Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Mich wundert, dass man nicht die Chance genutzt hat und die Straße vor dem Rathaus bei der Gelegenheit weggelassen hat. Wenn dort die Straßenbahnen fahren bleibt doch eh kein Platz mehr für Autos.


    Was den Umgang mit der "Innenstadt" angeht würde ich Euch zustimmen, wäre da nicht die spezielle Berliner Situation. In der Innenstadt, die ja mindestens vom Kudamm bist zum Alexanderplatz reicht, ist doch in den letzten 28 Jahren jeder Stein umgedreht worden, fast jeder Altbau saniert und hunderte Neubauten errichtet worden. Dass rund ums Rathhaus noch nicht so viel geschehen ist (aber deutlich mehr als nichts) ist auch keine Böswilligkeit des aktuellen Senats sondern so seit der Wende vorgesehen.

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  • Da sollte ja eigentlich seit 20 Jahren eine Straßenbahn durch die Spandauer Straße gebaut werden.


    Interessanter Hinweis. Die Strecke ist laut Ausbauplan sogar als vordringlicher Bedarf eingestuft, also Umsetzung ab 2020. Kann es sein, dass die Schienen nicht auf der Straße verlegt werden sollen, sondern im eigenen Gleisbett daneben?


    Noch viel liebloser kann man einen Stadtraum nicht gestalten [...]. Egal wie man zur Gestaltung aus den Zeiten als Zentrum der Hauptstadt der DDR steht, damals war das ein nach maximaler Möglichkeit gestalteter und gepflegter Bereich.


    Öhm, zur Klarstellung: Die Fotos zeigen in erster Linie eine Straßenkreuzung, und die ist nun mal aus Asphalt. Der eigentlich zu gestaltende Stadtraum liegt links hinter dem Bauzaun. Wenn die U-Bahn fertig ist, wird die Platzgestaltung aus DDR-Zeiten im Kern wieder hergestellt – mit neuer Möblierung und Naturstein- statt Betonpflaster. Da Du ja mit der Architektur und dem Forum an sich leben kannst, solltest Du mit einem Urteil warten, bis alles fertig ist.


    Vieles, was Dich an der Gegend zu recht nervt, ist dem provisorischen Charakter geschuldet. Ein großer Teil der Fläche zwischen Spree und Alex wird seit Ewigkeiten von Baustellen und deren Infrastruktur beansprucht. Wegebeziehungen sind unterbrochen, Grünflächen werden nicht gepflegt, kaputtes Straßenpflaster nicht ersetzt. Das wird sich ändern, wenn die U5 in Betrieb ist. Die Fotos zeigen den Beginn der Instandsetzung, nicht deren Abschluss.


    Berlins Problem ist in meiner Meinung nach kein vordringlich architektonisches, sondern, dass es entweder wie eine Puppenstube oder wie ein Slum aussieht. Dazwischen ist in Berlin relativ wenig Luft.


    Don't judge a Stadt by it's Touriviertel. Schau Dir bei Deinem nächsten Berlinbesuch mal den Bergmannkiez an. Mach einen Spaziergang vom Hermannplatz zum U-Bahnhof Karl-Marx-Straße. Trink einen Kaffee im Garten des Literaturhauses in der Fasanenstraße. Iss eine Currywurst unter der Hochbahn in der Schönhauser Allee – dann bekommst Du einen ersten Eindruck davon, wie breit der Bereich zwischen "Slum" und "Puppenstube" allein im Gründerzeitgürtel gefächert ist.

  • Oh Wunder, ich bin sogar mal mit Camondo und Baukörper einer Meinung. :D:D


    An sich kann man an der Straßengestaltung nichts aussetzen, es ist solide umgesetzt. Die große Frage, die sich allerdings stellt, ist, ob die grundsätzliche Gestaltung hier wirklich das bestmögliche Resultat ist. Und da habe ich große Zweifel.


    Und das hat nichts damit zu tun, dass es sich um ein Ensemble der DDR-Moderne handelt (mit historischem Rathaus). Man hätte so einen zentralen Platz in der Hauptstadt einfach viel differenzierter gestalten müssen. Warum braucht es hier überhaupt diese riesige Straße, wo 50 m weiter ja ebenfalls eine Querung in gleicher Richtung verläuft? Gerade hier wäre es doch schön gewesen, wenn man einen richtigen Stadtplatz vor dem Roten Rathaus angelegt hätte, der es ermöglicht, vor dem Rathaus zu flanieren.


    Aber gut, man wollte an der Grundanlage des Platzes nichts verändern, weil wenn man hier angefangen hätte, hätte zwangsläufig das gesamte Areal zur Disposition gestanden. Und so war man wieder extrem mutlos, wie schon im direkten Schlossumfeld, am Petriplatz etc.


    Man verkauft Berlin ja immer als extrem hip und progressiv. Architektonsich und städtebaulich ist man leider so extrem konservativ und langweilig geworden. Einfach schade.

