Grüngürtel Frankfurt

  • Grüngürtel Frankfurt

    Auf =8976226"]frankfurt.de gibt es eine längere Nachricht zur Absicht der Stadt den Anlagenring mittels "Speichen" und "Strahlen" mit anderen Grünflächen in der Stadt zu verbinden und nach Möglichkeit auch 'grüne' Wege in das Umland zu schaffen.


    Unter anderem für diese Projekt wurde die Seite Frankfurt Green City geschaltet.

  • Aus der oben verlinkten Pressemitteilung:


    ... könnten in den Speichen [...] und, wo es für ein gesundes Stadtklima erforderlich ist, ein Gebäude rückgeplant werden.


    Da hat wohl ein/e Elfenbeinturm-Insasse/in den Knall nicht gehört. Die Antwort auf den zu erwartenden Bevölkerungszuwachs: Wir fangen an, die Stadt abzureißen, um irgendwelchen Chimären Marke Kaltluftschneise nachzulaufen.


    Bei nüchterner Betrachtung wird eher die Anregung von Thomas Dilger aufzugreifen sein, wonach der Grüngürtel "punktuell" beschnitten werden sollte, um Platz für Wohnraum zu schaffen. Das lesenswerte FAZ-Interview mit dem Geschäftsführer der Nassauischen Heimstätte findet sich hier.


    Der Speichen-Strahlen-Plan, anklicken zum Vergrößern:



    Plan: Stadt Frankfurt am Main

  • Rückbau von Gebäuden für den Grüngürtel

    Klingt nach einer super Idee.
    Ich hätte jede Menge Vorschläge für Rückbauten!
    Schnell noch einen Bürgerdialog einrichten, eine Planungswerkstatt, den Bürgerhaushalt für Rückbauten einführen, möglichst viele Gremien und Institutionen beteilgen, eine neue (teure Internetseite) basteln usw. usw.

  • Ich bin ja kein Experte in so was, aber die "Speichenidee" in der vorgestellten Form, ist ja völliger Schwachsinn. Der Rückbau illusorisch. Um irgendwelche Frichtluftschneisen zu errichten (müssen die eigentlich wirklich bis auf den Boden reichen?), müsste man nach dieser Planung große Teile der Stadt abreißen und Hunderttausende umsiedeln. Und einzelne Gebäude rückbauen bewirkt rein gar nichts.


    Sinnvoller ist da das Begrünen bestehender Gebäude (hilft zB gegen Feinstaub und das sommerliche Aufheizen). Auch gegen Aufheizen helfen übrigens Hochhäuser, da der Schattenwurf zur Abkühlung führt.

  • Umweltplaketten und Nach-Begrünung schön und gut, da hat wohl kaum jemand etwas dagegen. Aber langsam nimmt dieser Grüngürtel-Fanatismus in Frankfurt unheimliche Ausmaße an. Meiner Meinung nach kann es sich Frankfurt schlicht nicht leisten, den Grüngürtel in seinem jetzigem Ausmaß beizubehalten, geschweige denn sogar zu erweitern wie durch solche Schnapsideen wie Rückbau ganzer Stadtviertel. Ganz im Gegenteil, da der "Grüngürtel" zu großem Teil aus tristen Feldern besteht, entzieht sich mir das sowieso jeglichem Sinn. Dann doch lieber solch kostbares Frankfurter Land für Neubebauung ausschreiben, und dafür sorgen, dass ordentlich Grün gepflanzt wird und breite, öffentliche Parkanlagen entstehen. Und in der Innenstadt bzw angrenzen Stadtteilen treibt man gehobenes Hochhaus-Wohnen voran.


    Sorry, liebe Verantwortlichen, aber ihr seid hier in Frankfurt, einer der am schnellsten wachsenden deutsche Städte, und nicht eine zugrunde gehende Stadt im Ruhrpott oder Ostdeutschland. :Nieder:

  • ... Aber langsam nimmt dieser Grüngürtel-Fanatismus in Frankfurt unheimliche Ausmaße an. (...)
    Sorry, liebe Verantwortlichen, aber ihr seid hier in Frankfurt, einer der am schnellsten wachsenden deutsche Städte, ...


