Aufteilung und Gestaltung öffentlicher Straßen und Plätze

  • Wenn die Anwohner und Gewerbetreibenden tatsächlich mehrheitlich gegen die Fußgängerzone sind und lieber Asphalt mit Abgasmobilen vor ihrer Haustüre wollen, dann würde ich das Projekt sofort in die Tonne treten und das Geld woanders ausgeben.
    Die Anwohner und Gewerbetreibenden etwa der Schillerstraße würden sich nichts mehr wünschen als einen Fußgängerbereich und realisierbar wäre es dort genauso. Das würde dem Viertel zudem sehr gut tun und ein Exempel statuieren, wie man eine bisher schmuddelige Gegend massiv aufwerten kann.

  • Heute in der Sendlingerstraße hat man wieder ein Bild vor Augen gehabt, das einen nicht verstehen lässt, warum diese Straße nicht schon gestern zur Fußgängerzone umgebaut worden ist. Die Gehsteige vollgestopft, dass man in die Schaufenster überhaupt nicht mehr reinschauen kann und dahin kriechende X6 und Minis, die mehrere Stunden Parkplatzsuche in Kauf nehmen, schreien doch nur danach. Anderswo geht die Stadt mit aller Härte vor aber bei einem Vorhaben, welches so vielen Münchnern einen unglaublichen Mehrwert bieten kann, zögert man unnötig.
    Der bereits umgewandelte nördliche Abschnitt der Straße zeigt doch, wie angenehm es auf dieser Straße zugehen kann.

  • Eine Verschiebung wäre eine Farce.


    Wer kann ernsthaft behaupten, ob der Pläne "aus allen Wolken gefallen" zu sein? Spätestens als der erste Bagger im Nordteil anrückte, war jedem klar, dass die Sendlinger Straße früher oder später komplett zur Fußgängerzone werden wird.


    Ich bin da ganz bei MiaSanMia.

  • Meiner Meinung nach, sollte die Altstadt in ein reines Anwohnerparkgebiet umgewandelt werden. Dann können sicher mehr als die Hälfte der Parkplätze wegfallen und Besucher müssen in Parkhäusern und Tiefgaragen parken.

  • Ich finde die Contra-Argumente mehr als lächerlich, denn die überdachten Passagen in Paris beweisen doch, dass auch die schönste Fußgängerzone nicht zwingend mit belanglosen Läden gefüllt sein muss. Wenn wir in Deutschland den Bezug zu einer lebenswerten Stadt noch nicht so hergestellt haben wie andere Länder, dann ist der Grund doch nicht die Verdrängung der Lärm- und Abgasmobile.
    Trotzdem bleibe ich speziell bei der Sendlinger Straße der Ansicht, dass man das Projekt einstampfen sollte, weil es viele andere Gegenden gibt wo sich die Anwohner um verkehrsberuhigte Bereiche prügeln würden, aber vom KVR oder BA an einer Umgestaltung gehindert werden. Warum will man also ausgerechnet dort handeln, wo Anwohner dem Projekt kritisch gegenüber stehen? Das leuchtet mir in keinster Weise ein, das Verhalten der Politiker ist hier hochgradig absurd.

  • Trotzdem bleibe ich speziell bei der Sendlinger Straße der Ansicht, dass man das Projekt einstampfen sollte, weil es viele andere Gegenden gibt wo sich die Anwohner um verkehrsberuhigte Bereiche prügeln würden, aber vom KVR oder BA an einer Umgestaltung gehindert werden. Warum will man also ausgerechnet dort handeln, wo Anwohner dem Projekt kritisch gegenüber stehen? Das leuchtet mir in keinster Weise ein, das Verhalten der Politiker ist hier hochgradig absurd.


    Die Stadt hat für die Allgemeinheit zu planen, nicht für ein paar Mieter von Geschäftslokalen. Bei der Sendlinger Straße ist es es sehr wahrscheinlich, dass die Fußgängerzone sehr gut angenommen würde von Einkäufern, Flaneuren, Touristen usw. Ohnehin ist sie funktional bereits eine Fußgängerzone.

