Leipzig: Gentrifizierung (ehem. "Windmühle vs. Abschwiff")

  • Eine interessante Ergänzung:
    Zu der geplanten Bebauung rund um den Schillerplatz in Gohlis-Mitte läuft bereits der Wohnungsvertrieb an. Erste Angebote finden sich hier:


    http://dima-immobilien.de/immo…hlis/vk-schill1-allgemein


    Hier wird eine Eigentumswohnung (4 Zimmer) mit 126qm für 365.000 EUR gehandelt. Das ergibt einen Kaufpreis incl. Nebenerwerbskosten (375.000 EUR) von knapp 3000 EUR/qm. Rechnet man das auf die kalkulatorische Miete um, ergibt sich folgendes:


    Angenommen, der Kaufpreis entspricht ca. der 18-fachen Jahresmiete, was bereits als recht teuer für Käufer gilt. Ich suche immer nach allem was unter der 13fachen Jahresmiete liegt, aber seis drum: 375.000 EUR /18 = 20833 EUR.


    Heruntergebrochen auf den Monat macht das eine Bruttomiete von 1736 EUR pro Monat. Dies entspricht eine Quadratmetermiete von 13,77 EUR warm, kalkulatorische 9,50 EUR kalt. Und ich sage voraus, dass die Wohnungen in dieser Lage alle recht schnell verkauft sein werden und ebenso schnell vermietet. Es gibt die Klientel und die Nachfrage in diesem Segment, also wird es auch bedient werden, bis ein Überangebot herrscht und die Preise alleine wieder fallen.

  • ^
    wobei ich davon ausgehe, dass hier mit Sicherheit keine 13,77 warm genommen werden. Das wäre für Leipzig schon am allerobersten Ende und vor allem an einer Hauptstraße mit Straßenbahn eher selten.
    Wobei, selbst in der Eutritzscher Str. 8/11 (L+S) sind im Altbau 7,50 bis 8 Euro kalt kalkuliert, obwohl direkt davor ne Bundesstraße vorbeiführt. Bei DIMA wird ja dann auch die Vermietung auftauchen, dann wissen wir, ob es wirklich 9,50 +/-X kalt werden.

  • Ich habe mir auch noch mal die von WolfsheimJena genannte Beispielwohnung am Schillerweg 1 angesehen und nach den Ansätzen der GRK durchgerechnet:


    Eigentumswohnung (4 Zimmer) mit 136,6 qm (sic!) für knapp unter 365.000,00 EUR netto
    + ca. 5,5 Prozent Kaufnebenkosten: ca. 385.000,00 EUR brutto.


    Kaufpreis: 2672 EUR/m² netto bzw. 2818,44 EUR/m² brutto.


    Bei Mehrfamilienhäusern oder Paketen mehrerer Eigentumswohnungen war in Leipzig lange Zeit das 12- bis 15-fache der Jahresnettokaltmiete üblich, auch das geht gerade rasch höher. Bei einzelnen neu errichteten und neu sanierten Eigentumswohnungen (also im Erstverkauf) ist eher ein Kaufpreis-Miete-Verhältnis von 18 bis 28 üblich. Bei den sanierten Eigentumswohnungen der GRK ist es sogar das 29fache. Hier handelt es sich um einen Neubau in sehr guter Mikrolage mit mehreren anderen Neubauten bzw. ebenfalls hochwertig sanierten Gebäuden in der unmittelbaren Umgebung und einer unverbaubaren Ecklage an einem kleinen Platz mit Kirche ( http://www.dafmap.de/d/lhal.html?id=2340&mt=4&zoom=17 ). Daher bleibe ich auch hier beim 29fachen.


    Ein Kaufpreis-Miete-Verhältnis von 13 ergäbe eine Bruttomietrendite von 7,7 %, das ist wohl des Guten etwas zuviel. Bei dem Faktor 29 sind es 3,45 %.


    Dies ergibt eine Nettokaltmiete pro Jahr von 12.586 Euro und damit ca. 1050 EUR im Monat bzw. 7,68 EUR/m² kalt.


