Jüdisches Museum - Erweiterung, Umbau und Sanierung (realisiert)

  • Jüdisches Museum - Erweiterung, Umbau und Sanierung (in Bau)

    Das Jüdische Museum wünscht einen Erweiterungsbau. Gedacht ist dabei an das Areal hinter dem am Untermainkai gelegenen Museumsgebäude. Dort werden Teile der mittelalterlichen Stadtbefestigung vermutet. Um später keine Überraschungen zu erleben, wird eine denkmalschutzrechtliche Voruntersuchung durchgeführt.


    Hier die =6959618"]Pressemitteilung der Stadt:


    (pia) Morgen, am 8. Juni, werden auf dem Grundstück nördlich des Jüdischen Museums Frankfurt Grabungen für eine denkmalschutzrechtliche Voruntersuchung unter Leitung des Denkmalamts beginnen. Erwartet werden Mauerreste einer mittelalterlichen beziehungsweise barocken Stadtbefestigung. Der Merianplan zeigt an dieser Stelle – in der Nähe des Nizzas – eine barocke Eckbastion, hier schwenkte die historische Stadtbefestigung vom Mainufer landeinwärts. Der Bereich liegt außerhalb der sogenannten Wallservitut, einer 1827 erlassenen und seitdem mehrfach bestätigten Grunddienstbarkeit zum Schutz der öffentlichen Grünanlagen, die nach 1806 anstelle der vormaligen Frankfurter Stadtbefestigung angelegt wurden.


    Die Grabung ist Teil einer Voruntersuchung des Hochbauamtes für einen möglichen Erweiterungsbau des Jüdischen Museums, wobei eventuelle Kulturdenkmäler weitgehend geschützt werden sollen.


    Es werden stadthistorisch sehr interessante Funde erwartet, die Aufschluss über die genaue Lage der alten Stadtbefestigung geben werden. Alle Befunde werden durch das Denkmalamt der Stadt Frankfurt fachgerecht gesichert und in Lage und Größe wissenschaftlich dokumentiert werden.

  • ... womit wieder ein Stückchen von der verbliebenen Untermain(grün)anlage abgeknapst würde: Bing-Karte. Diese Stelle bildet einen noch unbebauten Durchblick zwischen Grünanlage und Mainufer.

  • Die Grabungen am Jüdischen Museum haben wie geplant begonnen und wie schon erwartet hat das Denkmalamt Teile der Stadtbefestigung freigelegt.
    Einen kurzen Filmbericht zu diesem Thema gibt es auf hr-online unter dem Titel 'Archäologische Schätze in Frankfurt'. Dabei kommt auch der Leiter des Jüdischen Museums Fritz Backhaus zu Wort. Er sieht es als Chance diese Zeugnisse der Stadtgeschichte in den Neubau integrieren zu können.

  • Voruntersuchung für Erweiterung des Jüdischen Museums

    Zu #20 - #22 hier eine Illustration. Die Voruntersuchungen gehen weiter. Es handelt sich um die 'gefühlt' öffentliche Grünanlage zwischen Jüdischem Museum und Hofstraße:



    Diese Mauern sind zum Vorschein getreten und werden mit kleinem Werkzeug weiter freigelegt:



    Bilder: epizentrum


    Vorne ist roter Sandstein zu sehen, die mittelalterlichen Mauern dahinter sind aus grobem Bruchstein bzw. Geröll.

  • Bei dem Fund handelt es sich präziser um einen steinernen Bogen, der früher über den Stadtgraben der mittelalterlichen Stadtmauer führte. Der Standort des Bogens befindet sich an der Hofstraße, auf der Rückseite des Jüdischen Museums. Nach dessen Freilegung plant das Denkmalamt nun, die Grabung über dem gesamten auf der Rückseite des Museums gelegenen Platz zu intensivieren. Welche Auswirkungen dies auf die Realisierung des Erweiterungsbaus für das Jüdische Museum hat, sei zur Zeit noch ungewiss, da in den ersten Planungen für den Neubau auch Werkstätten in den Kellerräumen vorgesehen waren (Quelle).

