Berliner Stadtverkehr kontrovers diskutiert

  • Wie gesagt, das Tramnetz war nie überflüssig, die Abschaffung war keine rationale, sondern eine politische Entscheidung.

    Dieser Aussage würde ich weitestgehend zustimmen...



    Die U-Bahn musste gebaut werden, weil die schwachsinnige Idee hatte, die Tram einzustellen.

    ...dieser Aussage allerdings nicht.

    Zumindest die zuletzt eingestellten Westberliner Straßenbahnlinien wurden weitestgehend (teilweise sogar1 zu 1) durch Buslinien ersetzt.

    Die heutige U7 wurde hauptsächlich als Ersatz zur boykotierten ostzonalen S-Bahn gebaut. (Die gesamte S-Bahn gehörte damals der DDR Reichsbahn, bis 1984 auch die in Westberlin))

    Die heutige U9 wurde als einzige auf rein Westberliner Gebiet (unbedingt nötige) Nord-Süd-Schnellverbingung gebaut. (heutige U6, U8 und Nord-Süd-S-Bahn verliefen bekanntlich auch durch Ostberlin)


    Die heutigen Linien U1,U2,U3, U4, U5 (allerdings Ostberlin), U6 und U8 sind fast komplett Vorkriegslinien.


    Die Wertung dazu überlasse ich euch, ich wollte nur versuchen die Diskussion etwas zu versachlichen, also bitte weiter machen.:P



    Gruß, Jockel

  • Und was bringt mir ein trockener, sonniger Tag, wenn ich Lebensmittel für eine Familie transportieren muss?

    Das man für einen Familieneinkauf ein Auto benötigt ist ja noch nachvollziehbar. Ist aber auch ein durch unsere Gesellschaft selbst geschaffenes Problem. Aus vielen Vierteln wurden die Nahversorger entfernt und in größeren Discountern oder Centern gebündelt. Und oberstes Credo ist bei denen meist genügend Parkfläche. Ein Aldi ohne Parkplatz, dafür mit guter Tram-/Bus- Anbindung? Aktuell unvorstellbar...


    Grundsätzlich schaffen wir uns erstmal in vielen Dingen (vermeidbaren) Verkehr. Sei es beim Einkaufen oder bei Kita- Plätzen, die nicht im Wohnviertel sind sondern wo 30 Minuten ÖPNV als zumutbar angesehen wird (ist zumindest in Leipzig so). Und auch große Supermärkte und Center könnten mehr Lieferservice anbieten.


    Wenn man für den Familieneinkauf ein Auto benötigt muss dies jedoch auch nicht heißen, dass es ein eigenes Auto sein muss. Das steht nämlich durchschnittlich 23,5 Stunden pro Tag herum. Meist kostenfrei im öffentlichen Raum. Wichtiger wäre, insbesondere in Großstädten, Autos dann verfügbar zu machen, wenn man diese wirklich benötigt. Geht. Vielleicht nicht für alle, aber sicher für einen Großteil derer die heute noch behaupten, unbedingt ein eigenes Auto vor der Tür stehen zu haben. Wer das möchte oder muss, sollte sich auch entsprechend an den Kosten beteiligen.


    Und auch der ÖPNV muss sich mehr Gedanken machen: Durch die seit Corona vermehrte Möglichkeit des Homeoffice wird es zunehmend uninteressanter, Monatskarten oder Abos zu kaufen. Da braucht man schon entsprechende Lösungen, damit diese potentiellen Nutzer an den 2-3 Tagen, die sie vielleicht noch ins Büro müssen, nicht auf das Auto umsteigen. Denn das steht (zumindest aktuell immer noch) vor der Tür und kostet (gefühlt) weniger als eine Normalfahrkarte. Gleiches gilt für Radfahrer, die vielleicht in der witterungsbedingt ungünstigen Jahreszeit im Idealfall auch auf den ÖPNV umsteigen sollen.

  • Tolle Liste, wo unterschreibe ich? Nur ändert das alles nichts daran, dass breite, baulich vom MIV getrennte Radwege absolut sinnvoll und notwendig sind. Gerne auch auf der Frankfurter Allee.

