Dresden: Historische Ansichten, Vergleiche und Projekte.

  • Dresden: Historische Ansichten, Vergleiche und Projekte.

    Sofern ich nichts übersehen habe, gibt es hier noch kein solches allgemeines Thema und nachdem hier eine Diskussion darüber entstanden ist, halte ich es für sinnvoll,
    sie an dieser Stelle in aller Ruhe und Ausführlichkeit fortsetzen zu können.
    (Vielleicht kann ein Moderator die betreffenden Beiträge hierher verschieben?)


    Aber auch unabhängig davon sicher ein interessantes Thema... :)


    Es scheint bei dem Bild Serverprobleme zu geben, so dass ich es hier noch einmal hochlade (hoffentlich bleibt dann wenigstens eins davon dauerhaft zu sehen):



    größer


    Hast du noch ein genaues Datum von wann diese Plannung ist?

    Ich muss gestehen, dass ich die Bilder teilweise nicht mehr genau zuordnen kann... In letzter Zeit hab ich einige alte Architekturzeitungen durchgesehen (natürlich mit dem Focus auf Leipzig :D ) und dabei von allem, was mir interessant erschien, ein paar Fotos gemacht, so dass auch eine ganze Menge über Dresden enthalten ist.
    Dieses Bild stammt aus "Der Städtebau", sehr wahrscheinlich aus dem Jahrgang 1913.

  • ^Der Minigrundriss rechts unten weist ganz eindeutig auf den Feldherrenplatz in der Johannstadt hin. Auch die gezeigte Elbbrücke entspricht in ihrer Ausführung keiner der vorhandenen oder ehemaligen Bogenbrücken.


    Insgesamt ein fürchterlich teutonisches Panorama ohne Stil, Charme und Finesse, insbesondere der komische Brückenturm.

  • "Dresden-A." = Dresden-Altstadt. Nun gut, "Johannstadt" ist ja dicht genug dran...
    Außer "Neue Elbbrücke" ist im Minigrundriss nicht viel zu erkennen, wobei ich in der Verlängerung der Brücke mit etwas gutem Willen ein "Arnold-Str." zu erkennen vermag.
    Als Jahreszahl würde ich "Dresden 1902" oder "Dresden 1912" erkennen. Vom Stil erinnert es mich stark an die verbliebenen Bauten im Bereich Nürnberger Str./Nürnberger Ei oder im Bereich Münchner Platz

  • Neustädter Brückenkopf

    Da die Pläne für das Neustädter Elbufer in der vorangegegangenen Diskussion mehrfach angesprochen wurden, habe ich mal in meiner Bibliothek gekramt und bin fündig geworden.


    Zum ersten ein Projekt Hans Erlweins von 1910. Es bestanden Anfang des 20.jahrhunderts ernsthafte Pläne zur Neubebauung des Neustädter Elbufers und der Anlage einer Hochuferstraße im Zuge des Körnerwegs, der Wasserstraße und des Königsufers von Loschwitz bis zur Marienbrücke als Pendant zur damals fast durchgehend bestehenden Anlage südlich der Elbe.


    Der Begriff Hochuferstraße kann sich also selbstverständlich auf beide Elbseiten beziehen, auch wenn namentlich so offiziell nur der Ostabschnitt des heutigen Käthe-Kollwitz-Ufers von der Neubertstraße zur Emser Allee in Blasewitz benannt war. Der im Projekt gezeigte hieß Johannstädter Ufer, später Hindenburgufer bzw. Käthe-Kollwitz-Ufer.




    Vogelperspektive:




    Ufergestaltung:



    Quelle: Kloss, Günter: Hans Erlwein (1872-1914). Stadtbaurat in Bamberg und Dresden. Michael Imhof Verlang, Petersberg 2002. S. 111.




    Ein weiteres, sehr ähnliches Projekt von Oswin Hempel, 1912:



    Helas, Volker, Zadniček, Franz: Das Stadtbild von Dresden. Stadtdenkmal und Stadtlandschaft. Arbeitsheft 3, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen 1996. S. 63.



    Beide Projekte sind sich recht ähnlich, insbesondere durch die Schaffung einer symmetrischen Torsituation mit Beibehaltung des Blockhauses und die Anpassung an die umgebende Barockbebauung.


    Den Neubauten wäre bis auf das Blockhaus die komplette Uferbebauung inklusive Narrenhäusl zum Opfer gefallen. Besonders schmerzlich wäre jedoch der Verlust der Elbwiesen gewesen.


