Jüdisches Museum - Erweiterung, Umbau und Sanierung (realisiert)

  • Seltsam, wie lange das bei den Museumsbauten (siehe Romantik-Museum) immer dauert, bis sie mal fertig werden. In der Zeit haben andere ein ganzes ausgewachsenes Hochhaus schlüsselfertig hingestellt.
    Wird denn zumindest im Inneren des Neubaus gearbeitet? Oder sieht es da genauso aus?


    Die Platzbenennung finde ich ganz gut.

  • Ob der Innenausbau läuft, kann ich nicht sagen. Außen geht es zwischenzeitlich einen Schritt weiter: Die Dämmung wird angebracht, und das Palais wurde zwischenzeitlich verputzt:



    Ein Bonbon habe ich für die Skeptiker. Der Treppenturm am Palais kommt seinem ursprünglichen Aussehen ein Stückchen näher. Die Nordseite ist nicht mehr verglast, sondern gemauert, und eine Haube ist erkennbar:



    Bilder: epizentrum

  • Wer hofft, es geht hier nun in großen Schritten auf den Fertigstellungstermin zu, irrt. Der Neubau ist gedämmt, sieht aber von außen nicht viel anders aus als im November. Zur Abwechslung hier die Uferansicht des Rothschild-Palais, dessen Fassade wieder verputzt ist, aber weiterhin auf einen Anstrich wartet:



    Bild: epizentrum

  • Die Fassade ist nicht mal fertig verputzt. Nur der Unterputz! Nicht mal das Zierwerk ist fertig restauriert. Das ist wirklich eine schlimm langsame Baustelle.
    Zumindest das Dach des Palais scheint jetzt fertig zu sein.
    Wann immer ich dort vorbeikam, langweilten sich Bauarbeiter auf dem Gerüst. Kein Wunder.
    Und was den Neubau betrifft, kann ich die Baugeschwindigkeit nun garnicht mehr verstehen. Eigentlich peinlich...

  • Neuer Eröffnungstermin April 2020

    Das Jüdische Museum Frankfurt informiert bei Twitter über die spätere Eröffnung des neuen Jüdischen Museums aufgrund von Bauarbeiten und zitiert die Direktorin Mirjam Wenzel wie folgt:


    "Das Team des Jüdischen Museums hat eine neue Dauerausstellung und ein umfangreiches Programm für die Eröffnung des neuen Jüdischen Museums konzipiert, die im November hätten realisiert werden können. Bis dahin soll der Bau nun fertig sein. Die Eröffnung des gesamten Museums findet deshalb im April 2020 statt."

  • Eigentlich ging ich davon aus, dass die Dämmung des Neubaus fertiggestellt war. Reingelegt! Es kommt eine zweite Schicht:



    Herstellerin ist die Puren GmbH (Website), die duroplastische Dämmungen produziert. Sie haben gegenüber thermoplastischen Materialien neben technischen und (mehr der weniger) ökologischen Vorteilen vor allem die angenehme Eigenschaft, dass sie sich durch Schneiden/Sägen quasi beliebig formen lassen und nicht - wie etwa Styropor - davonbröseln oder ihre dämmenden Eigenschaften verlieren. Davon wird hier am Museum Gebrauch gemacht. An den gelieferten Platten und über dem Sockel montierten Reihen erkennt man abgefaste Kanten. Weitere Ansichten:


    Bild: https://www.dafmap.de/d/serve.py?2019/EPI_LXA1229.jpg Bild: https://www.dafmap.de/d/serve.py?2019/EPI_LXA1228.jpg
    Bilder: epizentrum

  • Das ist Polyurethan. Dürfte eigentlich schon lange Industrie-Standard auf dem Bau sein. Die Grundstoffe wie MDI werden vor allem von BASF und Covestro produziert. Puren ist nur ein Polyurethan-Systemhaus.

