Kulturforum

  • Baukörper: Wenn Du den Vorwurf der "Fundamentalkritik an modernen Gebäuden" (auch) auf mich beziehst, dann tust Du mir eher Unrecht. In der Vergangenheit habe ich viele, teilweise durchaus eher schlichte bzw. formreduzierte Entwürfe in Schutz genommen.



    Jan, ich bezog meinen Vorwurf der Fundamentalkritik nicht auf Dich.
    "Plumpe Gigantenscheune" :lach: finde ich zwar nicht zutreffend, das würde m.E. mehr auf die bearbeitete Grafik von Paderwan passen, ist aber fast schon ein Kosename.
    Ich schätze Deine Beiträge sehr, auch wenn ich oft nicht Deiner Meinung bin.


    Mein Vorwurf der Fundamentalkritik bezieht sich aber tatsächlich auf die zunehmende völlige Ablehnung von modernen Projekten im Zusammenhang mit Falschdarstellungen.



    Das gilt es zu verhindern. Hierzu bestehen noch realistische Chancen. Unter die Achse Leipziger - Postdamer - Hauptsraße gehört eine U-Bahn.


    Ich sehen das anders! Wer jetzt die Umplanung fordert, will nur den Status quo (= viel Platz für Autos) erhalten.
    Die Tram soll bereits in acht Jahren fahren und kosten ein Bruchteil der Kosten für die U-Bahn. Wie lange bräuchte dagegen der U-Bahnbau und wieviel mehr würde es kosten?

  • Camondo: Das sollte eigentlich nur eine leichte Replik und keine Beleidigung sein. Ich finde den Begriff "tumb" eben despektierlich, zumal er (scheinbar) unterstellt, dass ein geschulter Geist zwangsweise viel mehr in diesem Entwurf sehen muss. Auf diese große Erleuchtung warte u.a. aber nicht nur ich jedoch weiterhin. Nicht wenige hatten hier ja bereits den Verdacht geäußert, dass der Architekt hier womöglich u.a. durch seinen großen Namen (der bei diesem Visitenkartenentwurf klar durchschien) mit einfachsten Mitteln (bereits mehrfach realisierte Formensprache ohne große regionale/ ortsspezifische Anpassungen) einen Coup landen konnte und wir nun dauerhaft mit dem mediokren Ergebnis leben dürfen. Erinnert mich auch an den Entwurf mit dem verdrehten Turm für den Alex, der auch an (bessere) anderswo realisierte alte Entwürfe des gleichen Architekten erinnert und weder in seinen Proportionen stimmig erscheint noch wirklich zum Ort passt.


    Zu Deinem anderen Punkt: Ich habe gar nicht bestritten, dass man sich nun verstärkt dem Kulturforum als Ganzes zuwenden sollte. Das ist mE ohnehin nur nahe liegend und natürlich auch das, was man jetzt noch positiv beeinflussen könnte. Aber man sollte es mE trotzdem nicht mit der kritischen Bewertung eines Einzelprojektes durcheinander werfen.


    Zuletzt der Grund, dass ich hier aktuell etwas allergisch auf manche Kritik an der Kritik reagiere:


    Ich finde es einfach bedenklich, wenn eine angesichts deutlich gestiegener Projektkosten wieder aufkommende Kritik sofort im Keim erstickt werden soll. Und das zumeist nicht mal mit Argumenten, sondern nur mit herablassenden Äußerungen über die Verfasser der Kritik.


    Muss man jetzt wirklich alles kommentarlos schlucken, nur weil "die" Verantwortlichen am Ende ohnehin wieder damit durch kommen werden? Ehrlich gesagt finde ich dieses Projekt in Bezug auf die Rahmenprozesse wie bereits den wohl nur scheinbar anonymen sowie völlig offenen und gleichen Pseudowettbewerb und nun eben zudem auch die erneute Kostenmogelei längst nicht mehr so sympathisch wie zu Beginn. Dass ich den Gewinnerentwurf absolut plump und den bisherigen Bildern nach eher banal bis hässlich finde, kommt da sogar erst noch dazu. Und da wie gesagt der Aspekt der Kostensteigerung erst jetzt hoch kommt, sollte man es auch noch einmal insgesamt inkl. Entwurf in diesem neuen Gesamtzusammenhang neu bewerten können. Das ist für mich so selbstverständlich, dass ich mich über diese Metadiskussion sehr wundere. Es ist doch auch in jedem anderen Zusammenhang völlig normal und logisch, dass man Dinge immer auch in Bezug auf Preis und Gegenwert bewertet. Hier sind es letztlich auch unsere Steuergelder, die nun vermehrt verbraten werden. Diesbezüglich darf man mE nun wirklich mal an die Schlossfassadenrekos erinnern, wo die bloße Fantasterei einer möglichen(!) Belastung von Steuergeldern schon richtig böse Polemik inkl. Sprüchen vom "Andübeln"(!) irgendwelchen billig ausgeführten, geschmacklosen Rekokitsches herbeiführte und auch hier im Forum teilweise noch unterstützt wurde. Jetzt hingegen reden wir von real absehbaren Kostensteigerungen und man soll einfach den Mund halten, nur weil wir das alles ja schon mal diskutiert hatten. Na dann spielt man der Methode der niedrigen Kostenprognose und der anschließenden Preissprünge ja munter in die Hände. Wir sind hier hoffentlich trotzdem noch ein meinungsoffenes Diskussionsforum und keine obrigkeitshörige Claqueur-Plattform.


