Nbger Nordosten: Rennweg, Schoppershof, Weigelshof

  • Ein Drama. Wirklich das schönste Haus der Straße verschwindet, nicht etwa das hässlichste und ungepflegteste. Sondern wirklich das mit der meisten Bauzier, dem Besten Erhaltungszustand und voller Potenzial.


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    Ein Paar Gedanken hierzu, die mir da durch den Kopf gehen: Mich deprimiert dieser Sachverhalt extrem. Hier wird etwas Schönes zerstört, um es durch etwas effizientes zu ersetzen. Doch strebt der Mensch in all seinem Tun nicht nach dem Erreichen vollkommener Schönheit? Schönheit meine ich hier im Sinne von Freude, Erbauung, Sinnesfreuden, Glück. Nicht Effizienz erfreut den Menschen, sondern was er/sie schön findet. Kunst z.B., Sport, Haustiere, Reisen, Natur. Effizienz dagegen befriedigt nicht, es schafft lediglich Ersparnisse, Profite, die sich jemand einstecken kann, um damit ja was.... um sich mehr Schönheit zu leisten. Dabei wird genau diese Schönheit ja oft durch Fixierung auf Effizienz zerstört: Es werden Naturwunder verschandelt, Theater geschlossen etc. D.h. falsch verstandene Effizienz erzeugt die Zerstörung dessen, was durch sie eigentlich erst erreicht werden soll. Wozu also Profit, wenn damit nichts schönes erschaffen wird.


    Am Beispiel Martin Richter Straße 19 aber wird sie aus dem Stadtbild Nürnberg entfernt, damit man mit dem Profit aus der Effizenz Schönheit anderswo konsumieren kann, z.B. indem der Bauherr, der das verantwortet, mehr verreisen oder sich was neues kaufen kann. Die Anwohner dagegen, die bisher aus ihren Fenstern auf das verzierte Haus gegenüber schauen konnten werden demnächst wohl auf eine schmucklose und wetterversiffte Styroporkiste schauen dürfen. Deprimierend, wie die meisten unterdurchschnittlichen Wohnsiedlungen Nürnbergs z.B. am Nordbahnhof an der Kreulstraße. Und daraus den Schluss ziehen, sich zunehmend Erholung und Zerstreuung von weiter weg holen zu müssen. Deswegen reisen die Deutschen ja so gerne nach Italien und Spanien, aber eben nicht umgekehrt. Für mich ist das sichtbares Beispiel für eine humandestruktive Eigenschaft unserer Lebensweise bzw. unseres Wirtschaftens. Das, was der Mensch eigentlich am meisten sucht ist ausgerechnet das, was im System am niedrigsten bewertet wird.

  • In diesem Zusammenhang gleichzeitig auch interessant zu sehen, wie in allen Teilen der Republik - hier und im Nachbarforum - die immer gleichen Klinkerkisten gepostet werden, in der irrwitzigen Hoffnung mancher User, dass da doch auch mal was schönes bei raus kommen muss. Und dann freut man sich über die (oft schlecht gemachten) Retrobauten, die vielerorts in die Landschaft gestellt werden, während gleichzeitig immer mehr Altbausubstanz geschleift wird. Hier in Hannover wurde kürzlich auch wieder an zwei Standorten Altbausubstanz abgerissen. In einem der Fälle opulente historische Industriebebauung. Darunter auch ein historischer Kinosaal. Gut, der war nicht mehr im Originalzustand erhalten, aber immerhin der größte in der Stadtgeschichte (im Volksmund einst Rußpalast genannt, da ursprünglich mit Petroleumlampen beleuchtet). Von großartigem Aufschrei in der Bevölkerung keine Spur. Ich hätte heulen können. Von daher mein aufrichtiges Beileid!

  • Werderstraße 24

    Unterdessen hat man sich die Erdgeschossfassade in der Werderstraße 24 mal genauer angesehen:


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    Dabei wird sichtbar, dass man das Sandsteinquader-Bossenmauerwerk einst glatt überputzt und gestrichen hatte. Bei der Untersuchung des Untergrundes hat man es über der Eingangstür freigelegt. Das hätte man wohl auch früher untersuchen können, auch bevor man die Erdgeschossfenster bündig eingeklebt hat. Denn das passt natürlich nicht, wenn man das Bossenmauerwerk wieder herrichten will. Anscheinend hatte man von Anfang an geplant, auf den Glattputz eine neue Schicht aufzubauen, durch die die Fenster wieder tiefer in die Wand rutschen und wodurch das wieder schlüssig aussieht. Man kann natürlich die Bossen auch im Rahmen einer Dämmschicht imitieren, was womöglich der Plan war. Sowas habe ich schon mehrfach in Nürnberg gesehen, allerdings ist das optisch nicht wirklich befriedigend. Bin mal gespannt wie das hier weitergeht. Es wird zwar langsam, aber stetig an dem alten Gebäude gearbeitet, und das ist vielleicht auch ein gutes Zeichen für eine geschickte und optisch ansprechende Renovierung. Vielleicht gleicht das den Verlust der Martin-Richter-Straße 19 aus, die Gegend um den Fenitzer Platz ist ja noch recht heile.

  • Nochmal Werderstraße 24:


    Die Außenfassade wurde nun abgerüstet, das Gerüst ist verschwunden und der Putz sowie der Sandsteinschmuck sind frisch gestrichen. Das Erdgeschoss wird vermutlich genau so umgesetzt wie oben beschrieben. Die neuen Kellerfenster (auf dem Foto nicht zu erkennen) sind einfach außen auf die Fassade geschraubt worden. D.h. es kommt definitiv noch eine Schicht "Irgendwas" drauf, Glaswolle, Styropor oder irgend ein anderes Material mit Putz. Hoffentlich wird das geschickt gemacht und verdirbt den soweit soliden Gesamteindruck nicht.


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    Passend dazu, die Adamstraße 33 hat im 2. OG neue Sprossenfenster bekommen. Sieht das nicht gleich viel besser aus? Als würden nun endlich die letzten Kriegsschäden beseitigt.


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  • Sanierung Bismarckstraße 14


    Sowas sieht man auch nicht alle Tage. Bei der Sanierung des Daches am denkmalgeschützten Sandsteinhaus Bismarckstraße 14 wurden jüngst die Verkleidungen der Dachgauben herunter gelassen. Man sieht sowohl die beeindruckend schöne Gestaltung als Tabernakel-Architektur mit den vielen Details, und die Verwitterungen, die die vergangenen 120 Jahre daran ausgerichtet haben.


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    Einer der Handwerker versicherte, dass die Verkleidungen wieder originalgetreu hergestellt werden.

  • Hier ein paar aktuelle Fotos von „Park Lane“ Ende Januar 2023:


    https://ibb.co/ph69TCj

    https://ibb.co/qxkXgPz

    https://ibb.co/kQ532MY

    https://ibb.co/bmcNZNP

    https://ibb.co/9cbPwHx

    https://ibb.co/fCXKgpJ


    Hinten stehen schon die ersten Wände des Erdgeschosses. Vorne wird noch die Dämmung (?) verlegt. Die Errichtung der Tiefgarage scheint soweit abgeschlossen zu sein. Die Fertigstellung ist wohl in ca. einem Jahr.

    Einmal editiert, zuletzt von DonCarlo ()

  • Die Abrissarbeiten für das Projekt Schlenkhöfe in der Hintermayrstraße haben begonnen, nach langen Stillstand kommt endlich Bewegung in dieses Projekt:


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    Quelle: eigene Fotos.

  • Gescheitert: Neubebauung Martin-Richter-Straße 19

    Ein Drama. Wirklich das schönste Haus der Straße verschwindet, nicht etwa das hässlichste und ungepflegteste. Sondern wirklich das mit der meisten Bauzier, dem Besten Erhaltungszustand und voller Potenzial.


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    Interessante Neuigkeiten: Tatsächlich hat das zerstörerische Tun des Eigentümers sich nun wohl gegen ihn selbst gerichtet. Das Gebäude ist leider verschwunden, aber nichts Neues in Sicht. Stattdessen befindet sich das leergeräumte Grundstück nun im Verkauf auf Immowelt zum Aufruf von sagenhaften 3,95 Mio EUR. Angeboten wird das Grundstück mit allen bisher erstellen Plänen zur Neubebauung sowie die erteilten Baugenehmigungen für 1.800 qm neuen Wohnraum. D.h. wer auch immer das kaufen soll belastet den Quadratmeter Neubau bereits mit 2.200 EUR Grunderwerbskosten zzgl. Nebenkosten -> aus meiner Sicht ein utopisch hoher Preis, der aktuell nicht zu realisieren ist.


