Goethehöfe und Deutsches Romantik-Museum (realisiert)

  • Ich habe mir das gesamte Ensemble letzte Woche vor Ort angeschaut. Daher jetzt eine ausführlichere Bewertung. Ich hoffe, die DAF-Moderation erträgt es, dass man sich durchaus kritisch zu einem Gebäude äußert.


    Ich fange einfach mal mit dem Positiven an:


    Gut finde ich, dass durch die farbliche Gliederung ein Eindruck von Parzellenstruktur erzeugt werden soll. Wie so oft ist die grundsätzliche Herangehensweise von Mäckler also gar nicht schlecht. Und wenn man ganz schräg von der Seite drauf schaut, kann man zumindest die Idee erahnen, die intellektuell hinter dem Entwurf stand.


    Aber dann muss man sagen, dass die Umsetzung leider völlig fehlgeschlagen ist. Das hängt zunächst einmal an der völlig fehlgeleiteten Architektursprache, die man für eine moderne Interpretation des Vergangenen verwendet hat. Denn sie ist weder modern noch originell, sondern einfach völlig aus der Zeit gefallen. Mit einer Saalgasse 2.0 hätte ich noch mitgehen können. Aber hier ging bereits in den Grundsätzen viel daneben. Das beginnt bei der fehlenden Dachausbildung und den damit völlig falschen Proportionen.


    Dazu kommt, dass der Einsatz der Gesimse ohne jede Kenntnis von Architekturgeschichte zu erfolgen scheint, so dass diese scheinbar schwebend und rein zufällig an der Fassade erscheinen. Das größte Manko ist aber, dass bei aller vorgegaukelter Parzellenstruktur hier in Wahrheit einfach eine riesige Betonwand gestalterisch aufgehübscht wurde. So wie man es eben mit städtischen Bunkern aber auch mit riesigen Plattenbauriegeln in der Vergangenheit auch schon versucht hat. Dies mag für Bestandsbauten eine gute Idee sein, greift aber bei einem Neubau viel zu kurz.


    Was mich vor Ort am meisten entsetzt hat, war die unglaublich schlechte Farbauswahl. Man bekommt einen halben Augenschaden, wenn man die Straße lang läuft, weil die Töne erstens untereinander nicht harmonieren und weil sie derart präsent sind, dass die weiteren Baudetails erst mal gar nicht auffallen, weil man nur auf die Farben starrt. Ich war mit einem Freund unterwegs, der wahrlich kein Freund traditioneller Architektur ist, aber selbst er fand es "scheußlich". Es sieht von den Farben her einfach aus wie riesige Testflächen, die man aus dem Baumarkt kennt.


    Der größte Hammer war aber für mich die Bauausführung. Gerade was den Putz angeht, war das Ergebnis teils .... mir fällt kein Wort ein, um es zu beschreiben, vielleicht homemade. Gerade beim ganz gelben Bau in der Mitte war der Putzauftrag derart schlecht, dass das eigentlich so nicht bleiben kann. Auch bin ich mal gespannt, wie man im Riffelputz die riesigen Löcher durch die Gerüste so verdeckt bekommt, dass man es später nicht mehr wahrnimmt.


    Ich hätte mir echt gewünscht, das man hier ein gutes Ergebnis zu sehen bekommt, grade weil Mäckler theoretisch sehr viele gute Ansätze formuliert hat, wenn man ihm zuhört und unter seiner Leitung ist auch sehr viel Gutes in der neuen Altstadt entstanden. Nur leider hat er selbst die Bauaufgabe hier aus meiner Sicht völlig verfehlt. Der Wille mag dagewesen sein, aber letztlich scheiterte es schon daran, dass man sich im Vornherein auf eine Straßenfront festgelegt hat, die weitestgehned ohne Fenster als Gliedrungselemente auskommen sollte. Alle Versuche, diese Wand mit historischen Architekturzitaten, Farben und sonstigen Mitteln zu gestalten, ist leider völlig missraten. Dazu kommt die miserable Bauausführung und ein Goethehaus, dass wie ein Fremdkörper an die Seite gedrägt wird und durch die fehlende Dachausprägung von dem gesamten Block faktisch erdrückt wird.