  • Auf meinen Fotos war der Bogen noch nicht freigelegt. Daher kommt hier eine Aktualisierung von gestern abend. Der Blick geht vom Main weg zur Untermainanlage:



    Der Bogen aus der Nähe:



    Bilder: epizentrum


    Die Stadt erwartet am Rand des Grundstücks Teile der bastionären Befestigung aus dem 17. Jahrhundert. Ein ausführlicher Artikel über die Frankfurter Stadtbefestigung ist in Wikipedia zu finden. Wie sich die unerwartet umfangreichen und gut erhaltenen Funde auf den Museumserweiterung auswirken werden, ist weiter ungewiss.

  • Ich glaube es kann inzwischen als gesichert gelten, dass überall dort wo nicht durch vorherige Bauprojekte in die Tiefe gegraben wurde, die gesamte Stadtbefestigung und die darin enthaltenen vormodernen Reste nur bis knapp unter Bodenniveau abgetragen wurden. Also an sich kein Grund, jedes mal aufs neue überrascht zu sein, wenn man etwas zu Tage fördert. Allerdings ist der Brückenbogen in diesem Kontext natürlich schon ein sehr außergewöhnicher Fund.

  • Ein schöner Fund den man erhalten sollte. Allerdings würde ich dies nicht, wie an anderer Stelle, in einer Tiefgarage einbauen wo es kaum zu Gesichte kommt.
    Wie groß ist dieser Bogen denn? Die Proportionen auf dem Bild können ja durchaus täuschen. Man könnte den Bogen auf Straßenniveau versetzen und als Eingangsportal des Museums nutzen. Grade bei einem Museum würde sich eine solche (oder ähnliche) Nutzung anbieten sofern man es richtig integriert.

  • Ich schätze, dass der Durchgang des Bogens vielleicht 1,50, allerhöchstens 2,00 Meter breit ist. Einen Anhaltspunkt gibt die Leiter, die rechts in meinem letzten Bild zu sehen ist. Letzte Woche wurde noch ein längerer Abschnitt nach Norden hin aufgegraben, und dort kamen weitere Mauern zum Vorschein. Ich habe auch einen Mauerbogen ausgemacht, der dem Anschein nach aber nicht frei stand, sondern zu einem Gewölbe gehörte. Leider habe ich davon kein Foto geschossen.


    Diese Woche sind die Gräben wieder zugeschüttet worden. Die Grabung scheint damit abgeschlossen zu sein. Ich hoffe, die Stadt wird die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung des zuständigen Denkmalamtes demnächst bekanntgeben.

  • Ein FAZ-Artikel von letzter Woche berichtete zum Planungsstand von diversen Ausbau-Plänen bei Frankfurter Museen.


    Jüdisches Museum:
    Das Museum soll für 30 Millionen Euro ein neues Raumprogramm erhalten. Der Magistrat hat bereits im Dezember einstimmig mit Ja gestimmt und jetzt muss noch die Stadtverordnetenversammlung zustimmen. Man habe bereits Erfolge bei privaten Spenden aus der Bürgerschaft gesammelt. Der Unternehmer Josef Buchmann will sich mit drei Millionen beteiligen und bei einer Werbe-Kampagne mit der Deutschen Bank und anderen Firmen sei eine sechsstellige Summe zusammengekommen.

  • Erweiterung mit "Familie Frank Zentrum"

    In dem in mehreren Vorbeiträgen erwähnten Erweiterungsbau des Jüdischen Museums soll der Nachlass von Anne Franks Familie untergebracht werden. Geplant ist ein neuer zentraler Schwerpunkt des Museums, das "Familie Frank Zentrum", mit Dauerausstellung, Archiv und Pädagogischem Zentrum.


    Dies haben der in Basel ansässige Anne Frank Fonds, das Museum und die Stadt Frankfurt heute bekanntgegeben. Für die Pressemitteilung des Museums an dieser Stelle klicken. Die FAZ berichtet hier.