    Ganz so einfach dürfte es nicht sein. Zunehmende Verdichtung sorgt Sommers für eine absolut unzuträgliche Aufheizung der Städte, gerade Frankfurt steht, was die Lufthygiene angeht, gerade wegen seiner hoch verdichteten Stadtflächen ziemlich schlecht dar. Die Besonderheiten der Frankfurter Lage im Untermainbecken sorgt für einen im Vergleich der Städte hohen Anteil an luftaustauscharmen Inversionswetterlagen. Seit drei Jahrzehnten beobachten wir einen Anstieg der Tage mit tropischen Temperaturen. Die Antwort kann deshalb wohl nicht lauten: wahllose Verdichtung und Nachverdichtung. Ich denke mal, dass zu einer langfristigen und – auf gut neudeutsch – nachhaltigen Stadtentwicklung mehr gehört als gnadenlos auf Bevölkerungszuwachs zu setzen.

  • Das ist gewiss richtig, aber ich finde "gnadenlos auf Bevölkerungszuwachs zu setzen" etwas seltsam formuliert. Ein Bevölkerungszuwachs lässt sich doch nicht "herbeibauen", erst die Nachfrage bestimmt den Neubau (in unseren Breiten Gott sei Dank nicht durch Immobilienblasen). Der Zustrom nach Frankfurt hat schon jetzt eine spürbare Mietpreissteigerung zur Folge, und in den "unteren" Segmenten herschen jetzt schon katastrophale Zustände, sodass beispielsweise Studenten ihre Zusage an einer Frankfurter Hochschule absagen müssen, weil sie keinen Wohnplatz finden.

  • Drei Punkte die ich mal in den "Raum" werfe:

    • Ich habe nirgendwo gelesen, dass ganze Stadtviertel verschwinden, sondern gehe eher davon aus, dass sukzessive dem Grün mehr Platz gegönnt wird, sei es bei einzelnen Baumassnahmen als auch bei langfristiger Planung !
    • Als Jemand der viel Rad fährt fällt mir schon auf, dass man im Gegensatz zu Städten wie Hamburg, schlecht "grün" oder per toll ausgebautem Fuß- / Radweg in die City kommt
    • Und aus meiner Heimatstadt im Sommer betrachtet, wenn die Wetterlagen es zulassen, kann ich nur sagen dass eine "braune" Glocke über Frankfurt schon zu sehen ist :Nieder: Da mag die Umweltplakette nur den Säckel füllen :confused:
  • zu #6:


    Dasselbe hätte man mit demselben Fug und Recht auch schon vor 100 Jahren sagen können, und demzufolge ist eigentlich Frankfurt heute eigentlich mehr als 400000 Einwohner zu groß geraten. Hoppla! Wie ist das denn passiert?

    Vielleicht sollte man sich - wenn nach innen gerichtete Frischluftschneisen der speziellen topografischen Frankfurter Lage nach das Gebot wären - dann vielleicht noch einmal über den Grüngürtel an sich Gedanken machen, der ja dann logischerweise genau der falsche Ansatz wäre.

    Die Behauptung, dass Frankfurt eine hoch verdichtete Stadt sei, kann man so auch bitte nicht in der Diskussion stehen lassen. Frankfurt ist das nicht einmal im innerdeutschen Vergleich, geschweige denn international. (zum Beispiel in der für Stunden lebenswertesten Stadt der Welt).

    Frankfurt mangelt es auch nicht an Grün! Frankfurt ist eine der grünsten Städte, die ich überhaupt kenne, auch und besonders im Vergleich mit solchen, die der deutsche Volksmund (und beispielsweise auch die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt) als noch wesentlich lebenswerter beschreibt, siehe z.B. München. Die Beton“wüste“ ist Frankfurt nirgends, es gibt kaum deutsche Städte, in denen es mehr Grün gibt (Wer sonst leistet sich schon einen Stadtwald?), und es gibt kaum Länder, in deren Städten Grün generell so allgegenwärtig ist, wie Deutschland.

    Das betrifft sowohl den Grünbestand in der Iinnenstadt und den innenstadtnahen Wohnbezirken (ich wohne mitten im Nordend, und sehe nur Bäume, wenn ich aus dem Fenster sehe), als auch die Randbezirke, die jenseits des Alleenrings abseits der Ausfallstraßen schon geradezu flächendeckend entweder dörflich, oder suburban gehalten sind, alles schön grün, und geht weiter dahingehend dass die Vororte Frankfurts, die in den 70er Jahren in jeder vergleichbar großen Stadt längst eingemeindet worden wären, geradezu panisch nicht nur auf ihre finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch auf ihr Weichbild pochen. Die Story von Greater Frankfurt handelt nicht von Grün in der Stadt. Sie handelt von Städtchen im Grün.

