Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Ich bitte um Nachsicht, die Frage ist hier bestimmt schon mal beantwortet worden, aber wie genau sind denn die Rossebändiger aus der Sowjetzone in das amerikanische Schöneberg gelangt? Meine zugegeben äußerst rudimentäre Googlesuche ergab ganze drei geschilderte Szenarien: eine Verlagerung noch während des Krieges , Abbau und Neuaufstellung nach Kriegsende 1945 durch den Sowjetischen Kommandanten (womöglich bevor die Amerikaner ihren Teil Berlins besetzten) und ein Abbau 1950 im Rahmen der Sprengung.

  • Da selbst die erhaltenen Rossebändiger tatsächlich Kopien der Originale in Sankt Petersburg sind, ist der Gedanke eines Abgusses der beiden Bronzefiguren gar nicht so abwegig. Zudem wäre diese Lösung typisch berlinerisch - das Portal des Staatsrats und das Standbild des Großen Kurfürsten gibt es schließlich auch doppelt.

  • ach Ben, das sind wahrhaftig lächerliche Machtspielchen diverser Bezirksfürstchen....das ganze noch kräftigts verlüschert...und wir haben den unausgegorenen Salat....nüschte, das Umfeld gehört zum Schloss und deswegen soll und muss es nahe am Original rekonstruiert werden....Schlossbrunnen, Rosse-Bändiger, Adlersäule, Oranier-Fürsten....und evtl. den St. Georg aus dem Disneyland Nikolai-Viertel in den Schlüterhof translozieren...??


    eben, eben ....so ginge es praktikabel....es fehlt halt der öffentliche und politische Wille, das Schloss-Umfeld historisch korrekt zu gestalten....


    ....und letztendlich kann dieses unsägliche Einheits-Bananen-Wippe-Denkmal doch liebend gerne auf der Fläche des einstmals geplanten Bürger-Forums in täglicher Sichtweite unserer Volksvertreter realisiert werden ??

  • Es handelt sich hier nicht um Kopien sondern um Zweitgüsse.


    Kopien werden mit einer neuen Form von der Originalbronze gefertigt, Zweitgüsse von den gleichen Form wie der Erstguß gegossen. Deshalb haben Zweitgüsse in der Regel keinen Verlust im Detailierungsgrad und verlieren im Gegensatz zu Kopien auch nicht durch die Schrumpfung an Größe.

  • grundsätzlich muss man sich doch fragen, ob die ganze aktion so besonderes sinnvoll ist. am ende kostet diese geschichtsduselei unmengen geld. das ganze dann nur, um den verbliebenen monarchisten in berlin eine freude zu machen. ist doch den ganzen aufwand nicht wert

  • @ Hinterfrager
    Wie schon zuvor erwähnt viel zu spät. Aber generell sind Nachbauten/Rekonstruktionen bundesweit Erfolgsgeschichten. Noch nie wurde irgendwas bereut. Warum sollte es beim Stadtschloss anders sein?

  • Durch die Aktion wird auf einer der bekanntesten Straßen der Stadt eine Blickachse wiederhergestellt, deren Flanken über hunderte von Metern ausschließlich aus historischen Gebäuden (und einer weiteren Rekonstruktion) besteht. Zusätzlich wird die (ebenfalls komplett historische) Randbebauung eines Platzes wiederhergestellt. An jeder anderen Stelle wäre es nostalgischer Blödsinn, hier aber nicht, denn das Schloss ist das einzige was aktuell im Gesamtbild fehlt. Eine moderne Fassade hat dort nichts verloren.

  • Um etwas Schwung in die lahme Debatte zu bringen, bei der sich hier nur immer die Rekobefürworter gegenseitig bestätigen, mal hier der letzte Beitrag des Kultursenators von Berlin ;) :


    http://www.tagesspiegel.de/kul…or-desaster/20188302.html


    Gut - ein Aufguss der alten "Kreuz-Debatte"... - Interessanter und relevanter finde ich die Diskussion um den Inhalt. Da gabs heute früh auch einen schönen Kommentar im rbb-Kulturradio...


    Da ist noch "Musike drin" - wie der Berliner zu sagen pflegt...

  • ^ Nein, es bringt weder neuen Schwung in die Debatte, noch ist da "Musike" drin. Der Beitrag des Kultursenators ist letztendlich nicht mehr als heiße Luft.


    Herr Lederer gehört zu derjenigen politischen Klientel, die das Humboldt-Forum von Anfang an torpediert haben. Diese politischen Klientel ist gegen die barocke Fassade, gegen die Ausstellung der außereuropäischen Sammlungen, gegen das Kreuz ... man meckert einfach an allem herum, weil man nämlich grundsätzlich gegen alles ist. Das ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, dass genau die gleiche politische Klientel vor Jahrzehnten das Schloss gesprengt hat.