    PS: Noch mal zu dem Kaufpreis-Miete-Verhältnis bei Neubauten im Hochpreissegment und in Großstädten, wenn auch nicht unbedingt im Osten der Republik:


    FAZ, 29.08.2011
    Immobilien
    Die neue Lust
    Immobilien kommen wieder in Mode. Noch nie wurden so viele Häuser und Wohnungen gekauft. Die Preise steigen. Zum Glück sind die Zinsen winzig.
    http://www.faz.net/aktuell/fin…e-neue-lust-11126230.html


    "Vor ein paar Jahren galt das 22-fache der Jahresmiete als „normaler Kaufpreis“ für eine Stadtwohnung. Mittlerweile ist es schon das 36-fache. Für Edelneubauten legen Käufer sogar das 55-fache hin. "

  • Mieterbund Sachsen fordert Landesregierung zum Handeln auf

    PM Mieterbund Sachsen, 30.01.2014
    http://www.deutscher-mieterbun…tml?&no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=24242&cHash=56b3518332b548dacb076979a736c7a2



    L-IZ, 03.02.2014
    Mieterbund Sachsen fordert: Sachsens Großstädte brauchen wieder sozialen Wohnungsbau
    http://www.l-iz.de/Wirtschaft/…en-Wohnungsbau-53557.html

  • Die Antwort der Leipziger Immobilienwirtschaft auf die sog. Mietpreisbremse ließ nicht lange auf sich warten. Mehrere Akteure, darunter einige private Wohnungsbaugenossenschaften und Projektentwickler wie die GRK-Holding, haben in einem offenen Brief dargelegt, warum zum einen eine Mietpreisbremse erst recht zu Mietpreissteigerungen führe und zum anderen negative Folgen für den Leipziger Städtebau hätte.


    Die Forderung nach einer Mietpreisbremse sei "reine Polemik", denn nur bei einer nachgewiesenen Wohungsnot wäre eine solche Mietpreisbremse sinnvoll. Leipzig hat immer noch einen Leerstand von über 10 Prozent und liegt bei den Mieten im Vergleich zu anderen Großstädten deutlich unterm Durchschnitt. Dass in einigen Teilen der Stadt der Wohnraum knapp werde, sei ein "logisches Phänomen" und hätte zur Folge, dass andere Stadtteile, die bislang kaum von der Entwicklung profitiert hätten, wieder belebt und stabilisiert würden. Die einzige nachhaltige Lösung für bezahlbares Wohnen und gegen Wohnraumknappheit sei eine Angebotserweiterung. Die Mietpreisbremse würde den Mietpreis stattdessen in zweifacher Hinsicht beschleunigen, da vor der Einführung schnell die Mieten noch einmal erhöht und später die Kappungsgrenzen ausgereizt würden.


    Statt einer Mietpreisbremse fordern die Immobilienakteure ein 7-Punkte-Programm. Im Wortlaut wie folgt:


    • Die Erhebung belastbarer Daten zu Bevölkerungs- und Wohnungsmarktentwicklung, insb. eine Erfassung der Leerstände sowie geplanter Wohnungsbau- und Revitalisierungsprojekte


    • Die Unterstützung von Neubauvorhaben und Bestandsreaktivierungen, welche den unteren und mittelpreisigen Wohnungsmarkt durch Angebote im höheren Mietpreissegment entlasten


    • Die Unterstützung von Reaktivierungen historischer Gebäude z.B. durch die Ausweisung als Baudenkmal


    • Die Unterstützung von preiswerten Neubauprojekten durch Grundstücksvergabe nach Konzept statt nach Höchstpreis


    • Die Beschleunigung der Verwaltungspraxis bei der Erteilung von Baugenehmigungen sowie der Bescheinigung von Baudenkmalen für Finanzämter


    • Die perspektivische Erarbeitung eines anwenderfreundlichen Mietspiegels


    • Die ressortübergreifende Erarbeitung eines zusammenfassenden wohnungsmarktpolitischen Konzeptes


    Offener Brief in der Leipziger Internetzeitung



    Zum Schluss noch ein Kommentar meinerseits zu der hier immer mal wieder geäußerten Forderung, den sozialen Wohnungsbau in Leipzig zu forcieren. In Leipzig-Wiederitzsch ist die Wogetra-Wohnungsgenossenschaft mit Wohnungen in sog. Altneubauten (Ende 50er-, Anfang 60er-Jahre-Bauten) ziemlich stark vertreten. Die Mieten dort erfüllen alle KdU-Kriterien, liegen also unter 5 Euro/kalt. Bei Neuvermietungen werden seitens der Genossenschaft alle Fußböden und Bäder erneuert (obwohl in den 90er-Jahren saniert), die Wände neu tapeziert und gestrichen. Wiederitzsch ist sicher kleinstädtisch und spießig, aber solide, ruhig und gediegen. Mit der 16, die direkt vor den Gebäuden hält, ist man in 15 Minuten in der City. Trotzdem stehen dort geschätzt über 10 Prozent der Wohnungen leer. Solange dies die Regel statt die Ausnahme ist, solange braucht man m.E. auch keinen sozialen Wohnungsneubau zu befürworten.