    Frankfurt wird demnächst über 700000 Einwohner zählen. Das bedeutet, dass es in den letzten 8 Jahren im Durchschnitt weit über 6000 Einwohner p.A gewonnen hat, die auch woanders hätten hinziehen können. Haben sie aber nicht! Es handelt sich hier um einen sich verstetigenden Trend, der jede noch so optimistische Vorhersage mittlerweile weit überholt hat, und bei dem kein Ende abzusehen ist.

    Fakt ist auch, dass auf den urbansten Vierteln rund um die Innenstadt der größte Druck liegt, was nichts anderes bedeutet, als dass der damit verbundene Mix aus verdichteter Bebauung und durchmischter Nutzung nachgefragt ist.

    Das gilt übrigens auch, und ganz besonders für junge Familien, und Alte. Nur um dem altbekannten, und falschen Argument gleich entgegenzuwirken, dass mit dem allgemeinen Bevölkerungsrückgang in Deutschland auch ein Schrumpfen der Großstädte einhergehen müsse. Bauland ist gefragt! Und das eindeutig auch auf dem Gebiet des derzeitigen Grüngürtels.

    Wenn Frankfurt derzeit wächst, dann liegt das nicht daran, dass irgendein fieser kleiner Grünhassergauner darauf „setzt“, sondern ist ein Ausweis der Attraktivität, und damit des Erfolgs der Stadt. Die logische Konsequenz daraus bedeutet, dass man sich Gedanken darüber macht, wie man die Qualitäten derselben für mehr Menschen zugänglich macht, und das bedeutet, dass man Stadtplanung betreibt, in der Urbanität nicht wie ein Schimpfwort daherkommt! Das bedeutet aber eben auch, dass niemandem garantiert wird, dass das einzige Geräusch, das sein Fenster erreicht aus melodischem Vogelgezwitscher besteht.

    Manchmal, wenn man sowas wie z.B. hier das Eingangsposting oder o.g. liest, dann fragt an sich schon, wie manche Leute die Maßstäbe eichen, nach denen sie glauben, Defizite in dieser Stadt zu definieren. (Immer davon ausgegangen davon, dass man überhaupt Defizite beheben möchte, und nicht nur Ideologie a la "Green City" For The Sake Of Itself pur betreibt, was wohl derzeit eher der Stand der Dinge und des Mainstream ist).

    Wenn man nicht möchte, dass Frankfurt weiter wächst, dann muss man es in Kauf nehmen, dass es stattdessen die Nachbargemeinden tun. Dann sollte man aber bitte auch das Wort „Nachhaltigkeit“ aus seinem Wortschatz streichen, und durch „Zersiedelung ist geil“ und „Not in My Backyard“ ersetzen, wenn man seine Agenda wahrheitsgemäß beschreiben möchte.

    Keine weitere Gentrifizierung MEINES Viertels, keine weitere Verdichtung der Innenstadtnahen Bezirke, UND keine weitere Ausweisung von Bauland ABER das schöne wirtschaftlich prosperierende Frankfurter Umfeld, ich hab ja hier so nen tollen Job. Fehlt bloß noch die Forderung nach der Schließung der Nordbahn.
    Die Diskrepanz wird schon irgendwer richten! Dafür sind ja die Politiker da!

    Der Grüngürtel, so wie er derzeit Gültigkeit hat, war, wenn ich mich noch richtig erinnere eine Geburt der Amtszeit des damaligen OB Volker Hauff, der sich in Zeiten der 80er Jahre, als noch Stadtflucht herrschte, damit im Wahlkampf kostenlos einen schlanken Fuß machen konnte. Damals war es leicht und billig, alles rundherum inklusive Ackerland und Kleingärten als geschütztes Grün zu deklarieren. Die Notwendigkeit, zu differenzieren, zu arrondieren war nicht akut gegeben. Jetzt aber ist sie es, und wenn ich mir anschaue, in welche Richtung die Diskussion in der Hinsicht geht, dann kann ich mir nur verwundert sie Augen reiben. Die heilige Kuh beginnt zu einem echten Elefanten (aka.Problem) zu werden.

    Ich mag den Grüngürtel. Sehr! Ich bin im Sommer jedes Wochenende auf dem Rad, und nehme den Grüngürtel allergernst in Anspruch. Aber derzeit ist der Grüngürtel das gefühlte Ende der Stadt.