    So, ich werde jetzt die Internetseite des Humboldt-Forums besuchen und mich per Webcam am Baufortschritt erfreuen. Und was Herr Lederer sagt, interessiert mich nicht.

  • Lederer bedient natürlich auch sein Klientel. Das sich ein Linker nicht hinstellt und für barocke Fassaden und Kreuz eintritt - geschenkt. Dann soll er halt aber einfach de Babber halten, wenn er ansonsten nur irgendwelche Sprechblasen absondert. "Vordemokratisches Gebäude", wenn ich so einen Käse schon wieder lese....

  • "Vordemokratisches Gebäude"


    Das war der Palast der Republik doch auch. Also, bleibt alles beim Alten.


    Wenn man die Linken gewähren ließ, dann hätten wir bald die DDR 2.0, Zensur, Gewissensprüfung und Unterdrückung nicht konformer Subjekte.


    Schon gut das das Stadtschloss als Ausrufezeichen gegen diese schleichende Unterwanderungen durchgesetzt und gebaut wird.

  • „....Schon gut das das Stadtschloss als Ausrufezeichen gegen diese schleichende Unterwanderungen durchgesetzt und gebaut wird.“



    Das ist genau das was es nicht sein sollte.
    Damit es für alle Berliner und ihre Gäste ein Begegnungsort sein kann sollte man solche törichten Sinngebungsversuche und Überhöhungen tunlichst vermeiden. Für mich ist es einfach ein weiteres Museum und gut ist.


    Was man hier und in Berlin im ganzen nicht gebrauchen kann ist eine weitere Eskalationsstufe in architektonischer
    Form. Es ist immer sehr einfach dieses und jenes von ausserhalb zu fordern. Meistens sind diese Forderungen nicht besonders klug weil sie mit der tatsächlichen Situation in der Stadt nichts gemein haben sondern kleingeistige Projektionen sind.

  • ^^ Da waren schon mal die polnischen Genossen der Genossen konsequenter - in den 1970er Jahren haben sie, in postdemokratischer Zeit, ein vordemokratisches Schloss wiederaufbauen lassen. Oder Moment mal, zur Entstehungszeit gab es durchaus Demokratie für den Adel - also ein halbdemokratisches Gebäude in der Diktatur der Proletariats? Wie man Sprüche in diese Richtung konstruieren möchte, die können nur absurd sein.


    Da Honecker schon mal was rekonstruierte (Nikolaiviertel), verstehe ich nicht, wieso sich manche seiner Möchtegerne-Erben auf Rekonstruktionen einschiessen. Wie wär's mit Protesten gegen kapitalistisch-imperialistische Bananen, damit im Städtebau Ruhe herrscht?


    Der zitierte Herr Genosse hinterfragt das Zusammenpassen von Bauwerk und Funktion, doch in solchen Fällen muss man zwingend die Funktion an den Bau anpassen, nicht umgekehrt. In Warschau sind es die Originalausstattung und eine Gemäldegalerie - passt. Sich sonstwelche Funktion aussuchen und dann klagen, das ist absurd.


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    Camondo: In Rom gehören die Reste des Kaiserpalastes wie auch des Domus Aurea zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Man muss nicht die Göttlichkeit Seiner Majestät des Imperators anerkennen, um darin ein besonderes Gebäude zu sehen. Das bliebe es auch, würde man dort etwa ein Pizzamuseum einrichten wollen - die eigene Bauwerk-Geschichte ist aber spannender.


    In Haltern wird übrigens sogar dem Imperator Augustus gehuldigt - jetzt geht wohl die Berliner klassenkämpfisch korrekte Welt unter?

  • Was man hier und in Berlin im ganzen nicht gebrauchen kann ist eine weitere Eskalationsstufe in architektonischer Form.


    Ich sehe es ganz ähnlich. Auf Sinngebungsversuche und Überhöhungen (von Rechts und Links) sollte verzichtet werden.


    Ein Kompromiss wäre:
    - Die Preußen-Fans sollen darauf verzichten, das Schloss als Pilgerstätte des Preußentums zu benützen.
    - Die sozialistische Linke soll aufhören, so zu tun, als würde mit der Rekonstruktion des Schlosses der Militarismus der Kaiserzeit wieder erwachen.


    Für mich ist es einfach ein weiteres Museum und gut ist.


    Ich finde einfach wichtig, daß der städtebauliche Dreh- und Angelpunkt wieder hergestellt wird. Für mich ist weniger der Inhalt als Museum wichtig, sondern die Funktion als städtebaulicher Gravitationspunkt.