Humboldt-Forum / Stadtschloss - Der Bauthread

  • 2. Die Einpassung der historischen Spolien ist nicht gerade gut umgesetzt. Nicht nur, dass man die Farben zwichen alten und neuen Steinen etwas besser hätte anpassen müssen, auch der sehr rudimentär belassene Zustand der Spolien und die teils extrem großen Fehlstellen und Lücken lassen nicht wirklich ein ästhtisches Bild aufkommen.


    Das fiel mir auch auf. Ich kann mir aber vorstellen, dass wir noch nicht den endgültigen Zustand sehen. Ich erinnere mich, dass auch in Braunschweig und Potsdam die Fassaden zu Schauzwecken freigelegt wurden, obwohl sie noch nicht ganz fertig waren. Das ergab einen ähnlich unharmonischen Kontrast zwischen neuen Teilen und Spolien. Im vollendeten Zustand wirkte dann alles glatter, passte besser zusammen. Gut möglich, dass auch in Berlin nochmal die Steinmetze zum Flicken anrücken.

  • Es gibt ein Filmchen mit schönen Bildern vom 'Humboldt Forum'. Darin kommt auch Herr Boddien zu Wort und sagt ein paar Worte zu den noch zu erwartenden Spenden. Und Hans-Dieter Hegner (verantwortlich für den Baubereich am 'Humboldt Forum') bekräftigt Nov. 2019 als Ziel um von da an etappenweise zu eröffnen.


    Q: Filmchen

    Einmal editiert, zuletzt von Dunning-Kruger () aus folgendem Grund: Bezug verloren gegangen durch Verschiebung vorhergehender Beiträge

  • Kieke, Staune, Wunder Dir!

    Und ergänzend: ein schöner Rundgang durch das 'Humboldt Forum' mit der Kamera, mit Bildern vom Inneren und Äußeren. So zum Beispiel sieht man das kleine Rondell von innen, zukünftige Ausstellungsräume, den Schlüterhof natürlich, ... .


    Q: Fernsehfunk Berlin

  • Nach dem Rundgang dieses Tags der offenen Baustelle dürfte auch geklärt sein, dass sich die Fenster des Humboldt Forums sehr wohl öffnen lassen, es waren im 2. OG gleich mehrere Fenster geöffnet. Es sind klassische Doppelfenster, sowohl die inneren als auch die äußeren Flügel sind mit Beschlägen versehen.
    Im Zwischenraum schützen elektronisch gesteuerte Rollos Kunstwerke vor Lichteinstrahlung.
    Ein komplettes Öffnen (fast aller) Fenster ist aber möglich!

  • Ich bin mit dem was zu sehen war weitgehend zufrieden. Auch wenn mir die Farbgebung zu gelb ist bietet diese bei Sonnenuntergang fazinierende Effekte.




    (Bilder von mir.)


    Verstehen kann ich nur nicht, warum selbst bei einem so stark beachteten Objekt ordentlicher Putz und Anstrich Mangelware ist.
    Die gelben Putzflächen der modernen Schlüterhoffassade sind unsauber und fehlerhaft verputzt und wolkig angestrichen. Ähnlich ist es bei den Barockfassaden, wo viele Flächen ebenso wolkig sind und man viele nachbearbeitete Stellen sehen kann in denen die Gerüstanker angebracht waren. Dort fällt es aber zum Glück wegen der Kleinteiligkeit und der vielen Schmuckelemente nicht so ins Auge.

  • Vielleicht sollte man die nächsten Tage einfach mal inne halten und kurz den jahrelangen Streit vergessen. Egal ob man das Schloss immer wollte, strikt dagegen war, sich etwas anderes gewünscht hätte oder ob sich für einige hier ein jahrelanger Traum erfüllt hat.


    Man sollte vielleicht einmal die Chance nutzen und sich einfach mal die Architektur anschauen. Denn deshalb sind wir doch hier im Forum, oder?