  • Die BVG hat nur den Auftrag alles genau so wiederherzustellen, wie es vorher war. Diesen Umbau zur Neugestaltung zu nutzen, hätte ja Gestaltungswillen und Koordinierung von Seiten des Bezirks erfordert. Da mag man das Rote Rathaus bestimmt auch nicht besonders ;)

  • Ich wollte mit den Fotos nur den Baufortschritt der Straßenkreuzung undd er Rathausstraße dokumentieren. Wie Archtektenkind denke ich nicht, dass sich daran die Stadtraumgestaltungsqualität der Ecke oder gar Berlins beurteilen lässt. Ich plädierede daher für ein wenig Geduld, bis der Stadtraum erlebbar wird. Das finde ich auch angesichts der Tatsache ratsam, dass gerade die einheitliche und zurückhaltend-elegante Gestaltung der zumeist großzügigen Bürgersteige, besonders in Berlin Mitte, m.E. eine Stärke Berlins ist.

  • Jaja, das ist richtig. Aber das Foto zeigt den Standort der mittelalterlichen Gerichtslaube, die man ja hätte wiedergewinnen können und deren Untergeschoß teilweise entsorgt wurde. Wenn es dann wenigstens eine neue Straßenbahn oder eine andere Verbesserung geben würde - leider nein. Nicht mal die aktuellen Planungsgrundlagen für fahrradwege sind eingehalten. Und das direkt vor dem Fenster des Regierenden - this is berlin.

  • Ich bin selten einer Meinung mit Camondo und Baukörper, aber hier kann ich ihnen nur zustimmen. Damals in der DDR sahen das Rathausforum und auch der Alexanderplatz jedenfalls viel ordentlicher und sauberer aus als heute.


    Was den letzten Planungsstand der Trambahnstrecke betrifft, soll diese offenbar nicht wie bisher durch die Rathausstraße, sondern durch die Karl-Liebknecht-Straße und die Spandauer Straße verlaufen. Vielleicht ist das ja der Grund, warum erstere jetzt so schmal gebaut wurde. Ein reiner Fußgängerbereich vor dem Roten Rathaus wäre meiner Ansicht nach jedoch viel besser gewesen.

  • Wenn wir bei einem zentralen Teil der kahlgeräumten Berliner Altstadt bei den Kategorien "ordendlich" und "sauber" sind sollten wir den Strang schliessen.

  • Aber gut, man wollte an der Grundanlage des Platzes nichts verändern, weil wenn man hier angefangen hätte, hätte zwangsläufig das gesamte Areal zur Disposition gestanden.


    Irrtum, das Gegenteil ist der Fall. Ohne die (mitnichten "riesige") Rathausstraße wäre die "Grundanlage des Platzes" noch gefestigter als mit ihr. Warum? Weil die Gegenmodelle zum status quo den historischen Stadtgrundriss als Folie benötigen, wenn sie nicht in der Luft hängen wollen. Die Rathausstraße hat aus dieser Perspektive eine doppelte Ankerfunktion.


    Zum einen symbolisch: Als Königsstraße war sie die Magistrale der Altstadt, hier schlug bis ins späte 19. Jahrhundert das Herz Berlins. Und sie hat als eine der wenigen Straßen die tabula rasa-Phase des DDR-Hauptstadtbaus überstanden, ohne verlegt oder in eine Stadtautobahn verwandelt zu werden. Wer back bzw. nearer to the roots als städtebauliches Leitbild verkündet, kann ein solches Residuum der alten Stadt nicht einebnen lassen, selbst wenn es ihm als überholt erscheint. Er würde sich damit selbst widersprechen und das bestätigen, was er eigentlich rückgänging machen will.


    Zum anderen braucht er die Rathausstraße auch ganz praktisch: Sie trennt das Forum vom Rathaus und den Rathauspassagen. Ohne sie entstünde eine städtebauliche Einheit von der Liebknecht- bis zur Grunerstraße, die nur schwer aufzubrechen wäre. Mit ihr bleiben viele Möglichkeiten, in das DDR-Ensemble einzugreifen – eine Blockrandbebauung gegenüber den Rathauspassagen oder eine Verbindungsstraße zwischen Liebknecht- und Rathausstraße, um nur zwei Beispiele zu nennen. Sie könnte, kurz gesagt, als Keimzelle und Ausgangslinie für Rekonstruktionsvorhaben dienen.


    Aus dem symbolischen wie dem praktischen Grund findet sich die Rathausstraße in allen mir bekannten Vorschlägen, die auf eine Revision des DDR-Hauptstadtzentrums aus sind. Bei der AG Historische Mitte sowieso, auch bei Hans Stimman, aber selbst bei der Bauleitplanung des Senats: Die tastet zwar das Rathausforum nicht an, aber die Rathausstraße dient ihr als Verbindung zur Jüdenstraße, welche ihrerseits nach dem Umbau der Grunerstraße eine Brücke ins neue Klosterviertel schlagen soll. Was man nun wieder vorbehaltlos unterstützen kann, auch wenn man mit dem Rathausforum ganz zufrieden ist.

  • Konstantin und tel33: Ich bedaure den Verlust des Marienviertels genauso wie ihr, kann mich inzwischen aber mit dem Rathausforum abfinden. Mit meinem letzten Beitrag wollte ich nur ausdrücken, dass die Freifläche zu DDR-Zeiten wesentlich gepflegter war als heute, was auf den Fotos auch deutlich zu sehen ist.