  • Im Streit um Münchens Straßen und Plätze fördert die CSU die Autofahrer, die SPD die Fußgänger und die Grünen die Radler. Ein Blick in die Schweiz würde laut einem SZ-Bericht vielleicht helfen.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…g-strassenkampf-1.2778918


    Das zeigt für mich nur mal wieder auf, dass die CSU in ihrer Verkehrspolitik gedanklich in der Vergangenheit verhaftet bleibt.
    Vielleicht um das Rentnerklientel nicht zu verärgern, das jede Änderung als persönlichen Angriff versteht?
    Selbst die Autohersteller denken schon einen Schritt weiter und die Münchner Bevölkerung schafft sowieso Tatsachen, denen sich keine Partei entziehen kann.
    Ich würde mir trotzdem eine Selbsterkenntnis bei den politisch Verantwortlichen wünschen, die vorher schon eintritt.

  • Sendlinger Straße, Blick stadtauswärts auf das Tor:


    Blick stadteinwärts auf den Rathausturm:

    Alle Bilder © Architektator

  • Eigentlich unfassbar, diese sinnlose Platzverschwendung durch parkende und fahrende Abgasmobile im 21sten Jahrhundert noch zu tolerieren.
    Das würde einen glatt ein bisserl an französische oder spanische Altstädte erinnern, wenn in der Mitte nicht so ein asphaltiertes Elend herrschen würde.
    Allerdings finde ich, dass dem Bahnhofsviertel mehr verkehrsberuhigte Zonen auch gut tun würden. Da ist so manche dunkle Gasse, aus der ohne Autoverkehr was richtig schickes werden könnte.
    Aber ich hatte ja vergessen, dass man so einen elendigen Zustand erhalten muss, damit die Mieten blos nicht steigen!

  • Also ich sehe das etwas anders. Diesen Fetisch die Innenstadt zur Fussgängerzone umzuwandeln führt nur zu einer totalen Kommerzialisierung.


    Wohnen, was die Hauptfunktion einer Stadt ausmachen sollte, wird durch Fußgängerzonen ausgehebelt. Es entstehen reine Shoppingstraßen ohne Leben und und eigentlich genau das, was man verhindern will.


    München wie viel andere Städte mussten in den siebziger Jahren erleben, dass u.a. auch durch den Fußgängerzonenwahn überall Wohnraum in den zentralen Lagen abgebaut wurden, es entstand die Flucht der Innenstädte, die abends nur tot waren.


    Seit einigen Jahren hat man endlich die Innenstädte wieder als Wohnquartiere entdeckt und schon will man das wieder gefährden indem diese Kommerzmeilen ausweitet.


    Die einzigen Gewinner sind die Immobilienbesitzer, sonst niemand.
    Der zentralste Stadtraum, der für die Bürger da sein sollte, wird verramscht wenn man es mal polemisch ausdrücken will und jeder schreit "Hurra!"


    Ich sehe das äußerst kritisch und halte davon wenig.

  • Ich glaube, die Kausalität ist eher dass Fußgängerzonen die maximal mögliche Passantenfrequenz erhöhen, damit die Straßen attraktiver für Geschäfte werden, die wiederum bereit sind, entsprechend höhere Preise zu bezahlen, die damit wiederum Wohngebäude finanziell unattraktiver werden lassen. mit allen von dir beschriebenen negativen Konsequenzen (die ich auch so sehe). Das Problem wäre also die Erhöhung der Passantenfrequenz und weniger die reine Absenz von Autos.


    In der Sendlinger Straße erlebt man jetzt bereits die Erhöhung der Passantenfrequenz und damit auch die steigende Diskrepanz zwischen der Rendite für Geschäftshäuser und der Rendite für Wohngebäude (müsste man nachgucken, ob die These eigentlich stimmt). Das heißt, auch ohne Fußgängerzone wird sich die Sendlinger Straße zusehends zu einer reinen Einkaufsstraße entwickeln - nur vielleicht langsamer. Man müsste also die Passantenfrequenz verringern wenn man die Funktionsdurchmischung beibehalten wollte. Und damit ergibt sich das Problem in München: sämtliche Passanten bewegen sich auf sehr wenigen Straßen und die Anzahl der Straßen, auf denen sich die steigende Zahl (Bevölkerung plus Touristen) bewegen, blieb viele Jahre gleich. Die einzige langfristige Lösung, die ich sehe, wäre die massive Subzentrenentwicklung, die die steigenden Zahlen aus dem Zentrum ableitet und die Ausweitung der Zahl der Straßen im Stadtzentrum mit Geschäften. Damit würde sich die Passantenzahl im Zentrum verringern und auf mehr Straßen verteilen.