    Wohaa, momeeeent....kennst du die Situation an der Frankfurter Allee denn? Bevor man etwas dazu sagt, sollte man die Situation schon kennen. Es ist für Stadtpolitik ein unwürdiger Zustand. Gäbe es dort keinen Radweg, wäre ich ja sogar bei dir - denn ich bin sogar FÜR Rahrradwege. Aber dort, wo es bereits einen gibt, brauche ich nicht einen zweiten in der gleichen Richtung, nur um die Autofahrer zu behindern, sie zu brüskieren und die Unfallgefahr zu erhöhen, denn nun muss man beim abbiegen auf 2 parallele, durch einen Grünstreifen voneinander getrennte Fahrradwege achten, die ABSOLUT keinen Sinn machen.


    Bevor man also zu Symbolpolitik von übereifrigen Bezirkspolitikern klatscht, sollte man sich doch bitte einen eigenen Eindruck der Situation machen.

  • Ich kenne nicht jeden Meter gut und weiß auch, dass es dort streckenweise ziemlich Drunter und Drüber geht. Teilweise sind das Corona-Pop-up-Reste, die zu permanenten Radwegen umgestaltet werden, wo es dann aktuell Dopplungen gibt (bspw. zwischen Frankfurter Tor und Gürtelstraße). Zwei Radwege brauch es sicherlich nicht, da sind wir einer Meinung. Aber die alten, auf dem Bürgersteig befindlichen Radwege sind aus vielen Gründen nachteilig: Sie sind zu schmal, stehen im Konflikt mit Fußgängern, sind aufgrund der Nähe zu Bäumen oft in schlechtem Zustand und sind nicht zuletzt verkehrssicherheitstechnisch problematisch, da die Fahrradfahrer vor dem Kfz-Verkehr weitestgehend verborgen bleiben und dann in Kreuzungszonen plötzlich dazustoßen. Ich wäre dafür, die kleinen, alten Radwege aufzuheben und den Raum dem Fußgängerverkehr, bzw. dem Gewerbe zur Verfügung zu stellen (Außengastro, Bänke, Fahrradabstellanlagen, Beete, etc... ).


    Das Ganze ist nun mal ein Prozess, der angelaufen ist und der in Berlin sicherlich zu oft zu lange dauert. Aber wenn man immer erstmal eine kreative Anforderungsliste nach der anderen abarbeiten müsste, mit Sachen, "die aber unbedingt erledigt werden sollten", bevor man einen Radweg bauen darf, wird man überhaupt nicht voran kommen. Das vorgehen mit den Pop-up-Radwegen ist unter den gegebenen Umständen keine Symbolpolitik, sondern Pragmatismus (was - das sollte man fairerweise sagen - sicherlich nicht für jede Verkehrsmaßnahme in dieser Stadt gilt).

  • spandauer Ich wundere mich immer wieder, wie radikal Du die U-Bahn offenbar ablehnst. Jetzt klingt es ja fast schon so durch, als habe man da historisch stets auf's falsche Pferd gesetzt, während eine stadtweit engmaschige Tram- und Bus-Spinne in Kombination mit Fahrradwegen für eine Stadt mit bis zu 40km Durchmesser DIE ultimative Lösung hätte darstellen können.


    Eine Verkehrswende wird aber nicht nur über die engmaschige Feinerschließung gelingen. Es braucht parallel dazu auch dringend leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur auf mittleren und längeren Strecken (z.B. 8 bis 12 oder auch mal 15-20km) und das ist gerade für periphere Wohnviertel wie in Spandau, Marzahn und Co ein echter Trumpf. Ich war von der Gropiusstadt aus in 20 bis 40 Minuten fast überall im Zentrum und in rund 1 Stunde am anderen Ende der Stadt (aber auch in 5 Minuten zu Fuß in Brandenburg). Eine wahnsinnig attraktive Anbindung, die viele Nachteile wett gemacht hat.

    Von Treptow aus warte ich jetzt auch schon mal 20 bis 30 Minuten auf den wannabe-"Metrobus", der dann vollgequetscht bis auf den letzten Quadratdezimeter von einer Verkehrsstockung zur nächsten zuckelt und alle paar Meter komplett hält (die Trams oder sonstigen Busse sind kaum besser). Fahrradwege sind hier auf meinen wichtigen Strecken auch sehr durchwachsen und die Straßen eng sowie schlecht gepflastert. Wenn ich meine Familie frage, was sie am meisten vermisst, ist die Antwort Nummer 1 immer die U-Bahn. Klar kann man auch bei anderen Verkehrsträgern noch viel optimieren, doch der Spielraum bei einer U-Bahn ist meist ein völlig anderer. Faktisch ist jetzt jeder Weg deutlich zeit- und energieintensiver. Mit Auto wäre ich auch überall deutlich schneller.


