Leipzig: Stadtumbau in den Großwohnsiedlungen Grünau u. Paunsdorf

  • raubbau:


    mit etwas nachdenken hättest du dir deine komische frage (hoffentlich) selbst beantworten können.
    als plagwitz errichtet wurde, vergammelte deswegen nicht der rest der stadt, sondern sie profitierte davon. und die damals entstandenen fabriken lassen sich heute bestens als begehrte lofts, ateliers, büros etc. nachnutzen. die grünauer plattenbauten hingegen lassen sich höchstens noch zu kletterfelsen schreddern.


    in einem punkt hast du allerdings recht: die umsiedlung zehntausender nach grünau war staatlich gelenkte zwangsbeglückung. die einen mussten aus ihren dem verfall preisgegebenen altbauwohnungen wegziehen, andere aus ihren dörfern, die den braunkohletagebauen geopfert wurden. gerade unter der dörflern waren einige darüber so happy, dass sie selbstmord begingen.


    Klarenbach:


    mag sein, dass die leute einfach zu doof dafür sind, die von dir beschriebenen qualitäten grünaus zu schätzen, oder dass sie ruchlosen fernsehfilmen zum opfer fallen. doch fakt is nun mal, dass die meisten menschen lieber höhere mieten in kauf nehmen, als dorthin zu ziehen. vielleicht liegt das aber auch daran, dass sie ihre autos lieber in tiefgaragen abstellen wollen, mal ein badfenster öffnen wollen, nicht mit der s-bahn in die nächste bar fahren wollen, ihre einkäufe nicht durch grünanlagen schleppen wollen, nicht jeden nagel mit der schlagbohrmaschine in die wand jagen wollen, nicht auf elektroleitungen und heizungsrohre an den wänden starren wollen, nicht in der gleichen wohnung wie die leute nebenan, obendrüber, untendrunter und gegenüber wohnen wollen - oder nicht in halbleeren häusern...
    wie auch immer, heutzutage wird mit dem umzugswagen abgestimmt. und das ist gut so.


    @lemonhist:


    die wohnungsunternehmen werden erst recht nicht so doof sein, ihre wohnungen abzureißen, wenn es für sie bedarf gibt/geben würde. die prognosen deiner kristallkugel brauchen sie dafür sicher nicht. die hatte ja unter anderem auch schon ein verkehrschaos und wegzüge rund um den lindenauer markt (wegen kaufland und den neuen rb leipzig-trainingsplätzen) vorhergesagt. statt dessen entwickelt sich lindenau heute sogar besser als deine optimistischsten prognosen für grünau.


    die gründe dafür hatte ich bereits genannt: lindenau liegt zentraler und dennoch näher am auenwald, die bausubstanz ist solider, die wohnungen weisen individuellere grundrisse auf - und die mieten sind trotzdem nicht signifikant höher als in einem grünauer elfgeschosser.


    es ist schön, dass die stadt endlich wieder von innen nach außen wächst. und es ist gut, dass dadurch zeit gewonnen wird, durch abrisse, sanierungen und neubauten aus grünau endlich im nachhinein so etwas ähnliches wie einen intakten stadtteil zu schaffen. dieses ziel zu erreichen erscheint mir weitaus wichtiger, als hier über die punktgenaue anzahl der dafür notwendigen abrisse zu diskutieren. auch darüber wird letztlich der wohnungsmarkt entscheiden.

  • Lieber dj tinitus, warum denn gleich persönlich werden?


    Weil es hier allerdings schon angesprochen wird will ich ganz kurz reagieren. Ich habe nie behauptet, dass es in Lindenau Abwanderungen wegen Kaufland geben wird. Ich habe lediglich gesagt, dass ich wegziehen werde. Das ist auch so geschehen, hatte aber natürlich auch andere, gewichtigere Gründe ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=249275#post249275 ). Meine Nachmieter_innen haben bis heute nichts vom Lärm wegen dem Lieferverkehr berichtet, haben aber auch nur die Fenster in Küche und Bad zum Kaufland zu. Die Verkehrsbelastung hält sich in Grenzen. Im Berufsverkehr hakt es nun häufiger an der Kreuzung Kuhturmstraße / Angerstraße und staut es sich in der Angerstraße, wobei für mich nicht auszumachen ist, welchen Anteil der Verkehr zum und vom Kaufland hat. Wir können das gern im entsprechenden Thread weiter diskutieren.


    Bei dem RB-Gelände am Cottaweg sind nahezu alle konkreten Forderungen der Anwohner_innen hinsichtlich der Verkehrslösungen umgesetzt worden. Insbesondere wird die "verlängerte" Erich-Köhn-Str. nicht als Durchgangs- bzw, nördliche Umgehungsstraße für den Stadtteil Altlindenau ausgebaut, sondern an der Brücke über die Luppe abgepollert. Das zunächst geplante Parkhaus ("Parkpalette") wird nicht kommen, stattdessen gibt es ein paar kleinere Wiederaufforstungsflächen und eine öffentlich nutzbare Verbindung zwischen Trainingszentrum und Kleinmesse.
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=356503#post356503


    In beiden Fällen sind als Ergebnis einer öffentlichen Debatte gegenüber den ursprünglichen Planungen der Investoren und der Stadtverwaltung eine Reihe von Änderungen erreicht worden. Diese führten zu Verbesserungen für die Situation der Anwohner_innen oder doch zumindest zu einem Kompromiss. Warum soll dies in Grünau nicht auch möglich sein?



    die wohnungsunternehmen werden erst recht nicht so doof sein, ihre wohnungen abzureißen, wenn es für sie bedarf gibt/geben würde.


