Finanzplatz Frankfurt

  • Wieso sollten sie?
    Das Leave Votum hatte eine siebenstellige Mehrheit, in allen Umfragen seitdem bleibt eine Mehrheit bei dieser Ansicht. Die Abgeordneten in Westminster wollen es nicht uns recht machen sondern ihren Wählern und das Ergebnis eines Referendum liegt auf dem Tisch. Außer Zweckoptimismus hast du nichts worauf du diese Annahme, die Briten wollten das überhaupt jemals zurückziehen, bauen kannst.

  • Aber das ist ja zusätzlich.Das möchte May.
    Trotzdem darf sie erst Artikel 50 aktivieren,wenn das Parlament zustimmt.


    http://www.faz.net/aktuell/wir…s-zustimmen-14511184.html


    "Damit muss die Regierung eine Abstimmung herbeiführen, bevor sie Artikel 50 des Vertrags über die Arbeitsweise der EU in Kraft setzt, mit dem der Austrittsprozess offiziell beginnt."


    "Nun aber hat das Obere Zivilgericht (High Court) in der letzten Woche entschieden, dass das Parlament in den Brexit einbezogen werden muss. Gemäß High Court Urteil muss die Regierung die Zustimmung des Parlaments einholen, bevor das Austrittsersuchen nach Artikel 50 des EU-Vertrags bei der EU abgegeben werden kann. Das Gericht weist damit die Grenzen der Regierung auf und stellt die Souveränität des Parlaments hervor. Das Parlament verabschiedet Gesetze, wie auch das Gesetz zum Beitritt der EU (1972 European Communities Act) und damit hat auch nur das Parlament das Recht, Gesetze zu revidieren."

  • re#263: Das stimmt nicht, kannst Du in den entsprechenden englischen Artikeln nachlesen. Beispiel aus dem Independent:


    But it immediately raised questions as to what happens if Parliament votes to reject the deal, two years after the UK triggers Article 50.


    Edit: Die Abstimmung bzgl Artikel 50 Auslösung im März fand bereits im Dezember statt und May hat sie gewonnen: https://www.bloomberg.com/news…-customs-deals-davis-says


    After more than six hours of debate, the House of Commons voted by 448 to 75 in favor of a motion that commits lawmakers to support her timetable for formally notifying the EU that Britain is leaving.

  • Es ist so:


    May muss die Zustimmung des Parlaments einholen,bevor sie Artikel 50 aktivieren darf.Zusätzlich hat sie versprochen,dass die Abgeordneten noch einmal über den finalen Brexit-Deal abstimmen dürfen.


    Das zweite schließt das erste nicht aus.Das erste MUSS sie machen,das zweite ist ihr Versprechen an das Parlament


    Die Abstimmung im Dezember war keine bindende.May hat versprochen,dass sie ihre Pläne offenlegt,das Parlament hat dafür gestimmt,dass sie Artikel 50 bis Ende März aktivieren darf.Es wird noch eine endgültige Abstimmung darüber geben.Ihre heutigen Pläne könnten noch alles ändern.

  • @Pumpernickel: Es hat nichts mit Optimismus zu tun, ich habe nur überlegt, auf welche Überlegungen sich der Anstieg des Pfunds stützt. Ich persönlich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass es so kommt.

  • Es entwickelt sich, langsam, aber es wird

    Wie die FAZ heute berichtet, plant Goldman Sachs eine Europa Bank in Frankfurt zu gründen und bis zu 1.000 Mitarbeiter nach Frankfurt zu verlagern. Der Personalstamm in London wird demnach halbiert werden. Auch andere Banken planen Veränderungen, aber wohl in Richtung Paris.

  • So viel zum Thema Textverständnis. Der von dir angeführte FAZ-Artikel berichtet, dass Goldman Sachs die Gerüchte dementiert, die zuvor durchs Handelsblatt in die Welt gesetzt wurden (vermutlich ist aber trotzdem was dran). Ferner planen nicht "andere Banken Veränderungen in Richtung Paris", sondern eine Bank, nämlich die HSBC (siehe frühere Berichte). Die einzige andere Bank von der im Artikel die Rede ist ist die UBS, und die baut bekanntlich ihre Präsenz in Frankfurt aus.

