Leipzig: Adina-Hotel im ehemaligen Brühlpelzhaus (eröffnet)

  • Finde ich gut - als Zwischennutzung schafft das dann etwas Luft für den Umbau anderer potenzieller Unterkünfte.

  • Rowdy Alph, im erwähnten Artikel wird eine Sprecherin der Stadtbau AG zitiert, dass die Umbaumaßnahmen "planmäßig im nächsten Frühjahr beginnen" werden. Damit verzögert sich der Umbau nicht aufgrund der aktuellen Flüchtlingslage. Dass die Unterbringung von Geflüchteten im ehemaligen Brühlpelzhaus nur eine temporäre Lösung sein kann, ist allen Beteiligten klar.


    (Dass die LVZ die Kommentarfunktion unter solchen Artikeln noch an hat, muss man ihr zugute halten. Die besorgten Bürger fangen schon wieder an zu sabbern. Ich warte auf den Kommentar, dass der arme Deutsche an den Rand der Stadt gedrängt wird, während die Flüchtlinge mitten in der Innenstadt residieren dürfen.)

  • Cowboy:


    Die entsprechende Passage wurde erst später hinzugefügt. Die Baumaßnahme mit Fertigstellungstermin Ende 2016 sollte ja schon diesen Sommer starten, deswegen halte ich den geplanten Termin für nicht wirklich machbar. Nun heißt es im Artikel übrigens auch:


    "Die Leiterin des Sozialamtes, Martina Kador-Probst, bestätigte gegenüber der LVZ die Eilentscheidung des OBM, sprach jedoch zunächst nur von einer Prüfung des Objektes. Diese soll in zwei Wochen abgeschlossen sein. Eine Sprecherin der Stadtbau AG erklärte auf Anfrage: 'Das Gebäude Brühl 34 - 50 wird zu einem Hotel umgebaut, die Baumaßnahmen beginnen planmäßig im nächsten Frühjahr. Aktuell wird geprüft, ob das Haus bis dahin temporär Flüchtlingen Schutz vor dem Winter bieten könnte. Bislang sind jedoch noch nicht alle Rahmenbedingungen abschließend geklärt.' "


    Gestern hörte sich das im Artikel noch ganz anders an.


    (Gestern war auf Facebook unter dem geposteten Artikel schon die Hölle los. Am besten liest man sich Kommentare unter Zeitungsartikeln allgemein nicht durch, es wird mir immer Angst und Bange bei der versammelten Kompetenz der besorgten Bürger.)

    Einmal editiert, zuletzt von RowdyAlph () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • ^ Alles klar. Ich finde nicht, dass die LVZ mit der nötigen journalistischen Sorgfalt dem hochsensiblen Thema begegnet. In der Einleitung wird das Brühlpelzhaus als Asylstandort bereits als Fakt dargestellt. Im Kleingedruckten erfährt der Leser dann, dass noch zwei Wochen geprüft wird, ob der Standort überhaupt für eine Unterbringung geeignet ist. Für mich stellt sich das auch so dar, dass die Stadtbau AG der Stadt das Angebot unterbreitet hat, weil die Immobilie bis zum nächsten Frühjahr nicht gebraucht wird. Da das Gebäude in den Neunzigern bereits schon einmal saniert wurde, dürften Brandschutz und Fluchtwege ausreichend sein.


    Die Textpassage aus dem Artikel nehme ich bis heute Abend wieder raus, weil das gegen die DAF-Richtlinien verstößt. Bitte künftig beachten.

  • Nun ist es endgültig klar:
    Ab dem 9.11. kommen rund 500 Flüchtlinge unter. Das Gebäude muss zum 15.04.2016 wieder geräumt werden.
    (Der Stadrat hat dazu nichts mehr zu melden, am morgigen 28.10. wird er lediglich unterrichtet, obwohl es dann vermutlich eh schon jeder aus der Zeitung weiß.)


    Ich halte die Lage trotzdem für ziemlich schwierig, da es keinerlei freies Gelände für den Aufenthalt der Leute (Grünflächen, Rückzugsräume abseits der Zimmer, was auch immer) gibt, Legida dort jetzt bewusst dran vorbei spazieren wird und die bunte Glitzerwelt des "Westens" incl. christlichem Weihnachtsmarkt sicher so manchen Flüchtling eher verstören als glücklich machen wird, da sie daran nicht teilhaben können - wohlgemerkt wurde auf Bundesebene zum 1.11. beschlossen, künftig mehrheitlich Sachleistungen statt Geld an Flüchtlinge auszugeben.


    http://www.lvz.de/Specials/The…lz-Klare-Wort-von-Merbitz


    Insgesamt trotz der mE kritischen Lage besser als Zelte und die Zweckentfremdung Turnhallen.