    Baukörper: Das sehe ich teilweise durchaus als berechtigt an. Ich mag extreme Standpunkte in kaum einem Zusammenhang und eine pauschale Abwertung moderner Architektur kann ich auch nicht gut heißen. Nur wird eben dieses Projekt hier - gerade auch im direkten Kontrast zum Humboldtforum - womöglich frisches Wasser auf die entsprechenden Mühlen fließen lassen. Deshalb ist es für mich eher um so ärgerlicher.

  • jan85


    ich verstehe deine Kritik und auch dein Bedürfnis den Finger in die Wunde zu legen wenn sie sich so präsentiert wie hier, aber es ist zu spät und es ist auch das falsche Objekt. Sowie dies auch das falsche Objekt am falschen Ort ist. Natürlich ist man hinterher immer schlauer.
    Was mir aber wirklich am Herzen liegt und was diesmal einfach mal gelingen muss ist die Gestaltung des Forums. Hier muss mit wenigen Mitteln etwas Vermittelndes geschaffen werden und wenn es soetwas radikales wie die Sperrung der Potsdamer Straße in diesem Bereich ist. Der gleichrangig zu betrachten ist mit der räumlichen Situation zwischen Humboldt Forum und Lustgarten, Dom und Alten Museum.

  • Ich sehen das anders! Wer jetzt die Umplanung fordert, will nur den Status quo (= viel Platz für Autos) erhalten.


    Was für ein Unsinn. Einen Vorschlag zur Reduzierung der Dominanz des Autoverkehrs an dieser Stelle hatte ich ja bereits gemacht. Dabei darf gerne eine Spur pro Fahrtrichtung wegfallen und Tempo 30 eingeführt werden.


    Die Tram soll bereits in acht Jahren fahren

    Ich hoffe hier auf einen Regierungswechsel, damit diese provinzielle Planung begraben wird.


    und kosten ein Bruchteil der Kosten für die U-Bahn. Wie lange bräuchte dagegen der U-Bahnbau und wieviel mehr würde es kosten?


    Du möchtest offensichtlich einen möglichst billigen ÖPNV, ich einen möglichst guten. Und wenn die Zeit immer oberste Maxime gewesen wäre, würden wir heute noch auf Kutschen fahren.

  • Leider OT:


    Dabei darf gerne eine Spur pro Fahrtrichtung wegfallen und Tempo 30 eingeführt werden.


    Was spricht dann gegen eine Tram, außer grundsätzliche Abneigungen?


    Du möchtest offensichtlich einen möglichst billigen ÖPNV, ich einen möglichst guten.


    Billig, nein! Ich würde sagen zweckmäßig.


    Was wäre gut an einer U-Bahn, die die gleiche Relation bedient wie die bereits bestehende U2?
    Gut, sie wäre schneller, das war's dann aber auch schon. Ich kann keinen Nutzen erkennen für eine 2. U-Bahn vom Alexanderpaltz zum Potsdamer Platz, die dem Molkenmarkt nicht mal tangiert.


    Da bietet die Tram für mich einige Vorteile, auch wenn sich dann der Kraftverkehr zwischen Charlottenstraße und Potsdamer Platz einschränken muss. Und selbst das Kulturforum wird dann endlich besser erschlossen (:) doch noch die Kurve zum Thema gekriegt).

  • Leider OT:
    Was spricht dann gegen eine Tram, außer grundsätzliche Abneigungen?


    Die Tram ist der schlechteste Verkehrsträger im innerstädtischen ÖPNV, insbesondere weil sie am störungsanfälligsten ist, am stärksten in das Stadtbild eingreift und für die meisten Toten sorgt.



    Billig, nein! Ich würde sagen zweckmäßig.