    Man muss sich schon einmal Gedanken darüber machen, ob es nicht mittelfristig dem Verhältnis zwischen Grüngürtel und Stadt und Umland besser bekommt, wenn er sich in 15 Jahren eher, wie eine Abfolge von innerstädtischen, gerne vernetzten, aber klar arrondierten Parks anfühlt, wenn Frankfurt weiter wächst. Die Konsequenz daraus heißt, dass nicht der Grüngürtel zu Ungunsten der Stadt wachsen darf, sondern umgekehrt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chewbacca ()

  • Ich denke das niemand die Absicht hat in den rot gekennzeichneten Flächen auf dem Plan auch nur ein Gebäude zugunsten von großflächigen Grünflächen abzureißen. So dürfte z.B. das Europaviertel erst gar nicht gebaut werden bzw. müsste alles schon vorhandende wieder weg, denn das ist komplett rot eingefärbt.


    Vielmehr kennzeichnen die roten Flächen wahrscheinlich Gebiete, in denen in den nächsten Jahren primär bei der Sanierung von Straßen großer Wert auf die fußgänger- und radfahrerfreundliche Vernetzung von vorhandenen Parks Wert gelegt werden soll.


    Am Beispiel des Europaviertels bedeutet das, dass entlang der Europa-Allee breite Gehwege und Radwege mit Begrünung entstehen und das Europaviertel durch den nördlichen kleinen Park mit dem Rebstockpark vernetzt wird, der ebenfalls rot ist. In bestehenden Stadtvierteln kann das bedeuten, dass Verkehrsflächen und Parkplätze zugunsten von Begrünung und Flächen für Fußgänger und Radfahrer reduziert werden, baumlose Autoschneisen in Alleen umgewandelt werden, vorhandene verwilderte Grünflächen gestaltet werden usw...


    Dagegen hat in den nicht-roten Gebieten der Verkehrsfluss von Autos, Stadt- und Straßenbahn Priorität (z.B. entlang der Achsen Eschersheimer oder Mainzer Landstraße). So interpretiere ich diesen Plan und das Vorhaben des Umweltamts.

  • Die "Speichen" dürften über den Frischluftschneisen liegen. Sie eignen sich mehr als andere Gebiete für die Frischluftzufuhr von außen in die Stadt. Faktoren sind klimatische Besonderheiten (Winde von höheren Lagen wie Wetterau und Taunus), bauliche Faktoren (Alleen, Fluss, flache bzw. keine Bebauung) und der Grünanteil (Parks, Fluss, begrünte Dächer). Zur Verstärkung dieser Faktoren bestehende Gebäude abzureißen, widerspricht anderen stadtplanerischen Zielen. Beim Europaviertel hat man aber bspw. darauf geachtet, durch Alleen und Parks genau solche Schneisen freizuhalten. Im Riedberg spielt der Kätcheslachpark eine entsprechende Rolle. Auch der Main ist in diesem Zusammenhang wichtig.

  • Das Speichenmodell wird offenbar als mehr verkauft als es sein kann. Mehr Bäume und Fahrradwege ok. Aber wirklich nachhaltige Veränderungen für das Stadtklima sind da nicht zu erwarten.


    Da darf man sich auch nichts vormachen: Das Klima in einer Großstadt wie Frankfurt wird im Sommer immer heißer und drückender sein als im ländlichen Raum. Und im Rhein-Main-Gebiet ist es zudem sehr schnell schwül. Das ist aber auch außerhalb Frankfurts so. Daran würde auch das Speichenmodell nichts ändern.


    Hamburg hat es da besser. Die bekommen durch die Meeresnähe öfter mal ne frische Brise. Und in Berlin wirkt sich der kontinentale Wettereinfluss günstig aus. Dafür haben die 7 Monate Winter ;)

  • Original von Chewbacca
    Die Behauptung, dass Frankfurt eine hoch verdichtete Stadt sei, kann man so auch bitte nicht in der Diskussion stehen lassen. Frankfurt ist das nicht einmal im innerdeutschen Vergleich, geschweige denn international. (zum Beispiel in der für Stunden lebenswertesten Stadt der Welt).


    Das stimmt so leider nicht! Frankfurt ist einer der dichtbesiedelsten Städte Deutschlands.


    In München entfallen 44,1% der Stadtfläche auf Gebäude und entsprechende Freiflächen, in Frankfurt sind es gerade mal 32,3%. München besitzt etwa 50qkm mehr als Frankfurt.
    Wenn man diese Faktoren in die Rechnung einbezieht, dann kommt Frankfurt ganz dicht an München ran. München hat dann 9680 Einwohner pro Quadratkilometer und Frankfurt 8460 Einwohner pro Quadratkilometer.


