Entwicklungsgebiet 'Ernst-Thälmann-Park' [Prenzlauer Berg]

  • Endlich kein typischer Berliner Blockrand

    Es ist wunderbar zu sehen, dass hier einmal eine andere Lösung gefunden wurde, als die immer wieder gleiche Berliner Ecke und Traufhöhe. Da das Grundstück anscheinend nicht bis zur Ecke reicht, konnte es wahrscheinlich nicht bis dahin bebaut werden.

  • Im Grunde genommen fehlen auf den Balkonen nur noch die Satellitenschüsseln, und schon sieht der Bau aus wie eine unförmige Version des Sozialpalastes in Schöneberg. Quasi der Sozialpalast 2.0...

  • Die Ecke konnte nicht bebaut werden weil sie nicht zum Grundstück gehört und der kleine Brunnen mit den Bäumen drumrum erhalten werden sollte. Dafür finde ich die Betonung der Ecke ganz gut gelungen. Wenn man von der gegenüberliegenden Seite von der Danziger aus auf das Gebäude sieht erscheint es trotz der Höhe nicht so massiv wie es ist. Das Gelände ist leicht abschüssig und das Haus liegt etwas tiefer und sieht genauso hoch aus wie die anderen Ecken. Es passt sich auch an das Nachbargebäude an uns ist kaum höher als dieses.
    Im Vergleich zum Sozialpalast (der im Detail ja gar nicht so schlecht aussieht) wiederholen sich nicht alle Fassadenteile über die gesamte Fläche. Ein interessantes Detail ist dass denn's sein sonst grünes Logo offenbar nur in grau anhängen durfte. Da werden bestimmt keine Satellitenschüsseln rangeschraubt.

  • Die Ecke gehört dem Bezirk und dieser hätte natürlich das Areal zum Baugrundstück hinzugeben (Verkauf) können, um einen qualitätvollen Städtebau zu gewährleisten. Für den Brunnen hätte sich sicher im nahen Thälmannpark ein anderer Platz gefunden - hier an der Hauptverkehrsstraße sitzen eh' nur die Alkokholiker.


    Die Aussage, dass der Bau "im Vergleich zum Sozialpalast" "gar nicht so schlecht aussieht" finde ich nicht beruhigend, sondern erschreckend. Im Vergleich zu einem afrikanischen Township sieht auch Berlin-Marzahn "gar nicht so schlecht" aus. Sattelitenschüsseln sind in Berlin nur erlaubt, wenn der Nutzer der Wohneinheit nachweisen kann, dass er zu einer ethnischen Minderheit gehört und auf die Schüssel zur Aufrechterhaltung seiner kulturellen Identität angewiesen ist. Das ist im Sozialpalast in Schöneber zu über 90% der Fall. Ggf. gilt diese Regelung auch für schwäbische Zuzügler.

  • Leider wurde meine Aussage im Sinn verdreht. Ich finde dass dieses Gebäude besser aussieht und habe es auch begründet. Den Vergleich hat sonst DickesB gezogen. Über Geschmack kann man sonst nicht streiten...

  • Für mich stellt das Projekt eine sehr erfreuliche Entwicklung eines anderen Städtebaus dar der anderswo viel häufiger vertreten ist als in Berlin.
    Wo steht denn geschrieben, dass ein Block immer geschlossen werden muss? Was ist denn das für eine absurde Gleichmacherei fast schon mit religiösen Zügen.
    Ich finde es sehr erfrischend wenn ein Block mal eine Lücke hat, die Fassade nicht ein gelangwelites Einerlei ist, hier und da etwas vorspringt, in sich verschachtelt. Das ist in meinen Augen lebens- und bewohnenswert.
    Besser als, lieber Konstantin das von Bato hier verlinkte Pseudoetwas :
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=515363#post515363


    Allemal!

  • Also sieht besser aus als was?


    Es sieht besser als der Sozialpalast und die meisten neuen Gebäude (die in letzter Zeit hier gebaut wurden) aus.