    An der Abrisspolitik speziell der LWB im Bestand der Gründerzeit und der 20er und 30er Jahre gab es in den letzten Jahren reichlich, ohne Zweifel berechtigte Kritik. Es ist noch nicht lange her, das z.B. in Lindenau ganze Karrees systematisch leergezogen wurden und auf städtischen Plänen komplett bzw. teilweise zum Abbruch vorgesehen waren. Die Privateigentümer direkt nebenan, die die Häuser überwiegend nach der Wende restituiert bekommen hatten, sanierten ihre Häuser und hatten/haben sie oft voll vermietet. Als ein Beispiel sei der Konzeptionelle Stadtteilplan für den Leipziger Westen - KSP West aus dem Jahr 2005 angeführt, hierzu speziell S. 23 - "Perforation" und "Reduzierung bis zur Aufgabe der Bestandsbebauung".
    http://www.leipzig.de/imperia/…mplett_a4_komprimiert.pdf
    Das Interesse der LWB richtete sich dabei in erster Linie auf Abrissprämien und Altschuldenerlass. Mit der Änderung der Förderpolitik des Bundes gingen auch die Abbrüche fast auf Null zurück und stattdessen wurden die Häuser von der LWB ab dieser Zeit (zum Teil extrem günstig) an private Invesoren verkauft. So wurden in dem genannten Beispiel 594 Wohnungen in 61 Gründerzeithäusern an die Stadtbau AG verkauft. Das erste von vier Karrees im sogenannten Brunnenviertel wird gerade vollsaniert. Zwischen dem KSP West 2005 und dem Sanierungsbeginn im Brunnenviertel liegen sieben Jahre.


    In Grünau sehen aktuell städtische Planungen, die zusammen mit den Genossenschaften und der LWB entwickelt wurden und nach meinem Dafürhalten auf überholten Prognosen beruhen, in den nächsten sieben Jahren den Abbruch von 5.000 Wohnungen vor. Als staatliche Subvention gibt es einen Zuschuss von 70 Euro pro Quadratmeter abgerissener Wohnfläche und einer Altschuldenentlastung von bis zu 77 Euro pro Quadratmeter..
    Zur gleichen Zeit kaufen mittelständige Betriebe und global agierende Investmentgesellschaften in Größenordnungen Bestände in den ostdeutschen Großwohnsiedlungen, um sie zu sanieren und danach zu vermieten. Gestern hatte ich hier auf den Kauf und anschließende Sanierung von 427 Wohneinheiten in drei Elfgeschossern in der Zingster Straße 12 bis 30 durch die Grundbesitzgesellschaft Monarchis in den Jahren 2008/09 und den Kauf von 926 Wohneinheiten, überwiegend in Sechsgeschossern rund um die Straße An der Kotsche, durch die börsennotierte US-amerikanische Investmentgesellschaft Blackstone Group L.P. hingewiesen. Kurz darauf wurde mein Beitrag in den Thread Immobilienmarkt und -wirtschaft verschoben: http://www.deutsches-architekt…d.php?p=362843#post362843
    Die Häuser liegen alle im WK 8 im "Stadtumbaugürtel". Sind diese neuen Inhaber nun lediglich besonders risikofreudig oder blauäugig?


    Ich denke, gewisse Parallelen sind unübersehbar. Nun können wir ja über die Unterschiede zwischen den beiden Situationen diskutieren. ;)

  • ^ Ich denke, ein gewichtiger Unterschied zwischen Grünau und anderen Stadtteilen in der Kernstadt ist der Fakt, dass sich die Negativprognosen für Grünau schon bewahrheitet haben, während in den Gründerzeitquartieren glücklicherweise der umgekehrte Fall eingetreten ist. Wenn ein noch so junger Stadtteil wie Grünau - kaum älter als 30 Jahre und für 100.000 Menschen geplant - binnen 22 Jahre von ca. 85.000 Einwohner auf ca. 40.000 Einwohner schrumpft, braucht es keinen weiteren Beweis dafür, dass die sozialistische Stadtplanung auf ganzem Gebiet versagt hat. Die Leipziger Großwohnsiedlungen wurden primär aus politischen Gründen an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeplant. Dieser Umstand wurde mit der freien Wohnungswahl nach 1990 nur allzu deutlich und spiegelt sich in den Bevölkerungszahlen wider.

  • Cowboy
    Den Grund der drastischen Schrumpfung sehe ich hauptsächlich im Zusammenbruch der Industrie und dem Verlust tausender Arbeitsplätze und nicht im plötzlich erwachten ästhetischen Ekel der Zwangswohngemeinschaften.


    @djtinitus
    Ich finde es toll, wie rationale Gebäude derartige Emotionsausbrüche bei Dir auslösen können. Auf komische Beiträge reagiere ich gerne mit komischen Fragen. Da haben wir beide was zum Nachdenken. (Und noch ein kurzer Ausflug in die Geschichte: Die Plagwitzer Fischer und Flussbadeanstaltbetreiber waren sehr wenig von der Industrieansieldung angetan aber engstirnige Querulanten hat es ja schon zu jeder Zeit gegeben).

  • ^ Zu Absatz 1: Mit den Auswirkungen der Deindustrialisierung nach der Wende hatte die ganze Stadt zu kämpfen, nicht nur Grünau oder Paunsdorf. Wenn die ganze Stadt in dem Ausmaß wie Grünau geschrumpft wäre, würden heute in ihr kaum mehr als 250.000 Einwohner leben. Und im Vergleich zur Kernstadt waren Gebäudesubstanz und Infrastruktur in Grünau nach 1990 topp in Schuss. Also warum ist Grünau so dermaßen geschrumpft, während andere Stadtviertel gewachsen sind? Du kennst die richtige Antwort selbst.


    Und im Gegensatz zu Berlin, das hier schon als Vergleich herangezogen wird, gibt es in Leipzig aufgrund zahlreicher Alternativen auch keine Notwendigkeit, in die Platte zu ziehen.