    Dann haben wir unterschiedliche Vorstellungen vom Zweck eines ÖPNV. Für mich sollte Hauptzweck eines ÖPNV sein, dass er die Fahrgäste möglichst schnell, sicher, zuverlässig und bequem von A nach B bringt.


    Was wäre gut an einer U-Bahn, die die gleiche Relation bedient wie die bereits bestehende U2?
    Gut, sie wäre schneller, das war's dann aber auch schon. Ich kann keinen Nutzen erkennen für eine 2. U-Bahn vom Alexanderpaltz zum Potsdamer Platz, die dem Molkenmarkt nicht mal tangiert.


    Eine U10 würde sich nur teilweise mit der U2 überschneiden, und das wäre auch völlig unproblematisch. Auch die Tram würde ja teilweise parallel zur U2 verlaufen, dieser Vorwurf trifft sie als (praktisch) genau so. Wir beschweren uns ja auch nicht über parallel verlaufende Straßen oder den Umstand, dass es in manchen Straßen zwei Kneipen gibt.


    Und am Kulturforum könnte man ebenso eine U-Bahn-Haltestelle einrichten wie eine Tramhaltestelle, hier gibt es keinen Unterschied. Man könnte soar einen unterirdischen Zugang zum M20 bauen -- so, wie man in Paris von der Linie 1 direkt in den Louvre kommt.


    Die U-Bahn ist der schnellste, sicherste, zuverlässigste, bequemste und verträglichste Verkehrsträger im ÖPNV, daher sollte sie in Berlin massiv ausgebaut werden.

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    Bei obigen Beiträgen zum Thema U- vs. Straßenbahn frage ich mich, ob das noch ernst zu nehmende Kritik an einem Verkehrsträger oder schon Getrolle aus der Modelleisenbahnfraktion ist, meistens mit dem verkehrspolitischen Wissen der 1970er Jahre.


    Eine U-Bahn ist vor allem eines: Teuer! Eine U-Bahn trägt zur Feinerschließung bei: Nahezu nichts, vor allem, wenn es parallel übergeordnete Verkehrsmittel wie die U2, die Nord-Süd-S-Bahn sowie sogar Regionalbahnlinien am Potsdamer Platz gibt.
    Aber klar, träum weiter von deiner U10 mit Direktzugang zum M20. Selbstverständlich wird die Berliner Politik für dann wahrscheinlich mehrere Milliarden eine neue Großprofil-U-Bahn durch die Stadt hauen, vor allem nach den "guten" Erfahrungen was Kosten und Zeitpläne wie bei der U5-Verlängerung betrifft. Für dasselbe Geld und in derselben Zeit könnten vermutlich alle Metrobusse mit modernen Straßenbahnen auf überwiegend eigenem Gleisbett ersetzt werden und sinnvolle (!) U-Bahn-Erweiterungen könnten ebenso angegangen werden.
    Da dieser Beitrag genauso wenig On-Topic ist wie die meiner Vorgänger dann doch vielleicht langsam zurück zum Thema.

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    Eine U-Bahn ist vor allem eines: Teuer! Eine U-Bahn trägt zur Feinerschließung bei: Nahezu nichts...


    In Abwandlung einer recht tumben Signatur im bahninfo-Forum (sicher einer Deiner Freunde im Geiste): Eine U-Bahn ist keine Straßenbahn. Dementsprechend liegt ihr Zweck auch nicht in der Feinerschließung. Es ist dieser Populismus, der hierzulande um sich greift und das Klima vergiftet.

  • Eine kleine Berichtigung sei mir erlaubt.
    Es gibt nichts Populistischeres als Strassenbahnen, von daher sind sie ja auch so in Mode.
    Diese toerichten Argumente, dass sie schnell umsetzbar sind (wie lange wird diese Linie zum Alexanderplatz gleich noch mal geplant? 10 Jahre?
    20? 100?) viel weniger kosten (weil sie viel weniger bringen) zusaetzlich den begrenzten Verkehrsraum beschraenken, krankmachenden Laerm für Anwohner verursachen, Verkehrssicherheit reduzieren, extrem langsam sind, eine dringend notwendige Verkehrswende verhindern weil niemand auf eine Strassenbahn umsteigt, all das macht sie für den Innenstadtbereich ungeeignet, anders als in z.B. in Koepenick, das wuerde fuer mich unter Feinerschliessung fallen, aber sicherlich keine Linien im Innenstadtbereich von Berlin)
    Ubahn Bau zu fordern ist alles andere als Populismus, es braucht naemlich Haltung und kostet Ãœberzeugungsarbeit gegen den Strom zu schwimmen und an die Zukunft zu denken, die Infrastruktur langfristig so zu gestalten, dass Berlin attraktiv bleibt und somit auch viel Geld dafuer investieren. Es ist viel leichter das Geld in individuelle Sozialleistungen an Waehler zu verteilen und Strassenbahnen als das Ei den Kolumbus zu verkaufen (kostet wenig, leistet das gleiche)
    Und bitte: Wenn man als Klimavergifter bezeichnet wird, weil man vernünftig argumentiert und falsche Argumentationen entlarvt, dann scheint man wohl einen Nerv getroffen zu haben