  • Ich seh das wie Konstantin. Die Ecke hätte unbedingt bebaut werden müssen. Nun sieht sie vor allem in Kombination mit der Graft-Architektur zerklüftet aus und wirkt sehr unurban. Gerade diese riesige Kreuzung hätte einer Randbebauung bedurft die ihr Halt gibt. Ich hätte auch nichts gegen ein kleines Hochhaus (50m) gehabt. Schade, Chance vertan.

  • Freunde, etwas Häßlicheres wird sich immer finden und warum man den Bau mit dem Sozialpalast verglichen werden sollte ist mir nicht klar - aber man kann natürlich alles mit allem verleichen.


    Gegen Lücken im Blockrand ist gar nichts einzuwenden. Der Blockrand trägt auch keine "religiösen Züge" sondern ist - auch in diesem Block - der vorherrschende Städtebau und das BauGB verlangt nach § 34 sich einzufügen. Zudem, das weiss Camondo gut, schafft nur eine Platzwand auch einen Platz: wenn man den da haben will. Sonst sind wir ja wieder bei der "aufgelockerten Stadtlandschaft", für die im Zentrum nun wirklich nur an ausgewählten Orten Platz ist.


    Die verschachtelte Balearenarchitektur ist das eine aber kritikwürdig ist m.E. vor allem, dass man hier versucht einen Platz mit angeblicher Aufenthaltsqualität zu halten, vom dem aus man auf die Mülltonnen des Innenhofes blickt. Das ist städtebaulich "setzen, sechs", und zwar im ersten Semester. Die Städtebauer des Bezirksamtes haben es allerdings auch nicht geschafft wenigstens berufsqualifizierend eine FH zu besuchen, sondern sind offenbar in der Grundschule hängengeblieben.


    Über die modische Architektur läßt sich lange streiten. Mal schauen, wie das in 5 Jahren hier diskutiert wird.

  • ^ Ich stimme den beiden letzten Beiträgen zu, Lücken im Blockrand sind kein Problem, aber ein Platz wie diese massive Kreuzung sollte vernünftig eingefasst werden, bzw. der kleine "Park", indem man den Innenhof schließt. Sicherlich kann man das Grundstück auch in 5 Jahren noch nachträglich bebauen, z.B. mit einem Hochhaus. Der Platz würde doch ausreichen. Das würde sich vielleicht auch auf die Wirkung des Neubaus dahinter positiv auswirken, der mir unförmig und ausufernd erscheint.

  • Blockrand ist auch schlichtweg praktisch. Er fasst den Stadtraum, schafft eine klare Trennung zwischen der Öffentlichkeit der Straße und der Privatheit des Innenhofes. Darüberhinaus reduziert ein geschlossener Blockrand gerade an so einer Kreuzung die Lärmbelastung erheblich. Nicht umsonst liegen die Schlafstuben meist Richtung Innenhof und nicht zur Straße. So wie es jetzt ausschaut, wirkt es immer noch unfertig, beinahe zerklüftet. Ich kann mich Konstantins Verriss nur unumwunden anschließen. Das ist, ganz unabhängig von der Gestaltung der Baukörper, unterirdisch.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Hier scheinen ja zwei unversöhnliche Meinungen gegenüber zu stehen. Dabei finde ich das Ganze gar nicht so polarisierend. Klar, eine Alternative wäre z. B. ein typischer Styropor-Wohnbau à la Höfer o. ä. gewesen, der den Blockrand schließt und die Ecke dazu. Bei guter Ausführung und Gestaltung hätte das sicher auch ein gutes Ergebnis ergeben können. Aber auch nicht zwingend das Nonplusultra. Zudem hätte man dafür die durchaus attraktive Grünanlage mit ihren mächtigen Bäumen, die auf Batos Fotos aufgrund der jahreszeitbedingten Kahlheit nicht so rüberkommt (auf Streetview aber schon), vernichten müssen. Zudem wäre der benachbarte Dreigeschosser womöglich regelrecht erdrückt worden. Mal abgesehen davon - wenn diese Grünanlage an der Ecke nicht zum Baugrundstück gehört und auch nicht für eine Bebauung vorgesehen ist, kann man das dem Bauherrn bzw. Architekten nicht vorwerfen von wegen Chance vertan. Gerade an dieser fiesen Monsterstraßenkreuzung sind ein paar Bäume und etwas Grün sicher nicht verkehrt.