    Der Neubau soll bis 2015 fertig sein. Es wird einen Architektenwettbewerb geben. Außerdem wird das Haupthaus Untermainkai 14 und 15, ein ehemaliges Palais der Familie Rothschild, in den nächsten Jahren saniert. Die Kosten für den Erweiterungsbau schätzt der Magistrat derzeit auf rund 30 Millionen Euro, hinzu kommen rund 20 Millionen Euro für die Sanierung und Neuausstattung des Altbaus.



    Bild: Mylius (mit GNU-Lizenz für freie Dokumentation @Wikipedia), durch Klick zu vergrößern

  • Architektenwettbewerb

    Heute wurde der Architektenwettbewerb (nichtoffener Wettbewerb mit vorgeschaltetem, qualifizierten Auswahlverfahren) für die Erweiterung des Jüdischen Museums bekannt gemacht. Auszüge aus der Kurzbeschreibung:


    Das Jüdische Museum in Frankfurt mit den Standorten Rothschild-Palais und Museum Judengasse hat die Aufgabe, jüdische Geschichte und Kultur von der Antike bis zur Gegenwart zu vermitteln. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der historischen und kulturellen Entwicklung der Juden in Frankfurt. Mit über 100 Wechselausstellungen zu verschiedensten Themen der jüdisch-deutschen Geschichte und Gegenwart seit 1988 sowie ca. 60 Veranstaltungen im Jahr ist das Jüdische Museum Frankfurt ein unverzichtbarer Baustein der musealen Vielfalt des Museumsufers, einem der bedeutendsten Museumsstandorte in Deutschland.


    Seit der Eröffnung des Jüdischen Museums 1988 sind die räumlichen und technischen Rahmenbedingungen für das Museum ebenso wie für die Dauerausstellung kaum verändert worden. Die Wechselausstellungsräume eignen sich kaum noch für anspruchsvolle Ausstellungsvorhaben mit hochwertigen Leihgaben. Die Kapazitäten von Bibliothek und Depots sind erschöpft.
    Die Stadt Frankfurt am Main plant daher die Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums am Standort Rothschild-Palais.


    Ziel ist die sinnvolle Nutzung der denkmalgeschützten Häuser Untermainkai 14 und 15 (ehemaliges Rothschild-Palais, etwa 2.000 m² NF) für eine neukonzeptionierte Dauerausstellung und eine maßvolle Erweiterung des Museums (etwa 2.300 m² Nutzfläche) für Wechselausstellungen, Bibliothek und Archiv.


    Es soll 20 Teilnehmer geben, wobei diese vier 4 Büros gesetzt sind:


    • Aff Architekten, Berlin
    • Diener+Diener Architekten, Basel
    • Nieto Sobejano, Madrid
    • Staab Architekten, Berlin


    Die Namen der ausgewählten Preisrichter:


    • Prof. Max Dudler, Architekt BDA, Berlin
    • Prof. Nikolaus Hirsch, Architekt, Frankfurt am Main
    • Prof. Dr. Salomon Korn, Architekt, Frankfurt am Main
    • Dieter von Lüpke, Leiter Stadtplanungsamt, Frankfurt am Main
    • Andreas Schröder, Architekt, Geschäftsführer Museums Bausteine Frankfurt GmbH
    • Olaf Cunitz, Bürgermeister, Dezernent für Bauen und Planen, Frankfurt am Main
    • Prof. Dr. Raphael Gross, Direktor Jüdisches Museum Frankfurt am Main
    • Andreas von Schoeler, Vorsitzender Gesellschaft Freunde und Förderer des Jüdischen Museums, Frankfurt am Main
    • Prof. Dr. Felix Semmelroth, Stadtrat, Dezernent für Kultur und Wissenschaft, Frankfurt am Main


    Für die Bewertung gelten folgende Beurteilungskriterien (die Reihenfolge der Kriterien stellt keine Gewichtung dar):


