gesehen an einem Infostand anlässlich des Biesdorfer Blütenfests im Mai dieses Jahres) zeigt, wie das Schloss nach dem Abschluss der Restaurierungsarbeiten (wieder) aussehen soll:





    Am 01.08.2016 soll das Schloss schließlich wieder dauerhaft eröffnet und als Ausstellungs- und Kulturzentrum genutzt werden. Zudem soll es zusammen mit dem umliegenden Park ein Teil der IGA 2017 sein.


    Interessierte können bereits am 13.09.2015 einen Blick in das Schlossinnere werfen. Anlässlich des bundesweiten Tags des offenen Denkmals laden das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf und die "Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf" zu einem Rundgang durch das "wiederbelebte" Schloss ein, wo u.a. eine Fotoausstellung zu sehen sein wird, welche die Widrigkeiten dokumentiert, mit denen man im Rahmen des Wiederaufbaus stellenweise zu kämpfen hatte.

  • ^ Anlässlich des morgigen Tags des offenen Denkmals zeigt das Bezirks-Journal erste Bilder aus dem Inneren des Schlosses.


    Die Wiedereröffnung des Gesamtensembles soll laut dem Artikel übrigens nicht am 01.08., sondern am 09.09.2016 stattfinden. Bis dahin werden auch die Außenanlagen rund um das Schloss neu gestaltet und dessen Fassade wieder "aufgehübscht".

  • Laut taz setzt sich der Bezirk für den Erhalt der "Weißen Villa" ein. So soll am Freitag beim Landesdenkmalamt beantragt werden den Denkmalwert der Villa zu prüfen. Dies könnte die Bauanfrage um ein Jahr zurückstellen.
    Die Architektenseite die dort ein mausgrauen 0815-Wohnungsbau verwirklichen will hat da natürlich ganz andere Vorstellungen. Die Villa stehe durch ihre zurückgesetzte Lage einer Schließung der Baulücke im Wege und sei daher nicht erhaltenswert. Wichtiger sei es dort Wohnraum zu schaffen.


    Auf Florakiez.de berichtet Hanno Hall über den aktuellen Planungsstand. So wie es aussieht soll die Villa nächstes Jahr abgerissen und das Grundstück von der BG neu bebaut werden. Das Bezirksamt habe bereits einen Bauvorbescheid erlassen. Einige der Anwohner stehen diesem Projekt unversöhnlich gegenüber.

  • Update: Ehemaliges Kulturhaus "Peter Edel" in Weißensee


    Einem Bericht der heutigen Abendschau über das "Peter Edel" zufolge gibt es momentan wohl drei Kaufinteressenten. Voraussichtlich Ende Januar will der Bezirk Pankow bekannt geben, mit welchem der potentiellen Käufer man weiter verhandeln will.

  • ^ Tatsächlich scheint es nun eine neue Perspektive für das "Peter Edel" zu geben, denn dort soll in den kommenden Jahren ein offenes Kultur-, Bürger- und Bildungszentrum entstehen. Das Bezirksamt Pankow will hierfür mit dem gemeinnützigen Träger „Kommunales Bildungswerk“ einen Erbbaurechtsvertrag schließen.


    In baulicher Hinsicht soll zunächst der Anbau aus den 1970er Jahren abgerissen werden. Im Anschluss daran sollen die historische Bausubstanz und insbesondere der denkmalgeschützte große Saal saniert werden, bevor man diesen dann durch einen Neubau ergänzen will.