  • ^ Mh, ich weiß, wir drehen uns im Kreis. Bei dir habe ich, vielleicht geht es ja nur mir so, immer das Gefühl, dass deine Argumente selten konsequent bis zu Ende gedacht sind. Ich mache das jetzt nur an ein paar Punkten fest. Du vertrittst beispielsweise die Ansicht, dass ALG-II-Empfänger nicht an den Stadtrand gedrängt werden dürfen, beklagst aber gleich im Anschluss, dass in Grünau leerstehender Wohnraum paradoxerweise abgerissen wird. Wenn es denn wirklich eine Verdrängung ärmerer Schichten an den Stadtrand geben würde (eine Behauptung, die seit Einführung der Hartz-IV-Gesetzgebung vor 10 Jahren haltlos im Raum steht), würden keine Plattenbauten abgerissen werden und hätten Magistralen wie die Georg-Schumann-Straße nicht mit Leerstand von teilweise über 30 Prozent zu kämpfen.


    Ebenso absurd ist die immer wiederkehrende Behauptung, es finde in Leipzig eine Entmischung der Stadtteile statt. Wir erleben doch nun wahrlich das Gegenteil. Dort, wo früher nur Arbeitslosigkeit, Depression, Resignation, Suff, Verfall und Leerstand vorherrschte, ziehen auf einmal alle möglichen Leute hin. Plagwitz in den 1990er-Jahren kannte nur eine Klientel, die Klientel der Verlierer, die in der neuen Freiheit die Gelegenheit verpasst haben, rechtzeitig von dort abzuhauen. Heute kann man auf der Karl-Heine-Straße vollbärtige Hippster, Latte-Macciato-Mamas beim Einkaufen, (Lebens-)-Künstler jedweder Couleur, Studenten, Geschäftsleute und vor allem viele Familien mit Kindern en masse beobachten. Wer heute sagt, er wohne in Plagwitz, der sagt das nicht ohne Stolz. Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Das gleiche passiert jetzt in Lindenau nebenan, in Reudnitz-Thonberg und, man glaubt es ja eigentlich kaum, im verschrieenen Volkmarsdorf. Und du erzählst allen Ernstes, die Stadtteile würden zunehmend entmischt werden?


    In einem anderen Satz stellst du richtig fest, dass freie Wohnwahl davon abhänge, was man sich leisten kann. Und gleich im nächsten Satz bekomme ich von dir wieder "Dresche", weil du glaubst, ich würde Menschen gern irgendwohin schicken. Mitnichten, mein Lieber. Ich stehe für eine pluralistische Gesellschaft. Ein lebendiger und lebenswerter Stadtteil zeichnet sich für mich gerade durch seine unterschiedliche Menschen aus, unabhängig vom Geldbeutel, der Herkunft, Religion etc. (Ein Altbaufan hingegen ist da der Meinung, dass Menschen muslimischen Glaubens doch besser in der Eisenbahnstraße aufgehoben seien, weil eine Moschee einfach nicht nach Gohlis passe. Da ist sie wieder, diese Inkonsequenz in der Argumentationskette. Wer von uns beiden selektiert eigentlich?).


    Ebenso zeigen viele Punkte von dir, dass wir uns - zumindest beinahe - in einer Neiddebatte befinden. Doktoranden, die mit 1000 Euro im Monat nach Hause gehen, können sich keine 10 Euro kalt leisten. Da würde es bei mir auch eng werden, und einen Livia-Park für 13 Euro kann ich mir erst recht nicht leisten. Soll ich jetzt deswegen alle Luxus-Projekte dieser Stadt in Grund und Boden verdammen?