    • Städtebauliche Einbindung
    • Architektursprache
    • Erfüllung des Raumprogramms und der funktionalen Anforderungen
    • Räumliche Organisation, Funktionalität, Barrierefreiheit
    • Umgang mit dem denkmalpflegerischen Bestand
    • Erschließungskonzept
    • Technische Realisierbarkeit
    • Wirtschaftlichkeit
    • Energetisches Konzept
    • Baurecht


    Schließlich der vorläufige Terminplan:


    • Versand der Wettbewerbsunterlagen: 15. August 2012
    • Kolloquium: 12. September 2012
    • Abgabetermin Pläne: 22. Oktober 2012
    • Abgabetermin Modell: 26. Oktober 2012
    • Preisgerichtssitzung: 4. Dezember 2012
  • Der Wettbewerb zur Sanierung und Erweiterung des Jüdischen Museums - dazu, siehe zuletzt hier - hat das folgende Ergebnis:


    2. Preis: Staab Architekten GmbH, Berlin (Website)
    2. Preis: töpfer.bertuleit.architekten GbR, Berlin (Website)
    3. Preis: Gerkan, Marg und Partner (gmp) Generalplanungsgesellschaft mbH, Berlin (Website)


    Zudem gab es drei Anerkennungen:


    Sunder-Plassmann Architekten, Kappeln (Website)
    Diener und Diener Architekten, Basel (Wikipedia, Website reagiert gerade nicht)
    AFF-Architekten, Berlin (Website)


    Einen ersten Preis hat das Gericht, welches gestern tagte und mit Rang und Namen besetzt war, nicht vergeben. Vielmehr wolle man den drei Preisträgen nun die Chance auf eine Überarbeitung geben und sich danach für eine der drei Überarbeitungen entscheiden, so der Jury-Vorsitzende Max Dudler.


    Eingegangen waren 19 Entwürfe, von denen die meisten die Vorgaben erfüllten. Formale Ausschlüsse gab es trotzdem. Ein wichtiges Kriterium war die Erfüllung der Museumsfunktionen. Die drei Preisträger konnten hier ebenso punkten wie in der Gestaltung des Umfelds, dem Übergang / der Öffnung zur Wallanlage, der Aufwertung der Hofstraße, der Korrespondenz mit dem Altbestand (Rothschild-Palais) und auch der Barrierefreiheit - allesamt wichtige Kriterien für die Vergabe der Preise.


    Bilder vom Pressetermin folgen.

  • Hier kommen nun Fotos von und weitere Erläuterungen zu den drei Siegerentwürfen. Zunächst zur Erinnerung die Situation des jetzigen Rothschild-Palais zwischen Mainufer, Untermainanlage und Hofstraße:


    Situation als Klötzchenmodell:


    Den Entwürfen gemein ist die Erschließung von der Westseite über einen Hof zwischen dem Palais und dem Neubau. töpfer.bertuleit machen das sehr geradlinig, Staab wählt eine "polygone Kubator" und gmp kommt mit Sichtbetonflächen, kiemenartigen Öffnungen und "Überhöhung" des Bestandsbaus daher. Aber der Reihe nach:


    Staab Architekten (1013)


    Außenperspektive Eingangsbereich:


    Norden:


    Westen:


    Lageplan:



    töpfer.bertuleit.architekten (1005)


    Eingangsbereich:


    Westen:


    Von der Wilhelm-Leuschner-Straße:


    Lageplan:



    Gerkan Marg und Partner (1008)


    Eingangsbereich:


    Westen:


    Vom Mainufer aus die Überhöhung:



    Jeder möge sich anhand der Visualisierungen und Pläne zunächst sein eigenes Bild machen. (Mindestens ein Forumsmitglied mit drei Buchstaben höre ich jetzt bereits ganz laut seufzen.) Vom Pressetermin gibt es noch Folgendes zu berichten. Museumsdirektor Prof. Gross wies darauf hin, dass das erweiterte Museum einen Schwerpunkt auf die Familie von Anne Frank sowie 600 qm Wechselausstellungsfläche erhalten wird. Letzteres sei vergleichbar mit jüdischen Museen anderer Städte. Außerdem werde Platz benötigt für eine Ausstellung über Deportationen Frankfurter Juden sowie für das pädagogische Zentrum.