  • Ich würde Grünau zwar nicht an sich als Fehlplanung bezeichnen aber allein dass diese Siedlung entstanden ist, entsprang keiner städtebaulichen Notwendigkeit sondern politischer Unfähigkeit. Insofern trifft es hier aus meiner Sicht tatsächlich mal das Wort künstlich. Leipzig hatte vor dem Krieg rund 700.000 Einwohner, diese Zahl wurde seither nicht mal annähernd wieder erreicht, trotz später noch erfolgten Eingemeindungen. Die Kriegszerstörungen waren moderat, reine Wohngebiete wie bspw. in Dresden die Pirnaische Vorstadt oder Hamburg Hammerbrook wurden nicht komplett vernichtet. Sodass der Drang zu Neubauten auf der Grünen Wiese allein durch die Bevölkerung absolut nicht gedeckt wurde. Konsequent, wenn natürlich aus heutiger Sicht auch bitter, wäre es dann von den SED-Planern gewesen die alten Gründerzeitquartiere abzureissen und dort die Platten als Ersatz hinzubauen. Das hat man auch nicht gemacht also lebte man bis 1989 mit einem extrem verwahrlosten, an sich schon Überbestand von Altbauten und zusätzlichen Neubaugebieten. Da man sich nach der Wende von politischer Seite klar für die Reaktivierung des Altbaubestandes aussprach, ist der massive Rückbau der Plattenbaugebiete eine logische Konsequenz. Wenn ich mir die aktuelle Einwohnerzahl Leipzigs anschaue, sehe ich auch noch kein allzu schnelles Ende an Kapazitäten von Altbauquartieren. Zumal ja auch zusätzlich noch Lücken mit Neubauten gefüllt werden.

  • @ dj tinitus


    Die Unterbringung von 100.000 Menschen in der "Kernstadt" wäre weder wirtschaftlich noch bautechnisch möglich oder sinnvoll gewesen. Frag mal die Ureinwohner von Grünau, wie glücklich die waren in "Schlammhausen" überhaupt eine Wohnung zu bekommen...



    Wirtschaftlich sinnvoll wäre gewesen, den Bestand zu pflegen. Dann hätte man sich Grünau sparen können. Man hätte dann aber normal arbeiten müssen. Ohne "Fahnen schwenken" und "Jugendobjekt"-Aktionismus.


    Welche "Ureinwohner" sind eigentlich gemeint? Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Du Dich über die Ureinwohner lustig machst.

  • Die Stadt ist geprägt vom Jugendstil und vom Historismus. Da wirkt Grünau wie ein Fremdkörper, der nicht dazu gehört. Das ist zwar jetzt kein Fakt, der sich mit Zahlen und Statistiken belegen lässt - aber vielleicht (?) doch das größte Problem dieses Stadtteils. Leipzig ist medial deutschlandweit mittlerweile bekannt und geachtet für sanierte Altbauviertel.


    Die Wahrnehmung mag durchaus so sein, aber die Zahlen für gesamt Leipzig einschließlich der Randgebiete und eingemeindeten Vororte sprechen eine etwas andere Sprache. Im Ortsteilkatalog 2012 wird der Gebäude- und Wohnungsbestand 2011 aufgeschlüsselt. Demnach gibt es 110.167 Wohnungen mit Baualter bis 1918 (35 %) und 94.451 Wohnungen mit Baualter 1949 bis 1990 (30 %) sowie 56.551 Wohnungen mit Baualter 1919 bis 1948 (18 %) und 55.470 (17 %) Wohnungen mit Baualter ab 1991. Insgesamt sind es 316.639 Wohnungen. Der gründerzeitliche Wohnungsbestand macht also etwa ein Drittel aus und nur wenig mehr als der DDR-zeitliche.


    Bei den Wohngebäuden machen aufgrund der großen Zahl an Ein- und Zweifamilienhäusern aus der Zeit 1919 bis heute die Gebäude mit Baualter bis 1918 sogar nur etwas mehr als ein Viertel (28 %, 15.859) aus. Es gibt etwas mehr Gebäude mit Baualter 1919 bis 1948 (30 %, 16 811). Die Gebäude mit Baualter 1949 bis 1990 bilden 19 Prozent (10.878) und 23 % der Gebäude entstanden nach 1991 (13.308).


    Dabei liegen 29.931 Wohnungen (9,5 %) bzw. 2.130 (3,7 %) Wohngebäude mit einem Baualter 1949 bis 1990 im Stadtbezirk West.

  • Ihre Zahlen hätten dann einen Aussagewert, wenn man die entsprechenden Vergleichszahlen relevanter Städte wie zum Beispiel Dresden, Halle, Magdeburg, Erfurt, Chemnitz; Frankfurt, Mannheim, Duisburg, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Bremen oder Nürnberg hätte. DIES machte doch den hier diskutierten Vergleich erst möglich.

  • Ich finde solche Zahlen immer recht interessant. Diese selektive Wahrnehmung zeigt wo die, ich wills mal vorischtig formulieren, "neuralgischen" Punkte einer Stadt liegen, welche ihr Selbstbild mitbestimmen. Offensichtlich gibt es in den Großwohnsiedlungen oder ganz allgemein Neubaugebieten wenig, was überregionales Interesse weckt oder wenigstens Auswärtigen so im Gedächtnis bleibt, dass sie es später weiter erzählen oder es immer wieder mit Leipzig assoziieren.