    Wenn es um echte, flexible und tagtäglich zuverlässige Mobilität geht, liegt die U-Bahn sehr sehr weit vor Tram und Bus, die Du offenbar ziemlich pauschal präferierst und ist sogar oft mindestens konkurrenzfähig zum Auto (das Beschleunigen, Bremsen und Halten haben beide auf vielen Strecken ähnlich häufig, wobei beim Auto noch die Parkplatzsuche hinzukommt, und man läuft auch ähnlich weit von Bahnhof oder aber Parkplatz zum Ziel). Nicht zuletzt verschafft die U-Bahn auch nicht nur Autos mehr Platz, sondern allen Verkehrsmitteln (anders als die sonst ähnlich potente S-Bahn). Ich kann ehrlich niemanden verstehen, der freiwillig auf einen U-Bahnausbau verzichtet und da flache Polemik von der Beton-SPD und böser Autolobby bemüht.


    Dass man für einen U-Bahn-Anschluss teilweise Busse streichen oder ausdünnen kann, ist mE für sich genommen absolut kein Nachteil. Es sollte natürlich gut aufeinander abgestimmt werden, im Zweifel ist die U-Bahn auf den entscheidenden Strecken aber (fast) immer sehr deutlich überlegen.

  • Mich fasziniert hier diese gedankliche Monotonie, die ständig erklärt, das Auto sei böse. Kann man so sehen, ich persönlich finde das Auto für eine der besten Erfindungen der Menschheit und hat eine Individualfreiheit gebracht, die ich niemals missen möchte! Im Übrigen der hier (leider) oft gescholtene ADAC hat mehr für Verkehrssicherheit getan als die gesamte heute so lautstarke Politik.

    Auf der anderen Seite bringen in der stark wachsenden Großstadt natürlich die automatisch mitwachsenden Autozahlen auch Probleme. Und das Platzproblem ist das drängendste. Also mal ganz nüchtern betrachtet, wie bekomme ich ganze Kontingente von Autofahrern dazu es nicht zu benutzen oder gar zu unterhalten?


    Das gelingt nur mit einem überzeugenden Angebot, also der U-Bahn.


    Nicht nur weil sie wieder eine der besten Erfindungen der Menschheit ist, nicht nur weil sie unsere Metropolen erst zu dem gemacht hat was sie sind (werdende Metropolen holen im U-Bahn-Bau weltweit deutlich auf), nicht nur weil sie oben keinen Platz verbrauchen und auf keine weiteren Verkehrsteilnehmer Rücksicht nehmen müssen (Nachteil Tram und Bus), sondern vor allem weil sie in ihren Querverbindungen (Beispiel Leopoldplatz, Unter den Linden, etc.) dazu führen, dass ich nicht nach draußen muss (ob Wind oder Wetter), sondern direkt mein Ziel erreiche.


    Beispiel U5 bis Hauptbahnhof. Diese Verlängerung hat tatsächlich dazu geführt, dass mehr Menschen diese Strecke nutzen, wo sie zuvor mit dem Auto gefahren wären. Sollte ich jedoch nach Moabit müssen, so wird es für mich nicht in Frage kommen am Hauptbahnhof auszusteigen und mich durch den Dschungel von Bussen und Straßenbahnen zur Tram nach Moabit durchzuwursteln. Nein, ich fahre dann mit der S-Bahn bis Zoo und dann (wie gehabt) mit der U9 nach Norden. Im Übrigen die U9 wieder eine der besten Dinge die Berlin zu bieten hat, in 20 Minuten von Wedding nach Steglitz, das macht mir mal bitte mit dem Bus oder rein gedanklich mit der Tram vor.


    Wird die U-Bahn nicht weiter ausgebaut, dann wird auch das Verkehrschaos durch die Autos immer größer. Und nein, mit Gängelung kann man weder einen Raucher vom Rauchen, noch einen Autofahrer vom Autofahren wegbringen.