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    Danke Cardiac, da hast Du natürlich recht. Bin auf den Handelsblatt Artikel gesprungen, der aber nicht unbedingt frei lesbar ist.

  • Exit vom Brexit noch im Bereich des Möglichen

    Ob das Parlament dem zustimmen wird? Die Anleger scheinen das nicht zu erwarten. Je abschreckender der in Aussicht gestellte Deal, desto größer die Wahrscheinlichkeit, den Brexit auf diesem Wege doch noch zu stoppen.


    Das sehe ich auch so, ich traue May sogar zu, dass sie eine "Gegenreaktion" des Parlaments geradezu herausfordern will. Das Zünglein an der Waage ist und bleibt für mich Schottland (62% pro Verbleib) und Nordirland (56% pro Verbleib). Jetzt da der "Hard Brexit" Realität werden soll, darf man äußerst gespannt sein wie man dort reagiert. Sollte eine Abspaltung dieser Regionen aus Großbritannien aus Gründen des EU-Verbleibs in Aussicht stehen, wird man in London die Notbremse ziehen wollen.


    Der Zusammenhalt des "United" Kingdom ist am Ende des Tages dann doch wichtiger als populistische Symbolpolitik der Hasardeure. Ein UK, dass nur noch aus England und Wales besteht, wäre wohl selbst für die Hardcore Brexiteers eine Horrorvorstellung. Der Exit vom Brexit ist vielleicht doch noch im Bereich des Möglichen.

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    Für möglich halte ich das auch. Aber London wird trotzdem einige Verluste zu verkraften haben. Denn darauf verlassen wird sich keiner und im Rahmen von Teilverlagerungen (es geht ja immer nur um Teilbereiche) kann man meistens auch Prozesse optimieren. Firmen außerhalb der EU werden bei den Überlegungen zur Eröffnung einer EU-Repräsentanz derzeit jedenfalls sich auch Kontinentaleuropa den Vorzug geben.

  • Golden Age


    Das sehe ich sehr anders.


    Der Brexit als solcher ist gesetzt. Es müsste (für GB) schon eine ökonomische Vollkatastrophe geschehen, wenn er doch nicht käme.
    Wir haben es bzgl. des Brexit mit einem REFERENDUM und nicht mit einem lausigen Parlements-Beschluss zu tun. Das Ergebnis eines Referendums zu brechen würde bedeuten, das Intensivste, was Demokratie hevorbringen kann (d.h. die direkte Volks-Äusserung) zu ignorieren. Dass soll sich mal einer unterstehen ... .


    Wenn man den Brexit abpuffern will, dann geht es nur über "Deals" mit der EU. Da sehe ich (für GB) die grösste Chance und für die EU die grösste Gefahr des Einknickens. Hoffentlich ziehen möglichst viele Banken auch nach Paris (!) dann werden die Franzosen an dem Brexit auch ihren Gefallen finden und irgendwelche Verwässerungen des Brexit möglichst gering halten wollen ... .



    Das Thema "Schottland" ist ein ganz spezielles Problem. Es stellt sich grundsätzlich erst einmal die Frage, ob die Schotten bei ihrem zweiten "Elfmeter" tatsächlich GB verlassen würden, oder ihn nicht abermals knapp verschiessen würden. Möglicherweise würde es kein zweites Referendum geben und -selbst wenn - würden die Schotten abermals knapp für GB stimmen.
    Grundsätzlich ist das Thema "Separatismus" mittlerweile ein europweites Phänomen [auch die Katalanen wollen von Spanien weg und in (Nord-)Italien steht sowieso jeder gegen jeden und alle gegen Rom], aber in einem "vereinten Europa" wollen dann doch alle regionalen Milchkannen sein.
    Erstaunlich, dass speziell in unserer BRD die Problematik des Separatismus (derzeit noch) praktisch überhaupt nicht thematisiert wird (Stichwort: "Europa der Regionen").