  • Ich sehe die Innenstadtlage als nicht so problematisch an. Für Leute, die aus größeren Städten kommen, wird es sicher kein großer Kulturschock werden. Außerdem ist es doch schöner, in der Stadt zu sein, wo es was zu gucken gibt, als irgendwo jwd die Botanik anzustarren.


    Bei etwas über 500 Flüchtlingen in 2- bis 6- Bettzimmern müsste eigentlich auch noch genügend Aufenthaltsfläche im Gebäude zur Verfügung stehen. Und das Wetter lädt nicht unbedingt zum Draußensitzen ein. Für die Kinder ist es natürlich ein bisschen blöd, dass es nicht so viel Platz zum Rumrennen gibt - da müssen dann wohl die Flure herhalten..... Aber auf jeden Fall sollte es dreimal besser sein als irgendeine Massenunterkunft ohne Privatsphäre.

  • Leider kein weiterer Blockrand ?!

    Es ist ja schön, daß sich hier einige (Birte) Sorgen um "Flüchtlinge" statt um eine gedeihliche Stadtentwicklung Leipzig's machen.


    Ich versuche einmal, mich wieder dem Gegenstand diese Forums zu widmen.


    Am Brühl wurden mit dem alten Komplex an der Reichsstraße zwischen Nikolaistraße und Reichsstraße die historischen Bebauungslinien völlig mißachtet.


    Kann jemand erläutern, warum, anders als zwischen Katharinenstraße und Reichsstraße, wo jetzt am Brühl mit dem Bernstein-Karree der letzte Teil einer zu vollendenden Blockrandbebauung entsteht, hier diese Stadtreparatur durch Blockrandbebauung nicht zum Tragen kommt. Dies beträfe auch das hinter dem Brühlpelzhaus an der Reichsstraße gelegenen weitere Areal.

  • ^ Ach ja, mal wieder ein "Besorgter" im Forum, hatten wir ja lange nicht mehr. Zu deiner Frage ist wohl "Bestandsschutz" die richtige Antwort.


    Da ich schon mal hier bin: Stand der Dinge ist weiterhin, dass in den kommenden Tagen die etwa 500 Flüchtlinge aus dem Brühlpelzhaus ausziehen und der Umbau der Immobilie zum Adina-Hotel beginnt. Allen Unkenrufen zum Trotz fielen die neuen Interimsbewohner gar nicht weiter auf und die Leipziger Innenstadt ist auch nicht islamisiert worden. Na, sowas!

  • Nicht überzeugend.

    Wenn man sich noch einmal die Diskussion der vergangenen Jahre anschaut, muß man leider sagen, daß die Argumente der Erhaltungsbefürworter solcher städtebaulicher Fehlleistungen nicht überzeugen.


    Das heutige Leipzig gewinnt seine urbane Attraktivität vor allem durch die kompakte noch historisch erhaltene, sowie im Sinne der alten Linien behutsam ergänzte Bebauung. (Jüngste Beispiele : Hainspitze, Burgplatz/Petersbogen bevorstehend.)
    Dies war und ist auch das nachvollziehbare Motiv für die "Ummantelung" des Museums für bildende Künste zwischen Katharinen- und Reichsstraße direkt nebenan.


    Das Polizeipräsidium in Dresden, das DDR-Außenministerium in Berlin oder auch das Mercure-Hotel in Potsdam und viele andere zwischen Bodensee und Kap Arkona hatten und haben keinen Anspruch auf eine wohlwollende Beurteilung im Sinne erhaltenswerter, städtischer Architekturgeschichte.


    Niemals zuvor wurden deutsche Städte durch Architektenhand im Namen von Modernisierung und zu überwindendem Alten so verunstaltet, ja zerstört, wie nach dem letzten Krieg.

  • Zumindest eine Kompromißvariante.

    Was hätte eigentlich die hier planenden Verantwortlichen der Stadt gehindert, bei dem hingenommenen Erhalt der Hochhaus-Scheibe Auflagen zu schaffen, die die Beibehaltung des Altgebäudes zwar im Wesentlichen tolerieren, aber dessen Ergänzung durch einen Blockrand beim Umbau vorschreiben ?


    Diese Überlegungen scheinen doch allemal plausibel, wenn man sich - wie erwähnt - die Vorgehensweise bei den benachbarten "Museumswinkeln" anschaut.