    Bürgermeister Olaf Cunitz wies auf die Hauptkriterien des Wettbewerbs hin, die ich im Vorbeitrag aufgezählt habe. Dezernent Prof. Semmelroth moderierte die Runde, Jury-Vorsitzender Architekt Prof. Max Dudler (Berlin) stellte die Siegerentwürfe vor. Er zeigte sich erfreut über die sehr unterschiedlichen Lösungen. Bei Staabs Entwurf sieht er den starken Kontrast zum Bestandsbau im Vordergrund, bei töpfer.bertuleit.architekten die Quasi-Dopplung eben dieses Baus sowie den eingeschossigen Verbindungsbau. Bei gmp sei insbesondere die Überhöhung charakteristisch.


    Wie geschrieben, sollen nun die drei Preisträger ihre Entwürfe überarbeiten. Verbesserungswürdig seien sie zu kleinen Teilen von ihren Funktionen her. gmps Fassade wird nicht nur Freunde finden und könnte insofern weiterentwickelt werden. Staab hätte prinzipiell "alles richtig gemacht", eventuell könne man am Einschnitt in der Fassade noch arbeiten, und die unterirdisch gelegene Verbindung sei dem Preisgericht noch nicht ganz klar.


    Im nächsten Schritt soll dann der zu bauende Entwurf ausgewählt werden. Die Baukosten seien, wie in der Vorgabe, weiterhin auf 16 Mio. Euro gedeckelt. Es herrschte eine allgemeine Skepsis, ob dieses Limit einzuhalten sein könnte. Beim Thema Kosten kam man im Hinblick des aktuellen Status des Neubaus für das Museum für Weltkulturen schnell auf die Frage, ob hier eine Konkurrenzsituation bestehe. Semmelroth und Cunitz verneinten vehement; es seien unabhängige Vorgänge und Entscheidungen. Dem Jüdischen Museum helfe sicherlich, dass Mäzenen bzw. Sponsoren bereit stehen, um das Vorhaben finanziell zu unterstützen. Genannt wurden die Deutsche Bank und der Immobilienunternehmer Josef Buchmann.


    2014 könnten die Bauarbeiten frühestens beginnen, sofern nichts Unerwartetes dazwischen käme. Bauen werde die Frankfurter Museumsbausteine GmbH - auch aus Gründen der Kostenkontrolle.

  • Da ist ja ein Entwurf schlimmer als der andere. Einbettung in die Umgebung ist ja schön und gut, aber dann muss man sich doch nicht unbedingt am Schandfleck in dieser Gegend - dem Schauspielhaus - orientieren, oder?


    Die Auflistung der Entwürfe oben ist m.E. in absteigender Grausamkeit erfolgt. Der Staab-Entwurf sieht wie ein Lego-Bauwerk eines 5jährigen aus. Kann mir hier mal einer der Anwesenden erklären, wieso der Staab-Entwurf hier "prinzipiell alles richtig gemacht" hat?


    Der tba-Entwurf hat immerhin durch die Fassadenstruktur etwas mehr Pep und nur der GMP-Entwurf kann meines Erachtens als gerade noch annehmbar bezeichnet werden. Insgesamt aus meiner Perspektive sind aber alle Entwürfe keine Meisterstücke.

  • Vielen Dank, epizentrum.