    Auch wenn den angepassten Gebäuden die pseudo-imperiale, rheinisch-historistisch-wilhelminische Großkotzigkeit des Feldherrenplatz-Projektes fehlt, können wir uns heute glücklich schätzen, dass der Erste Weltkrieg die Umsetzung der Pläne verhindert hat. Ansonsten wäre die Elbe zu einem bloßen Kanal verkommen, so wie die meisten Flussläufe in anderen europäischen Großstädten.

  • Ich bezweifle ganz stark das eine Kanalwirkung des gesamten Elbufers entstehen würde wenn man nur nen kleinen Teil etwas verdichtet. Ausserdem wäre noch ein riesiger Teil der Elbwiesen übrig geblieben. Auf dem Bild von Oswin Hempel sieht man das die "Hochuferstraße" nicht weiter vor dem Blockhaus liegt und die Elbwiesen sind etwas größer als nur 10m also wohl eher kein kompletter Verlust der Elbwiesen, von dem ganzen Rest der Elbwiesen im Stadtgebiet mal ganz zu schweigen.
    Die "pseudo-imperiale, rheinisch-historistisch-wilhelminische Großkotzigkeit" gefällt mir bei vielen Gebäuden in DD, bei Blasewitzer Villen oder Striesener Villen oder vereinzelten Blockrandüberresten in DD denn genau da findet man die selben Formenelemente.
    Desweiteren fände ich diese Art der Bebauung wesentlich besser als die heutigen 6-Geschosser (von einem Abriss des Blockhauses hat ich nie was erwähnt scheinen Wünsche von anderen zu sein! FYI: siehe Strang Innere Neustadt Post366).


    Danke nochmal gacki für die Info zum Feldherrenplatz.

  • Danke für den wie stets äußerst niveauvollen Beitrag, der wie meist von einer fundierten Auseinandersetzung mit dem Thema zeugt. Ja, so eine durchgehende super Uferwand von 12 Metern Höhe am ganzen Elbufer zwischen der Neustadt und Loschwitz hätte schon supi geil ausgesehen, insbesondere mit einer vielbefahrenen Straße davor, die spätestens an den Loschwitzer Elbschlössern unmittelbar an die Elbe herangerückt wäre, mit toller Ufermauer wie am Terrassenufer.


    Staudengarten, Rosengarten, Prießnitzmündung, alles überbewertet, gibt ja noch den ganzen Rest der Elbwiesen im Stadtgebiet. Aus der Saloppe hätte man zur Not noch noch ne hübsche Raststätte machen können. Tolle Plannung!


    Als schmaler eingemauerter Streifen hätten sich die verbleibenden "Elbwiesen" mit Sicherheit auch ihre natürliche Vielfalt bewahrt, vom Erholungswert ganz zu schweigen. Über den dezent höheren Lärmpegel und die Emissionsentwicklung hätte man sicher geflissentlich hinwegsehen können, und die Dampferpassagiere hätten sich am Gewusel des elbbegleitenden Verkehrs erfreut. Wow!!!

  • Antonstädter, ich stimme Dir inhaltlich vollkommen zu. Die Umsetzung der Hochuferpläne hätten das Ende einer wesentlichen Besonderheit Dresdens bedeutet. Flussbegleitende Straßen gibt es europaweit viele. Eine weite Flussaue in der Mitte einer Großstadt ist meines Wissens einmalig. (Vermutlich würde heute die Bundesstraße direkt entlang der Elbe verlaufen.)
    Aber bitte, bring das doch sachlich auf den Punkt und nicht in so einem patzig beleidigendem Tonfall. Das hast Du doch wirklich nicht nötig!

  • ^Nix für ungut, eigentlich hast Du ja Recht, mit "patzig" kann ich ja auch noch mitgehen, mit "beleidigend" dann doch eher weniger. Ich fände es halt nicht zuviel verlangt, wenn man sich bei Beteiligung an einer Diskussion wenigstens mit den grundlegenden Fakten und Hintergründen zum Thema vertraut machen würde, und nicht seine offensichtliche Unkenntnis als Meinung getarnt im Brustton der Überzeugung anderen um die Ohren hauen muss. Da kann man schon mal patzig werden, ich werde mich zukünftig aber um Besserung bemühen...


    Um noch etwas Sinnvolles zum Thema beizutragen: Sehr empfehlenswert ist die Lektüre auf "das-neue-dresden.de" zur Gestaltung des Neustädter Elbufers in den dreißiger Jahren, nunmehr ausdrücklich unter Verzicht der geplanten Hochuferstraße.

  • Der Brückenturm sieht tatsächlich etwas nach Wormser Nibelungenbrücke aus. Schon arg komisch, warum sich den Blick durchs Elbtal seinerzeit damit verbauen wollte.

