Wilmersdorf, Halensee, Grunewald, Schmargendorf | Kleinere Projekte

  • ^Wenn ich Investor wäre, würde ich das sofort ausprobieren. Deckenhöhe wenigstens leicht anheben auf 2.75 - klassische Strukturen des Gebäudes, günstiger Außenstuck, verputzen, fertig ist die maximal-renditen-kiste mitsamt ornament&verbrechen - nur eben dieses mal in "schön". Ich WETTE: es gäbe mehr als genug Interessenten und der Vorteil gegenüber lieblos wirkenden Würfelhusten wäre spür- und berechenbar. :/

  • Entscheidend ist in der plastischen Sprache ja die gestalterische Form. Gliedernde Dreidimensionalität, die wir in Italien oder England bestaunen, besteht oftmals auch nur aus Gips. Da erscheint Styropor, der uns heutzutage ohnehin überall umgibt, auch nicht ordinärer. Wichtiger ist, inwiefern er eine Baumasse oder eine Fassade spannend oder reizvoll strukturiert.


    Die hierin diesem Forum gepriesenen DDR-Bauten weisen oft ein beliebtes Bildprogramm auf. Und sie verknüpfen es sogar mit modernistischer Architektur. Im sozialistischen Ausland sind figurative Reliefs völlig gängig gewesen. Warum sollten sie heute also verboten sein?


    Problematisch ist halt, dass man bei ungekonnten Reminiszenzen an historische Bauformen schnell erschrickt, weil sie wie eine Karnevals-Travestie des Eigentlichen daher kommen. Es braucht deshalb Mut und Können, sich in der Gestaltung von Formenschmuck zu üben. Aber der schiere Gedanke, sich dieses Feld der plastischen Gestaltung wieder mehr zu erschließen, erscheint mir in der Theorie zunächst löblich.


    Oftmals ist im Forum mit 'Stuck' ja auch nur die harmlose Gliederung von Fassaden durch Gesimse gemeint. Auch diese feiern wir nicht nur in der Karl-Marx-Alle, sondern auch in völlig harmlosen, kleinen Bauten der Postmoderne. Ich plädiere dafür, sich bei diesem Thema ein bisschen locker zu machen, ohne zu vertrashen. Auch wenn im Grunde gilt: Erlaubt ist, was gefällt... ;)

  • Ein Mittel zur plastischen Gestaltung, das auch bei kritischen Stimmen nicht als anrüchig gilt, bleibt immer auch die Backsteinarchitektur. Auch hier sind die Möglichkeiten bestimmt noch nicht ausgereizt, so dass meiner Meinung nach auch die Gegenwart mit Backstein ihre ganz eigene, spannende, warme, matieralschöne und eben plastische Sprache entwickeln kann.

  • ^Wenn ich Investor wäre, würde ich das sofort ausprobieren. Deckenhöhe wenigstens leicht anheben auf 2.75 - klassische Strukturen des Gebäudes, günstiger Außenstuck, verputzen, fertig ist die maximal-renditen-kiste mitsamt ornament&verbrechen - nur eben dieses mal in "schön". Ich WETTE: es gäbe mehr als genug Interessenten und der Vorteil gegenüber lieblos wirkenden Würfelhusten wäre spür- und berechenbar. :/

    Das ist auch das was ich nicht verstehe - es gibt doch einen Markt dafür, warum wird der nicht häufiger bedient? Wo bleibt der Stuck aus dem 3D Drucker?

  • Bei aller liebe zur klassischen Architektursprache, Ornament und Bauplastik - ich sehe derzeit keinen Willen von Seiten der Architekten sich mit so etwas lästigem wie Bauschmuck auch nur annähernd beschäftigen zu wollen.


    Denen hat man seit einem Jahrhundert eingetrichtert dass das „Bäh“ sei weil rückwärtsgewandt, unkreativ, überflüssig und das geistige Werkzeug das es bedarf eine Fassade gekonnt klassisch zu schmücken rostet mit 7 Siegeln im Intellektuellen Giftschrank vor sich hin.


    Mir persönlich, bereiten die untalentierten Fassadenspielereien der Maler und Tapeziererinnung hingegeben auch keine Freude.