  • ^ Du könntest am Hbf auch einfach direkt von der U5 komplett unterirdisch überdacht in 1-2 Minuten zu den Bahnsteigen der Tram gelangen. Als überzeugter Autofahrer geht es scheinbar einfach nicht ohne (völlig falsche) Prämissen.

  • Danke DaseBLN für deinen Einwand. Der offenbart genau dieses Missverständnis. Du möchtest doch dass ich nicht mit dem Auto fahre, wirfst mir aber zeitgleich „völlig falsche Prämissen“ vor.

    Wenn man aber etwas erreichen möchte, sollte man sich halt auf die Prämissen dessen einstellen, den man zu verändern sucht.

    Und wenn ich am Ende des von dir beschriebenen Tunnels herauskommt stehe ich vor der Tram, mit der ich dann nach Moabit ruckle. Einem nach meiner Einschätzung drittklassigem Fortbewegungsmittel (nach U/S, Auto, aber noch vor Bus). Dies nur um zu Verdeutlichen was der Ersatz der Tram für die U-Bahn-Planung bis Moabit bedeutet.


    Wegen dem Beitrag #789 von DaseBLN sei ergänzt, dass mit "drittklassigem..." keine Wertung in schlecht an sich gemeint ist. Mein Anspruch ist einfach ein höherer, deshalb bleibt die Tram meine dritte Wahl nach S und U-Bahn. Ich möchte mit dieser Nebensächlichkeit jetzt hier aber keinen weiteren Beitrag eröffnen.

    Einmal editiert, zuletzt von Markus40 () aus folgendem Grund: Der Beitrag #789 von DaseBLN veranlasste mich zur Ergänzung in Kursivschrift.

  • ^ Wenn die Drittklassigkeit der "ruckelnden Tram" für sich steht, wieso hältst du es dann für nötig, den Strohmann des "dschungelartigen Umstiegs" zu platzieren, um deine Argumentation zu unterfüttern?

  • Der Umstieg ist teilweise halt aber auch schwer zu lösen. Der Alex etwa ist der oder einer der besten/effektivste/n Umsteigebahnhöfe der Stadt und gerade deshalb ein ziemliches Labyrinth. Städte entstehen und wachsen eben nicht komplett planbar am Reißbrett.


    Ich würde die Tram übrigens nie als "drittklassig" abwerten. Das ist mE unnötig despektierlich, da die Tram auf bestimmten Strecken durchaus attraktiv sein kann und als Kompromiss zwischen Bus und großer Bahn auch ihre Berechtigung hat (ich persönlich fahre neben Doppeldeckerbus sogar am liebsten Tram, gerade wenn es mir mal primär um das Fahrerlebnis geht).

    Trotzdem kann man mE aber bei ehrlicher Betrachtung leicht feststellen, dass die Tram ähnlich wie der Bus gegenüber der U-Bahn klare Nachteile hat: geringere Höchstgeschwindigkeit, (teils starke) Abhängigkeit vom Verkehrsfluss und manchmal auch von der Witterung, geringere Gesamtkapazität und damit auch mehr Personalaufwand pro Passagier sowie prozentual mehr Ausfälle, oberirdischer Flächenverbrauch und entsprechende gesellschaftliche Widerstände, gerade auf Strecke eine ziemlich langsame Verbindung...


    Die U-Bahn ist dafür teurer und braucht auch oft etwas länger in der Entstehung. Am Ende hat man aber gerade für längere Strecken die absolute ÖPNV-Premiumlösung (zumindest wenn man dann noch die Züge und Bahnhöfe sauber und sicher hält). Und wo man dagegen dezidiert eine Feinerschließung will/benötigt, ergänzt man U- und S-Bahn eben entsprechend.