    Nach der Horrorsanierung der Senckenberganlage und der kompletten Enttäuschung auf dem Areal des Bundesrechnungshofs ist das leider der dritte riesige Fehlschlag in Frankfurt in den letzten drei Jahren. Ich hoffe die Oper/Schauspiel wird nicht der vierte!

  • Naja, bei Mäckler bekommt man halt genau das, für das die Marke Mäckler steht. Wenn es darum geht, an einem schwierigen Ort mit unterschiedlichsten Umgebungen ein Bauwerk zu schaffen, das sich trotzdem einfügt, ist Mäckler Meister (Opernturm, Alte Brücke, etc.). Wenn das Umfeld aber wenig hergibt, an das man sich anlehnen kann, und eigentlich neue Impulse benötigt werden (Berliner Zoofenster) oder wenn die Umgebung einen stilistischen Respektabstand fordert (Goethehaus), dann ist sein Ansatz nicht immer der passende.


    Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass Mäcklers erster Entwurf sehr viel gelungener war. Die Kombination des städtebaulichen Landes-Entwurfs (Museum entlang des Großen Hirschgrabens) mit der ursprünglichen Mäckler-Architektur funktioniert nur überhaupt nicht.

  • Eben, es ist die Architektur, die hier nicht funktioniert, weil sie leider gar nicht definiert, was sie sein soll. Wenn man mich fragen würde, was für ein Stil hier von Mäckler gebaut wurde, dann könnte ich es nicht mal sagen. Es ist nicht historisierend, nicht modern, es ist weder Bauhaus noch Retro wie z.B. das Flare. Es ist irgendetwas ganz Sonderbares und so fühlt es sich vor Ort auch an. Aber sonderbar nicht im Positiven, sondern im Negativen.


    Der Bau hat meiner Meinung nach etwas Infantiles, ja, einen Hauch Kitsch, aber im schlechteren Sinne. Wenn man versucht, mit Architektur zu spielen, man etwas Verspielteres wagen will ohne historisiernd zu werden, dann zeigen Hundertwasser oder Dali wie das geht. Ich war im Sommer in Figures im Dalimuseum. Auch dort wurde ein historischer Bestandsbau integriert wie in Frankfurt das Goethehaus. Aber da ist man dann in die Vollen gegangen und hat es dann richtig krachen lassen was Architekturelemente angeht. Es mag nicht jedermanns Geschmack sein, aber es ist zumindest spektakulär. Ich fand es im Positiven Sinne kitschig. Ähnlich wie Hundertwasser.


    Mäkler hat hier gedanklich etwas ähnliches versucht, ist aber in den Ansätzen stecken geblieben. Und daher wird auch überhaupt kein Stil und kein logisches Konzept deutlich, weil für einen modernen Bau ist es alles viel zu bunt und zu wenig stringent. Historisierend ist es auch nicht, somit ist es eine Pop Art Variante einer Neuinterpretation, nur eben ohne Pop.


    Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber vor dem Hintergrund des Gesehenen hätte eine Waschbetonwand besser ausgesehen und wäre ehrlicher gewesen. So ist jetzt ein Gebilde entstanden, dass letztlich überhaupt nichts ist.


    Letztlich wäre das ja verkraftbar, wenn man dadurch nicht das Goethehaus so entwertet hätte. Dieser Bau ist der Diamant in dieser Straße. Er hätte einfach eine Fassung gebraucht, der die Straße auf genau dieses Haus ausrichtet und es in dem bestmöglichen Licht erscheinen lässt. Das wäre die städtebauliche und architektonische Bauaufgabe gewesen.


    Jetzt nimmt man das Goethehaus entweder gar nicht wahr, weil man von der gelben Farbexplosion völlig geblendet ist oder das Goethehaus erscheint als Fremdkörper und Störfaktor, weil der Anschluss insbesondere im Dachbeich gar nicht gelungen ist. Wie Mäckler das passieren konnte, wo in der neuen Altstadt so viel Energie in genau diesen Abstimmungsprozess geflossen ist, das verstehe ich einfach nicht. Ich kann es mir nur so erklären, dass man zu große Ambitionen hatte und am Ende die wahre Bauaufgabe aus dem Fokus verloren hat.