    Und da muss man sagen, dass man aus vielerlei Gründen einfach begeistert sein kann. Die Fassade wirkt so bemerkenswert plastisch, der dreidimensionale Effekt ist überwältigend und ich habe das so nicht erwartet. Gerade im Spiel mit Licht und Schatten, mit Sonnenaufgang und Sonenuntergang zeigt sich, wie stark man früher auch die Plastizität für die Wirkung von Fassaden ausgenutzt hat.


    Ich war ja früher eher auf die Außenfassaden und die Kuppel fokussiert und hatte den Schlüterhof immer als "nice to have" angesehen, aber ihn immer etwas zu wenig beachtet. Mit dem Fallen der Gerüste zeigt sich, welches Meisterwerk hier im Inneren des Humboldtforums schlummert. Wenn man sich jetzt noch die Figuren dazu denkt, wird es ein Raumbild werden, dass keinen internationalen Vergleich scheuen muss.


    Wenn man nun mal das ganze Rekothema beiseite lässt und die Frage, ob man rekonstruieren soll, darf oder muss, dann bleibt meiner Meinung nach trotzdem der , dass hier ein ganz toller Fleck Architektur entstanden ist.


    Und es sei vielleicht auch mal erwähnt, dass man den ganzen beteiligten Handwerkern, Steinmetzen etc. dankbar sein muss, dass sie diese Mammutaufgabe so klasse hin bekommen haben. Vieles hätte auch dramatisch schief gehen können. Man konnte berechtigterweise leichte Zweifel haben, ob jedes Architekturelement, jeder Adler, jede Figur in einer ähnlichen guten Qualität geliefert werden kann. Heute muss man sagen, dass man hier phänomenale Arbeit geleistet hat und die Fassaden sehr organisch wirken. Das zeigt auch, dass das Handwerk nicht tot ist, sondern sich auch auf andere Weise in Zukunft vielleicht nutzen lassen könnte.


    Ich bin ehrlich, ich freue mich extrem über dieses wunderbare Stück Architektur. Mir ist es dabei egal, ob es rekonstruiert ist oder nicht. Ich finde es einfach toll, dass solch ein schöner Ort in Berlin wieder erlebbar ist :daumen:

  • *brüllendlautlach* ...


    Sehr witzig! Mich stört das halt und da ich schon mal selbst verputzt habe sehe ich sowas auch.
    Als wenn es handwerklich nicht möglich wäre, glatt zu verputzen und deckend zu streichen. Das versteh ich gerade bei den relativ kleinen Flächen überhaupt nicht. Zuerst dachte ich es wäre Absicht, sozusagen als Wischtechnik o.ä., weil es auch schon von weitem zu sehen ist, bis ich feststellte dass es nicht alle Flächen betrifft.
    Bei der Reko-Fassade wirkt es fast wie Patina und stört nicht so sehr, aber bei der modernen Fassade im Schlüterhof, an die man ja zwangsläufig relativ nah herantritt, geht das m.E. gar nicht!


    Da man gerade bei so einem detailreichen Gebäude auch mal gezielt hinguckt, ist das halt schade.

  • Die Fassade wirkt so bemerkenswert plastisch, der dreidimensionale Effekt ist überwältigend und ich habe das so nicht erwartet.

    Das ist kein Effekt, sondern natives 3D. Go outside - the graphics are amazing!

    Und es sei vielleicht auch mal erwähnt, dass man den ganzen beteiligten Handwerkern, Steinmetzen etc. dankbar sein muss, dass sie diese Mammutaufgabe so klasse hin bekommen haben.

    Dank auch an die beteiligten CNC-Maschinen, die bereits 90% des Materials abgetragen haben, bevor die Steinmetze überhaupt mit der Arbeit anfingen. Die Rekoboter hätten auch die ganze Arbeit machen können, aber da hat die Gewerkschaft nicht mitgespielt.

  • ^ Witziger Einstand, aber für mich als Laien bleibt unklar: Ist das ein Scherz, dass "die Rekoboter" auch die ganze Arbeit hätten machen können, oder kommt das der Wirklichkeit nahe?