    Staab: Man erschrickt und meint, es habe sich eine fette hässliche Kröte mit dicken Warzen in die Untermainanlage gesetzt. Im Ernst: Ich verstehe bereits nicht, warum die schroff wirkende Kante ausgerechnet in die Hauptblickrichtung Westen weisen muss. Und dort auch noch am längsten ist. Die Fassadenöffnungen sind zu groß, Formate und Anordnung erscheinen wirr. Eine unterirdische Verbindung zum Haupthaus mit Fenstern nach oben, gut, tritt gerade etwas inflationär auf, ist aber grundsätzlich schon zu begrüßen. Besonders wenn auf diese Weise der bei den vorbereitenden Grabungen gefundene Bogen erhalten und vielleicht sogar zugänglich gemacht werden kann.


    Töpfer Bertuleit: Die Proportionen scheinen zu stimmen, immerhin, in der Höhe hält sich der Entwurf bezogen auf das Rothschild-Palais zurück. Gut die Anordnung recht weit im Osten, so dass die Untermainanlage nicht größtenteils verloren geht. Zumal der ansprechend gestaltete Außenbereich zwischen Alt- und Neubau mit Museumsvorplatz den Park zu verlängern scheint. Auch bleibt der Altbau aus dem nördlichen Bereich der Untermainanlage wohl noch sichtbar. Die überaus schlichte Kastenform erscheint allerdings austauschbar und langweilig, gleiches gilt für die Fassade. Der Entwurf hat kein Leben, geschweige denn Dynamik. In Bezug auf das Rothschild-Palais stellt sich kein bisschen Harmonie ein. Auch nicht gut die öde und weitgehend geschlossene Fassade zur Hofstraße. Der Entwurf entspricht dem was man in einem Wettbewerb wie diesem erwartet - doch am Ende keinesfalls auf den vorderen Plätzen.


    Gerkan Marg und Partner: Sichtbeton an dieser Stelle ist indiskutabel, so etwas hat sich noch nicht einmal das benachbarte Opernhaus herausgenommen (und das hat sich weiß Gott viel herausgenommen). Die riesigen Platten mit deutlich sichtbaren Fugen sind eine Zumutung. Gleiches gilt für die Höhe. Man fürchtet, der hochkant stehende Quader werde das Rothschild-Palais gleich erschlagen. Viel zu hoch auch der Verbindungsbau. Den im Pressetext behaupten Respekt gegenüber dem denkmalgeschützten Bestand vermag ich nicht ansatzweise zu erkennen. Hier dominiert die Erweiterung das Hauptgebäude, umgekehrt wäre es richtig.


    Insgesamt ein ernüchterndes Ergebnis. Verständlich, dass das Preisgericht keinen ersten Preis vergeben mochte. Der "einäugige" Entwurf ist für mich der von Töpfer Bertuleit (eher im Sinne von "das kleinste Übel"). Nach Überarbeitung kann das vielleicht noch etwas daraus werden. Vielleicht auch aus Staabs Entwurf. Den dritten im Bunde lässt man besser stillschweigend in der Schublade verschwinden.

  • Weiß jemand von euch, wann die Arbeiten ausgestellt werden und wo das stattfindet? erst dann wenn man das Projekt in seiner Gänze beurteilen kann werde ich mir eine Meinung bilden.


    Mod: Ab morgen und bis zum 17. Januar im Eingangsbereich des Deutschordenshauses, Brückenstraße 3-7. Von Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 16 Uhr. Siehe Link zur PM im Vorbeitrag.

  • Staab Architekten – der Baukörper passt null in die Ecke (nicht nur bezogen auf die umgebende Architektur, sondern auch auf die Grünanlage, in die er gestellt wird), die Materialität ebenso, man kann folglich mehr von einem Absonderungs- denn einem Erweiterungsbau sprechen. Aber die Art der Visualisierung (Desaturierung, Tönung) deutet darauf hin, dass die Architekten hier ganz bewusst dystopischen Grusel schaffen wollen.


    töpfer.bertuleit.architekten – hier zeigt sich wenigstens eine ansatzweise Auseinandersetzung mit der Architektur in der Ecke, vor allem dem Neubau im Westen auf der anderen Seite der Straße. Der Versuch, dem Baukörper durch die Fensterbänder die Schwere zu nehmen, ist ebenso erkennbar, jedoch wirkt der Abschluss misslungen. Trotzdem noch am ehesten mein Favorit.