  • Nun, da stimme ich gern zu - der Grad der Verwahrlosung des öffentlichen Raumes hat natürlich erheblich zugenommen. Allerdings eben auch die Menge an Touristen, anderweitig Zugewanderten, sowie der Konsum mitsamt seiner gigantischen Müllausscheidung. Fehlende Kontrolle nebst Zuständigkeit tun dann noch ihr übriges.

  • Stiftung Zukunft Berlin fordert Umgestaltung

    Die Stiftung Zukunft Berlin und prominente Unterstützer fordern laut einem Bericht des Tagesspiegels, die ehem. sozialistische Zentrumsfläche am Fernsehturm zu einem "Platz der Demokratie" umzugestalten und den Neptunbrunnen wieder auf dem Schlossplatz aufzustellen. Außerdem sollen die Fundamente des ältesten Berliner Bürgerhauses am Hohen Steinweg 15 freigelegt sowie die Straßenräume rund um das Rathaus- und Marx-Engels-Forum neugeordnet werden.


    https://www.tagesspiegel.de/wi…r-alle-sein/22979164.html

  • ^ Das ist aber ein seltsamer Artikel !
    Man will offensichtlich einen belebten Platz zu einer Art Platz der Republik 2.0
    machen, als großer unbebauter aber unebener (!) Versammlungsplatz und das nutzt man dann auch gleich, um ein Argument zu haben den Schlossbrunnen zu versetzen,
    an eine Stelle an der er m.E. viel schlechter steht als heute, nämlich direkt neben einer Straße.
    Zum Thema Straßenbahnführung und Straßenführung und Funktion den Schlossplatzes geht auch was durcheinander.


    Inhaltlich geht der Artikel gar nicht auf die Vorschläge der Stiftung Zukunft Berlin ein (die ja viel umfassender sind), sondern nur auf den Entwurf des Architekten und die "Initiatve Schlossbrunnen".
    Im Endeffekt geht es wohl auch nur darum, den Brunnen zu versetzen, was man ja machen kann, womit man aber nichts verbessert.


    So stellt sich mal wieder die Frage, wieso der Tagesspiegel mit diesem exklusiven Artikel Werbung macht für Partikularinteressen. :nono:

  • ^ Ich würde nicht unbedingt als Werbung bezeichnen, wenn man bloß über eine Idee berichtet, doch der Idee des leeren unwirtlichen Aufmarschplatzes für 80.000 Leute kann ich absolut nichts abgewinnen. Ohne Bäume und Brunnen würde er noch schlimmer als jetzt wirken - wo der häufigste Kritikpunkt gerade ist, dass der Platz zu groß und zu leer ist. Das im Artikel zitierte Stichwort "Neue Urbanität" wirkt da wie ungewollter Sarkasmus.


    Den auf der Visualisierung sichtbaren Segeln kann ich ebensowenig etwas abgewinnen - Gastronomie kann man in den unteren Geschossen umliegender Bauten unterbringen.


    Wenn ich nach Hoher Steinweg 15 google, lande ich in Spandau - das hat mit dem Topic nichts zu tun? Eher die im Artikel erwähnten Reste des mittelalterlichen Rathauses, die laut Text gesichert wurden und sichtbar gemacht werden sollen.

  • Genau. Das waren meist die Straße, de zuerst gepflastert waren. Der Vorschlag wird genauso in der Vergessenheit versinken wie alle anderen Vorschläge zum Thema.

  • Braune Linien = Aktuelle Fluchtlinien, Rote Flächen = Nachwendebebauung, Orange Flächen = Projekte in Umsetzung und Gelbe Flächen = Projekte in Planung.



    Danke für die freundliche Genehmigung des Autos Benedikt Goebel.

  • ^ Eine Neubebauung des Hauses der Statistik wird hier als "in Umsetzung" markiert, dabei sind die Pläne der Renovierung kürzlich vorgestellt worden; von einer "Umsetzung" des Abrisses des Memis oder der weitgehenden Neugestaltung der Arreals zwischen Karl-Liebknecht-Straße und Kleine Alexanderstraße oder des Quartiers nördlich des Alexanderplatzes (Abriss des ehem. HdE oder des Hofbräuhauses) ist nichts zu bemerken. Ich sage das mit ausdrücklichem Bedauern, aber auch, weil die Karte offensichtlch in Teilen unkorrekt ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von ElleDeBE ()

  • Ja, solche Karten werden durch aktuelle Entwicklungen immer schnell eingeholt - das ist ja nicht unkorrekt sondern eben überholt. Der dargestellte Planungsstand war ja über zehn Jahre lang der offizielle.


    Streng genommen müsste der Molkenmarkt jetzt auch umgebärbt werden, da der Senat mit archäologischen Grabungen begonnen hat und damit auch das Projekt als solches "in Umsetzung" ist.


    Als Orientierungsgrundlage über die Pläne des Senats und zur Veranschaulichung der Maßstäblichkeit sind sie dennoch Gold wert. In unserem Strang bezog sich das auch eher auf die historische Mitte.