    Und diese Zahlen alleine haben noch überhaupt gar keinen Aussagewert, denn wieviele von den bebauten Flächen sind Gewerbeflächen und wieviele Wohnflächen, außerdem unterscheiden sich Stadtquartiere teilwese extrem voneinander. Das einzigste Kriterium was wirklich von Bedeutung ist, dass ist die wirkliche Lagebeurteilung vor Ort.


    Man muß festhalten, dass der Innenstadtbereich und die sich drumherum gruppierenden Viertel sehr dicht bebaut sind, im Sommer wahre Hitzefallen sind. Verschärft wird das alles durch die Lage Frankfurts, in einem Talkessel, umgeben vom Odenwald, dem Taunus und dem Vogelsberg, was oft zu Inversionswetterlagen führt. Gerade für Frankfurt ist eine kluge Stadtplanung wichtig und dazu gehört auch die Frischluftversorgung.


    Frankfurt ist weit weg von den Zuständen Mexikos, Pekings oder Athens entfernt, aber ganz ehrlich wer wünscht sich so was und richtet die Planungen der Zukunft auf das als Wünschenswert aus.


    Ich schließe mich Torben voll und ganz in seiner Aussage an. Es geht um eine Verbindung der Grüngürtelabschnitte. Man beachte nur die Wildschweinprobleme in Goldstein und Schwanheim, die durch das "Eingesperrtsein" der Wildschweinpopulationen durch zwei Autobahnen entstanden sind. Man hat der Fauna viele Möglichkeiten der Wanderungen genommen, dass führt zu einer Artenverarmung und zu Problemen in den Naturflächen.


    Anmerkung: Bin neu hier, deswegen Hallo erstmal :) und sorry für etwaige Formfehler in meinem Text.

  • Frankfurt wird demnächst über 700000 Einwohner zählen. Das bedeutet, dass es in den letzten 8 Jahren im Durchschnitt weit über 6000 Einwohner p.A gewonnen hat, ... Es handelt sich hier um einen sich verstetigenden Trend, der jede noch so optimistische Vorhersage mittlerweile weit überholt hat, und bei dem kein Ende abzusehen ist.


    Ziemlich kühne These!
    Was man von solchen Bevölkerungsprognosen halten kann, hat die Vergangenheit gezeigt, sie sind jedenfalls mit allerlei Unwägbarkeiten verbunden. Die Stadtplaner der 50er und 60er Jahre (waren damals genaus schlau wie wir heute) haben angenommen, dass Frankfurt in der ersten Hälfte der 80er Jahre Millionenstadt sein würde; stattdessen ist die Einwohnerzahl in weniger als 25 Jahren von 691.000 EW im Jahr 1963 um fast 100.000 EW auf rd. 592.000 EW Ende 1986 gesunken; das kann man der von @chewbacca verlinkten Quelle entnehmen.


    Dass es in den darauf folgenden 25 Jahren lediglich gelungen ist, den Verlust der vorangegangenen Jahrzehnte auszugleichen, ist vermutlich auf zwei für das Wachstum der Einwohnerzahl sozusagen kontraproduktive Trends zurückzuführen. Das eine ist die ungewöhnlich starke Zunahme der Ein-Personen-Haushalte (in Ffm inzwischen über 55% aller Haushalte) und ein heute höherer „Wohnflächenverbrauch“ pro Kopf. Betrug die Wohnfläche pro Kopf in den westdeutschen Großstädten mit ihren großen Kriegszerstörungen nach dem Wiederaufbau bei nur 33m²/P (auf dem platten Land schon immer um die 40 m²/P), liegt sie heute schon deutlich darüber, aber es dürfte immer noch Nachholbedarf geben.


    Das bedeutet, dass ein guter Teil der Bautätigkeit in den Neubauvierteln (ich kann ihn nicht quantifizieren, aber ich vermute, es ist ein erheblicher Teil) nicht zur Steigerung der Einwohnerzahl führte, sondern zu einem Gutteil eine Binnenwanderung auslöste, die zu einem Upgrade der freigemachten Wohnungen führte. Wenn man in die Einwohnerstatistik der einzelnen Stadtbezirke einstiege, könnte man das vermutlich auch belegen.


    Die Prognosen für das Jahr 2030 fallen deshalb auch sehr unterschiedlich aus. Die Prognosen in den in #9 verlinkten Quellen reichen von Stagnation knapp unterhalb von 700.000 bis Wachstum um 4,8% (entspräche 33.000 EW in den nächsten 20-25 Jahren): ein Plus von 6.000/a ohne absehbares Ende, klingt nicht plausibel.