  • Eine etwas unglückliche Terminwahl für die Veröffentlichung des offenen Briefes der Leipziger Immobilienakteure ;) :


    Lars Feld, einer der fünf "Wirtschaftsweisen" und Mitautor des gestern in Berlin vorgestellten Frühjahrsgutachtens der Immobilienwirtschaft - http://de.wikipedia.org/wiki/Lars_Feld -, sagte auf Nachfrage zur im Koalitionsvertrag enthaltenen Mietpreisbremse, die regelt, dass in Gemeinden mit angespannten Wohnungsmärkten die Mieten bei einem Mieterwechsel maximal um zehn Prozent über das ortsübliche Niveau steigen dürfen: „Es gibt keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Bautätigkeit durch die Mietpreisbremse. ... Schließlich solle die Preisbremse nicht für Erstvermietungen bei Neubauten gelten, sondern lediglich für die Wiedervermietung von Wohnraum. Allenfalls in Verbindung mit der gleichfalls geplanten Kappung der Modernisierungsumlage seien langfristig negative Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft „nicht auszuschließen“, so Feld weiter.


    In der Berliner Zeitung heißt es in einem Artikel von Timot Szent-Ivanyi: "Was hat die Immobilienbranche nicht alles vorausgesagt, um die von SPD und Union geplante Mietpreisbremse zu verhindern: einen Einbruch des gesamten Marktes, eine akute Wohnungsnot, negative Rückwirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft. Doch offenbar hat die Branche übertrieben."


    BZ, 11.2.2014
    Mietentwicklung. Wie die Mietpreisbremse wirkt
    http://www.berliner-zeitung.de…kt,10808230,26164364.html


    In dem Frühjahrsgutachten der deutschen Immobilienwirtschaft wird davon ausgegangen, dass außer in Regionen, die bereits jetzt relativ teuer sind, Mieten und Kaufpreise auch in den kommenden Jahren deutlich zulegen dürften. Sowohl eine deutlich wachsende Bevölkerung als auch gestiegene Preise verzeichneten etwa Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Aachen und Freiburg im Breisgau. In dem Gutachten heißt es weiter: "Die Bevölkerungsveränderung in Chemnitz, Münster, Mannheim, Leipzig und Bonn hätte hingegen einen erheblich stärkeren Anstieg der Wohnpreise vermuten lassen."


    "Steht hier also der nächste Preisboom bevor?" fragt zumindest Michael Fabricius in einem weiteren Artikel in der überaus immobilienwirtschaftsfreundlichen


    Welt, 11.02.2014
    Wohnungsmarkt
    In vielen Städten steht der Preissprung noch bevor
    http://www.welt.de/finanzen/im…eissprung-noch-bevor.html



    Die Unterzeichnenden des offenen Briefes singen, obwohl sie es besser wissen müssten, auch wieder das bekannte Lied von den Leerstandszahlen. "Allein der letzte Zensus erbrachte eine positive Abweichung von mehr als 10.000 Wohnungen gegenüber den zuletzt seitens der Stadt Leipzig kommunizierten Wohnungszahlen. Diese liegt aktuell bei immer noch über 30.000 Wohnungen – also ca. 10% des Bestandes. Deshalb kann die Behauptung, dass passende Wohnungen Mangelware sind, objektiv nicht begründet werden – sie ist ein reiner Verdacht und eine ‚gefühlte‘ Größe."


    Dass ist schon länger nicht mehr über leerstehende 30.000 Wohnungen sind und mit Absicht stets die notwendige Umzugsreserve und die Unterscheidung in marktrelevanten und nicht marktrelevanten Leerstand unterschlagen wird, brauche ich nun nicht zu wiederholen. Interessant finde ich jedoch, dass selbst der beim Themenkomplex Aufwertung, Gentrifizierung, Segregation etc. extrem zurückhaltende oberste Zahlenwart für Leipzigs Bevölkerungs- und Wohnungszahlen, Dipl.-Geogr. Stefan Heinig, Abteilungsleiter Stadtentwicklungsplanung im Stadtplanungsamt, bei dem 22. Kommunalen Erfahrungsaustausch am 18.09.13 in Greifswald bekanntgab:


    Wohnungsleerstand in Leipzig (Schätzung)
    Gesamtbestand, inkl. nicht marktrelevantem Leerstand
    Zensus Mai 2011: 39.000 WE
    heute: 25 – 30.000 WE (8-9%)


    "Zwischen Schrumpfung und Wachstum: Neue Schwerpunkte der Stadtentwicklung in Leipzig"
    http://www.egs-mv.de/pdf/kommunal_2013/Heinig_Leipzig.pdf


    Seit Anfang September sind bereits wieder über fünf Monate vergangen und die Bevölkerungszahl um gut 6000 Menschen gewachsen, die nun nicht alle unter Brücken oder bei Freunden auf der Couch schlafen.