    Letztlich werden die jeweiligen Vor- und Nachteile deshalb ja optimalerweise in aufwändigen Analysen (ergebnis-)offen abgewogen und dann eine entsprechende Entscheidung getroffen, damit es insgesamt immer besser ineinander greift und es für jeden Bedarf auch das entsprechend passende und attraktive Angebot gibt. Im Grunde also gar kein Aufreger, sondern reiner Pragmatismus. Nur dass man bezüglich U-Bahn sehr lange fest auf der Bremse stand und erst jetzt langsam wieder etwas offener denkt. Für mich ist das ein enorm wichtiger Durchbruch und ich verstehe pauschale Skepsis gegen die U-Bahn nicht wirklich. Es ist auch etwas leicht daher gesagt, dass die Analysen mal rasch schön gerechnet werden. Wer ein bisschen von dem Aufwand hinter solchen Verfahren mitbekommen hat, wird da mE vorsichtiger urteilen. Ich habe mal das Bürgerbeteiligungsformat für die geplante Tram von Johannisthal nach Gropiusstadt verfolgt (also ein eher kleineres Projekt) - und schon das ist wirklich ein immens aufwändiger Prozess.

  • Polemik! Die Winter in unseren Breitengraden sind insbesondere in den letzten Jahren relativ mild geworden. Tage, an denen man nicht fahren kann, lassen sich an 2 Händen abzählen. Natürlich gibt es Wetterlagen, bei denen Radfahren eher suboptimal ist. An diesen Tagen wäre auch der Verzicht auf das Auto besser (was Autofahrer naturgemäß anders sehen). Die Hartgesottenen sind mehr als Sie hier glauben machen wollen, und mit besserer Radinfrastruktur wären es noch mehr. Jeder, der Rad oder ÖPNV fährt, ist einer weniger, der denen, die wirklich mit dem Auto fahren müssen, im Weg steht. Wirklich müssen sind aber die wenigsten, die in einer Stadt unterwegs sind.

    Ich erzähle was ich wahrnehme, wenn ich jeden Tag quer durch Berlin fahre. Was daran polemisch sein soll, ist mir schleierhaft.


    Blödsinn. Eine Verkehrswende kommt im Idealfall allen zugute. Wenn die Straßen leerer werden, weil unnötige Autofahrten mit dem Umweltverbund zurückgelegt werden, bleibt mehr Platz für die, die wirklich auf ihr Auto angewiesen sind. Das ist eine Win-Win-Situation für alle, wie gesagt theoretisch. Dieses ideologische und auch sehr kindische Gefasel davon, dass irgendjemandem was weggenommen wird oder eine große Benachteiligung derer stattfindet, die bald ein Jahrhundert im Stadtbild absolut privilegiert wurden, ist nur noch lächerlich.

    Wer entscheidet denn dann wer nicht auf ein Auto angewiesen ist? Was passiert mit denen die es trotzdem fahren wollen?

    Gibt es dann eine geheime Autopolizei?

    Das kann ich defacto widerlegen, da ich 90% meiner Wege mit dem Rad zurücklege. Damit ist es mein Hauptverkehrsmittel und deine faktenfreie Behauptung ist mehr als gefühlte Wahrheit enttarnt.

    Ich meinte natürlich nicht dich persönlich, sondern sprach von der möglichen Alternative für die Allgemeinheit/Gesellschaft.

  • Wer entscheidet denn dann wer nicht auf ein Auto angewiesen ist? Was passiert mit denen die es trotzdem fahren wollen?

    Gibt es dann eine geheime Autopolizei?


    Warum sollte jemand entscheiden, wer auf ein Auto angewiesen ist? Auto fahren oder ein Auto besitzen darf doch jeder der es möchte. Er muss eben nur damit klar kommen, das der Verkehrsraum nicht mehr nach dem Motto "alles für das Auto" aufgeteilt ist und die Gratis- Abstellmöglichkeiten im öffentlichen Raum reduziert und/oder kostenpflichtig sind...

  • ^Warum? Weil eine kleine Minderheit es schöner findet und sich „Fahrrad– und Spielstraßen“ für vermögende Wohnungs– und Tiefgaragenstellplatzbesitzer wünscht?


    Nein, es gibt für beide Seiten Platz. Man muss das nur wollen, in anderen Städten funktioniert das auch. Dieses aufeinander eingehaue muss aufhören!

  • ^dann fang doch damit an! Nur zwei Sätze vorher haust Du selber zu mit der klassenkämpferischen Verknüpfung von "Fahrrad- und Spielstraßen" und vermögende Wohnungs– und Tiefgaragenstellplatzbesitzer. Nun, ich bin keiner dieser priviligierten Gruppe und wünsche mir trotzdem mehr Fahrrad- und Spielstraßen.

