Humboldt-Forum / Stadtschloss - Der Bauthread

  • ^ Danke, gefällt mir sehr gut, der erste Preis. Eine kleine, scheinbar sanfte Geste, die aber bei zweitem Nachdenken an die kolonial-gewaltsame Seite denken lässt, die mit den Sammlungen im Humboldt Forum untrennbar verbunden ist. Nur ein kleiner Pfeil, aber er sitzt, wie ein kleiner Stachel.

  • … eigentlich wäre hier die ideale Fläche um auf die verschiedenen Ausstellungen im HF grafisch aufmerksam zu machen. Auch mit einem farbenfrohen Banner. Der Pfeil gefällt mir trotzdem sehr gut. Vielleicht kann man ihn als Halterung für ein Banner verwenden … :/

  • Mal ganz unaufgeregt eingeworfen:

    Ich glaube kaum, dass der Großteil der Passanten diesen Pfeil mit dem Thema (Narben des) Kolonialismus in Bezug setzen wird. Naheliegender wäre der Bezug zur Vergangenheit sowie ggf noch der zu den repräsentierten Kulturen/Ethnien, wo Pfeile teilweise noch etwas länger im Einsatz waren.


    Ansonsten könnte er einfach wie das Sanchi-Tor im positiven Sinne irritieren und so neugieriger auf den Inhalt des Gebäudes machen.


    Rein ästhetisch gefällt mir ehrlich gesagt kein einziger der Entwürfe so richtig gut, wobei ich mit dem Pfeil vergleichsweise noch ganz gut leben kann.

  • Ich finde den Pfeil auch gut.

    1. nicht zu abstrakt

    2. animiert die ganze Fläche mit seinem Schattenwurf

    3. auch Kinder können damit etwas anfangen (auch wenn diese es vielleicht anders interpretieren)

    4. ermöglicht viele Interpretationen


    Simpel aber effektif - wird sicher auch ein klasse Fotopunkt für Touristen (ich sehe schon all die Bilder in denen die Leute den Pfeil in der Hand "halten") :)

  • (ich sehe schon all die Bilder in denen die Leute den Pfeil in der Hand "halten")

    Dafür ist er viel, viel zu weit weg und dürfte auf Fotos ohne Tele-Objektiv kaum zu erkennen sein.


    Die Symbolik regt immerhin zum Nachdenken an, globaler Süden, Nordfassade etc. Andererseits auch etwas fragwürdig, als ob die Menschen "im Süden" heute noch mit Pfeilen schießen würden. Oder ist es eine Flugwaffe aus der Vergangenheit, die jedoch gegen das übermächtige Schloss nichts ausrichten kann? Gegen das Schloss, das ja eigentlich gar kein Schloss mehr sein soll, sondern ein Museum, das erstmals die Weltkulturen gleichrangig präsentiert?


    Aus allen prämierten Entwürfen spricht jedenfalls ein kritischer, ja ablehnender Impetus. Der Pfeil macht das immerhin ästhetisch zurückhaltend.


    Ich frage mich aber schon, ob die Künstler/innen den Mut hätten, privaten Auftraggebern ebenfalls in solcher Breite kapitalismus- und ausbeutungskritische Kunstwerke vorzuschlagen. Wo bleiben Wettbewerbe zur "Banken-Aneignung", analog zur "Schloss-Aneignung"? Etwas wohl-pfeil kommt mir Kunst mit moralischem Anspruch, wenn sie so bequem vorgetragen werden kann, schon vor.


    Eine künstlerisch begrünte Fassade hätte ich deutlich interessanter gefunden. Kann ja noch kommen.

  • ich mag die Idee mit dem Pfeil mehr und mehr. Zuerst empfand ich den Eingriff als zu spielerisch, fast albern. Dann kamen weitere Assoziationen. Ein Mitbringsel aus früheren Zeiten aus fremden Kulturen, wie aus dem Völkerkundemuseum entnommen. Ein Stachel im Fleisch, Amors Pfeil ....