  • "Hitzefalle", Frankfurts Lage in einem "Talkessel", "Artenverarmung" in Frankfurter Stadtteilen, und natürlich die grassierende "Wildschweinproblematik": ein bunter Strauß an lebensbedrohlichen Zuständen, und dazu noch diese öden, weiten Betonwüsten überall, insbesondere, wenn ich aus meinem Fenster im Nordend blicke, so fürchterlich dicht besiedelt wie es hier ist, und diese ganze Urbanität, die damit einhergeht! Wie schrecklich! Oh Gott, wieso wollen bloß so viele Menschen in dieser Stadt leben? Sind die denn alle verrückt?

  • Wachstumsprognosen und Gesundheitsstudien hin oder her - letztlich ist das eine normative Debatte, welches Gesicht man einer Stadt geben will und die wird auch von individueller Wahrnehmung und Vorurteilen geprägt.


    Wenn man das mal auf oberflächliche Strömungen/Weltbilder reduzieren will, kann man es so sehen, dass ein Teil der Bevölkerung gerne Teil einer wachsenden und sich austauschenden Gesellschaft ist (und Veränderung erstmal als Bereicherung sieht) und ein anderer Teil sich in seiner aktuellen Lage gut eingerichtet hat und grundlegende Veränderungen seiner Umwelt erstmal als Bedrohung empfindet.
    Vlt. finden sich erstere auch eher mit typischen negativen Faktoren des Stadtlebens wie Lärm und Verschmutzung und billiger Investarchitektur in schneller Folge ab, bzw. nehmen sie in Kauf, während letztere eher eine BI gründen, wenn ein Baum gefällt oder eine Brache mit irgendwas "kommerziellem" bebaut wird.


    Auch wenn der Widerspruch wohl selten so ausgeprägt sein dürfte, befürchte ich schon, dass in unserer von bürgerlichen Verlustängsten geplagten Gesellschaft die Fraktion der (linken wie rechten) "Bewahrer" stärkeren Zulauf bekommen wird.
    In einem solchen Klima wäre ein Wachstum Frankfurts zu Lasten des Grüngürtels wohl ausgeschlossen, weil Wachstum an sich ja schon negativ konnotiert ist.

  • Damit noch mehr Menschen in Frankfurt leben wollen.

    Hier wird von einigen Seiten übelster Populismus betrieben. Ich hoffe nicht das es wirklich jemand gibt, der glauben könnte, die Stadt Frankfurt hätte vor Stadtteile abzureißen.:nono:


    Wer wissen will worum es hier geht und nicht nur seinen Hass rauslassen will, kann für's erste Torbens Beitrag lesen. Auch Epizentrums folgender Beitrag gibt Aufschluss. Das für Frankfurt Frischluftschneisen wichtiger sind als für andere Städte, liegt an der Topographie. Dieses zu ignorieren hilft Frankfurt nicht weiter. Schlechte Luft sorgt eher für Abwanderung als Zuwanderung.
    Im übrigen trägt der Grüngürtel im erheblichen Maße zur Lebensqualität bei. Und diese Lebensqualität ist ein Hauptgrund für die bisherige und zukünftige Zuwanderung. Nicht nur der Menschen sondern auch die von Firmen.
    Wer glaubt Wohnungsnot mit der Bebauung des Grüngürtels lösen zu können, wird damit in zweifacher Hinsicht erfolgreich sein. Erstens durch ein größeres Angebot an Reihenhäusern und zweitens durch eine Reduzierung der Nachfrage, weil dann auch weniger Menschen in Frankfurt wohnen wollen. Aber wahrscheinlich müssen einige Leute den Fehler erst machen, bevor sie wie bei der Landebahn einsehen, das der Südstandort der bessere ist, bzw. auch die beste Lösung Nachteile hat.


    Der Speichenplan soll die Effektivität des Grüngürtels und die Attraktivität Frankfurts steigern. Der Grüngürtel wird zugänglicher und nebenbei helfen für bessere Luft zu sorgen. Er wird mit ein Grund sein weshalb auch in Zukunft so viele Menschen in Frankfurt leben wollen.

  • Planung

    Der sogenannte „Speichen-Plan“ – auf dem Plan wird er als Arbeitsplan bezeichnet – ist erst mal nur ein Plan.
    Und dazu hat Bert Brecht und Kurt Weil ein schönes Lied gemacht (http://www.youtube.com/watch?v=WENkquBHchM)


    Frankfurt hat durch die Statistiker erkannt, dass die Wohnbevölkerung wachsen wird. Statistiker sind aber meistens eher blind und kurzsichtig, sie nehmen einfach die jüngste Vergangenheit und setzen die in die Zukunft fort. Es wird erst mal nichts darüber ausgesagt, ob dass alles wohlhabende Bänker oder arme Migranten aus Osteuropa sein werden.