  • Laut einem Beschluss des BA Altstadt-Lehel soll voraussichtlich am 18. Februar nächsten Jahres im Rahmen einer Einwohnerversammlung die Erweiterung der Fußgängerzone in der Sendlinger Straße diskutiert werden. Der Stadtrat wird dann im März 2016 über den einjährigen autofreien Testbetrieb entscheiden.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…-dem-pruefstand-1.2778725

  • Wohnen, was die Hauptfunktion einer Stadt ausmachen sollte, wird durch Fußgängerzonen ausgehebelt. Es entstehen reine Shoppingstraßen ohne Leben und und eigentlich genau das, was man verhindern will.


    Wohnen ist die Hauptfunktion. Aber ist es deswegen auch die Hauptfunktion jedes einzelnen Stadtgebiets? Die Diskussion dreht sich in München vor allem um Flächen in der Altstadt, also um eine kleine Fläche am und innerhalb des Altstadtrings. In diesem Gebiet wohnen ca. 10.000 von ca. 1.500.000 Einwohnern Münchens. Dort gibt es auch nicht nur Kommerz und Wohnen. Verwaltung, Kultur und Begegnung/Fremdenverkehr sind weitere wichtige Funktionen.


    In der Sendlinger Straße erlebt man jetzt bereits die Erhöhung der Passantenfrequenz und damit auch die steigende Diskrepanz zwischen der Rendite für Geschäftshäuser und der Rendite für Wohngebäude (müsste man nachgucken, ob die These eigentlich stimmt). Das heißt, auch ohne Fußgängerzone wird sich die Sendlinger Straße zusehends zu einer reinen Einkaufsstraße entwickeln - nur vielleicht langsamer.


    Ich nehme an, dass die Schere zwischen der Rendite für Geschäfts- und für Wohngebäude in der Sendlinger Straße bereits jetzt so groß ist, dass die Ausweisung der Fußgängerzone kaum noch einen Verdrängungseffekt hat.

  • Ich finde es ziemlich absurd generell zu behaupten dass verkehrsberuhigte Bereiche nur Geschäftsleuten etwas bringen.
    In unserem Wohnviertel ist kein einziger Laden und alle wünschen sich wenigstens eine Verkehrsberuhigung, die aber aus fadenscheinigen Gründen oder wegen allgemeiner Faulheit der Behörden nicht umgesetzt wird.
    Es geht also nicht primär um Fußgängerzonen in Kommerzshoppingmeilen, sondern allgemein darum, dass in München die Bereitstellung von exklusivem Platz für Abgasmobile eine Priorität hat, die nicht mehr zeitgemäß ist und auch nicht dem Wunsch der >50% sauberen Haushalte entspricht.

  • Monaco
    Das ist genau das Problem.
    Erst wird mit aller Gewalt die Umwandlung eines Wohngebietes in Shopping und Bürostandorte betrieben um dann die letzen Anwohner mit dem Argument zu erschlagen, dass es eh nur noch nur noch 10 000 Menschen in diesem Viertel gibt, und somit nicht mehr relevant sind.
    Das ist es ja was du damit sagen willst. Klingt verdammt zynisch für mich.


    Natürlich müssen nicht alle Funktionen einer Stadt überall gleichmäßig vertreten sein, aber einer Totalmonopolisierung des attraktivsten Stadtbereiches durch Shopping und Büro und etwas Kultur quasi unter Ausschluss von Wohnen (abgesehen von ein paar Luxusdachgeschosswohnungen), halte ich für eine völlig verfehlte Stadtpolitik und liegt nicht im Interesse der Bürger.


    Ich sehe es wie Jöran, das Problem Münchens ist der ziemlich kleine zentrale Stadtkern, der für eine Ein Millionenstadt okay war aber für eine Zwei Millionenstadt einfach nicht mehr funktioniert.
    Man kann nicht alle Funktionen darauf konzentrieren.
    Je eher man endlich anfängt das zu verändern, desto besser wird sich München entwickeln.
    Das ganze wäre sowieso nur langfristig zu korrigieren
    Aber zusätzliche Zementierung dieser Verhältnisse wie gegenwärtig zu sehen hilft da nicht weiter, eine Entzerrung wäre dringend geboten, die Aufgaben wären vielfältig, wird aber meiner Ansicht nach im Stadtrat überhaupt nicht entsprechend wahrgenommen und proaktiv gesteuert. Man lässt das halt auf sich zukommen und das ist etwas zu wenig.