    Davon abgesehen sind die meisten Empfehlungen des 7-Punkte-Programm für einen funktionierenden Wohnungsmarkt ja gut und sinnvoll. Sie können gut auch neben einer Mietpreisbremse weiterverfolgt werden.

  • Wenn in Stadtteil X die Miete kalt im Schnitt 6,00 beträgt, die Neubauten aber allesamt 7-12 Euro kalt kosten, steigt der Durchschnitt an ...


    Ist die ortsübliche Vergleichsmiete in Leipzig nicht nach den Baujahren gestaffelt? Wenn mein Vermieter mehr Geld haben will, darf ich erfahren, was die Wohnungen des Ortes aus den Jahren 1949-1962 kosten. Was die Neubauten kosten und welchen Anteil sie ausmachen, kann mir komplett egal sein.


    Einmal die ortsübliche Vergleichsmiete ordentlich differenziert erfassen und diese Angstmacherei vor jedem Neubau verliert jegliche Begründung.

  • Wenn das Durchschnittsniveau allgemein steigt


    ^ Ich dachte, ich hätte klar genug erklärt, dass bei der gestaffelten Vergleichsmiete kein Durchschnitt durch die Neubauten steigt, da diese in die früheren Dekaden überhaupt nicht mit-eingerechnet werden. Wenn der Durchschnitt für die Wohnungen meines Alters 5,50 EUR/Qm beträgt, kann die Miete nur dementsprechend steigen, laut Gesetz. Lieb und nett muss dafür keiner sein. Falls dieses Gesetz nicht durchgesetzt wird (ich glaube nicht, dass es in Leipzig anders als sonstwo ist), kann man sich ohnehin sämtliche Überlegungen über die Vergleichsmiete, Kündigungsschutz usw. sparen.


    Und was ist genau Dein Anliegen - nichts neu bauen, nichts modernisieren, damit der Bestand verfällt und aus diesem Grund billig bleibt?

  • ^ In erster Linie ist es die Nachfrage, die die Mietpreise nach oben treibt und nicht die bösen Investoren, die neuen Wohnraum schaffen. Selbst du hast schon einmal differenzierter argumentiert. Nun also wieder Investorenschelte vom Feinsten. Da du ja der Meinung bist, dass Angebotserweiterungen die Mietpreise nach oben treiben: wie würden sich die Mieten deiner Meinung nach bei dem Zuzug gegenwärtig entwickeln, wenn Sanierungen und Neubau auf ein Minimum zurückgefahren werden würden?


    Da gibt es hunderte, wenn nicht gar tausende, wo kein Handschlag an dem Haus getätigt wurde, aber die Miete steigt, weil es ja ortsüblich so passt


    Ich kann mich nicht entsinnen, dass bei meiner Leipziger Verwandtschaft die Mieten in den letzten Jahren angehoben wurden, und einige wohnen in Bestlage.

  • Ich kann jetzt leider nicht die Baumaterialien und exakten Preise pro qm aufschlüsseln, da ich die Einkaufspreise der Baufirmen nicht kenne, aber wenn man die beworbenen Ausstattungsmerkmale vergleicht, finde ich tlw. keinen Unterschied, nur dass die Mietpreise um 4 oder 5 Euro pro qm kalt auseinanderliegen.


    Seit wann sind denn Ausstattungsmerkmale ein Indikator für Mietpreise? Klar ist ein Baumhaus günstiger zu mieten als ein Livia-Park. Aber ausschlaggebend für den Mietpreis ist die Lage. "Lage, Lage, Lage" hast du doch bestimmt auch schon mal irgendwo gehört.


    " Denn mehr Angebot führe automatisch zu sinkenden Preisen." -> diese Milchmädchenrechnung ist vollkommener Blödsinn, da die Preise bei den Mieten - auch den Kaltmieten - nur einen Weg kennen: nach oben! Egal in welchem Stadtteil. Ich sehe nirgendwo, wo viel Neubau passiert, einen sinkenden Preis der Kaltmieten, sondern eher das Gegenteil.


    Sinkende Preise bedeuten sicher nicht, dass die Mieten sinken (das ist in der Tat ein wenig irreführend), sondern dass der Anstieg sich verlangsamt.



    Die Formel "Wer es sich leisten kann, wohnt in Schleußig oder Waldstraßenviertel und wer nicht, hat Pech", ist mir zu einfach gestrickt.