  • Den Vorwurf des Populismus mit Poulismus zu beantworten, ergibt aber auch weinig Sinn.


    Im Endeffekt scheint es eine Glaubensfrage zu sein, die zu so einer starken Auseinandersetzung führt. Eine Versachlichung wäre dringend nötig, ist aber wohl, ähnlich wie bei andern Themen, nicht erreichbar.


    Völlig unakzeptabel finde ich allerdings, dass dabei auch gerne Fake-News verbreitet werden. Das ist echt eine Unsitte, die eingedämmte werden muss!

  • Eine U-Bahn ist vor allem eines: Teuer!


    Qualität hat seinen Preis, lohnt sich aber langfristig. Wir verzichten auch nicht auf CT-Geräte, obwoh konventionelle Röntgen-Geräte billiger sind.


    Eine U-Bahn trägt zur Feinerschließung bei: Nahezu nichts,


    Im Innenstadtbereich mit seinen kürzeren Haltestellenabständen übernimmt eine U-Bahn durchaus auch (!) die Aufgabe einer Feinerschließung.


    Allgemein gilt: Für die Feinerschließung sind Busse die günstigste (!) und dabei gleichzeitig auch flexibelste Lösung.


    vor allem, wenn es parallel übergeordnete Verkehrsmittel wie die U2,


    Eine U-Bahn-Linie ist also einer U-Bahn-Linie übergeordnet, ah ja.


    Ein angemessener ÖPNV-Anschluss würde dem Kulturforum jedenfalls gut zu Gesicht stehen. Ich mag guten ÖPNV.

  • Natürlich könnte das Kulturforum stark von einem eigenen U-Bahnhof profitieren. Aber auch eine dicht getaktete Tram würde schon ordentlich Frequenz bringen und sich mE bei den breiten Straßen sogar optisch gut machen. Wenn man dann noch im Sinne Camondos ein wenig die Gesamtfläche ordnet und aufwertet, vielleicht sogar ein nettes Café o.ä. einfügt - dann könnte evtl. doch noch etwas Würdiges daraus werden. Eigentlich sehe ich den Komplex ja als modernes Pendant zur Museumsinsel aber leider erreicht es aktuell nicht einmal annähernd die gleiche Gestaltungsqualität und Ensemblewirkung. Da muss wirklich dringend weiter nachgebessert werden.

  • Ich denke, dass der öffentliche Nahverkehr in jeder Stadt zu optimieren ist. Aber ich hatte als regelmäßiger Berlinbesucher gerade in Mitte das Gefühl, dass man überall schnell ist, wenn man sich etwas über Züge, U-Bahnen und Busse informiert.Man kann an Berlin viel kritisieren, aber der Nahverkehr ist mir, was eine gute Erreichbarkeit der wichtigen Ziele angeht, nie negativ aufgefallen, im Gegenteil.


    Und gerade der Potsdamer Platz ist für mich ein Beispiel, wo man nach der Wende vielleicht etwas zu optimistisch beim U-Bahnhof geplant hat. Denn da kann man das gesamte Publikum des Olympiastadions abladen und der Bahnhof ist gefühlt trotzdem nicht voll, so riesig ist die Anlage.


    Ich glaube auch, dass die Erreichbarkeit nicht das zentrale Problem des Kulturforums ist. Es ist vielmehr eine städtebauliche Fehlplanung. Ich muss sagen, dass der Potsdamer Platz aus meiner Sicht die beste moderne Platzanlage der letzten 60 Jahre ist. Für mich ist es der einzige Platz, wo die Moderne in Deutschland ein funktionierendes Ensemble geschaffen hat, wo es fantastische moderne Einzelbauten gibt, die trotzdem in sich ein homogenes Ganzes bilden. Eine Eigenschaft, die der Moderne sonst oft abgeht.