    Meine Persönliche Hoffnung, dass es den Investor aus Heroldsberg mit seinen Plänen das Genick bricht noch bevor das Haus abgerissen ist hat sich leider nicht bewahrheitet. Dass er seine Pläne nicht umsetzen kann vermutlich weil die Käufer abgesprungen sind, ist allerdings eingetreten. Das wäre bei Erhalt des Bestands nicht passiert, den könnte man immernoch gut verkaufen. So sind nun eine Reihe günstiger Wohnungen in Nürnberg verloren gegangen und es ist nichts als Spekulationsfläche geblieben.


    Pikant: Die Pläne sind online mit allen datenschutzrelevanten Informationen der Beteiligten und Nachbarn! Na ob das nicht weiteren Ärger gibt...

  • Wirklich ein Jammer um alle Gebäude (auch die Rückgebäude) auf dem Grundstück, da hätte man unte Erhalt was richtig schönes und hochwertiges schaffen können... Spannender Fund aus den Unterlagen aber auch, dass auf dem Nachbargrundstück mit der Nummer 21 im Innenhof ebenso ein Neubau geplant zu sein scheint. Zu erkennen auf jeden Fall im auf Immowelt verlinkten PDF "Gesamt EG 1_200.pdf".

  • Ja, da vernichtet man auch noch ungestraft günstigen Wohnraum für nichts als Spekulation, kommt ungestraft davon aber Hauptsache man hat sich über "Vorverurteilung" beschwert. Nein, keine Vorverurteilung sondern einfach Erfahrungswerte.

    Bitte dieses Grundstück für alle Zeiten unbebaut lassen mit Ansichten wie es vorher war auf einer Stele, als Mahnmal an die Politik nicht die Stadt den Immobilienhaien zum Fraß vorzuwerfen!

  • Mal etwas vielversprechendes:


    Das denkmalgeschützte Eckhaus Rennweg 72 hat in der letzten Zeit neue, passende Holzsprossenfenster bekommen. Die primitiven Bruchbuden-Plastikfenster sind nun weg. Der Olof-Palme-Platz ist in seiner architektonischen Fassung gut aufgewertet worden:





    Wie wohltuend, elegant und komplettierend solche Fenster im Stadtbild wirken sieht man sofort im Vergleich zum Vorzustand.

  • Weiterhin vielversprechend: Werderstraße 24.


    Das Erdgeschoss des spitzwinkligen Gründerzeithauses hat eine Außendämmung bekommen. In den letzten beiden Jahren wurde ja der Dachstuhl neu aufgebaut und die oberen Stockwerke aufgearbeitet und gestrichen. Allerdings war das Erdgeschoss schon seit Jahrzehnten seiner Struktur beraubt und ziemlich unschön (Vorzustand).

    Nachdem überall neue Sprossenfenster eingesetzt wurden, im Erdgeschoss allerdings flächenbündig mit der Fassadenhaut, war klar, dass da noch eine dicke Schicht draufkommen würde. So kam es auch, eine Styropor-Außendämmung wurde aufgeklebt. Dadurch sind die Fenster wieder in die Fassadenoberfläche eingerückt. Interessant ist nun aber, dass man nun auf der Dämmung eine Bossierung imitiert: In den letzten zwei Wochen wurden hier Elemente aufgeklebt, die eine Sandsteinbossierung vortäuschen. Ich weiß leider nicht aus welchem Material die sind, aber wenn die einst verputzt und gestrichen sind, ist das eine enorme Aufwertung dieses Gründerzeithauses.



    Natürlich begeistert mich dieser Wille zur Gestaltung und Verschönerung des Ortsbildes sehr. Aber aus physikalisch-technischer Sicht frage ich mich schon manchmal ob wir hier nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Um ein paar Heizkosten zu sparen finden irrsinnige Technikorgien statt, sowohl im Innern bei der Haustechnik als auch außen an der Fassade. Taupunkte, Spritzwasser, Schimmel, Kapilarität, die vielen Materialsprünge und "kunststoffvergüteten" Kleber zwischen Hauswand aus Stein und Kalkmörtel, der Dämmung aus aufgeschäumten Plastik, darauf nun geklebt die Bossierung worauf wiederum irgendwelche Farben drauf kommen...



    Die physikalische Widerstandsfähigkeit von Dämmfassaden ist ohnehin limitiert, ihre Haltbarkeit sehr begrenzt, ihre Reparaturfähigkeit ebenso. Seit 15 Jahren beobachte ich das Dämm-Elend, und es überzeugt mich nicht.


