Es hat ausländischen Kulturbauten wie dem, Louvre in Paris oder dem Prado in Madrid sicher nicht geschadet, dass sie sich nicht mit Anglizismen vermarkten.
Es ist für mich in der Konsequenz daher eher traurig, wenn ein Leuchtturm regionaler Hochkultur sich schon in der Außendarstellung so an amorphen Internationalismus anbiedert und mit Anglizismen um sich wirft. Liebhaber klassischer Musik aller Muttersprachen in der ganzen Welt versuchen "Wolfgang Amadeus Mozart" korrekt in deutscher Lautung, wie er sich ihnen eben auch persönlich vorgestellt hätte, auszusprechen; sicher nicht, weil ihnen das lästig wäre, sondern weil auch sprachliche Vielfalt zur kulturellen Vielfalt dazu gehört und Kulturinteressierte im Ausland kein bischen weniger an fremden Kulturen und Sprachen interessiert sind, als deutsche Kulturinteressierte.
Ein Brite, der eine "Philharmony" besuchen und auf seinem Weg eine "Tube" nutzen will, der bleibt gleich in London. Man besucht doch gerade ausländische Stätten, wegen und nicht "trotz" ihrer fremden, lokalen Kultur - die sich durch nichts so unmittelbar bemerkbar macht, wie durch die fremde Sprache. Deutschland gilt unter Liebhabern klassischer Musik als Mecca, auch dank der großen Vielfalt hiesiger Bühnen, die wohl nirgendwo sonst so flächendeckend öffentlich gefördert existieren, aber eben auch, weil man Beethovens 9te mal im Original, mit deutschsprachigem Chorus, hören möchte (in Japan werden zahlreiche Deutschkurse für Klassikfreunde nur dafür angeboten, dass diese im lokalen Chor den Text im Original aufführen können, das sind Dinge, die sich hierzulande die wenigsten Menschen bewusst sind). Was für ein Bruch müssen die ganzen Anglizismen im Erlebnis ausländischer Klangfreunde sein, die Anreisen um die neue Philharmonie Hamburgs zu besuchen.
Und dann auch noch was für Anglizismen:
"The Tube" heißt halt nur "die Röhre", reichlich banalisierend für das Entrée einer Philharmonie. Und wenn man dieses Entrée nicht "die Röhre" nennen würde, wovon ich mal ausgehe, dann sollte man es auch nicht "die Tube" nennen. "Tube" mag als schnoddriger Spitzname für eine U-Bahn ja noch taugen, aber doch nicht im Kontext mit einer Philharmonie als offizielle Benennung eines Gebäudeteils. Das ist doch vollkommen haarsträubend!
So wie nur in Provinzstädten Einkaufszentren "City-Center" o. ä. heißen und Kaufhäuser mit Niveau und Weltruf in Metropolen dagegen "Kaufhaus des Westens" oder "Oberpollinger", so wirkt es einfach nur provinziell, wenn eine Weltstadt wie Hamburg ihr neues Wahrzeichen sprachlich so niveaulos präsentiert. Heißt es in Zukunft dann auch "Hamburg - the gate to the world"?
Dieses Gebäude wird mir immer unsympathischer; das was man sieht, kann die Versprechen der früheren Visualisierungen nicht einlösen, es hat uns Steuerzahler unglaubliche Summen gekostet und erinnert mich nun mit seiner "Tube"-Rolltreppe mehr an ein Provinzkaufhaus, als an einen Musentempel. Nein, das ist keine Hamburger Version des Opernhaus von Sydney.