    Da werden Deckenrosetten als Fassadenornament gebraucht, Konsolen und Kapitelle gerne mal verkehrt herum drangeklatscht und Gesimsbänder als laufender Meter für Fensterfaschen genutzt die dann angesägt plötzlich ab Fensterbrett in der Luft hängen, das ganze in Styropor und fertig ist die Jahrmarktsbude.


    Der autoritäre, selbstgefällige Architektendünkel der das Historistische reproduzierbare Ornament in Gips schon schmähte wird angesichts solcher Verwurstung sich wieder mal bestätigt fühlen und ein mal mehr Haare auf den Zähnen bekommen ohne auf ein hier repräsentiertes Bedürfnis einzugehen und sich an einer Lösungfindung aktiv beteiligen zu wollen.


    Meist verhält es sich leider so, dass Diejenigen die es theoretisch können sollten, nicht wollen und die die wollen nicht können.


    Ich persönlich finde den 3 d Druck als neuere Technik auch fürs Ornament äußerst spannend hier könnte die Architektenschaft am ehesten einen Zugang zum Bauschmuck finden ohne sich als Historist brandmarken lassen zu müssen, da hier äußerst originäre reizvolle komplexe Teile mit Hinterschneidungen erstmals in Mengen umsetzbar wären und der finanzielle Aufwand überschaubar bleibt.

    Ob sich das Material in Verwendung für den Aussenbereich eignet steht allerdings auf einem anderen Blatt.


    Wir befinden uns in einem Zeitalter höchster Bau technologischer Möglichkeiten, warum sich das bei Fassadengestaltung so gar nicht wiederspiegelt ist mir ein Rätsel.


    Stattdessen springt man aufs Brett mit den wettergrau vergammelnden Holzhäusern und verkauft wohnen im hässlichen Karton jetzt als ökologisch🙄 unter dieser prämisse wären viktorianische Häuser wahrscheinlich hübscher, der historische Salomo Sachs mit seiner Lehmarchitektur wahrscheinlich innovativer und shigeru Ban mit seinen papierarchitekturen wesentlich beeindruckender.

  • dass das „Bäh“ sei weil rückwärtsgewandt, unkreativ, überflüssig

    Ornament und Bauplastik sind eben auch ein Kostenfaktor. Bauen ist eine teure Angelegenheit. Wenn das Budget knapp ist, werden die Wünsche zusammen gestrichen. Und dann geht es eben oftmals auf Kosten der Optik.


    Praktischerweise hast du auch gleich die Lösung angesprochen. Der 3D-Druck kann eine Lösung sein, um Ornamente preiswerter zu machen.

  • Ich glaube, es wäre schon viel getan, wenn man sich bei jedem Streben nach einer neuen Plastizität in der Baukunst von den tradierten und stark besetzten Begriffen von 'Ornament' und 'Stuck' als pauschalen Oberbegriffen lösen würde. Diese Termini verengen in der Regel jede Debatte auf das Altbekannte, und das kann zurecht nicht die ganz große Lösung für die Zukunft sein.

  • < Das ist wie mit dem Bauhaus lieber Architektur-Fan. Das Bauhaus wollte auch gutgestaltete Häuser, Möbel, Objekte, für jedermann erschwinglich, hervorbringen. Schliessendlich wurde das Bauhaus als elitär und entartet verdammt und nicht zuletzt muss es auch noch als Feindbild schlechthin für so manchen hier, herhalten.

  • lieber Cammondo, das Bauhaus war avant Garde und in dieser Eigenschaft schon Elitär und ist es entgegen seiner Ziele eigentlich immer noch /wieder - für so manches Design bezahlt man selbst bei Neuauflagen mittlerweile Mondpreise weil es sich als locker cooles Statussymbol gut in der Yuppibude macht.


    Die sperrigen Architekturen, die sich auf das mittlerweile selbst historisch gewordene Bauhaus berufen werden heute eher selten in landschaftlich angemessene Rahmen und Konzepte, sondern gern eher provokant in traditionelle Straßenzüge gesetzt.


    Zudem mogeln sich oft modern verstehende Bauten gerne unter den Nimbus des Bauhauses um mit ihrer Banalität noch irgendwo punkten.