    Eine Kunst, die nicht auch die Vergangenheit anspricht, wäre in diesem Fall irgendwie leer. Ich sehe aber die moralische Wertung nicht. Ich empfinde es eher als etwas moralisch überzogen, diese Vergangenheit nicht mal mehr ansprechen zu dürfen.

    Ich könnte mir aber eine etwas abstraktere Form des Pfeils vorstellen.

  • Die Symbolik regt immerhin zum Nachdenken an, globaler Süden, Nordfassade etc.

    Das regt höchstens die immergleichen zum Nachdenken an, die ohnehin schon seit Jahr und Tag über sowas nachdenken. Aber dein Beitrag zeigt gut das Dilemma der neulinken Identitätspolitik. Man meint es gut, kann es aber nicht gut genug machen und alles kann wiederum neokolonial / rassistisch gedeutet werden. Solange man die Exponate nicht zurückgibt und weiter ausstellt, ist solche Symbolik nichts als Heuchelei und Zurschaustellung eigener Moral, auf die ich sehr gut verzichten kann.

  • Was war nochmal der Grund, weshalb die eine Fassade zur Spree hin so unschön gestaltet wurde? Ich glaube ich habe mal gelesen, dass der Grund war dass die Spreeseite sehr verschachtelt war, und man diese ganzen Verschachtelungen nicht wieder aufbauen wollte. Aber dann wäre es doch irgendwie besser gewesen, die Spreefassade auch im alten Stil zu gestalten, auch wenn es vor dem Krieg anders ausgesehen hat. War es vielleicht wegen dem Inneren des Forums nötig, diese Seite so zu bauen, wegen den Ausstellungsflächen oder wegen den Fenstern? Oder soll allen damit gezeigt werden, dass es nicht das echte Schloss ist, sondern eine Rekonstruktion? Es ist gelinde gesagt, nicht schön. Ich bin bei jedem Foto des Schlosses froh, wenn man diese Seite nicht sieht, die Seite zerstört den ganzen Eindruck, und vom Spreeufer auf der anderen Seite sieht es auch nicht gut aus, zwischen dem Dom und dem Marstall, weil der Marstall noch so eine schöne alte Fassade hat. Kann man so etwas wirklich als schön empfinden, wenn man während des Anblicks nicht den tieferen Sinn (eine politische oder geschichtliche Botschaft?) im Hinterkopf hat? Ganz einfach gefragt, was ist daran schön? Oder ist der Sinn, dass es nicht schön sein soll, und eine "Narbe" darstellen soll? Ist es noch möglich, die Fassade im Nachhinein durch eine alte Fassade wie auf den anderen drei Seiten zu ersetzen?


    Der Pfeil ist irgendwie auch nicht schön, dahinter steckt sicher auch eine tiefgründige Botschaft, die aber die meisten nicht verstehen, und schon gar nicht die Touristen. Ich weiß nicht, ob die Fassade mit dem Pfeil besser ist als ohne, aber ich glaube schon. Er ist aber glaube ich viel zu klein und schlecht erkennbar, auf vielen Fotos wird er nur als dünner störender Schatten erscheinen. Ich hätte den roten Balkon schöner gefunden, oder eine DDR-Leuchtreklame, was dem Ganzen vielleicht einen farblichen Touch verliehen hätte.


    Generell ist es ja eh ein Wunder, dass man sich überhaupt überwinden konnte, das "Schloss" zu bauen, aber diese eine Fassade, wäre es da nicht logischer gewesen, wenn sie überhaupt anders sein muss, die im Stil des Palasts der Republik zu gestalten? Es ist jetzt schon zu bemerken, dass auf den meisten Fotos, auf denen das Schloss schön erscheinen soll, die Spreeseite möglichst nicht gezeigt wird. Diese eine Fassade ist einfach genau das Gegenteil von einer schönen alten Schlossfassade, und ich frage mich ob ich einer von nur wenigen bin, die das jedes Mal stört, beim Anblick des Schlosses.