    Und noch ein Aspekt, der aber nichts beiträgt zur Lösung der Verkehrsprobleme: Eine Straße, die nicht beidseitig gesäumt ist von parkenden Autos hat eine unglaublich ästhetische Wirkung. Nimm eine Straße mit gut erhaltener Gebäudesubstanz aus dem vorletzten Jahrhundert, (ganz viele Ornamente!) und der wunderschöne Eindruck wird von den parkenden Autos weitgehend zerstört.

  • Eine Aufnahme der Situation des fließenden - und parkenden Verkehrs in der Sonnenallee aus dem letztjährigem Sommer. Kein Zustand, den man irgendwie bewahren sollte.


    copyright by derBe

  • ^^ als Gegenthese könnte man jetzt ein Bild der überfüllten M4 hochladen und darunter schreiben "Kein Zustand, den man irgendwie bewahren sollte."

    Es hängt halt auch alles miteinander zusammen.

    Und gegen das Auto wird sich auch keine Verkehrspolitik machen lassen, lediglich das Angebot für potentielle Umsteiger vom Auto auf die Öffentlichen muss attraktiver werden. Und auch hier ist seit der Wende eine Menge geschehen, von den Planungen der 90ern zehren wir heute noch. Das Problem bzw. meine Kritik besteht alleine darin, dass man spätestens seit dem grünen Verkehrssenat weder weiter baut noch plant. Straßenbahnen sind als Zubringer gut, aber keine Transportmittel für größere Strecken. Und Fahrrad ist und bleibt eine Nische, zwar eine Ausbaufähige, aber mit einem begrenzten Kontingent.

  • Diese teils implizite, teils explizite Selbstgerechtigkeit hier finde ich langsam etwas zu viel. Jetzt werden neben pauschalen und teils verenfachenden Darstellungen und Deutungen schon irgendwelche Standbilder herausgekramt (sogar mit teils erkennbaren Gesichtern), die fast schon als Pranger verstanden werden können. Kann man wie schon gesagt wurde auch gegen Ego-Radfahrer oder ineffizienten/überlasteten ÖPNV bringen. Finde ich aber nicht zielführend oder gesellschaftlich wünschenswert. Zumal es mE grundsätzlich Stimmung gegen Autofahrer gemacht, als wären das pauschal schlechte(re) Menschen und ein Problem. Muss mE absolut nicht sein. Vielleicht sollten einige mal wieder vom moralischen Ross runter kommen und sich auch mal in Menschen hinein versetzen, die evtl. tatsächlich ein Auto benötigen oder es ohne zumindest sehr viel schwerer hätten (und nein, ich glaube, das versuchen einige hier kaum noch, da sie evtl. kaum in ähnlicher Weise betroffen sind und sich die Welt etwas zu einfach erklären).


    Warum sollte jemand entscheiden, wer auf ein Auto angewiesen ist? Auto fahren oder ein Auto besitzen darf doch jeder der es möchte.

    Klar, es darf ja schließlich auch jeder ein Eigenheim mit Garten besitzen, der das möchte.


    Die Kosten für den Autobetrieb gehen aktuell zunehmend durch die Decke, übrigens nicht nur durch die Parkraumbewirtschaftung. Auch die Spritpreise explodieren durch wirtschaftliche Trends und politische Entscheidungen. Klein- und Kleinstwagen werden aufgrund zunehmend strenger (und teurer) Auflagen zunehmend ganz von den Autokonzernen abgeschafft und auch ausgerechnet kleinere E-Autos werden aktuell deutlich teurer statt immer billiger wie früher lange behauptet (alleine das einstige "30.000-Euro-Auto" VW ID.3 startet inzwischen bei Mitte 40.000).


    "Er muss eben nur damit klar kommen, dass der Verkehrsraum nicht mehr nach dem Motto "alles für das Auto" aufgeteilt ist und die Gratis-Abstellmöglichkeiten im öffentlichen Raum reduziert und/oder kostenpflichtig sind..."

    Richtig: Sollen die doch einfach alle mal klar kommen!