    Aber: Wenn es jemand schön macht, dann freu ich mich!

  • Als jemand, der selbst in einem nach einer Sanierung stark gedämmten Haus wohnt, möchte ich das eigentlich nicht mehr missen. Wie man hier sieht, geht es auch in schön und der Mehrwert für die Bewohner ist wirklich enorm. In den letzten 12 Monaten habe ich zum Heizen pro Quadratmeter sage und schreibe 16,5 kWh gebraucht! Für konstant 21,5°C. Üblich wären laut Internet 150 bis 200 kWh für ein Haus gleichen Baujahrs. Das ist schon wirklich ein Wort und die Dämmung macht sich auch im Sommer wirklich gut bemerkbar.

  • Das ist ja was ich meine, eine kompromisslose Fokussierung allein auf die Heizkosten. Das wird aber alles teuer erkauft, nicht zuletzt mit einem oft ruinierten Stadtbild. Hätte man alle gedämmten Fassaden ein bisschen geschmückt, so wie in der Werderstraße, dann gäbe es da nicht so viele Vorbehalte. Aber wer gibt schon gerne Geld aus für etwas, dass hinterher so hässlich ist dass es einem egal wird.

  • Baustopp Park-Lane

    Es wird nun sichtbar. Der, oder einer der Gerüstvermieter holt heute sein Gerüst ab, ein untrügliches Zeichen für bis auf Weiteres ruhende Bauarbeiten:



    Immerhin, in der Presse wird der Insolvenzverwalter so wiedergegeben, dass oberste Priorität des Sanierungsprozess die Fortführung und Fertigstellung des Projektes sein wird.

  • Lichtblick für das "Park-Lane"


    Wie der Presse zu entnehmen ist scheint der Insovenzverwalter eine Lösung gefunden zu haben. Danach wird die Erlanger Firma "Mauss Bau" die Bauarbeiten als Generalunternehmer fortsetzen und abschließen. Mauss Bau ist bereits auf der Baustelle tätig gewesen und kennt mindestens auf Arbeitsebene auch die anderen beteiligten Handwerksfirmen. Als Generalunternehmer treten sie nun aus dem Kreis der Auftragnehmer hervor und koordinieren alle Beteiligten am Bau. Bedingung ist aber, dass die Wohnungskäufer die Raten weiterhin zahlen, nur dann reicht auch das Geld. Und sie müssen auf Schadenersatzklagen zu den Verlusten verzichten, die aufgrund der eh schon verzögerten Fertigstellung der Wohnungen entstanden sein könnten. Die Raten würden an den Insolvenzverwalter gezahlt, der als Treuhänder darüber wacht, dass damit auch nur Arbeiten am "Park Lane" bezahlt werden. Angekündigt wird, dass die Arbeiten kommende Woche wieder starten.


    Klingt toll, denn ich fühle mich auch nicht wohl bei dem Gedanken, dass an dieser Stelle "in meinem Viertel" eine Bauruine bleibt. Ich verspreche mir von dem Bau eine Aufwertung am Rennweg, auch durch den Einzelhandel, der unten einziehen wird. Ich hoffe nur, dass bei der Gestaltung des Gebäudes nicht abgespeckt wird, sondern es so entsteht wie angekündigt. Mauss Bau ist mir durchaus ein Begriff, als Unternehmen mit 130-jähriger Firmengeschichte hat es hoffentlich die Sachkenntnis und auch das Eigenkapital, um mit dem Treuhandkonstrukt umgehen und das Projekt fertig stellen zu können. Im Gegensatz zu den üblichen "Bauträgern", die eigentlich nur Planer und Makler sind und als Unternehmen oft ein überraschend kleines Personalteam haben, sind traditionelle Bauunternehmen womöglich robuster und weniger eigennützig aufgestellt. Mauss-Bau hat sicherlich an der Erhaltung der eigenen Facharbeitsplätze und des Unternehmens als solches ein höheres Interesse, und wenn da noch eigene Immobilien im Unternehmensvermögen drinstecken ist es auch robuster, als ein Projektentwickler, der nur Geld einsammelt, etwas bauen lässt, alles verkauft und nur der Gewinn bleibt als einziges Unternehmensvermögen erhalten, alles andere ist ja outgesourced an andere Firmen. So denk ich mir das jedenfalls.