  • Innenhof wird den Bau aufwerten

    Nach der Horrorsanierung der Senckenberganlage und der kompletten Enttäuschung auf dem Areal des Bundesrechnungshofs ist das leider der dritte riesige Fehlschlag...!


    Einspruch, ein Finales Urteil dieses Baus mit der zugegebenermaßen enttäuschenden Fassade kann erst im Zusammenhang mit dem vielversprechenden Innenhof gesehen werden, der zu einer echten Bereicherung werden kann. Hier entsteht wahrscheinlich eine kleine Oase der Erholung in einer Innenstadt, die wirklich nicht mit vielen Kleinod-Rückzugsorten gesegnet ist (ähnlich zum Innenhofcafe des Liebighauses). Also Abwarten bis das Gesamtwerk vollbracht ist, dann ist das Urteil auch ausgewogener.


    Eine Katastrophe wie beim Senckenberg erkenne ich hier noch nicht und auch die Kornmarkt Arkaden halte ich längst nicht für die epochale Enttäuschung, für die sie hier gehalten wird. Ist die Fassade auch dort zu monoton und wenig einfallsreich? Ja. Ist der Bau deutlich besser als der vorherige? Das ist für mich die entscheidende Frage und die muss mit einem klaren Ja beantwortet werden. Auch dort muss sich das Gebäude noch mit Leben füllen bevor abschließEnde Urteile ausgesprochen werden sollten.

  • Ich kann die grundsätzliche Kritik hier durchaus nachvollziehen. Leider kann ich mir derzeit aber kein eigenes Bild in Natura machen, da ich mir den Fuß gebrochen habe und daher immobil bin.


    Letztendlich ist es natürlich eine Frage des Geschmacks, ob man das Ergebnis jetzt gut findet oder nicht. Zumindest die hier sehr lebhafte Diskussion und auch durchaus vehement vorgetragene Kritik zeigen zumindest, dass der Bau aneckt und Reaktionen - welcher Art auch immer - hervorruft. Ich habe mich ja auch bereits in meinem Beitrag #168 zurückhaltend kritisch, aber in Bezug auf die angedeutete Kleinteiligkeit positiv geäußert. Die Farben - zumindest von den dankenswerterweise eingestelllten Photos zufolge - sind jetzt auch nicht so mein Fall. Ich empfinde sie auch etwas zu grell und zu dominierend. Aber sie werden mit der Zeit etwas verblassen, denke ich.


    Was ich persönlich nicht so ganz nachvollziehen kann, ist die Kritik, dass sich der Mäcklersche Bau stilistisch nicht einordnen lasse und weder "modern" noch historisierend sei und kein logisches Konzept verfolge. Möglicherweise war ja gerade das vom Architekten auch so bezweckt? Eine Art Verbindung zwischen dem Alten und dem Modernen schaffen - unabhängig, ob es uns jetzt gefällt oder nicht.


    Das wirft die Frage auf: muss sich ein Gebäude immer zwangsläufig einem Stil zuordnen lassen? M.E. nein, auch wenn es für mich, wie oben bereits geschrieben, in die Richtung Postmoderne geht. Aber die Frage der Stileinordnung ist auch gar nicht entscheidend. Für mich ist immer u.a. mit wesentlich, ob ein Neubau in sein unmittelbares Umfeld passt oder nicht. Diesbezüglich kann man hier natürlich durchaus unterschiedlicher Auffassung sein.

  • Epirrhema


    Müsset im Naturbetrachten
    Immer eins wie alles achten;
    Nichts ist drinnen, nichts ist draußen:
    Denn was innen, das ist außen.
    So ergreifet ohne Säumnis
    Heilig öffentlich Geheimnis.


    Freuet euch des wahren Scheins,
    Euch des ernsten Spieles:
    Kein Lebendiges ist ein Eins,
    Immer ist's ein Vieles.


    Goethens Diktum gilt vermutlich auch für die Architekturbetrachtung. Warten wir mal ab, wie das ganze zusammenhängt, wenn es fertig und begehbar ist. Auch in seinem Spiel mit der "Deutschen Romantik": schon der rosa Beton ...

  • Sugar-Coating: "Weshalb Schönreden schön blöd ist"

    Ich kann die grundsätzliche Kritik hier durchaus....