    Der Neubau ist bestimmt kein Kandidat für einen Architekturpreis, aber ein markantes und auffälliges Gebäude, das zwar nicht revolutionär (es gibt ja durchaus diverse ähnliche BV), aber doch frisch, großzügig und modern daherkommt. Kein stumpfes Raster, auch keine verputzte Dämmzeugs-Massenware, sondern eine solide und wertig wirkende Gestaltung. Ich kann damit an diesem Ort gut leben. Es handelt sich ja nicht um ein komplett erhaltenes und homogenes Gründerzeitquartier, sondern um eine von entstuckten Altbauten sowie unterschiedliche hohen Wohnbauten aus jüngerer Zeit geprägten Gegend, die fast schon auf halbem Wege zur Peripherie hin liegt. Da darf man so etwas ruhig mal realisieren. Die Bewohner speziell der Kopfseite werden sich über die grüne Ecke sicher freuen. Und wenn in ein paar Wochen die Blätter da sind, wir die Ecke auch anders aussehen als wie im letzten Foto.


    Eine Blockrand-Lösung wäre vielleicht auch schick geworden, aber so wie es nun gebaut wurde, ist es m. E. völlig ok.

  • Meine "Religion" ist es keine ungestalteten Brandwände zur Straße stehen zu lassen, was hier nicht der Fall ist. Wenn man Blöcke offen lässt, sollte dies überzeugend gestaltet werden, was hier mäßig ist, aber immerhin.


    Alles in allem passabel; steht ja nicht am Kollwitzplatz.


    PS Backstein hat recht mit den Bäumen.


  • Besser als, lieber Konstantin das von Bato hier verlinkte Pseudoetwas :
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=515363#post515363


    Allemal!


    Ein recht unsinniger Vergleich. Der verlinkte Neubau ist simpler Wohnungsneubau der nichts weiter will als mit Standardarchitektur renditeträchtigen Wohnraum zu schaffen. Tut abgesehen von der zu hohen Geschossanzahl optisch nicht weh da es dem Bauherrn im Gegensatz zum Graft-Projekt nicht um Effekthascherei geht.


    Ich finde ja auch diesen wiederkehrenden Beißreflex bzgl. Styro-Patzschke oder Nöfer sobald ein moderner Neubau kritisiert wird langsam ausgelutscht.

  • Da es hier eine lebhafte Diskussion über "Blockrand oder nicht" gab, hier noch mal nen Bild aus der Nähe:



    Die Terassen gefallen mir ganz gut.
    Ich denke, wenn es erst mal grünt, stört die Ecke den einen oder anderen weniger.

  • Könnte als Blockdurchwegung ganz gut aussehen. Aber wie geschrieben, an dieser Ecke halte ich das für einen städtebaulichen Missgriff. Der Block macht auch gar keine Anstalten so etwas wie eine Eckkante zu bilden und überlässt das alleine dem Miniplätzchen samt Baumbestand.


    Wäre mal noch interessant zu wissen was an Straßenlärm in den Innenhof dringt. Im Sommer mit vollem Blätterkleid geht's vielleicht noch, aber im Winter...

  • Es ist immer eine Frage der Wahrnehmung. Ich finde der Riegel an der Danziger sieht von der Ecke gegenüber deutlich wie eine Blockkante aus. Vorher hat man nur auf die Brandwand des Nachbargebäudes geguckt.
    Positiv ist besonders dass die vorhandenen Bauten integriert wurden, auch die hässlichen Anbauten die nur im Rohbau fertig waren.
    Das ist ein Beispiel für Bauen ohne große Schuttberge und Abriss wie bei vielen anderen Projekten hier im Forum.

  • Nein, das ist keine "Frage der Wahrnehmeung" sondern eine Kernfrage des Städtebaus. Der Umgang mit der Ecke hat auch nichts mit Abriss oder Schuttbergen zu tun.

  • Das ist eine Frage der Wahrnehmung und des Geschmacks! Hätte man sonst die Anbauten und den niedrigen Bau in der Prenzlauer abreissen sollen? Stattdessen einen Eckbau mit Kuppel bauen sollen?
    Meiner Vorstellung von modernem Städtebau entspricht sowas jedenfalls nicht.