  • Nein, hätten sie nicht. Das ist ja versucht worden, anfänglich. Die Photogrammetrie und der Scan können Taubenkacke nicht von einem Schwertknauf unterscheiden - da muss der Mensc in seiner künstlereischen Schaffenskraft eben doch ran. Auch sind die Figuren, die von der CNC-Maschine kopiert werden, erstaunlich blutleer. Deshalb machen die Maschinen nur das Grobe.


    Vermutlich aber ist "preußen" nur ein Troll, der das Rekonstruieren ins Lächerliche ziehen will. Hatten wir auf vielen Plattformen und ich muss mir in Potsdam z. Zt. immer von den Linken anhören, was für Radikalinskis in den Architekturforen (nicht nur im APH) rumtippten.

  • Die Rekoboter hätten auch die ganze Arbeit machen können, aber da hat die Gewerkschaft nicht mitgespielt.


    Mit Gewerkschaften hat das definitiv nichts zu tun.


    Ist das ein Scherz, dass "die Rekoboter" auch die ganze Arbeit hätten machen können, oder kommt das der Wirklichkeit nahe?


    Selbst wenn die Rekoboter 100% der Arbeit erledigen könnten, hätte man diese Maschinen nicht 100% der Arbeit machen lassen. Denn man wollte ja, daß die Fassade durch menschliche Handarbeit wieder entsteht. Insofern ist es völlig irrelevant, ob die Rekoboter auch in der Lage dazu sind, den kompletten Job zu übernehmen. Der künstlerische Part bleibt den Menschen vorbehalten.

  • Na, das stimmt ja so nicht. Es ist zuerst versucht worden, aber die Ergebnisse waren nicht befriedigend. Die Geschichte mit der menschlichen Handarbeit waren die soch anschließende Coverstory. Wären die Ergebnisse befriedigend gewesen hätte der Verein das auch getan.


    Meine Versuche mit diesen Robotern bei diversen Projekten sind aber genauso. Die Zeit, die Du bräuchstest die Fräsdatei so präzise zu machen ist besser in den Handwerker investiert. Sonst müsste man vorgehen wie ein afghanischer Teppichknüpfer, der bewußt einen Fehler einwebt , da ein Mensch nicht perfekt sein darf.

  • Ok, ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Das wußte ich bisher nicht.


    Mir war nicht bekannt, daß auch tatsächlich versucht wurde, die Roboter den künstlerischen Part ausführen zu lassen. Ich dachte, die wären nur für's grobe Zuschneiden zuständig.

  • Ohne die Vermessung der Fotos und dem daraus errechneten Computermodell hätte man gar nichts gehabt, was man hätte rekonstruieren können. Und wenn der Steinetz mit dem nackten Felsen anfangen muss, dann kann man den Zeit- und Kostenplan auch vergessen. Natürlich kann der Computer nicht selbstständig schöpferisch tätig werden und hat auch keine Vorstellung davon wie ein Löwenkopf aussehen muss. Andererseits kann der Mensch auch nicht tausende Vermessungspunkte perspektivisch genau von einem Foto ablesen. Das ist eben echtes Teamwork, ohne den jeweils Anderen wäre das Ergebnis schlechter ausgefallen. Im Moment fehlt ja auch noch viel vom einzigartigen Figurenschmuck, stattdessen sehen wir viele Gleichteile, die der Natursteinwerkmechaniker gefräst hat. Je mehr gleichartige Fenster umso mehr lohnt es sich die Fräsdatei zu präzisieren. Das ideale Gebäude für eine Barockfassade wäre demnach die BND-Zentrale.

  • Mir war nicht bekannt, daß auch tatsächlich versucht wurde, die Roboter den künstlerischen Part ausführen zu lassen. Ich dachte, die wären nur für's grobe Zuschneiden zuständig.

    Es geht nicht um künstlerische Arbeit, sondern um eine möglichst exakte Kopie. Wenn das Objekt noch existiert, dann vermisst man es rundum mit Laserstrahlen und dann spuckt der 3D-Drucker die Form auch genau so immer wieder aus. Wenn man nur ein 2D-Foto zur Verfügung hat, kann man lediglich eine Näherung an die ursprüngliche Form berechnen. Was für detailreiche Figuren natürlich nicht ausreicht.