    Und es stimmt auch, was jemand über den Namen Humboldt-Forum geschrieben hat. Der Name Stadtschloss oder Berliner Schloss soll damit anscheinend umgangen werden, und man weiß überhaupt nicht, was da jetzt für Museen drin sein sollen. Und wenn man ein schlechtes Gewissen wegen irgendwas hat, was da drin zu sehen ist, sollte man es vielleicht eher zurückgeben, als das Gebäude durch einen Pfeil zu markieren (wenn der Pfeil das wirklich ausdrücken soll).


    Wenn die Fassade nie ersetzt werden sollte durch eine alte, hoffe ich, dass sie von Pflanzen überwuchert wird, oder dass man vielleicht wenigstens lauter bunte Kunstobjekte oder Ähnliches anbringt.

  • Ich habe eher mit etwas Großflächigerem gerechnet und finde die Idee, dort die Werbebanner aufzuhängen gut.


    Der Pfeil gefällt mir auch, er ist nur ein zu kleines Objekt für die Fläche.


    Eine Sonnenuhr wäre auf der Fläche gut, leider weist sie nach Norden. Die Darstellung mit dem Schattenwurf ist dort die Ausnahme für sonnige Sommerabende.


    Den Balkon finde ich irgendwie witzig, nur fällt mir nichts ein, was begründet, warum er dort sein soll und als Farbtupfer ist er überflüssig .

  • Bei der Anbringung solcher Kunst-Installationen sollte man schon aufpassen, dass sich das Umfeld des Humboldt-Forums nicht zu einem Gemischtwarenladen entwickelt, bei dem in programmatischer Sicht der rote Faden fehlt. Selbst wenn die einzelnen Installationen gut sind, bedeutet das noch lange nicht, dass alle Installationen in Ihrer Gesamheit zusammenpassen und an ihrem Standort überzeugen. Diese Problematik kann man ganz gut am Sanchi-Tor sehen, das - für sich gesehen - überzeugend ist. Aber vor der barocken SchIüter-Fassade wirkt dieses Tor wie ein wartender Passant, der den Bus verpasst hat.

  • An sich ganz "lustig", aber irgendwie auch so dezent, dass man es auch lassen könnte und somit keine wirkliche Aufwertung oder "Nutzung". Hätte man lieber für die bunten Werbebanner nutzen können, statt die barocken Fassaden. Oder einfach beranken. "Wir brauchen mehr Grün" und so...

  • An sich ganz "lustig", aber irgendwie auch so dezent, dass man es auch lassen könnte ...

    Dem kann ich auch zustimmen. Die Fläche, wäre auch für was anders gut. Theoretisch könnte man da sogar noch anbauen.


    Begrünung: Ja, mit vielen Einschränkungen. Ist halt die Nordseite, da wächst nicht alles. Und was dort wachsen würde, verschandelt die Fassade und die Fläche davor mehr als, das es nutzt. Also Efeu oder Geißblatt fallen für mich dafür aus.

  • Ich bin überrascht, wie sehr eine Gestaltung an dieser Fläche dem Übergang zwischen barocken Fassaden und Stellas glatt polierten Wandflächen guttut. So ohne jegliche Bearbeitung erscheint mir der Bruch zu den barocken Fassaden einfach zu scharf. Ob der Pfeil dafür am besten geeignet ist, darüber ließe sich dagegen sicher streiten, aber dass diese Wand gestaltet werden sollte, das erscheint mir nun überdeutlich. Ich begrüße es ausdrücklich! Mir gefallen die Entwürfe von Jan Zappe sowie von Daniel Widrig am besten. Noch besser fände ich es vielleicht, wenn die störenden Werbebanner des Museums hierher versetzt werden würden.

  • Das Beste wäre gewesen, wenn man an den seitlichen Übergängen das Fensterraster der Ostfassade einfach übernommen hätte. Anstelle der großen Steinplatten Fenster in der gleichen Größe wie an der Ostfassade. Im aktuellen Zustand haben die seitlichen Übergänge diese glatte & platte Wirkung, die für mich sehr unzufriedenstellend ist. Mit der Anbringung einer Fenster-Achse hätte der Übergang einfach mehr plastische Tiefe erhalten.