  • Wenn man dem Bildtext bei "Das Stadtbild von Dresden" sowie den Erläuterungen unter


    http://archiv.neumarkt-dresden…hichte-narrenhaeusel.html


    folgen will, stand im Kontext dieser Planungen eine Hochuferstraße bis nach Loschwitz überhaupt nicht zur Debatte.


    "Ein Jahr später versucht dann die Dresdner Stadtverwaltung unter Hans Erlwein 1910 die Neustädter Elbseite energisch städtebaulich neu zu ordnen - in Weiterentwicklung des neuen Stadtviertels um den Carolaplatz, Plan 1887. Es soll eine Hochuferstraße entstehen, die direkt vor dem Narrenhäusel die Augustusbrücke kreuzen und bis zur vorhandenen Straße "Königsufer" vor dem Finanzministerium führen soll. Diese neue Straße soll nun die leistungsfähige Verbindung zum neuen Regierungsviertel ermöglichen, da die schmale Klosterstraße am Neustädter Markt in ihrer Breite nicht verändert werden soll. Vogelschau-Visualisierung, Königsufer Dresden 1910."


    Mir scheint das also eher eine räumlich begrenzte Planung gewesen zu sein. Die Aufschüttung (und damit der Straßenverlauf) wäre wohl etwa in Höhe der Treppen an der Augustusbrücke erfolgt; also etwa dort, wo heute der "innere" Elbweg liegt. Dann wäre vor am Finanzministerium die Anbindung an die bereits dort vorhandene "Königsufer"-Straße erfolgt; vermutlich mit direkter Fortsetzung zum Ministeriumsgebäude hinter der Carolabrücke.
    Natürlich wirkt das aus heutiger Sicht nicht wirklich zu Ende gedacht: Bei der Erlweinschen Visualisierung sieht man, wie diese Hochuferstraße dann etwa im Bereich der Palaisgasse einen Durchstich machen müsste, der aber merkwürdig schmal und halbherzig aussieht (auf Stadtplänen dieser Zeit ist diese geplante Straßenführung ebenfalls zu erkennen). Im Stadtplan von 1907 ist die geplante Hochuferstr. bei der Prießnitzmündung zu Ende.


    Ich finde ja bei der Planung von Oswin Hempel die schiere Größe der Baumassen bedenklich. Das Blockhaus wirkt da schon fast "niedlich".

  • ^Das Projekt der rechtselbischen Hochuferstraße wurde erst mit dem Ersten Weltkrieg aufgegeben. Der genannte Stadtplan von 1907 zeigt , dass an eine Weiterführung wohl gedacht war. Da Loschwitz aber erst seit 1921 zu Dresden gehört, dürfte der weiterführende Abschnitt nicht so weit oben auf der Agenda gestanden haben.


    Pläne für eine Hochuferstraße zwischen Loschwitz und Dresden gab es seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Neustädter Elbufergestaltung kann aber durchaus als Teilprojekt des neuen Straßenzuges betrachtet werden, wobei sicher eine abschnittsweise Umsetzung vorgesehen war. Siehe auch:


    Hans Erlwein: Das Königsufer zu Dresden. In: Dresdner Mieterkalender (1914), S. 84ff.


    Ausleihbar in der SLUB - hätte mir mal Kopien machen sollen...

  • antonstädter:


    Du bist beleidigend! Als man mit dir mal etwas "patziger" im L-Forum (entschuldigt das ich es erwähne) umgegeangen ist wolltest du gleich das Forum verlassen, nur mal so zur Erinnerung.


    Und was bildest du dir eigentlich ein! Dies ist ein Architekturforum kein Architekturspezialistenforum! Jeder kann hier seine Meinung äußern!
    Desweiteren hast du folgendes behauptet:


    Zitat antonstädter:

    "Ansonsten wäre die Elbe zu einem bloßen Kanal verkommen"


    Das ist faktisch falsch, korrekt wäre, die Elbe wäre teilweise zu einem Kanal verkommen!



    und auf folgendem Kommentar von mir:


    Zitat:

    "Eingang zur Neustadt fänd ich auch geil leider wird das wohl nur ein Traum bleiben"



    hast du so geantwortet:

    Zitat antonstädter:

    Dies als Eingang zur Neustadt!?! Eine grauenhafte Vorstellung. Aber gut, wir planieren das Blockhaus, Bellevue, Japanische Palais, damit dieser feuchte Albtraum wilhelminischer Stadtverunstaltung endlich Wirklichkeit werden möge. Ehrlich, bei manchem frage ich mich, ob er eigentlich weiß, wovon er faselt...