  • Den deutschen Aufsehern reicht ein bloßer "Briefkasten" nicht, um das Passporting zu erteilen - und vielleicht noch interessanter, auch bei ausländischen Banken, die bereits in Deutschland ansässig sind, wird man in Zukunft darauf pochen, dass alle relevanten Abteilungen in Deutschland angesiedelt sind, um effektiv durchregulieren zu können:


    https://www.welt.de/wirtschaft…r-Londoner-Geldelite.html


    das heißt von zwei Seiten spielt die Politik derzeit FFM in die Hände. Nicht nur der Brexit, sondern auch die nationale Regulierung, die den Banken quasi die Pistole auf die Brust setzt.


    Auch die Infografik ist eindrücklich. Selbst wenn sich die Beschäftigtenzahl in der Finanzbranche in FFM durch Verlagerungen aus London verdoppeln würde, dann wären nicht einmal 1/5 aller Londoner Jobs der Branche nach FFM verlagert. Und mit einer Verdoppelung rechnet sicherlich nicht einmal der größte Optimist.


    Man muss also wahrlich kein Optimist sein, um von "tausenden" zusätzlichen Jobs in FFM durch den Brexit zu sprechen. Das ist der Sachstand. Und die Banken können nicht Rillas Spekulationen abwarten, ob es am Ende doch so kommt oder ganz anders.


    Wie ebenfalls aus o. g. Artikel hervorgeht dauere es bis zu 18 Monate - nach einer Verlagerung - bis man dann die lokale Lizenz und das EU Passporting in den Händen hat und damit arbeiten kann. Damit ist klar, dass die Banken keine Brexit-Verhandlungen abwarten können, gar mit dem Prinzip Hoffnung Rillas (aus Sicht Londons), sondern jetzt handeln müssen und sich dabei auf den Worst Case, ein harter Brexit wie regierungsseitig angekündigt, einstellen müssen.


    Die Vorbereitung auf einen hard brexit kann nun also als gesetzt gelten - und selbst wenn FFM nicht das neue London der Finanzbranche wird, wird es aufjedenfall einen Job-Boom geben, selbst wenn nur kleine Bruchteile der Jobs aus London dabei für FFM "abfallen", auch das kann - wenn man die nackten Zahlen betrachtet - inzwischen als gesichert gelten.


    Genaueres wird man erst in einigen Jahren rückblickend wissen. Aber Optimismus ist angezeigt, das kann man nach Mays Ankündigung und der Reaktion der Finanzwelt darauf, inzwischen gesichert feststellen. Das gibt ordentlich "Futter" nicht zuletzt für einen weiteren Hochhausboom am Main.

  • Soweit richtig.


    Aber ist es nicht so,dass zb.die UBS ruhig abwarten kann,da sie ja schon eine große Präsenz in Frankfurt hat und keine Lizenz benötigt?
    Auch andere Banken haben doch eigentlich schon eine Präsenz in Frankfurt,wenn auch eine deutlich kleinere.


    Das Beste für FFM wäre,wenn eine große Bank gleich 1000-2000 Mitarbeiter nach Frankfurt verlegen würde und nicht wie einige-wie Goldman und JP Morgan planen-auf mehrere Städte verteilen wollen.


    Was auch sehr wichtig ist,dass sie die Flächen erst für Ende 18/Anfang 19 anmieten,da dann der Marienturm und Omniturm fertig ist.Aktuell sehe ich außer T8 und Taunusturm keine zusammenhängende Fläche,die für 500 oder mehr Mitarbeiter ausreichen würde.

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    Siehe


    auch bei ausländischen Banken, die bereits in Deutschland ansässig sind, wird man in Zukunft darauf pochen, dass alle relevanten Abteilungen in Deutschland angesiedelt sind, um effektiv durchregulieren zu können


    Das ganze kann man auch als "Rutschbahneffekt" bezeichnen.


    Und gerade weil man neue, moderne Flächen nicht aus dem Hut zaubern kann, weil die Neuvergabe von Lizenzen lange dauert, weil Beschäftigte sich auch nicht über Nacht umziehen oder neu einstellen lassen.... müssen die Firmen jetzt in die Puschen kommen und können nicht abwarten, was Theresa in 2 Jahren als Brexitvertrag ausgehandelt haben mag und ob deine These, dass es schon nicht so dicke kommen wird für London, zum Tragen kommt oder nicht.