    Die einzige große Schwäche des neuen Potsdamer Platzes ist einzig die fehlende Anbindung zum Kulturforum. Hier ist leider kein Scharnier entstanden, was beides verbindet, sondern das Kulturforum ist zum öden Hinterland des Platzes geworden. Als ich mit meiner Freundin einst das Kulturforum zur Rembrandtschau besuchen wollte, war sie völlig verdutzt, als ich nach der Durchquerung des Sony-Centers darauf deutete, dass wir jetzt noch weiter nach Westen müssen. Sie war der Meinung, wir würden uns verlaufen und dahinter käme außer Straße nix mehr.


    Und genau das ist das Problem. Wenn man nicht direkt danach sucht, denkt jeder, nach dem Sony-Center ist Schluss. Somit ist das Areal von Laufkundschaft völlig abgeschnitten und wird nur von wirklich Interessierten überhaupt aufgesucht. Wie stark der Erfolg einzelner Häuser auch von der Lage abhängt, wird sich bei den außereuropäischen Sammlungen zeigen. In Dahlem konnte man die Besucher vermutlich an einer Hand am Tag abzählen. In Zukunft wird es allein aufgrund der Lage vermutlich eine der erfolgreichsten Sammlungen der Berliner Museumslandschaft sein.


    Daher hatte ich gehofft, dass es bei dem Museum für die Moderne vielleicht gelingt, diesen Riegel zwischen Platz und Forum aufzuheben. Ich glaube aber, dass es allein aufgrund der geringen Höhe nicht funktionieren wird.


    Letztlich bin ich der Meinung, dass der Zug für ein richtig erfolgreiches und frequentiertes Quartier hier leider abgefahren ist, weil die Ansammlung von Solitären leider viel zu kompliziert war und ist. Und aus meiner Sicht hat jede Maßnahme, die man versucht hat zu ergreifen, die Situation nicht besser gemacht. Und da die im Kulturforum präsentierten Sammlungen leider keine MUST-HAVE Attraktion für Touris wie die Nofretete zu bieten haben, wird das Kulturforum auch in Zukunft ein Ort für wenige interessierte Kulturliebhaber sein, ein Ort des Mainstreams wird es aber auch durch den Neubau nicht werden, dafür ist das Areal einfach zu verbaut!

  • Das Kulturforum sehe ich auch als ziemlich problematisch an, sozusagen der Verlierer der Wende, wenn man es etwas zynisch ausdrueckt.


    Ich denke es bildet ein Sammelsurium aus Einrichtungen, die keine klare Ausrichtung erkennen lassen und zudem neben der Museumsinsel in der allgemeinen Wahrnehmung untergeht.


    Ich denke, vielleicht waere es besser, wenn man konsequent moderne Kunst auf das Kulturforum ansiedeln und es somit als Gegenstueck der Moderne zur Museumsinsel positionieren koennte. Da wuerde das neue Museum gut passen) Neue Nationalgalerie ebenso. Die Philharmonie ist eh aussen vor.


    Das Frage waere was tun mit der Gemaeldegalerie (meinem Lieblingsmuseum, das voellig unter dem Radar hier seine famose Ausstellung darbietet und viel zu wenig Aufmerksamkeit genießt, die ideale Loesung waere der langfristig eh angedachte Umzug neben das Bodemuseum, wo heute der Pergamonableger steht aber was dann damit anfangen, dazu dem Kunstgewerbemuseum und dem Musikinstrumentenmuseum die dort ihr bescheidenes Dasein fristen.


    Der fuer mich missratene Eingangsbau ist ein weiteres Problem. Ich weiss auch, dass ein Abriss wohl nicht moeglich ist, aber das waere wahrscheinlich die beste Loesung wenn es hier wuensch dir was waere.

  • Odysseus: Tatsächlich kann ich dir diesmal weitgehend zustimmen.


    Das Kulturforum ist ja praktisch der östlich Endpunkt der alten West-Berliner Innenstadtplanung, östlich davon war Grenzgebiet.
    Konsequenterweise zeigen die Schauseiten von Philharmonie, Kammermusiksaal und Staatsbibliothek nach Westen und deren Rückseiten nach Osten.


    Dagegen wurden dann die Neubauten des Sony-Centers und des Daimler Benz-Areals gebaut, quasi als Wiedererrichtung und Erweiterung der alten City, die sich in Mitte befand.

    An dieser "Grenzline" hat man meiner Ansicht nach tatsächlich versäumt, gute (Fuß-)Wege- und Sichtbeziehungen zwischen den Arealen zu schaffen. Stattdessen verläuft dort die Zufahrt zum Tiergartentunnel und die StaBi hat man mit dem Casino / Theater komplett vom PP-Areal abgeriegelt. Auch der westliche Durchlass des Sony-Centers liegt so gesehen völlig falsch, er schafft keine hochwertige Sichtbeziehung zum Kulturforum.