  • @lemonhist:
    wenn's so ist, nehme ich alles persönliche zurück und formuliere es allgemeiner: die erfahrung zeigt, dass nichts so heiß gegessen wie gekocht wird.


    die ddr-altschulden der lwb sind in der tat ein großes problem, welches das unternehmen zeitweise bis an den rand seiner handlungsfähigkeit gebracht hat. deswegen fielen und fallen die sanierungen der lwb-bestände quantitativ wie qualitativ zumeist eher bescheiden aus. die sogenannte abrissprämie schafft hier besserung. vor allem, seit sie endlich nicht mehr für altbauten gezahlt wird. denn - und hier schließt sich der kreis - sind diese altschulden ja nichts anderes als die verschleppten kosten für den (staatlich verordneten) bau der plattensiedlungen. wie wirtschaftlich sinnvoll das war, hat stahlbauer bestens zusammengefasst.


    zu den blackstone-käufen in grünau: irgendwo müssen solche fonds ja ihre gelder parken. denen gehört doch auch das hotel astoria. viel interessanter ist, dass sie die wohnungen aus der insolvenzmasse der level one-gruppe erwarben. falls die je geglaubt hatte, in grünau geld verdienen zu können, dann hatte sie sich wohl getäuscht. genau wie der vorbesitzer baywobau, an den die lwb die wohnungen in den 90ern verkaufte, um ihre ddr-altschulden zu senken...


    ...das klingt irgendwie nicht nach einer erfolgsgeschichte (außer für die lwb).

  • Warum verkauft dann z.B. die LWB ihre Bestände, die sie selbst nicht sanieren kann bzw. will, im "Stadtumbaugürtel" nicht? Interessenten scheint es ja zur Zeit wieder zu geben, siehe den aktuellen Kauf von 978 Wohnungen in Plattenbauten in Halle an der Saale durch die Ulmer Grundbesitzgesellschaft Monarchis, die 2008/09 bereits 427 Wohnungen in der Zingster Straße 12 bis 30 erworben hatte, oder den Verkauf der TLG Wohnen oder das Gerangel um die Dresdner Woba.


    Als Überschlag gehe mal von einem Kaufpreis von ca. 30.000 EUR für eine teilsanierte Wohnung im industriellen Wohnungsbau aus ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=328897#post328897 ). Dem stehen bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 50 m² und dem besagten Zuschuss von 70 Euro pro Quadratmeter abgerissener Wohnfläche 3.500 Euro Abbruchprämie minus die Abbruchkosten entgegen. Die Grundstücke werden ja in den WK 7 und 8 anders als etwa in Schönau in den nächsten Jahren kaum neu zu bebauen und zu verkaufen sein, sind damit auch nur sehr begrenzt "wertvoll".


    Offenbar fürchtet man Konkurrenz im eigenen Hinterhof. Um nicht falsch verstanden zu werden: Mir sind Wohnungen im Besitz der LWB oder der Genossenschaften viel lieber als z.B. von Fonds oder Private-Equity-Gesellschaften. Aber wenn die Wahl zwischen Abbruch und Verkauf fällt, dann erscheint mir wie auch bei den Gründerzeitbeständen ein Verkauf und eine anschliessende Sanierung durch andere sinnvoller.


    Nachtrag: Bei der LWB hat sich die Frage erledigt, die hat nur eine recht überschaubare Anzahl leerstehender Wohnungen in Grünau.


    Aktueller Wohnungsleerstand in Großsiedlungen des DDR-Wohnungsbaus
    http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/4D2ABDD961692737C12579C80047C448/$FILE/V-f-540-antwort.pdf


    b. Eigentümer
    Die leerstehenden Wohnungen in Grünau verteilten sich Ende 2010:
    - zur Hälfte auf Bestände der Genossenschaften,
    - zu 40 % auf private Bestände,
    - zu 8 % auf Bestände der LWB.
    Prozentual weisen die Bestände der privaten Eigentümer (Anteil am Gesamtwohnungsbestand nur 1/3) mit 21 % gegenüber den Genossenschaften (16 %) jedoch eine deutlich höhere Leerstandsquote auf.


    Bei einem Gesamtleerstand von ca. 4.700 WE am Ende 2010 sind dies etwa 2.400 leerstehende Wohnungen der Genossenschaften, 1.900 der privaten Eigentümer und 380 der LWB. In Schönau werden nun 291 Wohnungen abgerissen und vermutlich sind nicht wenige der 126 Mietparteien, die innerhalb Grünaus neue Wohnungen fanden, bei der LWB als Vermieterin geblieben.


    Im online-Katalog der LWB werden aktuell 211 Mietwohnungen im Stadtbezirk West angeboten. Stadtweit sind es derzeit 1642 Mietangebote, d.h. 13 Prozent der aktuellen LWB-Angebote liegen in West.


    Laut http://www.lwb.de/unternehmen/die-lwb/zahlen-und-fakten/ hatte die LWB am 1.8.2012 im Stadtbezirk West einen Bestand von 1018 sanierten und 2676 teilsanierten Wohneinheiten, insgesamt also 3694 Einheiten. Dies entspricht den Zahlen, die im April 2011 im Zusammenhang mit dem Verkauf an Brack Capital veröffentlicht wurden. In diesem Paket waren keine Wohnungen in Grünau.
    http://www.lvz-online.de/leipz…g/r-citynews-a-83754.html

  • Eigentümer_innen in Grünau

    Die Studie des UFZ "Grünau 2009. Einwohnerbefragung im Rahmen der Intervallstudie
    „Wohnen und Leben in Leipzig-Grünau“ - Ergebnisbericht" ( http://www.ufz.de/export/data/…gebnisbericht2010_web.pdf ) nennt 14 Eigentümer_innen in Grünau, wobei die "in Zwangsverwaltung" hierfür nicht relevant sein dürfte:


    Kommunale Wohnungsunternehmen
    - LWB - ca. 3.400 Wohneinheiten


    Genossenschaften - insgesamt ca. 15.000 Wohneinheiten
    - VLWG
    - Pro Leipzig
    - BGL
    - Kontakt
    - Unitas
    - Wogetra
    - Lipsia


    Eigentumswohnungen - ???