  • ^ Dort wurde allerdings neu gebaut, es gab keine Besitzer existierender Immobilien, da dürfte die Rechtslage doch erheblich anders sein. Unabhängig davon: Ich kann mich eigentlich nicht so recht entsinnen, dass hier im Forum Freudensprünge gemacht wurden, als die ersten Pläne bekannt wurden, vielleicht verwechselst du da etwas mit der Diskussion um dein namensgebendes Viertel. Ich nehme an, die passive Haltung der Stadt ist hauptsächlich bedingt durch die dahinterliegenden preisgünstigen kommunalen Wohnungen. Bei einem Neubau an dieser Stelle würde der Druck auf ebendiesen Block an der Reichsstraße immens steigen und es ist wohl eher nicht davon auszugehen, dass eventuelle Neubauten eine ähnliche Anzahl an Wohnungen bieten würde. Abgesehen davon ist es aus meiner Sicht trotz Sanierung eher eine Zwischennutzung, langfristig ist wohl davon auszugehen, dass die Blöcke fallen werden - und dann wird man dankbar sein, so zentral noch relativ große Entwicklungsmöglichkeiten zu haben.

  • Das ist doch kalter Kaffee. Die Entwürfe sind seit über einem Jahr bekannt - und genauso lange wissen wir, dass dort der Blockrand nicht wieder hergestellt wird (und das völlig unabhängig von der nach wie vor begrüßenswerten Zwischennutzung des Gebäudes). Vieles wurde damals bereits diskutiert. Grundsätzlich ist nur neu zu bemerken, dass aufgrund der jetzt stehenden Hotelneubauten eine gewisse Auflockerung des zukünftig doch ziemlich dicht bebauten Brühl vor dem zukünftigen Adina-Hotel zu erkennen ist. Mal sehen, wie es nach Fertigstellung wirken wird.


    Ich denke mal, dass der niedrige Querriegel irgendwann (zusammen mit dem Reichsstraßenblöcken) fallen wird, wenn der Preisdruck zu hoch wird, sodass zumindest für den größten Teil der Reichsstraße ein geschlossener Blockrand noch möglich ist. Aber das wird m. E. nach noch eine Weile dauern. Und beim Pinguinhaus sicher noch länger. Noch sind genug freie Flächen im Innenstadtbereich vorhanden.

  • Ohne jetzt noch einmal auf die Diskussion einzusteigen, sehe ich es ähnlich. Man muss auch nicht jede Ecke in die Kaiserzeit zurücksetzen. Vor allem wenn die Neuinterpretation am Brühl nicht völlig und inkonsequent mit dem vorhandenen Strukturen gebrochen hat.


    Bzgl. des LWB Riegels hinter dem "Interpelz" wird es wohl nicht mehr 15 Jahre dauern bis man hier endlich die Raumkannten wieder herstellt. Der Druck steigt ja nun schon jetzt rapide an. Dazu gab es vor Jahren schon einen Kommentar von 'Dase', bzgl. Deutrichs Hof.

  • Ich denke, die unterschiedlichen Positionen zu den städtebaulichen Fragen wurden hier vor Jahren schon deutlich tiefsinniger ausgetauscht, als das jetzt hier der Fall ist ("Kaiserzeit").
    Ich halte den Erhalt des Brühlpelzes nach wie vor für einen großen Fehler und eine vertane Chance, hier wieder dem ja noch bestehenden Straßennetz entsprechend zu bauen. Welches, das sei hier nur noch mal angemerkt, natürlich deutlich älter als "Kaiserzeit" ist. Bauhistorische Überlegungen oder besondere Wertschätzung des momentanen Erscheinungsbild sind insofern obsolet, als dass (zumindest alle mir bekannten) Konzepte sowohl innen als auch außen einen völligen Umbau des Gebäudes vorsehen.

  • ^ Um einmal die "Tiefsinnigkeit" deines Beitrags zu unterstreichen, wäre es ja interessant zu wissen inwieweit ich mit der "Kaiserzeit" das Straßennetz gemeint hatte? Wohl wissend, dass in der Leipziger Innenstadt das Straßenraster kaum verändert wurde über mehrere Jahrhunderte. Eigentlich richtete sich der Bezug "Kaiserzeit" eher auf den von user 'Dase' aufgegriffenen Namen eines users welcher sich hier etwas kurz darüber aufregte, auf einer Seite davor. Woraufhin 'Cowoboy', 'Dase' und 'Birte' auf ihre Art reagierten.