    Ich erzähle Dir mal einen guten Witz vom Krankenhausbetrieb. Dort dürfen jetzt Krankenpflegerinnen und -pfleger im Schichtdienst teure Parktickets für mehrere hundert Euro monatlich lösen oder zwangsweise aufs Autofahren verzichten, während an manchen Stellen die zunehmend raren "Gratis-Abstellmöglichkeiten" auf dem eigenen Gelände allein den Ärztinnen und Ärzten vorbehalten werden/bleiben (die sich natürlich ohnehin viel eher eine Wohnung in der Nähe oder aber Parktickets leisten können aber natürlich trotzdem nicht so eine Zumutung ertragen dürfen). Eigentlich sollte es Ausnahmeregelungen geben, doch die zuständigen Ämter verweigern diese bislang beharrlich (Gleichheit statt Sonderrechte) und die Zuständigen bei den Grünen machen bisher auch nur leere Versprechungen.

    Ist doch aber im Grunde eh ein win-win-Szenario: Es gibt deutlich weniger Autos auf den Straßen, weil sich gerade die schlechter bezahlten Menschen das bald nicht mehr leisten können (und das sind naturgemäß viel mehr Menschen als die Wohlhabenden, die weiter und hoffentlich dann bald sogar viel bequemer Auto fahren und parken können). Die umweltignoranten Autofreaks unter diesem Bodensatz der Gesellschaft werden also sanft umerzogen und fahren künftig eben mit dem Nachtbus, wenn er dann mal kommt, zzgl. Umsteigen, Laufen oder Fahrrad. Hey, im Grunde gratis Sport. Da kommt man doch richtig schön runter nach dem Arbeitstag, wenn man nachts möglichst lange an der frischen Luft die Ruhe genießen kann. Und noch ein Fun-Fact: Laut einer Pflegeausbilderin wird kaum irgendwo mehr vergewaltigt als im näheren Krankenhausumfeld. Da läuft man bzw. Frau doch besonders gerne die paar Schritte zu Bus und Co und wartet romantisch im Laternenschein. Komisch nur, dass jetzt wohl in manchen Krankenhäusern spürbar Personal kündigt und der Betrieb noch mehr auf Verschleiß fährt. Unmöglich so was. Faules Pack. Ohne ein paar persönliche Opfer ist die Verkehrswende doch nicht zu schaffen.


    Und noch ein Fun Fact: Ich kenne sogar BVGler, die gerade nachts nicht freiwillig mit der BVG nach Hause und zur Arbeit fahren: Zu unzuverlässig und zu unangenehm bis gefährlich. Aber zum Glück verdienen von denen auch wenige genug, dass sie die Parkraumbewirtschaftung noch lange werden stemmen können.


    Aber schon irgendwie auffällig, dass laut vielen (Grünen-)Politikern und Wählern - vornehmlich aus der Innenstadt (und gerne mit Bürojobs) - eigentlich alles so einfach wäre, wenn die Menschen nur weniger bequem wären. Das Arbeitsvolk aus den Außenbezirken scheint das nur nicht kapieren und umsetzen zu wollen. Ist im Grunde wie an vielen scheiternden öffentlichen Schulen, wo die Leute auch zu doof für Themen wie Integration und Inklusion usw. usf. sind. Und die linken Eliten, die das alles in der Theorie so super verstehen und erklären, sind komischerweise selbst praktisch nie an genau diesen Schulen, um es dann auch aktiv mit umzusetzen (für die eigenen Kinder sind Privatschulen oder mindestens Aushängeschilder unter den Öffentlichen dann meist doch genehmer). Und ja, ich spreche hier aus breiter eigener Erfahrung.


    P.S.: Ich nutze selber trotz größerer Familie fast nie ein Auto (Flugzeug schon gar nicht, seit Jahrzehnten leicht an einer Hand abzählbar) und bin auch kein glühender Verfechter der autogerechten Stadt. Aber es fällt mir schon auf, dass gerade die Grünen längst den Aspekt der sozialen Gerechtigkeit aus den Augen verloren haben, vermutlich selten mit den Öffentlichen durch prekäre Gebiete fahren und in vielen Themen grundsätzlich persönliches Commitment heucheln bis sich die Balken biegen (z.B. die letzten Meter aus dem Dienstwagen steigen und dann für die Fotos auf dem Fahrrad ankommen wie kürzlich Frau Jarasch). Wobei das Ganze dann gerade in den Medien meist ohne große Fragen brav nachgeplappert wird.