    Ich persönlich kann mit der Vermessenheit in der sich manche Architekten in ihrem Authismus zu allererst als Künstler verstehen um ihre queren Fantasien als unverstanden zu entschuldigen oder zu überhöhen, wenig anfangen - die Kreation eines Zweckdienlichen Objekts ist noch längst keine Kunst - für mich ist Kunst zu allererst Zweckfrei, das scheinen Architekten wie Britta Jürgens in ihrer ätzenden Ablehnung der traditionellen Architektur in ihrem geäußerten Selbstverständnis als Künstler nicht zu reflektieren.


    Architektur ist zuerst Dienstleistung am Nutzer und an einer lebenswerten Umgebung.


    Da gehört sich sich weder das abqualifizieren der Öffentlichkeit als ungeschult weil dem Eigenen Talent und Willen entgegenstehend noch die Vereinnahmung für das eigene sphärische Selbstverständnis.


    Nüchtern betrachtet bleibt Gute Gestaltung und Qualtät ob traditionell, innovativ oder modern, bis heute entgegen aller technischen Möglichkeiten In der Menge wirtschaftlich leider eher unattraktiv - Mit dem kalkulierten Verschleiß und immer kurzlebigeren Trends sichern sich Industrie und Handel sowohl ihr Fortbestehen als auch ihre Gewinnperspective.

    Jeder kennt die Story von der ungeliebten ewig haltenden Glühbirne oder den Nylons ohne Laufmaschen.


    Den Konsumpegel durch Minderwertigkeit oben zu halten bedeutet Verschwendung von Recourcen und perspektivisch Vermüllung, gleiches gilt für Architektur -

    Billige Materialien, Dämmästhetik, Maßstablosigkeit, ungelenke, narzistische Experimente, Baumarktseeliger Kitsch und austauschbare Tristesse vor allem Durch das sich ewig wiederholende Ideal der sprachlosen, eierlegenden Wollmilchsau haben eher zu einer Vermüllung und Beliebigkeit des Stadtbildes bis in die Vororte beigetragen.


    Obendrein gilt mit verwahrlosten Plätzen Reklameschrott und Schilderwald eher das Motto Lenné ade.


    Es muss wirklich nicht immer der gescholtene historische Musterkatalog sein - der Bauten ansprechender wirken lässt, oft sind es für mein Dafürhalten schon einfache Akzente wie ansprechend gestaltete oder gegliederte Fenster und Türen oder eine solidere Materialwahl, ausgewogene Rhythmik und spannende Fassadentexturen die den ästhetischen Wert eines Gebäudes, gerade bei eher klassischen Fassadenordnungen, erhöhen könnten.


    Was noch unter Schinkel als seriell und reproduzierbares, qualitätvolles Dekor durch Terrakotten, Zink und Eisenguss gilt, dürfte auch heute gelten - der Reiz des Dekors liegt hier m.M nach in den soliden Werkstoffen und in der handwerklichen Aura.

    So haben Selbst geschlagene Nieten mehr Charme als Erzählformat an einem Gebäude als abstrakte, sterile und technokratische Perfection.


    Halbgare Vektorgrafiken die man irgendwo einlesen lässt um dann in einer Schaumpressung als Schmuck zu münden wirken ebenso wenig überzeugend.

    Diese teigigen Dekoelemente aus dem Chemiebaukasten, die man heute an unsere Giftmüllverpackten Häuser klatscht, sollte man unbedingt hinter sich lassen, genauso wie die Bodenbeläge, Riemchentapeten und Badausstellungen die zeitweise an den Fassaden hochkrabbelten.

  • Ich glaube da hast du Bauhaus und was Bauhaus sein wollte gründlich missverstanden. Nichts lag den Gestaltern ferner als sich selbst Künstler zu nennen oder gar Kunst zu schaffen. Es ging um gute Formgebung, die auch in grossen Stückzahlen produzierbar war, zu erschwinglichen Preisen. Das hatte mit Kunst erstmal nichts zu tun. Zu Kunst wurden die Dinge erst stilisiert nachdem durch die Schliessung und Imigration von Lehrer- und Schülerschaft zur Nazizeit, grössere Produktionszahlen nicht mehr erreicht werden konnten und die Auflage somit klein und rar blieb, oft nur auf Prototypen begrenzt. Das kannst Du aber wohl schlecht dem Bauhaus, seinen Lehrern und Schülern anlasten. Genausowenig den Vorwurf des elitären.