    Und dann ist genau wie du schreibst. Man steht an der Kreuzung Neue Potsdamer / Ben-Gurion-Str. und sieht mehr oder weniger nur das: https://www.google.com/maps/@5…lojqSQ!2e0!7i13312!8i6656


    Das Tiergartenviertel bis zum Kulturforum, für sich genommen, ist aber nicht schlecht, gerade mit den vielen Neubauten, besonders den Botschaften, finde ich es sehr abwechslungsreich und interessant.


    Was das M20 betrifft, gehe ich davon aus, dass es gerade als Kunstmuseum kontinuierlich viele Menschen, aber keine Massen, anziehen wird. Das "Must-Have" daran, kann man heute noch nicht erkennen, es wird wahrscheinlich auch kein einzelnes Objekt, sondern eher eine ganze Anzahl von besonderen Kunstobjekten sein.

  • Die Frage waere was tun mit der Gemaeldegalerie


    Ich hätte hierauf eine passende Antwort gewusst. Die Gemäldegalerie wäre perfekt im Schloss aufgehoben gewesen. Thematisch, architektonsich etc. Man hätte sich daduch auch den merkwürdigen Bruch zwischen innen und außen erspart. Aber leider war es so, dass man genau diesen Bruch damals wollte. Trotzdem bleibe ich dabei, dass die Gemäldegalerie die logische Wahl für das Schlossinnere gewesen wäre und eine perfekte Ergänzung zur Museumsinsel.


    Ich denke, vielleicht waere es besser, wenn man konsequent moderne Kunst auf das Kulturforum ansiedeln und es somit als Gegenstueck der Moderne zur Museumsinsel positionieren koennte.


    Das wäre eine schöne Idee gewesen, wenn man nämlich die Gemäldegalerie ins Schloss gepackt hätte, wäre das Gebäude am Kuturforum sogar frei gewesen und man hätte gar keinen Neubau für die moderne Kunst gebraucht und hätte stattdessen den Platz anderweitig und billiger aufwerten können. Aber man hat sich bekanntlich anders entschieden.


    Das "Must-Have" daran, kann man heute noch nicht erkennen, es wird wahrscheinlich auch kein einzelnes Objekt, sondern eher eine ganze Anzahl von besonderen Kunstobjekten sein.


    Wenn es aber kein einziges Objekt ist, wird es aber auch für die breite Masse nicht funktionieren. Gerade in Deutschland ist das Stadtmarketing teils derart desaströs, dass man leider zu selten versteht, dass man Touristen eben nicht mit Sammlungen, sondern mit Spitzenwerken anlocken muss. Was wäre das Louvre ohne die Mona Lisa? Man muss immer sehen, dass der normale Tourist ein, vielleicht zwei Museen besucht und hier auch keine endlosen Stunden im Museum verbringt, sondern die Spitzenwerke abhakt und spätestens nach einer Stunde zur nächsten Attraktion weiter zieht. Und hier muss sich das Kulturforum jetzt mit der Berliner Ikone messen, der Nofretete, die zudem die ganze Museuumsinsel mit zieht. Denn wenn man schon mal da ist, nimmt man dann meist da noch ein zweites Museum mit, bevor man irgendwo zu Mittag isst oder an den Wannsee fährt.


    Dieser Sog der Museumsinsel wird noch größer werden, wenn das Schloss eröffnet und das dann auch noch kostenlos. Mit dem Schloss und der Museumsinsel hat der Normaltourist dann sein Kulturprogramm abgehakt, ohne dazu noch groß laufen zu müssen.


    Und da dem Kulturforum eben eine Ikone wie die Mona Lisa oder die Nofretete fehlt, fürchte ich, dass auch der Neubau am Schattendasein des Ortes nichts ändern wird, weil auch einfach die Laufkundschaft fehlt. Ins Schloss werden viele Leute auch gehen, einfach weil sie dran vorbei kommen und neugierig werden. Aber am Kulturforum geht fast niemand einfach so vorbei, weil es vom Sonycenter kommend überhaupt keinen Anlass gibt und weil man von der alten City West zumeist von der Gedächtniskirche mit der U-Bahn nach Mitte fährt statt zu laufen. Ich habe noch keinen Reiseführer gesehen, der unter den favorisierten Routen den Weg am Kulturforum im Programm hat. Dafür ist Berlin an anderen Orten einfach viel zu interessant als dass das Kulturforum ein Ort ist, an dem man gewesen sein muss, wenn man 3 oder 4 Tage in Berlin ist. Das ist die traurige Wahrheit. Schade ist, dass auch ein Investment von 600. Mio Euro daran kaum etwas ändern wird. Ich glaube sogar, dass mit der Eröffnung des Humboldtforums es eher sogar noch weniger Frequenz geben wird.