    Also sieht die Politik, dass sie was machen muss. Tatsächlich ist in den vergangenen Jahren nichts Neues auf den Weg gebracht worden, die meisten heutigen (Wohnungs-)Baustellen sind Planungen aus dem letzten Jahrhundert. Außer so Zufällen wie das Europaviertel, aber sehr schnell ging das ja auch nicht.


    Unser nicht sehr eifriger Planungsdezernent hat also in den letzten Monaten – die halt auch irgendwie seine letzten sein werden – noch schnell ein bisschen agiert, ein paar Vorträge gehalten (http://www.stadtplanungsamt-fr…e_9087.html?psid=gognvlue) und seine Verwaltung angewiesen, nach Baulücken zu suchen. Ein großer Wurf ist es dann auch nicht geworden. Ein paar Lücken in der Bürostadt Niederrad, für die Einhausung der A661 wird sicher das Geld fehlen, daher auch keine Randbebauung und die Rosa-Luxemburg-Str. abzureisen und nachzuverdichten, klingt sicher toll, aber auch nicht gerade das wahrscheinlichste Szenarium. Und da wird auch schnell mal an das Tafelsilber gedacht, hier also der Grüngürtel. Und damit es nicht so aussieht, dass er beschnitten werden soll, macht man erst mal einen Plan, der ihn erweitert. Bei der Gelegenheit kann man dann auch mal geschickt über ein paar kleine Korrekturen der Ränder nachdenken.


    Aber es ist nur ein Plan. Den die Verwaltung hat zeichnen lassen, weil selber kann sie sowas nicht. Sie kann auch nicht Bagger fahren und Häuser abreisen. Nicht mal richtig Bäume pflanzen.
    Es ist auch nicht ihre Aufgabe, all das zu machen, sondern es zu planen. Für die Zukunft Weichen stellen, Diskussionen anregen – so nennt man das.
    Und viel mehr wird aus so einem Plan auch nicht hervorgehen. Ein paar neue Wegeverbindungen, diese kleinen Bäumchen, die sie an alle Strassen pflanzen, viel Geld ist ja auch nicht da. Ich finde das auch alles gut, wenn auch nicht sehr ambitioniert. Und wie sie durch das Nordend ein grünes Band wirken wollen, würde mich dann auch interessieren.


    Was fehlt, ist eine V I S I O N . Nicht das eine gebaut werden soll, aber aus einer groß gedachten Idee kann zumindest eine vernünftige Entwicklung hervorgehen. Als vor 20 Jahren der gerade neu gebaute Schlachthof für ein Wohnviertel abgerissen werden sollte haben sich manche an den Kopf gegriffen, heute kann man sich gar nicht vorstellen, es anders zu machen.


    Also DAS wäre jetzt die Aufgabe der Politik und der städtischen Planer. Es dann umzusetzen, kann die Wohnungswirtschaft und die Investoren und die Bauaufsicht. Aber das ist es, was fehlt. Dieser Plan wird hoffentlich ein Anfang und nicht das Ende dieser Diskussion sein.


    PS: die einzige spannende Diskussion der letzten Monate- Herr Dilger hat es auch angesprochen- ist, ob das Wohnhochhaus (für Wohlhabende) wieder verstärkt angedacht werden sollte. Wird aber keinen Umbruch in den Statistiken bringen, höchstens ein paar nette Bauten.

  • . . . . .
    In einem solchen Klima wäre ein Wachstum Frankfurts zu Lasten des Grüngürtels wohl ausgeschlossen, weil Wachstum an sich ja schon negativ konnotiert ist.


    Bisher wusste ich nicht, was normative Debatten sind und konnotiert heisst, aber ich hab's gegoogled.


    Du hast sehr recht, jede Debatte muss man vor dem Hintergrund der sogenannten "Stimmung in der Bevölkerung" sehen. Da ist eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Verdichtung der Stadt nicht angesagt.
    Aber Wachstum ist bei uns doch nicht per se negativ besetzt. Wenn unser Wirtschaftswachstum nicht mindestens 4%/anno beträgt, fallen schon alle in Panik. Nur was das persönliche Umfeld angeht, sieht man das anders. Autos müssen hochmotorisiert und stylisch sein, Häuser so aussehen wie das von Wulff.