    Es gibt doch auch gerade reichlich Bautätigkeit, reichlich neue Projekte sind in der Pipeline, alleine auf dem DB Areal wird ordentlich neue Bürofläche entstehen. Aktuell würde ich allen Projekten in FFM, die auch nur in der Diskussion oder Erkundung sind, eine "Umsetzungsgarantie" ausstellen und die ein oder andere Überraschung dürfte auch noch dazu kommen. Wer weiss, vielleicht kommt der Milleniumtower-Standort doch noch zur Umsetzung (wenn sicherlich auch nicht der alte Entwurf).

  • Geltendes Baurecht erlaubt nach wie vor einen Höhepunkt von ca. 370 m (ex Millenium-Tower Standort), plus X (Antenne darf noch obendrauf kommen, die strukturelle Höhe ohne Technikaufbauten, also inkl. letztem Vollgeschoss, ist baurechtlich auf 365 m beschränkt). Und ich würde mich doch arg wundern, wenn dessen mögliche Umsetzung nach den neuesten Entwicklungen nicht zumindest intensiv geprüft werden würde. Das sind nochmal 100 m mehr als der Coba-Turm (ohne die Stahlantenne, aber mit dem schwarzen Antennensockel gerechnet).


    Ich denke, dessen Realisierung ist nun realistischer als je zuvor. Aufjedenfall wird 2017 das Jahr der Hochhausankündigungen in FFM werden, dem Brexit sei Dank. Dazu muss man kein Optimist sein.

  • ...der nächste Kandidat ist der Tower One, mit dem man jetzt in Puschen kommen muss, damit man zur rechten Zeit die rechten Flächen bereit halten kann.
    Das EU-Passporting ist ein Prozess, der aufwändig ist, - wie bereits oben beschrieben. Deshalb arbeiten die Banken bereits jetzt an den anstehenden Dingen. Denn die kennen die Bedingungen.
    Das Signal, das von der zukünftigen Immobilienwelt Frankfurts ausgeht, wird wohl wahrgenommen.

  • rilla90 und @Pumpernickel


    Wo bitte sollen die Mitarbeiter wohnen? Oder geht man (Landesregierung und Stadt Frankfurt) davon aus, dass die jeden Tag per Flieger von London nach Frankfurt zur Arbeit kommen?


    Ich sehe das ganze als "schwarzen Tag" für die Rhein-Main Region wenn die ersten Pressemeldungen mit Angabe von tatsächlich zu verlagernden Stellen kommen. Denn so schnell wie man jetzt schon freie Büroflächen in Frankfurt modernisieren und bereitstellen kann zieht man keinen Wohnraum hoch. Und Vermieter und Verkäufer werden dann erst recht nochmal einen kräftigen Schluck aus der Preispulle nehmen und dagegen wird selbst München blass aussehen.....

  • Er hat ja keiner behauptet, dass alle Frankfurter davon profitieren werden. Das ist ja zuvorderst ein Architekturforum und somit interessiert uns ja v. a. (hier), ob der Brexit neue Bauprojekte oder sonstige Änderungen im Stadtbild bringt. Immobilien und Architektur eben. Und das wird er mit Sicherheit. Ansonsten ist schon "Luft nach oben" um München da zu überholen:


    https://de.statista.com/statis…en-staedten-deutschlands/


    daran glaube ich auch gar nicht. Was machen ein paar tausend zusätzliche Bewohner denn schon aus? Nichtmal die kleine Großstadt FFM, mit ihren 700.000 EW, wird Probleme haben diese zu absorbieren, zumal doch einiges an teurem Wohnbau fertig wurde und wird. Denk nur an das Europaviertel, das Ostend, neue Wohntürme die gerade in Bau sind (zB Hennigerturm) oder deren Bau bevorsteht (zB Porsche Tower). Ein Banker wird sicherlich keiner Krankenschwester ihre 2 ZKB in einem 60er Wohnhaus mit Kehrwoche streitig machen.