    .....merkwürdig, so fangen beinah alle Kommentare an: aber ....."Laß die Menschen reden, was sie wollen. Du weißt ja die Art des ganzen Geschlechts, daß es lieber beunruhigt und hetzt, als tröstet und aufrichtet." sagt Goethe, der Nachbar. Sind Worte mächtiger als Bilder? Oder sind Gefühle wichtiger, wenn man dort, vor Ort, die Augen schließt und die Atmosphäre genießt?
    Schöngeredet wird das Museum schon, ohne Zweifel, egal ob "schön" oder nicht, die Goethehöfe - vielleicht, die Politiker freuen sich zweifellos, die Bürger - vielleicht, aber:

    Ich kann die grundsätzliche Kritik hier durchaus....

    ......verstehen, sagt dazu Seneca: "Erfährst Du, daß jemand schlecht über Dich gesprochen hat, so überlege, ob Du es nicht zuerst selbst getan hast und über wieviele Du selbst sprichst!"

  • Für die Akten: Laut Magistratsbericht B448/2019 soll am 2. Dezember die für die Umsetzung verantwortliche ABG Frankfurt Holding den Neubau des Deutschen Romantik-Museums an den Träger, das Freie Deutsche Hochstift (Goethehaus), übergeben.

  • Die Fassade der Goethehöfe zum Großen Hirschgraben liegt nun weitgehend frei:


    4142_goethehoefe.jpg


    Wenn schon komplett traufständig, hätte auf einen Dachüberstand beim Museumsgebäude nicht verzichtet werden sollen, denke ich. Blick zurück im Zorn?


    4143_goethehoefe.jpg


    Fassadendetail Romantikmuseum:


    4144_goethehoefe.jpg
    Bilder: Schmittchen

  • Danke für's Update Schmittchen. Es tut mir leid, aber ich kann mich mit diesem Chaos an unharmonischen Farben und Formen einfach nicht anfreunden. Bestenfalls wirkt auf mich, wie ein ziemlich schacher und ziemlich fehl geschlagener Versuch den 90er Jahre interpretationen des Saalgassede-Ensenbles nachzueifern. Insgeheim hoffe ich natürlich immer noch, dass irgendein finaler Kniff das Ganze noch irgendwie dreht und mich doch überezugt – aber ich fürchte der Zug ist abgefahren. Seis drum, mir muss ja auch nicht alles gefallen und das Museum dahinter, kann ja trotz allen super werden.

  • Es ist echt weder schön, noch originell, noch zitierend, noch zierend. Das ist ein kopfloses Machwerk von CM. Völlig unverständlich.


    Das Geld für den blauen Erker kann man sich sparen. Transparente Klebefolien sind billiger und passen perfekt.


    Noch immer zweifele ich an der Ernsthaftigkeit dieses wilden unsensiblen Farbenspiels. Auch jetzt, wo alles fertig ist, hat sich kein Detail zur Lösung der zuvor ausgemachten Spannung ergeben.


    Dachueberstand: ja, das waere zumindest noch etwas Zierde gewesen.


    Nun bleibt nur noch die Hoffnung auf den Innenhof und die Innenräume.

  • Ich sag mal so: Den Bauhaus-Bau ganz links scheint man ja ganz ordentlich renoviert und wieder in den Original-Zustand zurückversetzt zu haben (man hätte nur eine einheitliche Farbe für die Fensterrahmen nehmen können). Der postmoderne Bau ganz rechts sieht auch wieder ganz ordentlich aus, allerdings hätte ich endlich mal diesen merkwürdigen geduckten Eingangsbereich verändert und mindestens auf die Erdgeschosshöhe des benachbarten Goethehauses angepasst. Aber warum man die beiden Hochbunker aus dem 2. WK in der Mitte nicht abgerissen und durch Neubauten ersetzt hat, verstehe ich nicht. *Ironieoff*

  • Ich hatte es ja bereits weiter oben geschrieben und ich bleibe nach dem jetzt fast fertiggestellten Bau dabei: die Bauaufgabe wurde weitgehend total verfehlt. Ich weiß nicht ob es alle auf Schmittchens Bildern mitbekommen haben, aber am Ende der Neubauzeile steht das Goethehaus. Ja, eines der wichtigsten Altstadthäuser, aber man nimmt es in diesem infantilen Durcheinander gar nicht wahr.