    Auch der Grüngürtelgedanke muss weiterentwickelt werden, es reicht nicht, ihn mit Frischluftschneise und Radwegen zu assoziieren. Eine Wiese im Niddapark ist kein Biotop und Felder an der Autobahn keine Natur.


    2 der spannendsten städtischen Grünanlagen die ich kenne sind das Mainufer (nicht Teil des Grüngürtels) und der Centralpark in Manhattan. Beide haben gemein, dass sie von einer dichten Stadtbebauung begrenzt werden. Der Grüngürtel aber spielt immer nur Stadtrand, die Bebauung entlang ist kleinstädtisch und versteckt sich hinter den Kleingärten. Dabei ist doch eine Freifläche eine logische Begründung für eine mögliche Verdichtung daneben. Das sieht sogar die GRZ aus BauNVO/HBO so: wenn ich 10000qm als Grünfläche anlege, kann ich auf 200qm 15 Geschosse bauen und komme auf die typische GRZ 0,3. Das rechnet sich aber leider für Investoren nicht so gut, aber die Stadt kann das sehr wohl als Planungsprinzip vorgeben.


    Wenn es denn genug mutige und vorausschauende Politiker und Planer gibt.

  • Original von Miguel
    "Hitzefalle", Frankfurts Lage in einem "Talkessel", "Artenverarmung" in Frankfurter Stadtteilen, und natürlich die grassierende "Wildschweinproblematik": ein bunter Strauß an lebensbedrohlichen Zuständen, und dazu noch diese öden, weiten Betonwüsten überall, insbesondere, wenn ich aus meinem Fenster im Nordend blicke, so fürchterlich dicht besiedelt wie es hier ist, und diese ganze Urbanität, die damit einhergeht! Wie schrecklich! Oh Gott, wieso wollen bloß so viele Menschen in dieser Stadt leben? Sind die denn alle verrückt?


    Ich habe selber lange Zeit in Bornheim und Bockenheim gelebt und das kann man wirklich nicht zum Beispiel mit Schwanheim vergleichen, wo die Sommer dank des nahen Stadtwaldes sehr angenehm sind. Beides ist Frankfurt und Bornheim liebe ich genauso wie Schwanheim. Ich will den dichtbebauten und besiedelten urbanen Teil Frankfurts genausowenig missen, wie das eher dörfliche Schwanheim. Ich schreibe sehr vermessen, wenn ich mir beides unverzichtbar auf lange Zeit für Frankfurt wünsche.


    Man darf nicht außer acht lassen, dass die Natur mindestens ein so großer Standortvorteil ist, wie das pulsierende Nachtleben. Nicht jeden Menschen zieht es nach Feierabend oder am Wochenende in eine Bar, sondern manchmal eben auch in die Natur. Ganz ehrlich wer will schon 45 Minuten mit dem Auto fahren, um noch so etwas wie Natur zu sehen. Die "unberührte" Natur in der Nähe ist Riesenpfund mit dem Frankfurt wuchern kann, dazu zählt der Stadtwald und der Grüngürtel als Ganzes. Und auch die Artenvielfalt im Frankfurter Stadtgebiet ist nicht zu vernachlässigen, ob man es will oder nicht, die Erde gehört nicht dem Menschen alleine, sondern wir sind ein Teil der Fauna.
    Ich finde es einfach schön nach 5 Minuten Spaziergang mit dem geschulten Auge einen Fuchs, ein Reh oder ein Wildschwein zu entdecken, diese Vorteile würde mir der Centralpark in New York nicht gewähren. Keine Angst ich bin kein Ökö und habe noch nie in meinem Leben grün gewählt, auch wenn das gar nicht zur Debatte steht.


    Es ist doch hier nicht die Frage "entweder, oder", sondern es geht hier darum Stadt und Natur in Einklang zu bringen. Wie schon geschrieben wurde, sollen nicht Stadtteile abgerissen werden, das wäre doch realistischerweise auch gar nicht möglich. Es geht einfach darum die Segmente des Grüngürtels zu etwas Einheitlichem zu verbinden, für den Wanderer und natürlich auch für die Fauna.


    Das Frankfurt wächst steht außer Frage, wie es jedoch wachsen soll ist nicht ganz klar. Dieses Thema sollte in einem anderen Thread ausdiskuttiert werden. Vielleicht ist die Zukunft die konsequente Nachverdichtung, vielleicht auch die Renaissance von Wohnhochhäusern!?