    Gerkan Marg und Partner – meines Erachtens schon deswegen inakzeptabel, weil hier hinter den letzten paar Metern authentischen klassizistischen Mainprospekts (die Häuserreihe ist aus den 1820er Jahren!) künftig der Erweiterungsbau aufragen würde. Ansonsten ist der Entwurf schwer zu beurteilen, da nur zwei von vier Fassaden bekannt sind.


    Die allgemeine Glasflächenarmut der Entwürfe, so dünkt mir, deutet aber, wie bei Museumsbauten nicht anders zu erwarten, auf ziemlich rigide Vorgaben hin, innerhalb derer die Büros wenig Bewegungsspielraum hatten. Was es dann soll, auch im Hinblick auf die Schonung der ohnehin schon durch das Schauspielhaus geschundenen Wallanlage, da überhaupt einen oberirdischen Erweiterungsbau zu errichten, und nicht gleich auf den Spuren des Städel-Erweiterungsbaus zu wandeln, ich weiß es nicht.

  • Euren Meinungen schließe ich mich tendenziell an. Sicher ist es den Architekten gegenüber unfair, ihre Entwürfe nur aufgrund von 2-3 Schnappschüssen von Visualisierungen zu be-/verurteilen, ohne die Leitideen, die Funktionen und Details zu kennen. Andererseits wird es genau dieser erste Eindruck sein, der letzlich das Stadtbild prägt. Dem Staab-Entwurf kann ich durchaus Originalität abgewinnen. Die Leitidee hier ist die Aufnahme der Satteldachschrägen sowie von Bezugslinien der Nachbarn. Gibt Sinn, wenn der tatsächliche Entwurf die Ideen sichtbarer machen würde. So intellektuell wie vom Entwurf gefordert, sind halt die wenigstens Passanten. Und außerdem wird hier noch einiges an der Fassade zu machen sein. So geht sie gar nicht. Eine ungewöhnliche Fassadenhaut mit starkem Bezug zum Rothschild-Palais oder zur jüdischen Gemeinde (bspw. einer untergegangenen Frankfurter Synagoge) könnte dem Entwurf Schwung verleihen.


    Die Fassade des Neubaus von töpfer.bertuleit soll übrigens mit Sandstein verkleidet sein. Ansonsten finde ich ihn auch ziemlich konventionell.


    gmp mag ich nicht weiter kommentieren, außer dass ich sowohl die Höhe als auch den großflächigen Sichtbeton inakzeptabel finde.


    Was war noch? Von zwei Anerkennungen und von einer Handvoll Frühaussteigern liefere ich nachfolgend und unkommentiert Fotos nach. Viel Vergnügen!


    Diener & Diener, Basel (1012) - Anerkennung





    AFF-Architekten (1019) - Anerkennung



    Schneider + Sendelbach. Braunschweig (1007) - 2. Rundgang




    A/NM/A Angence nicolas Michelin & Associés, Paris (1018) - 2. Rundgang


    Das hat rein optisch was - auch wenn ich keinerlei Hintergründe oder Details dazu behalten habe:




    Jourdan & Müller, Frankfurt (1004) - 2. Rundgang





    BHBFH, Köln, und BHBVT, Berlin (1003) - 2. Rundgang



    Modell:



    Lageplan, gleicher Entwurf?




    LEESER Architecture, New York, und happarchitecture, Frankfurt (1002) - 1. Rundgang


    Auch polygon:





    Kiessler + Partner, München (1009) - 1. Rundgang



    Bilder: epizentrum

  • Also da ist der Entwurf von Diener & Diener noch der einäugige unter den Blinden. Der Rest, vor allem auch die Siegerentwürfe, sind doch wohl nicht ernst gemeint? Die scheinen sich sämtlichst an der unterirdischen Flickschusterei am benachbarten Schauspielhaus zu orientieren, ansonsten erkennt man ja wirklich null Bezug zur Umgebung.