  • Zwei Seiten des Neubaus sind jetzt fast vollständig gedämmt und verputzt. Die obligatorische Totale:



    Die großen Glasscheiben liegen manchmal frei, heute die im EG zur Hofstraße. Rechts daneben Putz-Endspurt:



    Ein Blick auf die Dachlandschaft hat man von den Städtischen Bühnen aus. Nicht optimal, aber mal was anderes:



    Zu erkennen ist neben der Dachöffnung auf der Südschräge auch die Fortsetzung der Sockelverkleidung zum Rothschild-Palais hin als Fassung des Hofs (zukünftiger Bertha-Pappenheim-Platz). Und nachfolgend noch ein anderer Blickwinkel auf den Neubau:



    Bilder: epizentrum

  • Am Rothschild-Palais wurden die Gerüste teilweise abgebaut.



    Der Erweiterungsneubau ist ebenfalls weiß geworden, wie oben im Hintergrund zu sehen ist. Dort stehen aber noch die Gerüste, daher kein Foto. Dafür ein Detailbild der sanierten Palais-Fassade:



    Bilder: Schmittchen


    Mitte September wurde die in #107 erwähnte Skulptur auf den neuen Bertha-Pappenheim-Platz gehoben. Dazu ein Bericht mit Fotos auf der Website des Museums.

  • Nachdem das Dach fertiggestellt ist (und gerade inspiziert wird), ein Blick von oben auf das weiße Ensemble:



    Das Dachhaut-Material kann ich nicht identifizieren. Ein Streckmetall, Metallgitter im Steck-/Modulsystem?



    Der Hof bzw. Platz erhält einen Bitumen-Belag:



    Die Schmuckstücke auf dem Dach sind verhüllt:



    An der Fassade sind die subtilen Übergänge zwischen Putz und Textilbeton eher auf den zweiten Blick erkennbar:



    Der Erweiterungsbau von der Hofstraße:


    Bilder: epizentrum

  • Angesichts der gemächlichen Baufortschritte konnte man es sich schon denken: Auch mit der für April 2020 angesetzten Wiedereröffnung des Jüdischen Museums (s. #125) wird es nichts. Nun ist eine Eröffnung im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2020 vorgesehen. Zu den Gründen für die Verzögerung heißt es in einer heutigen Pressemitteilung der Stadt:


    Nach Auskunft der projektsteuernden MuseumsBausteine GmbH sind die baulichen Verzögerungen in Teilen darauf zurück zu führen, dass man bei den Restaurierungsmaßnahmen des Rothschild-Palais trotz vorheriger genauer baulicher Untersuchungen unerwartet auf marode Bausubstanzen gestoßen ist, deren Erneuerung im historischen Baustil zeitaufwendig ist. So haben sich etwa Dachgauben als undicht erwiesen, die nun über den Winter erneuert werden müssen und verdeckte Dach- und Deckenbalken waren vom Pilz befallen.

    Ein weiterer Grund für die Verzögerungen sind die übervollen Auftragsbücher der für diesen Bau erforderlichen Fach- und Spezialfirmen angesichts der derzeitigen Baukonjunktur. Infolge der komplexen Architektur des Neubaus und der besonderen Anforderungen an die Sanierung des denkmalgeschützten Altbaus gibt es nur wenige Firmen, die die baulichen und restauratorischen Maßnahmen an diesem emblematischen Museumsbau durchführen können.
  • Mittlerweile sind die Gerüste am Erweiterungsbau gefallen. Aus einiger Distanz sieht es so aus:


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    Von näherem betrachtet will man hoffen, dass noch einmal drübergestrichen wird. Das sieht arg fleckig aus.


    Bild von mir

  • Aus der Nähe sieht es so aus:


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    Ein paar Streifen sind zu sehen, ja. Doch im trüben Licht eines wolkigen Januartags sieht alles mehr oder weniger schäbig aus.