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  • Das ist schon etwas vereinfachend. Dann könnte man ja auch sagen: Schau dir die Nofretete auf YouTube an und bleib ganz zu Hause. Es gibt da aber noch so zwei drei andere Austellungsstücke die sich ebenfalls lohnen ;), von der Architektur der Gebäude und der Wirkung des Ensembles ganz zu schweigen.


    Das schöne bei so vielen Berlin-Besuchern ist doch, dass es ganz viele verschiedene Intentionen gibt, es sind auch nicht alle nur Pauschaltouristen, die Europa in 10 Tagen bereisen.


    Dann wird auch das M20 seine Besucher finden, zumal die Sammlungen wirklich sehr umfassend sind und die Geschichte des 20.Jh. wiederspiegeln. Natürlich ist das Kulturforum nicht die Museumsinsel 2.0, aber das M20 wird eine deutliche Bereicherung sein und möglicherweise gehört es dann auch zum Pflichtprogramm einer Berlinreise.

  • Ich liebe die Gemäldegalerie. Sie bietet ein tolles Umfeld für die Kunstwerke, die sie beheimatet, und sie nimmt sich selbst soweit zurück, dass sie als Gebäude keine Touri-Attraktion ist – gut für Leute, die in Ruhe Bilder bewundern wollen. Im Humboldtforum wäre das anders.

  • Ich liebe die Sammlung des Kunstgewerbemuseums. Nur das Museumsgebäude ist eine Zumutung. Auch das Kupferstichkabinett ist ein wahres Schatzkästlein nur sind die Ausstellungen sehr rar und klein. Man muss genau wissen was man sehen möchte und dann bekommt man quasi eine Privatpräsentation. Das alles sind Schätze die unbedingt aus ihrem Schattendasein an das Licht der Welt gelangen müssen.
    Was spricht eigentlich gegen eine völlige Neustrukturierung der Berliner Museumslandschaft, wie sie auch Odysseus dankenswerterweise anführt ?


  • Was spricht eigentlich gegen eine völlige Neustrukturierung der Berliner Museumslandschaft, wie sie auch Odysseus dankenswerterweise anführt ?


    Theoretisch nichts, praktisch leider eine ganze Menge.


    Erstens muss man sich die besondere und gewachsene Struktur von Berlin und der damit zusammenhängenden Teilungsgeschichte anschauen. Dies hat zu Teilungen von Sammlungen geführt, aber auch zu Doppelstrukturen im Kultursektor, die man bis heute nicht sinnvoll aufgelöst hat. Ich habe derzeit einigen Kontakt in die westdeutsche Kulturbranche und muss leider sagen, dass ich kaum einen Sektor kenne, der derart voller Eitelkeiten steckt wie der Kunst- und Kulturbetrieb. Da ran zu gehen und Strukturen aufzubrechen ist so unglaublich schwierig und das schon in künstlerischen Fagen, von grundlegenden Strukturreformen ganz zu schweigen. Es geht hier um extrem viel Geld, um sehr viele Posten in einem sehr abgeschotteten Betrieb, der durch gegenseitige Abhängigkeiten und Animositäten so miteinander verwoben ist, dass man hier nur sehr schwierig jemanden finden wird, der in der Lage ist, sehr unschöne Entscheidungen zu treffen.


    Und grade im Kultursektor ist auch die moralische Keule, die einem entgegen weht, wenn man da einmal Grundsätzliches infrage stellt, besonders groß, weil der Kultursektor auch sehr eng mit dem Medienverbund vernetzt ist. Ich glaube, dass sich relativ wenige Leute hier die Finger verbrennen wollen.


    Wie oben bereits angesprochen, kommt dann in Berlin neben der historischen Teilung der Sammlungen und der Fragmentierung der Standorte auch noch das von außen teils nicht immer nachvollziehbare Ineinanderwirken von der Stadt Berlin und dem Bund zusammen. Wenn man allein auf die Dissonanzen beim Humboldtforum schaut, dann weiß ich gar nicht, wie allein zwischen diesen beiden Partnern eine Neuordnung konstruktiv vonstatten gehen soll, denn eins ist klar, die größte Summe müsste der Bund für so ein Projekt beitragen und der will dann auch mitbestimmen. Ob man in Berlin dazu bereit ist, wo man sich nicht mal auf einen abgestimmten Prozess bei den Eintrittspreisen im Humboldtforum einigen kann, ich weiß nicht.