    Private Wohnungsunternehmen - insgesamt ca. 9.000 Wohneinheiten
    - Gutburg: http://www.gutburg.de/leipzig, Bestand: mehr als 4.000 Wohnungen, aktuell 69 Wohnungen im Mietangebot
    - Krulich (B+K): http://www.krulich.de/
    - Atira, mittlerweile Berlinovo Immobilien Gesellschaft mbH: http://www.berlinovo.de/de
    - WVB Centuria GmbH: http://www.wvbcenturia.de/


    Hinzukommen wie schon gesagt seither mindestens noch
    - die Ulmer Grundbesitzgesellschaft Monarchis mit 427 Wohnungen
    - Blackstone Group L.P. mit 926 Wohnungen


    Ob unter den 94 Häusern mit 1.251 Einheiten in und um Leipzig, die das Investmentfondsmanagementunternehmen Cerberus Capital Management ( http://de.wikipedia.org/wiki/Cerberu...tal_Management) im April/Mai diesen Jahres von der Speymill Deutsche Immobilien Company (SDIC) übernommen hat, auch Wohnungen in Grünau sind, weiß ich leider nicht.

  • Stahlbauer
    Mit Ureinwohnern meine ich die Menschen, die zwischen 1977 und 1989 hier eine Wohnung bekommen haben und heute noch hier wohnen, weil sie diesen Stadtteil als Heimat empfinden.
    Ich weiß nicht, was Du unter „normal arbeiten“ verstehst aber ich interpretiere das jetzt mal als Kritik am Dogma der industriellen Bauweise. Aber eben durch diese auf rein industrielle Herstellungsweise ausgerichteten Baupolitik war keine andere wirtschaftliche Lösung möglich. Als man zu Beginn der 1980er Jahre mit der gezielten Altbaumodernisierung begann, waren die Kapazitäten schon weitestgehend erschöpft und die Substanz in ihrer Gesamtheit kaum noch zu retten. Das ist historischer Fakt und kann auch nicht schön geredet werden aber gerade aus der Sicht von heute würde ich mir gegenüber der Vergangenheit etwas mehr Gelassenheit und distanziertes Gesamtverständnis wünschen.


    @djtinitus
    Das mag jetzt zwar zynisch klingen aber mir sind vor allem die Selbstmorde im Gedächtnis geblieben, die aufgrund der katastrophalen Wohnsituation in den Altbauten begangen wurden. Umzüge nach Grünau wurden dagegen ausgelassen gefeiert. Vom Warmwasser-Badewannen-Tourismus aufgrund nicht zu zahlender Nebenkosten will ich hier gar nicht weiter schreiben...


    Cowboy
    Grünau ist durch die bereits weiter oben im Thema genannte Intervallstudie der am besten beleuchtetste Stadtteil Leipzigs. Aufgrund der Bedingungen, die an eine Wohnungszuweisung in Grünau geknüpft waren, gab es eine vollkommen andere demographische Zusammensetzung der Bevölkerung als in den alten gewachsenen Stadtteilen, mit all seinen spezifischen Folgen. Lies mal nach, dann findest auch Du die richtigen Antworten.




    Ich halte Grünau generell für einen liebens- und lebenswerten Stadtteil von Leipzig, der – wie alle anderen Viertel auch – seine individuellen Vorzüge und Probleme hat. Der aus den alten Bundesländern eingeschleppte Irrglaube industrielle Bauweise=billiger sozialer Wohnungsbau=Randgruppenghetto sollte sich mittlerweile eigentlich überholt haben. In die Mottenkiste gehören ebenso die absurden Schaugefechte Platte versus Gründerzeit. Auf lange Sichten werden sich die Qualitäten, die Grünau besitzt durchsetzten und sich neue eigene urbane Qualitäten einstellen.


    In diesem Sinne frohe Weihnachten zusammen!

  • Ich glaub Stahlbauers "normal arbeiten" bezog sich eher ganz allgemein auf so gängige planwirtschaftliche Praktiken wie bspw. Arbeit für 1 Person von 3 erledigen zu lassen, weil es offiziell keine Arbeitslose geben darf.

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  • raubbau: ich kann jetzt nicht für Leipzig sprechen, da ich 19 Jahre im Plattenbau in Grimma gewohnt habe, aber dort war es ganz einfach so, dass, nachdem man zu DDR-Zeiten überglücklich war, eine solche Wohnung zu erhalten, weil es meist die einzige Möglichkeit war, Fernwärme und eine ordentliche Toilette zu erhalten, in den Neunzigern jeder, der konnte, so schnell wie möglich aus der Plattenbausiedlung weggezogen ist. Natürlich gibt es Rentner, die bleiben, aber das hat weniger mit der Qualität der Siedlungen zu tun als vielmehr mit der Tatsache, dass man in einem gewissen Alter nur schwierig mit Veränderungen klar kommt.


    Ich als jemand, der 19 Jahre im Plattenbau verbracht hat, kann dir jedenfalls versichern, dass mein Unwille, jemals wieder in so etwas zu ziehen, nicht auf einem aus den alten Bundesländern eingeschleppten Irrglauben basiert.

    Einmal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Zunächst einmal will ich noch ein paar Dinge zur Frage anmerken, ob Grünau eine Fehlplanung war. Cowboy hat als Beleg den großen Bevölkerungsverlust in Grünau nach 1990 verwiesen. Dieses Argument ist meiner Ansicht aber nicht stichhaltig, weil es diese Bevölkerungsverluste ja in fast allen Großsiedlungen Ostdeutschlands gab. Diese Entwicklung hatte mehrere Gründe. In vielen, vor allem den jüngeren Großsiedlungen gab es eine Bevölkerung, die einerseits überdurchschnittlich jung und die gleichzeitig überdurchschnittlich qualifiziert war. Diese Bevölkerungsgruppen sind dann nach 1990 in überdurchschnittlichem Maße in die alten Bundesländer abgewandert, und sie haben sich ebenfalls in überdurchschnittlichem Maße Einfamilienhäuser gebaut. Beide Entwicklungen führten zu einer Abwanderung aus den Großsiedlungen. Nennenswerte Abwanderungen aus den Großsiedlungen in die Altbauquartiere gab es dagegen nicht. Zudem waren Großsiedlungen von den ganz normalen "demografischen Wellen" betroffen, die es schon zu DDR-Zeiten gegeben hat. Konkret: Nach Fertigstellung der Großsiedlungen wurden diese vorwiegend von jungen Familien bezogen. Da diese Familien oft noch weitere Kinder bekamen, kam es in den ersten Jahren nach dem Bezug zu einem Bevölkerungswachstum. Es folgte dann eine ca. 15-jährige Phase stabiler Einwohnerzahlen. Anschließend begann ein Bevölkerungsrückgang, weil dann die mittlerweile erwachsenen Kinder die Elternhaushalte verlassen haben.