    Es wird inzwischen doch sehr(!) viel primär über den Geldbeutel geregelt und wo angebliche Ausgleichsmechanismen eingebaut werden, funktionieren sie meist nicht. Es ist übrigens auch bekannt, dass gerade die Grünen-Klientel tendenziell eher Besserverdiener sind, die nicht nur bei der Beschulung der eigenen Kinder, sondern auch u.a. beim persönlichen oder beruflichen Reisen selbst keinerlei Abstriche machen und oft sogar besonders viel fliegen (Quelle 2014, Quelle 2018, Quelle 2021 und Quelle 2023). Aber es ist ja auch kein Problem für eine Frontfrau von Fridays for Future eine Vergangenheit als Vielfliegerin vorzuweisen. Und selbst die Letzte Generation hat zunächst noch verteidigt, dass einige ihrer Aktivisten aufgrund einer Thailandreise nicht vor Gericht erscheinen konnten. So was nennt man dann wohl Realsatire. Darüber darf dann auch schon mal die Krankenpflegerin im Nachtdienst lachen.

    2 Mal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • ^ Vielleicht solltest du dir die Situation in der Sonnenalle einfach mal vor Ort ansehen, bevor du dein moralisches Pro-Auto Lamento in die Welt setzt.

    Der Standsstreifen Richtung Süden ist als Parkplatz ausgewiesen. Die Mittelinsel ist für zwei Parkreien vorgesehen. Dazu kommt der fließende Verkehr. Das ist ein untragbar Zustand. Und genau das und nur das belegt mein Bild. Deine Selbstgerechtigkeit und dein Übergehen solcher Probleme nervt einem zunehmend. Statt sich über diesen untragbaren Zustand aufzuregen kommst du mit nicht geschwärzten Personen rüber. Das ist das, was dich hier stört. Das spricht Bände.

    Zum Glück läuft es auf in Berlin auf RRG hinaus. Diese Konstellation lässt den Ewiggestrigen nur wenig Spielraum. Und das ist auch gut so.

    Einmal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • Danke für die prompte Bestätigung!


    Individuelle Persönlichkeitsrechte sind also Nebensache, so lange der Internetpranger nur seinen Zweck erfüllt. Sehr sympathisch.


    Ich habe übrigens selbst Jahre lang am S-Bahnhof Sonnenalle gelebt und kenne die Verkehrssituation auch ohne Belegbildchen. Ich würde auch nie behaupten, dass das mein persönliches Ideal ist. Umgekehrt kenne ich aber auch die Umgebung. Viel harte Arbeit im Schichtbetrieb im Hotel, in Industriebetrieben, Krankenhäusern, Restaurants, Spätis etc Auch Handwerk und sonstiges logistisch aufwändiges Gewerbe ist dort stark vertreten. Da arbeiten natürlich auch viele Leute aus der Nachbarschaft, aber eben auch Pendler aus den Außenbezirken. So ein Standbild ist da mE maximal oberflächlich, passt aber zu der pauschalen ideologischen Stimmungsmache. Und sorry, da passt es auch ins Bild (pun intented), wenn man sich nicht kurz die Zeit nimmt, Gesichter zu schwarzen oder auch nur ansatzweise zu differenzieren: "Seht her, da fahren die Ewiggestrigen (...Pflegedienste, Elektriker, Lieferanten usw.)."


    Und wenn RGR so weiter macht, dann sind sie evtl bald selbst Vergangenheit statt Zukunft. Nicht nur die FDP musste lernen, was leere Versprechen und systematische Benachteiligung von bereits Benachteiligten zugunsten von Lobbys langfristig bedeutet.

  • ^ Das Standbild beschreibt die Situation exakt so wie sie ist. Da kannste noch hundert mal mäkeln.

    Es ist doch vielmehr so, daß du das Begehren vieler Menschen in den Innenstadtbezirken völlig ignorierst. Die haben überwiegend grün gewählt. Die wollen weniger Verkehr. Get it!

    Mit dein Diffamieren von Organisationen, die sich dem Umweltschutz verschrieben haben, mit deiner Proklamation des Untergang des Abendlandes wenn es auf weniget Verkehr hinausläuft, näherst du dich gefährlich nah der Argumentation der Arschgeigen gegen Deutschland.