    Wenn ich in meinem Leben mal die Möglichkeit haben sollte, mich mit Herrn Stella unterhalten zu dürfen, würde ich Ihn gerne auf diese Sache ansprechen. Unabhängig davon habe ich immer noch die Hoffnung, dass da auch langfristig Fenster hinkommen.

  • (der Pfeil) ... ist aber glaube ich viel zu klein und schlecht erkennbar, auf vielen Fotos wird er nur als dünner störender Schatten erscheinen. Ich hätte den roten Balkon schöner gefunden, oder eine DDR-Leuchtreklame, was dem Ganzen vielleicht einen farblichen Touch verliehen hätte. ....

    ... wäre es da nicht logischer gewesen, ...., die im Stil des Palasts der Republik zu gestalten?

    ...oder dass man vielleicht wenigstens lauter bunte Kunstobjekte oder Ähnliches anbringt.

    das fehlte noch als Gipfel der DDR-Nostalgie und als herablassende Ironie gegenüber dem Bauwerk und dem Inhalt.

    Wie wäre es mit einer flachen Deckenimitation aus dem Palast der Republik und daran viele Original-Leuchten aus Erichs Lampenladen?


    Ich meine, die Verantwortlichen sollten aufhören, ständig am Gebäude und auf dem Platz fremdwirkende, banale, provozierende, nicht leicht verständliche oder ironisch, "kontra-ästhetisch" gemeinte Objekte dranzukleben oder beizustellen. Man sollte auf die drangeschossene Eisenstange, die aussieht wie ein herausgebrochenes Rohbau-Armierungseisen, verzichten. An Gebäude und Platz sollte man endlich die alten, bekannten, großen Kunstwerke zurückholen. Sie würden so wirken, als wären sie schon immer da gewesen und sie würden bewundernde Blicke aller Berliner und Besucher auf die Kunstwerke und das Ensemble lenken.

  • ... die Verantwortlichen sollten aufhören, ständig am Gebäude und auf dem Platz fremdwirkende, banale, provozierende, nicht leicht verständliche oder ironisch, "kontra-ästhetisch" gemeinte Objekte dranzukleben oder beizustellen.

    Würde das Gebäude nicht als Humboldt-Forum, sondern als Gemäldegalerie genutzt werden, würde es das Anbringen solcher "kontra-ästhetischen" Kunstinstallationen wohl gar nicht geben.

  • Abschluss der historischen Rekonstruktion



    Am heutigen Dienstag, den 24.06.25 wurden die letzten der insgesamt 19 Balustradenfiguren

    installiert.


    Damit ist der Bau des Humboldt Forum und die historische Rekonstruktion der Schlossfassade

    abgeschlossen.


    Aus diesem Anlass gibt es einen Publikumstag am 28.06.25

    An diesem Tag ist der Zugang zur Dachterrasse frei.

    Es gibt Sonderführungen und man kann über den Bau diskutieren, z.B. mit Franco Stella.

    Für die Führungen muss man sich anmelden.

    Weitere Informationen hier:

    https://www.humboldtforum.org/…-unter-einem-dach-145571/


    Eindrücke von heute Abend:


    f8ejkglg.jpg



    jp6esvbb.jpg



    tbx95e7t.jpg



    t9o93tec.jpg



    gg63fp26.jpg


    Alle Bilder von mir © Merlin

  • Danke Merlin für diese Eindrücke.

    Für mein Empfinden hätten es noch sechs Statuen mehr sein können auf der Westfassade.

    Aber das hat wirklich gefehlt.

    Auch schön zu sehen auf Deinem letzten Bild wie sich links der MYND Turm in die Achse schiebt und die gewohnte Perspektive verändert. Hier im Forum gab es noch keine Ansicht aus Richtung unter den Linden in Richtung MYND.