    Aus diesen Entwicklungen lässt sich aber nicht der Schluss ableiten, dass Grünau eine Fehlplanung wäre. Denn diese Entwicklungen gab es auch in Berlin-Marzahn, Berlin-Lichtenberg, Potsdam-Schlaatz, Erfurt-Wiesenhügel etc. etc., und diese Siedlungen haben sich ja auch wieder aufgerappelt. Daher überzeugt mich dieses Argument nicht.


    dJ Tinitus hat ein paar konkrete Dinge angeführt, die seiner Meinung nach die Fehlplanung Grünau belegen. Das Argument mit den Tiefgaragen kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, da eine Tiefgarage keineswegs zum normalen Standard in den Gründerzeitvierteln gehört. Ich habe Bekannte, die in Leizig im Gründerzeitaltbau wohnen, und die haben keine Tiefgarage und erleben die Parkplatzsuche als ein ziemlich stressiges Unterfangen. In Grünau dagegen gibt es überhaupt keine Parkplatzprobleme. Dieser Punkt spricht meiner Meinung nach eher für Grünau.
    Dann zu den Bädern: Einerseits gibt es mittlerweile auch Plattenbauwohnungen mit Bädern mit Fenstern. Andererseits zählt ein Bad mit Fenster auch im Gründerzeitbestand keineswegs zum Standard. Ich habe mir bei Immoscout 24 zahlreiche Leipziger Gründerzeitgrundrisse angeschaut, und sie alle verfügten über ein Bad ohne Fenster. http://www.immobilienscout24.de/expose/31690778
    http://www.immobilienscout24.de/expose/31164946
    http://www.immobilienscout24.de/expose/30260334
    http://www.immobilienscout24.de/expose/32915468Daher finde ich auch dieses Argument nicht stichhaltig. Die Einkaufsmöglichkeiten in Grünau würde ich ebenfalls nicht so schlecht einschätzen, teilweise ist gerade das Angebot an Lebensmittelmärkten in Grünau größer als in Gründerzeitbeständen. Das Angebot an Nachtbars dürfte in Grünau tatsächlich nicht so toll sein, doch wie oft besucht der Durchschnittsbürger eine Nachtbar? Und was die halbleeren Häuser angeht: Wer in der Eisenbahn-, der Wurzner oder der Lützner Straße wohnt, der schaut nicht auf halbleere, sondern komplett leere Häuser. Das diese attraktiver sind, möchte ich bezweifeln. Daher finde ich die Argumente von dj tinitus nicht überzeugend. Es gibt übrigens auch ein paar Vorteile der Grünauer Plattenbauten: Die ruhige Lage habe ich schon erwähnt, weiterhin gibt es bei den meisten WBS 70 - Wohnungen 6 Meter breite Balkone, die in dieser Dimension bei Gründerzeitwohnungen selten sind. Zudem sind die meisten Grünauer Wohnungen ziemlich hell, zumindest deutlich heller als viele Gründerzeitwohnungen.


    Meiner Meinung nach ist das Problem nicht, dass Grünau schlecht geplant wurde, sondern dass Grünau ein Imageproblem hat. Wie schon gesagt, ich habe auch Bekannte in Leipzig, und die wohnen allesamt in Gründerzeitwohnungen und sind keineswegs wunschlos glücklich. Dennoch kommt für sie ein Umzug nach Grünau nicht infrage, und das nicht, weil sie zu doof sind, die Qualitäten von Grünau zu erkennen, sondern weil sie noch nie in Grünau waren. Sie kennen Grünau nur aus dem Fernsehen, und da entstehen dann schnell Vorstellungen wie "In Grünau wohnen doch nur die Assis" oder "In Grünau kann man sich im Dunkeln nicht auf die Straße trauen". Solche Vorurteile sind meines Erachtens ein zentrales Problem von Grünau, genauso wie es solche Vorurteile auch jahrelang über Marzahn gab. Wenn sich solche Vorurteile erst einmal auflösen, und in Marzahn ist diese Entwicklung gerade zu beobachten, dann kommt es zu rapide steigenden Zuzugszahlen.


    Weiterhin würde ich der These von LE Mon hist. zustimmen, dass es ein steigendes Interesse privater Investoren an Plattenbauten gibt. Dieser Trend ist in Berlin und anderen Städten ganz klar zu beobachten. Für dieses Interesse gibt es mehrere Gründe: Plattenbauten sind bautechnisch in der Regel sehr solide, gerade der auch in Grünau viel errichtete Typ WBS 70 ist ein ausgereiftes Modell, das hunderttausendfach errichtet worden ist und daher kaum Schwachstellen aufweist. Die Sanierung dieses Typs lässt sich sehr gut planen, es gibt keine bösen Überraschungen, wie durchgefaulte Holzbalkendecken oder Schwammbefall, daher werden bei Plattenbausanierungen die Baukosten und die Bauzeiten in der Regel eingehalten. Allerdings schauen sich seriöse private Investoren sehr genau die Lage der Kaufobjekte an. Und da ist es oft so, dass gerade die Randlagen am begehrtesten sind. Hier ist das Wohnen im Grünen besonders gut zu realisieren, gleichzeitig sind Projektentwicklungen in Randlage weniger abhängig von den Entscheidungen der benachbarten Eigentümer. Das Auslaufen der Altschuldenentlastung Ende 2013 wird meiner Einschätzung nach dazu führen, dass etliche Wohnungsgenossenschaften einzelne Bestände, für deren Sanierung ihnen das Geld fehlt, verkaufen werden.