    Man muss aber auch mal ein paar Fakten zur Kenntnis nehmen, bevor wieder einseitig Schelte betrieben wird. Waldstraßenviertel und Schleußig sind voll. In der heute von LE Mon.hist. aufgestellten Bevölkerungsentwicklung in den Ortsteilen siehst du, dass der Zuzug in diesen beiden Stadtteilen stark nachgelassen hat, was zur (wie ich finde sehr erfreulichen) Folge hat, dass der Zuzug sich nun auf andere Stadtteile auswirkt. Nehmen wir mal als Beispiel Wahren, wo bis Ende letzten Jahres die Wendischen Höfe und der sog. Wahrener Rundling mit über 151 Wohnungen fertiggestellt wurden. Und schon stieg in diesem bislang eher als spröde bekannten Stadtteil die Bevölkerung um 5,2 Prozent. Das gleiche gilt für Stadtteile im Leipziger Westen und Osten. Die Sanierungen in der tot geglaubten Georg-Schwarz-Straße nehmen ja inzwischen überhand. Bis Ende 2016 wird zumindest der vordere Teil bis zum Leutzscher Rathaus durchsaniert sein.


    Aber was ich eigentlich sagen wollte: Wo's kaum noch freie Wohnungen gibt, verteuern sich natürlich automatisch die Preise. Da wird es doch bloß Zeit, dass sich der Fokus auch auf andere Stadtteile richtet.

  • Altbaufan_


    Ja, aber was willst du denn dagegen unternehmen? Es ist sicherlich ehrenhaft und bewundernswert wenn Kapitalanleger nicht nur Rendite im Kopf haben sondern sich der Stadt und ihrer Gesellschaft verpflichtet fühlen. Aber das kann man nicht zwangsläufig verlangen.
    Und wenn man es verlangt, und die Miethöhe gesetzlich vorschreibt, dann geht das zu Lasten der Rendite. Der Immobilienmarkt ist aber kein abgeschotteter Markt sondern steht in Konkurrenz zu anderen Anlageformen. Nimm den Anlegern ihre Rendite und sie sehen sich anderswo um.


    Das Ergebnis wäre, dass wesentlich weniger in Immobilien investiert würde. Unsanierte Altbauten also zunehmend verfielen und Wohnraum knapper würde.
    Das kann doch nicht erstrebenswert sein.


    Bliebe der soziale Wohnungsbau. Da hat die LWB aber das Problem, dass sie für eigene Projekte keine "Denkmal AFA" nutzen kann. Gleichzeitig verhindert der Denkmalschutz das einfache Sanieren (Abschlagen des Putzes, Abhängen der Decken, einfache Treppenhäuser und Eingänge). Altbausanierung wäre hier also ein ständiges Zuschussgeschäft das sich die LWB bei ihrer finanziellen Lage sicherlich nicht leisten kann.



    Nochmal zum einfachen Verstehen: Es gibt tlw. Neubau- und/oder Sanierungsprojekte, die ihre LAGE LAGE LAGE fast nebeneinander haben und trotzdem die Preise stark voneinander abweichen bei vergleichbar "gehobener" Ausstattung, nicht mehr und nicht weniger.


    Ohne die Kosten für die Sanierung (starke Schädigung der Bausubstanz, besondere Anforderungen des Denkmalschutzes) oder die Kosten für das Grundstück zu kennen macht so ein Vergleich doch keinen Sinn. Ein hoher Mietpreis ist für den Investor auch ein beträchtliches Risiko, da die Wohnung bei zu wenig Nachfrage schlicht nicht konkurrenzfähig ist. Und Leerstand tut bei einer hohen Mieterwartung besonders weh. Die Salomonstr. 1 ist meiner Meinung nach so ein Fall. Seit Ewigkeiten aggressiv beworben, stehen trotzdem noch etliche Wohnungen leer. Und inzwischen wird man schon wie in Grünau mit Gutscheinen und einem Monat mietfrei geködert.

    2 Mal editiert, zuletzt von epospecht ()

  • Wohnen als öffentliche Aufgabe

    Altbaufan_


    Ja, aber was willst du denn dagegen unternehmen?


    Einige Vorschläge bzw. ein ganz anderer Ansatz entweder zum Nachhören oder -lesen:


    Deutschlandradio Kultur
    Politisches Feuilleton / Beitrag vom 13.02.2014
    Steigende Kosten
    Sozialverträgliche Mietpolitik ist möglich
    Wohnen als öffentliche Aufgabe
    Von Andrej Holm
    http://www.deutschlandradiokul…ml?dram:article_id=277186