    Ansonsten, jede Zeit bringt ihre spezifischen Dekoelemente, Zierrat und Schnickschnack hervor. Und wenn das in unserer Zeit Riemchenziegel und Styroporelemte sind, die etwas vorspielen was so nicht ist, sagt das doch einiges über unsere Zeit aus. Damit sollte man sich mal befassen. Dieses vorgeheuchelte mehr schein als Sein. Nur Fassade. Blink blink.

  • Das mach ich doch auch gar nicht - das Missverständnis liegt eben eher seitens vieler zeitgenössischer Architekten wie am Beispiel deutlich gemacht - von den löblichen erstrebten Idealen und Zielen des historischen Bauhauses ist das was gegenwärtig verkultet übrig geblieben ist eben jenseits dieser Ambitionen und dass avant Garde elitär ist ist nicht verwerflich gemeint sondern liegt in der Natur der Sache - zumal hier einhergehend mit dem völligen Bruch der tradierten Gestaltung -

  • jede Zeit bringt ihre spezifischen Dekoelemente, Zierrat und Schnickschnack hervor. Und wenn das in unserer Zeit Riemchenziegel und Styroporelemte sind, die etwas vorspielen was so nicht ist, sagt das doch einiges über unsere Zeit aus. Damit sollte man sich mal befassen. Dieses vorgeheuchelte mehr schein als Sein. Nur Fassade. Blink blink.

    Der Meinung war auch schon Adolf Loos, denn auch Gips war nur billiger Zierrat. Trotzdem schön. Und trotzdem leben heute unglaublich viele, unglaublich gerne in diesen wunderschönen Ornament&Verbrechen Häusern. Es kommt wieder - zum Glück!

  • << Jetzt hab' ich's verstanden. Also könnte man sagen, dass das was uns heutzutage landauf landab gebaut wird, quasi 'Bauhaus adabsurdum' ist und mit den Idealen und Zielen des Bauhauses eigentlich recht wenig gemein hat. Von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen.


    < Gegen Gips ist auch nichts einzuwenden, Ein toller Werkstoff, gerade um Wände gut und narürlich von Innen zu isolieren.

    ich denke Ihr Zierrat ist eher aus Styropor oder sowas und hat mit Handwerk und Tradition nichts mehr gemein.

  • dass Ornamentik bei modernen Bauten auch schief gehen kann, wird ja aktuell in Stuttgart am Mailänder Platz bewiesen. Da wirkt es doch eher peinlich und billig.

  • Mögliche Überbauung des Regenrückhaltebeckens an der Forckenbeckstraße

    Siehe hier


    So interessant dieses Projekt als reine Idee oder als Modell ist, halte ich eine Umsetzung an dieser Stelle für absoluten Un- bzw. Wahnsinn.

    Das Forckenbeck-RHB ist in eine wunderschönen parkartigen Grünanlage eingebettet und wirkt recht naturnah, eher wie ein natürlicher kleiner See.

    Aus meiner Sicht einer der denkbar ungeeignetsten Orte für Wohnungsbau.

    ich hoffe mal seht, dass das wieder in der Schublade verschwindet.


    Ein Bild vom Becken:


    forckenbeckbecken01.jpg

  • Q EINS (Bürogebäude am Henriettenplatz) und Seesener Straße

    Zuletzt hier


    Update #2 in diesem Strang


    Die Fassade vom Q Eins kann vom S-Bahnhof Halensee aus bereits begutachtet werden, da ist das Gerüst inzwischen abgebaut worden. ...

    Stimmt. Daher möchte ich hier noch ein paar Bilder nachreichen:


    halensee01.jpg


    halensee02.jpg


    Ansonsten ist die "Breitseite" zur Ringbahn/Stadtautobahn nicht gerade die Schokoladenseite des Bauprojekts:


    halensee03.jpg


    halensee04.jpg


    halensee05.jpg