    Ich habe das garnicht wirklich differenziert, gemeint war hier eigentlich das mir das gezeigte besser gefällt als die derzeitigen 6-Geschosser.
    Von irgendwelchen Abrissen oder großen weiteren Plänen hab ich nix gesagt! Das hast du mir unterstellt. Du wars der einzige der das gefaselt hat!!



    und zum letzten "was auch immer" von dir:


    Zitat antonstädter:

    "Danke für den wie stets äußerst niveauvollen Beitrag, der wie meist von einer fundierten Auseinandersetzung mit dem Thema zeugt. Ja, so eine durchgehende super Uferwand von 12 Metern Höhe am ganzen Elbufer zwischen der Neustadt und Loschwitz hätte schon supi geil ausgesehen, insbesondere mit einer vielbefahrenen Straße davor"



    Deine Beiträge lassen an Diskossionsniveau fehlen weil Sie eindeutig unter die Gürtellinie gehen und du Sachen in andere Aussagen reininterpretierst und dich dann drüber aufregst! Denn wo zum Teugfel hab ich was von ner vielbefahrenen Straße gesagt!



    Bitte bleibe einfach weiter bei deinen guten und interresanten und fundierten Beiträgen und versuche nicht anderen ihre Meinung zu untersagen sondern kritisiere Sie doch einfach mit deinem gewohnt gekonnten niveauvollen Beiträgen.


    Danke

  • Als Jahreszahl würde ich "Dresden 1902" oder "Dresden 1912" erkennen.

    Sehr wahrscheinlich 1902.


    Übrigens - falls es irgendwie missverständlich gewesen sein sollte - der Vorschlag war nicht so ganz ernst gemeint...
    Er erschien mir als Gegenstück zur "Flachdachkultur" ganz passend, insbesondere mit dem Brückenturm als Sahnehäubchen.


    Weitere Brückenvarianten:



    Diesmal ordentlich beschriftet :D Ansicht b) aus Der Städtebau 1910 -
    bemerkenswert die Figuren auf der Brücke.



    Dann ein dramatischer Aufruf aus Der Städtebau 1907



    vermutlich im Zusammenhang mit dem Neubau, hier in abweichender Lage:



    Bild größer


    Text größer



    Plan für den Neustädter Brückenkopf von Zacharias Longuelune (1728):



    Daraus müsste dann das Blockhaus entstanden sein...?


    Dazu der Blick von der Brühlschen Terrasse nach Neustadt, 1865
    (Städtische Galerie Dresden)



    Bild größer



    Sehr empfehlenswert ist die Lektüre auf "das-neue-dresden.de" zur Gestaltung des Neustädter Elbufers in den dreißiger Jahren, nunmehr ausdrücklich unter Verzicht der geplanten Hochuferstraße.

    Interessant... hier noch ein Entwurf von 1940 für die andere Seite:



    Blick über die Elbterasse mit neuen Museumsbauten, flankiert von einem Turm und Pylonen.

  • Ich glaube, Chris meint den kleinen Ausschnitt darüber. Aber du hast Recht. Die Sprache im Plan zur Verschwenkung der Brücke ist deftig:


    "Eine Verbindung von so grossartigen Motiven wie die des Hauptbahnhofes und der neuen Brücke sowie des Albertplatzes muss durch eine vornehme Alleestrasse vermittelt werden, welche ohne Rücksicht auf etwaiges im Wege stehendes altes Geröll durchzuführen ist [...]"

  • Den Text hab ich nur überflogen. Ich meinte einfach die Tatsache, dass die Brücke direkt auf das Blockhaus führt und dann der Weg sich links und rechts vorbei teilt.

  • na, wo wir hier schon einen solchen Faden haben:


    Albertbrücke: historische Ansichten


    Folgende Ansichten kannte ich zumindest noch nicht bzw. nicht mehr.


    Aus dem U-tube-Filmchen "Altes Dresden" (1938) entstammt zu Beginn diese sehr interessante Ansicht:
    sie zeigt die geschlossene Elbschauseiten-Bebauung am Carusufer noch ohne großen Baum- oder Grünbestand sowie in seltsamer Hochlage, die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Interessant die Beleuchtung auf der Brücke: Bischofsstäbe (was antonstädter mE schon mal anmerkte):


    Vor den Bischofsstäben gabs noch die gewöhnlichen Laternen Typ Dresden:
    (folgende Bilder je durch anklicken maximierbar)
    slub - dt.fotothek 1


    Tja, später wurde die Brücke teilzerstört, die elbnahen Häuser der Neustadt fast total:
    slub - dt. fotothek 2


    Nach Krieg und Wiederaufbau waren dann bis zuletzt die Betonmasten, wobei die auf dem Bild fast wie schlanke Stahlmasten aussehen.
    Hier im Hintergrund die Ruinenreste des Carusufers:
    slub - fotothek 3