    Nicht nur, dass das Goethehaus wie ein Fremdkörper wirkt, es verkommt zur bloßen Kulissenarchitektur. Dabei hätte es doch genau umgekehrt sein sollen, eine Komposition des Stadtraumes, die genau dieses Haus in den Mittelpunkt rückt. So hat man es auch in der neuen Altstadt gemacht. Man hat versucht, die Rekos mit Neubauten organisch zu ergänzen, so dass sie eben weniger wie Kulissen sondern wie ein lebendiges Stadtquartier wirken. Das Romantikmuseum verfolgt genau den anderen Weg, es macht das Goethehaus maximal lächerlich.


    Und wer hätte gedacht, dass man sich die gute alte Glasfassade mal wieder herbei wünscht, aber bei dieser Hochbunkeroptik will man nur eins rufen: Bitte mehr Fenster. Das einzig gute an dem Entwurf ist die suggerierte Kleinteiligkeit, alles andere ist infantiler Unsinn. Was mir nicht gefällt:


    • die fast fensterlose Optik mag zwar jeden Kurator freuen, eine solche 90 % einnehmende Betonbunkerfassade hat in der Altstadt aber nichts zu suchen
    • die fast beliebig wirkende Anordnung der rechteckigen Fenster wirkt eher hilflos als originell. In den 90-ern war das vielleicht mal angesagt, heute ist es eher ein schlechter Witz
    • die fehlende Dachgestaltung ist absolut altstadtuntauglich, gerade neben dem Goethehaus wirkt das alles viel zu simpel und undifferenziert
    • die Farbigkeit ist ein schlechter Scherz. War im Baumarkt Gelb im Restesale? Wie dieses Farbkonzept überhaupt genehmigt werden konnte, ist mir schleiderhaft, denn die Farben beißen sich schon auf den Farbkarten
    • noch schlimmer ist aber der fast schon groteske Versuch, diese riesige Betonfläche (denn nichts anderes ist es) mit Pseudogesimsen und wild verteilten Vorsprüngen, die vermutlich das klassiche Frankfurter Altstadthaus modern interpretieren sollen, zu strukturieren. Ich habe selten einen so unbeholfenen Versuch gesehen, traditionelle Architekturelemente neu zu interpretieren. In einer 4. Klasse könnte man das noch durchgehen lassen, einem derart renommierten Architekturbüro muss man fast schon eine ironische Herangehensweise an das Thema unterstellen.

    Fazit der Geschichte: Der Versuch, traditionelle Architekturelemente aufzunehmen und diese mit völlig konträren modernen Elementen zu kombinieren, ist meiner Meinung nach völlig in die Hose gegangen. Das gesamte Ensemble wirkt eher wie eine Karikatur als eine Adaption der Frankfurter Altstadt. Am schlimmsten ist aber die Entwertung des Goethehauses. Der mangelnde Respekt und die offenkundige Unfähigkeit, hier eine bessere Lösung zu finden, machen mich ehrlich betroffen. Vor diesem Hintergrund muss man noch dankbarer sein, was man einige hundert Meter weiter in der Altstadt an Liebe und Kreativität in das Dom-Römer-Projekt investiert hat. Auch wenn man auch da nicht mit allem zufrieden sein kann, so ist das alles eine Kleinigkeit, wenn man sieht, was einem hier auch hätte drohen können. Das Romantikmuseum ist für mich jedenfalls ein Beispiel dafür, wie an es nicht machen sollte.

  • ...ich glaube, JA! Goethe verlangte nach "mehr LICHT!", das ist die Ur-Idee der mittleren GELBEN Fassade! (Die Sonne ist GELB, manchmal) Hier sind alle gestalterische Komponente und Architektur-Details mit tiefsinnigen Überlegungen und Symbolik trächtig, man muss sie nur LESEN können. Das GRAUGELB….ist als Metapher des öden Alltagslebens zu deuten. Die HELLGELBE Farbe neben dem Goethe-Haus ist eben GELB mit noch mehr LICHT. Der BLAUE Erker, wo die Besuchergruppen im Stau stehen werden, um das Unwichtige gegenüber in BLAU zu sehen, ist die BLAUE Blume der Romantik, eher als Reklamen-Tafel gehängt. Der ROTE Sandstein ist sinnbildlich für Main und erinnert an Karl der Große, dessen Skulptur auch aus ROTEM Mainsandstein gemeißelt ist. Der Museumseingang als HÖHLENEINGANG brauchen wir nicht zu deuten. Die Willkürlichkeiten der FENSTER-Komposition sucht und findet die Grenze zwischen Wirklichkeit und Traumwelt, Dämmerung, Zwielicht, Sehnsucht, ein s.g. Schwellenmotiv der Romantik. Findet jemand anderen versteckten Botschaften und Rätsel?