    Und dann stellt sich auch die Frage, was man inhaltlich wie zur Disposition stellt und was aktuell überhaupt noch möglich ist, weil wesentliche Entscheidungen durch das Humboldtforum und das Museum der Moderne ja bereits gefallen sind. Ich hätte mir auch eine wesentlich stärkere thematische Neuordnung der Berliner Museumslandschaft vorstellen können. Eine Konzentration der Kunst bis 1910 auf der Museumsinsel mit der Gemäldegalerie im Schloss, einen Ausbau des Kulturforums als Zentrum der Kunst für die Moderne und ich hätte mir auch sehr gut eine zentrale und völlig neue Museumsidee für das Kunstgewerbemuseum, ein Berlinmuseum in Kombination mit der Geschichte der Mauer in Verknüpfung mit dem Einheitsdenkmal an einem dritten Ort vorstellen können.


    Dazu hätte man aber aus dem Kleinklein der einzelnen Ressorts raus gemusst und hätte übergreifend und visionär alte Strukturen aufbrechen und Posten neu bzw. umversteilen müssen. Ich glaube dazu fehlte einfach die Kraft, der Mut und auch die Leidensfähigkeit, so etwas durchsetzen zu können. Wenn man sieht, wie schwer man sich im Humboldtforum inhaltlich tat, nur drei verschiedene Institutionen überhaupt dazu zu bringen, sich inhaltlich abzustimmen, dann weiß man, was vor einem liegt, wenn man ganze Sammlungen und Museen verschiebt, aufspaltet und neu integieren will.


    Und man muss sagen, dass es ja auch viele Profiteure gibt, ich glaube dass man bei den Leuten aus Dahlem nicht gerade unglücklich ist, dass man jetzt im Schloss gelandet ist. Und man muss auch ehrlich sagen, dass viele Kulturschaffende auch jetzt kein gesteigertes Interesse an einem Besucheransturm haben. Ich muss festhalten, dass ich nicht wenige Museen gerade in jüngerem Alter erlebt habe, wo man sich als Besucher eher als Gefahr für die Kunst als als gern gesehener Gast gefühlt hat.


    Denn finanzieller Erfolg und Mainstream war in der Kunst immer ein sehr zweischneidiges Schwert. Denn kommerziell erfolgreiche Künstler haben es in der Szene nicht immer leicht, sondern werden im Gegenteil teils sehr argwöhnisch betrachtet. Somit habe ich manchmal das Gefühl, dass gerade in Museen der Bildenen Künste gar nicht der Anspruch und die Haltung vorhanden ist, dass man kommerziell erfolgreich sein muss, sondern eher dass das richtige Publikum kommt. Leider muss ich sagen, dass in gewissen Kreisen gefühlt eine Haltung vorherrscht, dass man lieber unter sich bleibt, als dass zu viele "Unwissende" womöglich die Museen stürmen.


    Daher finde ich den Berliner Ansatz beim Humboldtforum jetzt so interessant, dass man hier mal ein Modell testet, was im angelsächsischen Raum die Regel ist, nämlich Museen für alle kostenfrei zu öffnen. Das ist in London bei allen großen Häusern der Fall und folglich ist auch viel mehr los. Das heißt nicht, dass das ein besseres Modell ist, weil auch dies hat Nachteile, aber ich finde, es stände den deutschen Museen manchmal gut zu Gesicht, wenn man sich partiell mal etwas von dem hohen Ross herunter begibt und die Kunst möglichst vielen Menschen zugänglich macht.


    Und einen Beitrag hierzu kann sicherlich auch eine Neuordnung und Neupräsentation der Sammlungen in Berlin sein. Perspektivisch gehört für mich die Gemäldegalerie ins Umfeld der Museumsinsel, sie macht heute am Kulturforum überhaupt keinen Sinn. Da der Platz im Schloss jetzt vergeben ist, wäre ich auch für einen Neubau gegenüber des Bodemuseums. Ich finde sowieso, dass die Museumsinsel ein Geschenk ist, was einmalig ist. Eine derart hochwertige und toll präsentierte Reise durch die Geschichte der Menschheit ist beispiellos und es ist ein unglaubliches Glück, dass die Insel hoffentlich in einigen Jahren auch so erlebt werden kann, wie es die tollen Sammlungen verdienen. Und man muss auch sagen, dass die Museumsinsel auch an sich ein Kunstwerk für die Kunst darstellt.


    Ich wünschte mir in Berlin manchmal etwas mehr Mut und etwas mehr Wille zur Gemeinsamkeit. Dann wäre noch viel mehr möglich.