    Level One hat übrigens in etlichen Städten Bestände erworben und durch ein unsolides Geschäftsmodell finanziert. Die Level-One-Pleite lag nicht an den Beständen, sondern am Geschäftsmodell.

    Einmal editiert, zuletzt von Klarenbach ()

  • ... In die Mottenkiste gehören ebenso die absurden Schaugefechte Platte versus Gründerzeit. Auf lange Sichten werden sich die Qualitäten, die Grünau besitzt durchsetzten und sich neue eigene urbane Qualitäten einstellen.


    Das irritiert mich jetzt etwas. Da muss ich erst einmal darüber schlafen. Veralberst Du uns auch nicht?


    Konntest Du schon mit Ureinwohnern sprechen?







    Mal etwas aus der Mottenkiste:




    Bundesarchiv, Bild 183-S0207-0002 / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons



    Originalbeschreibung:

    Leipzig, Bauarbeiter
    ADN-ZB Gahlbeck 7.2.77 Leipzig: Ihr Optimismus liegt in der kollektiven Kraft ihrer Bauarbeiterbrigade begründet, denn die Mitglieder der Montagebrigade Norbert Hansch bestimmen das Tempo im Leipziger Baukombinat. Das Kollektiv arbeitet derzeit auf der Taktstraße III der Baustelle Mockau-West. Die Kollegen haben bereits zum 6. Mal den Staatstitel "Kollektiv der sozialistischen Arbeit" errungen. Die von ihnen für 1977 geforderten 695 (695) Wohnungen wollen sie mit besten Qualitätsnoten übergeben.


    Quelle: WIKIPEDIA










    Bundesarchiv, Bild 183-U0507-0013 / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons



    Originalbeschreibung:

    Leipzig, Bauarbeiter im Gespräch
    ADN-ZB Gahlbeck 7.5.79 Jugend-Leipzig: Schrittmacher im Leipziger Wohnungsbaukombinat und auf der Großbaustelle Leipzig-Grünau ist die "junge Truppe" um Jugendbrigaider Wilfried Grau (Mitte). Die jungen Bauleute sind jetzt zur Montage in vier Schichten und zur rollenden Woche übergegangen, um die im I. Quartal entstandenen Rückstände aufzuholen. Die Montage eines sechsgeschossigen Blocks dauert jetzt nur noch zweieinhalb Wochen gegenüber vorher vier Wochen. -siehe dazu auch U 0507-1, 12N-


    Quelle: WIKIPEDIA












    Bundesarchiv, Bild 183-T0529-0002 / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons



    Originalbeschreibung:

    Leipzig, Bauarbeiter Schornstein mauernd
    ADN-ZB Gahlbeck 29.5.78 Leipzig: Fließstrecken sollen in der Ostvorstadt von Leipzig ein rationelles Instandsetzen von Dächern und Fassaden der Alfbeusubstanz sichern. Im Bereich Thälmannstraße-Ludwigstraße gehen diese Technologie die Arbeiten zügig voran. Auch die Schornsteine werden bei den Rekonstruktionsarbeiten ernuert. 954 Dächer und die Fassaden von 619 (619) Wohnungen wollen die Arbeiter des Kombinates für Baureparaturen und Rekonstruktion in diesem Jahr durch die zeit- und aufwandssparende Fließstreckentechnologie instandsetzen.


    Quelle: WIKIPEDIA












    Bundesarchiv, Bild 183-R0202-0012 / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons



    Originalbeschreibung:

    Leipzig, Bauarbeiter
    ADN-ZB Gahlbeck 2.2.76 eng-Leipzig: "Wer will fleißige Handwerker seh`n?" Die Malerbrigade Scholz gehört mit zu den zuverlässigsten Kollektiven im Modernierungskomplex Leipzig-Leutsch. Wie hier so leisten viele Baubrigaden in der Republik durch die Werterhaltung und Rekonstruktion von Altbausubstanz einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung des Wohnungsbauprogramms. Im Leipziger Westen sollen sich durch Badeinbau, umgestaltete Hinterhöfe und großzugig rekonstruierte Wohnungen bis 1980 für über 850 Familien bessere Wohnverhältnisse ergeben. Im Republiksmaßstab werden es 200.000 (200000) sein, für die sich auf diese Art das Wohnungsproblem lösen wird.


    Quelle: WIKIPEDIA









    Man beachte die moderne Heizung, sauber an der linken Wand montiert.



    Bundesarchiv, Bild 183-R0202-013 / Gahlbeck, Friedrich / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons



    Originalbeschreibung:

    ADN-ZB-Gahlbeck-2.3.76-Leipzig: Ein neues Bad im alten Haus bringt für Frau Ziegler und ihre Familie fast den Komfort einer Neubauwohnung. Ihre völlig rekonstruierte Wohnung, das frischverputzte Haus im Arbeiterwohngebiet Leipzig-Leutsch haben für Familie Ziegler das Wohnungsproblem gelöst. Die Modernisierung der Altbausubstanz ist neben dem Wohnungsneubau ein wichtiger Beitrag zur Verwirklichung des Wohnungsbauprogramms. Bis 1980 sollen in Leutsch über 870 (870) Wohnungen modernisiert und umgebaut werden.


    Quelle: WIKIPEDIA









    Beschlossen wurde das Wohnungsbauprogramm auf dem VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Das WOHNUNGSBAUPROGRAMM sah vor, das Wohnungsproblem bis 1990 als soziales Problem zu lösen. Wie viele Wohnungen waren 1990 in Leipzig unbewohnbar?