    Um die städtebauliche „Begrabung“ des Goethehauses zu vergessen und die triste Stimmung bei DAF aufzulockern, biete ich euch, Kritiker des ehrenhaften CM-Fassaden-Experimenten drei noch verspielten Farbkonzepte: die Havanna-Variante, die Burano-Variante und die Antigua-Variante (mit freundlicher Unterstützung von Schmittchen, danke für das Foto als Vorlage!). Die Farben werden mit der Zeit blasser, Feinstaub und Straßendreck bedecken die Fehler des Architekten. Keine Sorge, die Touristen kommen und knipsen trotzdem nur das Goethehaus!


    Bild: https://abload.de/img/rommu3kckbj.jpg Bild: https://abload.de/img/rommu1ojjuc.jpg Bild: https://abload.de/img/rommu2egjsh.jpg

  • Eine Frage die Architekten sich öfters, nicht unbedingt nicht immer, stellen sollten ist was wäre wenn die ganze Stadt wie meine Kreation aussehen würde?


    Manche Legen bei der Architektur mehr Wert auf Symbolik/Botschaften/Rätsel/Metaphern wie von Faust oben beschrieben und weniger auf die Ästhetik als harmonischer Teil des Gesamtbildes. Das ist natürlich alles Geschmackssache. Der eine mag das der andere was anderes.

  • ^^ Danke für deine Ausführungen, Faust.


    Mag schon sein, dass versucht wurde, in und am Romantik-Museum Metaphern zu platzieren, doch das merkt doch kein Mensch. Selbst nach deinen Erklärungen und dem Zitat des auf dem Sterbelager liegenden Goethe "Mehr Licht" kann ich keine gelungene, metaphorisierende Architektursprache erkennen. Diese seltsame Farbgebung soll also "mehr Licht" bedeuten. Das kann ich leider in keiner Weise nachvollziehen. Wenn Goethe gesagt hätte "Mehr Tristesse und Disharmonie" dann könnte ich die Metapher eher verstehen. Und auch wenn ein paar rote Sandsteine eingebaut wurden, kann ich noch lange keinen Bezug zu Karl dem Großen herstellen, das ist mir zu weit hergeholt. Den blauen Erker finde ich auch reizvoll, aber die Leute werden sich nicht wegen der Metapher drängeln, sondern weil es bestimmt ein besonderes Gefühl ist, über der Straße zu stehen und in beide Richtungen nach unten sehen zu können.


    Und deshalb ...


    ... ich glaube nein.

  • Bei aller Liebe zur Interpretation aber man kann sch auch alles schön saufen und zurecht reden, wenn man nur lange genug überlegt und es intellektuell passend auflädt, so verkaufen die Architekten ja seit Jahrzehnten ihre teils desolaten Leistungen. Man sollte vielleicht mal weniger Zeit in die Begründung der Entwürfe stecken sondern einfach mal gute Architektur bauen!

  • Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass Mäcklers erster Entwurf sehr viel gelungener war. Die Kombination des städtebaulichen Landes-Entwurfs (Museum entlang des Großen Hirschgrabens) mit der ursprünglichen Mäckler-Architektur funktioniert nur überhaupt nicht.

    Symbolisch gesehen, sowie ich DIE WELT immer sehe, folgte der erste (sogar sein zweite) Mä-Mu-Entwurf die Metapher "TEILE UND HERRSCHE": er hatte überhaupt keine ("gelungene") Architektur, außer Erker und Eingang, "versteckt" neben dem Goethe-Haus wurde, den Hof unbrauchbar zerteilte, statisch unbaubar war, ungenügend Museumsflächen und eigentlich keine Fassaden hatte, den Cantate-Saal ignorierte. Sorry, SchwarzesSchiff!