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    Bilder: Schmittchen

  • Ich habe mich mal am Montagmittag, als auf der Baustelle keine Arbeiter anwesend waren, durch den Bauzaun gezwängt und die nachfolgenden Bilder gemacht in Richtung Innenhof und neuer Eingang. Ich muss sagen, dass ich am Anfang eine gewisse Skepsis dem Bau gegenüber hatte. Mittlerweile habe ich an ihm Gefallen gefunden. Insbesondere bei hellem Licht und Sonnenschein sieht das super aus, richtig schick. Meine an dieser Stelle im Forum bei Vorstellung des Wettbewerbsergebnisses geäußerte Vermutung oder Hoffnung, dass der geradlinige Bau sein chaotisches und zusammengewürfeltes Umfeld etwas befrieden und beruhigen dürfte, sehe ich vollkommen bestätigt. Wenn das fertig ist, wird das richtig gut in meinen Augen. Eine tolle Ergänzung des historischen Baus mit einem Hauch von Bauhaus-Feeling.


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    Bilder: Marty

  • Da kann ich marty-ffm nur zustimmen. Der erste Eindruck überrascht mich positiv. Was mich etwas stört (vielleicht täuscht auch der Eindruck auf den Bildern) ist, dass der Putz etwas wellig oder fleckig wirkt. Ist das in real auch so? Der Grad zwischen "das soll so" und "sieht schlampig ausgeführt aus" ist manchmal recht schmal.

  • Es ist erklärtes Ziel, dass die Putzflächen von Rothschild-Palais und Neubau dieselbe Farbe erhalten sollen, um so "die Ensemblewirkung der beiden Gebäudeteile auf verschiedenen Ebenen" zu stärken (PDF, Seite 22). Zwar wird es nicht ausgesprochen, doch wahrscheinlich hatte dieser Gedanke auch Einfluss auf die Wahl des Putzes. Es ist gerade nicht dieser sattsam bekannte, billig wirkende Putz geworden, der bei Standard-Wärmeverbundsystemen verwendet wird, nicht selten "kunststoffvergütet". Sondern ein von Verarbeitung und Struktur historisch anmutenden Fassadenputz, der ebenso zum Rothschild-Palais passen würde (und womöglich dort auch verwendet wurde). Ich finde das sehr gut.

  • Ich denke die Frage bezieht sich weniger auf das Material, als auf die im vorletzten Bild links zu sehende Qualität der Ausführung - da kein Gerüst mehr steht, fürchte ich, dass da jemand "fertig hat".

  • Das Foto habe ich gesehen, und ich habe mir die Fassade heute selbst angeschaut. Ich konnte nichts Falsches erkennen. Solchen leicht welligen Putz, mitunter sieht man auch einen Kellenstrich, habe ich schon an vielen historischen Gebäuden gesehen. Übrigens auch an frisch sanierten. Wahrscheinlich ist das Auge so an WDVS-Plastikputz gewöhnt, dass andere Ausführungen wie Pfusch wirken. Leichte Unebenheiten im Putz kann man auch am renovierten Rothschild-Palais erkennen, am besten das Foto groß klicken, an der Baustelle sieht man es deutlich besser.


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    Bild: Schmittchen

  • Zwei Bemerkungen dazu:


    Früher konnten die Putzer bei ganz herkömmlichem Mineralputz auch wesentlich ebenere Flächen herstellen. Aber das muss man eben können. Bei modernen Farbputzen ist das handwerkliche Können nicht mehr erforderlich. Deshalb findet man heute leider oft solche Ergebnisse, die nicht wirklich schlimm sind, aber besser sein könnten.


    Bei einem sehr flachen Winkel des Sonnenstandes zu einer verputzten Hauswand fallen Unebenheiten im Putz einfach auch viel stärker auf, als normal.


    Eine Bemerkung zum Ensemble nach Sicht der Fotos von Marty: Ich bin mit der Realität recht versöhnt. Danke für den "frühen" Einblick.