    Bundesarchiv, Bild 183-K0616-0001-128 / Gahlbeck, Friedrich / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons




    Originalbeschreibung:

    ADN-ZB Gahlbeck-VIII B-Bi-Schm 16.6.1971 Berlin: VIII. Parteitag der SED. Zu einem Höhepunkt des zweiten Beratungstages wurde die vom Kollektiv der Parteiführung, von Delegierten und Gästen des VIII. Parteitages der SED mit stürmischem Beifall aufgenommene Grußansprache des Generalsekretärs des ZK der KPdSU, Leonid Breshnew. Hochrufe auf die Partei Lenins und auf die unverbrüchliche Freundschaft zwischen den Bruderparteien und Völkern beider Länder waren eine überwältigende Meinungsmanifestation. (zweiteiliges Panorama)


    Quelle: WIKIPEDIA

  • Klarenbach



    Grünau als solches mag ja heute seine Vorteile haben, problematisch war aber, dass man die alten Viertel massiv vernachlässigte. Das führte dazu, dass die Verluste an Bausubstanz größer wurden als neu gebaut werden konnte.



    Ein echtes Problem war die Garnison der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) aka Freunde aka Russen.


    Man kann ja gerne über Völkerfreundschaft, die russische Seele und anderes aus der Gutmenschenwelt reden, im Alltag waren die Russen einfach Besatzer, die mit den Deutschen wenig am Hut hatten. Russische Kasernen waren immer problematisch. Musste man aber Ostdeutschlands zweitgrößtes Plattenbaugebiet gerade um eine bestehende Kaserne bauen? Der laxe Umgang der Russen mit Munition war allgemein bekannt.


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    Normalerweise hielten die Russen Abstand zu den Deutschen. Irgendwann fingen sie aber an, mit der Tram zu und von ihren Geländeübungen zu fahren. Hatte etwas von Filmen aus dem II. Weltkrieg an sich. Plus Geruchseindrücke.

  • Aus diesen Entwicklungen lässt sich aber nicht der Schluss ableiten, dass Grünau eine Fehlplanung wäre. Denn diese Entwicklungen gab es auch in Berlin-Marzahn, Berlin-Lichtenberg, Potsdam-Schlaatz, Erfurt-Wiesenhügel etc. etc., und diese Siedlungen haben sich ja auch wieder aufgerappelt. Daher überzeugt mich dieses Argument nicht.


    Nun haben diese Städte aber eine andere (demographische) Geschichte hinter sich als Leipzig.
    Potsdam: schwer zerstört, kontinuierliche Einwohnerentwicklung 1939 ca 135.000 Einwohner, 1989 141.000 und heute 157.000 Tendenz steil nach oben.
    Berlin: kennst du dich sicher besser aus als ich muss ich nicht viel zu sagen.
    Erfurt: kaum zerstört, 1939 140.000 Einwohner, 1989 217.000, heute 207.000 Tendenz steigend.


    Fakt ist diese Städte haben gegenüber den Vorkriegsbestand eine durchgehend konstante oder positive Einwohnerentwicklung vorzuweisen. Ganz anders als Leipzig. Ich hatte ja weiter vorne schon mal zu erklären versucht, warum ich Grünau als künstlich empfinde. Ohne die Feinheiten der Großsiedlungsplanung zu kennen, würde ich nicht behaupten, dass Grünau unterdurchschnittliche Qualität besitzt im Vergleich zu ähnlichen Projekten der SED-Stadtplanung. Was es für mich als "Fehlplanung" kennzeichnet, um mal bei der Vokabel zu bleiben, ist die schlichte Nichtbeachtung des vorhandenen Stadtgefüges. Man hat sich ja nicht die Mühe gemacht die vor sich hin rottenden Gründerzeitquartiere abzureissen (wie zum Teil im Zuge der Umgestaltung der Chemnitzer Innenstadt geschehen) sondern hat Grünau einfach davor gesetzt. Wohlgemerkt der Tatsache, dass der Altbaubestand bei ganz normalen Umbautätigkeiten nebst Bebauung von Kriegslücken locker die weitaus geringere Einwohnerzahl hätte aufnehmen können. Man hat also diesen Wohnungsüberschuss einfach ignoriert und munter Neubaugebiete auf die grüne Wiese gesetzt. Konsequent wäre es gewesen zu sagen man reißt die Altbauten ab und setzt dort die Neubaublöcke hin. Das hat man wohl nicht getan um den Unmut der Denkmalschützer auf nicht sich zu ziehen oder um politische Unruhe zu vermeiden. Jetzt stand man 1990 vor dem Problem weiterer Bevölkerungsabnahme, einsetzender Suburbanisierung wie du selber sagst, sanierungsbedürftigen Altbaugebieten und wachsenden Leerständen in den Neubauten. In dieser Situation ist die Entscheidung die Albauten zu sanieren und den schon lange existierenden Wohnungsüberschuss über die Platten abzubauen in meinen Augen völlig richtig. Hätte man sich andersrum entschieden dann wäre die Leipziger Kernstadt zusammengeschrumpft und die Neubaugebiete noch viel weiter von der eigentlichen Stadt entrückt. Entweder das oder eine extreme Perforierung des Stadtbildes, auch nicht unbedingt besser.
    Kurzum, dass Grünau massiv an Einwohnern verloren hat ist nicht nur ein Imageproblem sondern ein städtebauliches, dessen Anfang nicht im Jahr 1990 sondern im wesentlichen schon 1973 liegt, also im Grunde schon bei dessen Errichtung. Gleichwohl plädiere ich natürlich für eine realistische Stadtplanung die den heutigen Einwohnerzuwachs berücksichtigt. In den Altbauten leben heute generell weniger Menschen zusammen als das noch früher der Fall war. Sodass man trotz des großen Altbaubestandes natürlich die Neubaugebiete benötigt um eine ähnliche Einwohnerzahl wie vor 75 Jahren bei heutigen Lebensstandards zu beherbergen.