    So mal das Gebäude des 'Brühlpelz', wie oben erwähnt, nicht stark mit dem Straßenraster (damit meine ich nicht "Kaiserzeit") bricht. Eher betrachte ich das Gebäude des 'Brühpelz' als eine Art Neuinterpretation in einem stark verdichteten Brühl mit eigentlich kleinteiliger Bebauung. Mit einem etwas aufgelassenen kleinen Vorplatz, welcher aber mit dafür mit etwas mehr Gebäudehöhe wieder Dichte gewinnt. In einem viel stärkeren städtebaulichen Kontrast, wie oben erwähnt, steht aber der LWB-Riegel an der Reichsstraße, welchen ich, wie Birte, als nicht lange haltbar ansehe.


    Kommt das nun etwas näher an deine selbst geglaubte "Tiefsinnigkeit" heran?

    4 Mal editiert, zuletzt von hedges ()

  • Auch das Berliner Marienviertel hat wenig bis gar nichts mit der Kaiserzeit zu tun.

    Man muss auch nicht jede Ecke in die Kaiserzeit zurücksetzen.


    Diesen Satz hab ich so verstanden, als würde hier jemand am Brühl die Kaiserzeit zurückfordern. Mal davon abgesehen, dass das optisch sicherlich keine Verschlechterung wäre.

  • Nö - das Marienviertel in Berlin ist ein vor-Kaiserreich geprägtes Viertel mit kleinteiliger Bebauung ähnlich dem Nikolaiviertel nebenan. Mir ging es mit meinem stark überspitzten Vermerk "Kaiserzeit" aber um die historisierende "Stadterneuerung" in Berlin, welche ich selbst, teilweise als einen Wurf zurück in die Kaiserzeit ansehe. Ist es für mich bestimmt oder geprägt von einer Wiedererrichtung bzw. einer Kopie des Stadtschlosses. Oder besser, eines Baukörpers mit einer Kopie einer Fassade. Anstatt mit der Dynamik eines wilden Berlins zu spielen und im Gebiet zwischen Bhf. Alexanderplatz und ehemaligen Stadtschloss z.B. in die Höhe zu gehen und moderne städtebaulich Interpretationen zuzulassen.


    Nicht mehr und nicht weniger. Und bevor nun wieder die "Klugscheißerei" losgeht, klinke ich mich hier aus und überlasse das Feld wieder dem eigentlichen Sinne des Threads.

    Einmal editiert, zuletzt von hedges ()

  • Man kann mal aber auch ein Stück Ostmoderne, vor allem eins mit soviel Potenzial zur Veredelung, erhalten und Geschichte einfach Geschichte sein lassen. Ich finde die Planungen Okay, aber es bleibt halt viel Platz nach oben, man siehe nur einmal das Bikini in Berlin. Schade das dass bei den Brühl-Scheiben zu spät war, stattdessen hat sich die Stadt diese dahingerotzte K****wurst geleistet........

  • Der Erhalt der Leipziger Ostmoderne wäre leichter, wenn sie sich im Zentrum nicht wie die Axt im Walde aufgeführt hätte.

  • so ist es.


    die städtebauliche konzeption von mini-hochhaus-scheiben samt umliegender flachbauten und/oder parkplätze wird nicht dadurch wertvoller oder potenter, indem sie rückblickend romantisierend zur "ostmoderne" verklärt wird.


    bereits zu ihrer planungs- und entstehungszeit ende des 60er war das konzept der brühlscheiben, vom hotel stadt leipzig, des messeamtes am markt und der brühlpelz- bzw. interpelzgebäude nicht mehr "modern".
    und "ostig" war allenfalls der vorsatz, dass der bau dieser austauschbaren riegel mit ihrem irrsinnigen flachenbedarf inmitten (bzw. anstelle) eines über jahrhunderte gewachsenen stadtzentrums erfolgte - ohne rücksicht auf die vorhandene bebauung und das bestehende straßenraster.


    vor allem deshalb war der abriss dieser gebäude der notwendige erste schritt zur stadtreparatur. die neubebauung der grundstücke hat seit dem ganz erheblich zur reurbanisierung der innentstadt beigetragen.


    nur aus rechtlichen gründen ("rückgabe vor entschädigung") war nach der wende der bereits geplante abriss des brühlpelz-gebäudes gescheitert. sich statt dessen auch künftig - architektonisch wie städtebaulich - mit der schadensminimierung seiner puren existenz befassen zu müssen, zeigt überdeutlich, wie dieses gebäude der angeblichen "ostmoderne" versagt.