Stadtplanung | Stadtentwicklung

  • Kleingartenunwesen

    ^ Da ein paar Beiträge darüber nach Holland geblickt wird, ein anderer auswärtiger Blick - diese Breslauer Neubauten stehen auf einem Teil des Kleingärten-Areals im Norden der Innenstadt, welche Kleingärten noch vor dem WKII angelegt wurden. Wenn in den anderen Ländern welche bebaut werden, wieso ist dies just in Deutschland ein hochbrisantes Politikum - über ähnliche Ablehnung wie die darüber berichtete las ich mal im Berliner Unterforum; im Düsseldorfer wird nur theoretisch über mögliche Bebauungspläne gestritten. Auch im Kölner DAF-Forum wurde kürzlich nur vage über mögliche Neunutzung diskutiert. Dabei sind es keine öffentlichen Grünflächen - weder öffentlich noch besonders grün, meist mit Buden und Grillplätzen zugekleistert.

  • Man mag es ja für lächerlich halten, aber planungsrechtlich ist für die Stadtplaner von Belang, dass im Baugebiet Wolfsweide ein größerer Teil, ich schätze mal die Hälfte, als "Dauerkleingärten" festgesetzt sind. Das hindert zwar die Stadt nicht, dort künftig eine andere Nutzung vorzusehen, aber es erschwert dies, weil in diesem Fall die Stadt geeignetes Ersatzland bereitzustellen oder zu beschaffen hat, es sei denn, sie ist zur Erfüllung der Verpflichtung außerstande (§ 14 I BKleingG).


    Die Umwidmung der Flächen hier zieht also Umnutzungen und entsprechende Konflikte an anderer Stelle nach sich; man kann das alles lösen, aber es ist ein zähes Geschäft; im Gegensatz zum Entwicklungbereich Bornheim-Seckbach (Einhausung A 661) ein paar Hundert Meter weiter südlich, wo dies eher kein Problem ist, weil auf der Einhausung die andernorts (am Rande des Huthparks oder am Borheimer Friedhof) wegfallenden Gärten nachgewiesen werden können.


    Ich schätze deshalb, dass das Baugebiet nicht verloren ist, aber zunächst die leichter umsetzbaren Projekte präferiert werden.

  • Ich wage einfach mal generell die Legitimität dieses Kleingartengesetzes in Zweifel zu ziehen. Besonders in der aktuellen Situation. Man kommt aus dem Kopfschütteln kaum noch heraus.

  • Südlich Am Riedsteg (B908, Nieder-Erlenbach)

    Stellvertretend für die Wohnentwicklungsgebiete der Stadt sei hier das Plangebiet "Südlich Am Riedsteg" (B908) kurz vorgestellt, dessen Planung kürzlich einen Schritt vorangekommen ist. Nach einer frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung im März und einer Behörden-/Ämterbeteiligung bis Juni arbeitet die Stadt nun Anregungen in den Plan ein und lässt gegebenenfalls Gutachten für weitere Prüfungen erstellen. Bis zum ersten fertigen Haus sind freilich noch einige Meilensteine zu erreichen.


    Es handelt sich um das nördlichste Gebiet der Entwicklungsareale mit priorisiertem Wohnungsbaupotenzial (siehe Infobeitrag) und soll beachtliche 600 Einwohner aufnehmen können. Eine Kita und eine Turnhalle sollen dort ebenfalls entstehen.


    Genauer liegt das Areal in Nieder-Erlenbach gegenüber dem Gewerbegebiet Am Fuchsloch und umfasst eine zirka 6,9 Hektar große Fläche. Begrenzt wird es durch die Straßen Alt-Erlenbach im Westen, den Feldweg Am Riedsteg im Norden, die Kleingartenanlage mit dem Mühlweg im Osten und durch den Neuen Friedhof im Süden. Ein Teil des Friedhofs wird für das Gebiet abgezwackt. Siehe auch in der Projektkarte.


    Gebaut werden soll überwiegend kleinteilig. Die Stadt hat auf ihrem zugehörigen Steckbrief die folgenden Übersichten bereitgestellt:



    Von Südwesten mit der Turnhalle und der Straße Alt-Erlenbach im Vordergrund:



    Lageplan:



    Bilder: Stadt Frankfurt am Main

  • Freut mich, dass auch noch städtische Baugebiete in Deutschland erschloßen werden, die Familien, die nicht im Geschosswohnungsbau leben wollen, eine Alternative zum Umzug "aufs Land"/in die Speckgürtel geben. Reihenhäuser sind ein idealer Kompromiss zwischen Flächeneffizienz und Individualität/Privatheit/"Eigenheim" und werden von ihren Bewohnern selbst bei uniformer Bauweise mit der Zeit immer individueller gestaltet; ich bin selbst in einer Reihenhaussiedlung aus den 70ern aufgewachsen und dort ist inzwischen jedes Haus ein Unikat, durch die zahlreichen Umbauten, Änderungen, verschiedene Gärtchen, usw. Dazu noch die eingewachsenen Gärtchen und Weges- und Straßenränder, näher an das leider fast vergessene Ideal einer "Gartenstadt" kommt man heutzutage nicht ran.


    Schönes Projekt für Frankfurt, so wie Frankfurt auch sonst derzeit vormacht, wie man eine moderne, attraktive Stadt (um)baut ("Big City" aus dem Boden gestampft im Europaviertel, Highrises noch und nöcher und nun solch eine beschauliche Reihenhaussiedlung, in die man sich schon anhand der Skizze fast verlieben könnte als Bauinteressent). Ich bin schon echt etwas neidisch auf FFM. :daumen:

  • Hast du mal geguckt, wo das Neubaugebiet ist? Es handelt sich zwar noch um Frankfurter Stadtgebiet, aber ansonsten erfüllt es durchaus das Kriterium "aufs Land / Speckgürtel". Das ist von der Frankfurter Innenstadt genauso weit entfernt wie Mühlheim oder Langen / Dreieich, und im "echten Speckgürtel" 5 km weiter in Karben hast du wenigstens S-Bahnanschluss...

    Einmal editiert, zuletzt von bridget () aus folgendem Grund: typo

  • Freut mich, dass auch noch städtische Baugebiete in Deutschland erschloßen werden, die Familien, die nicht im Geschosswohnungsbau leben wollen, eine Alternative zum Umzug "aufs Land"/in die Speckgürtel geben.


    Abwarten, wenn es in ein paar Jahren endlich soweit ist - siehe Preisentwicklung Riedberg - werden die Teile an der 7. Stelle vorm Komma beim Preis kratzen und die Familien können weiter vom eigenen Häusschen träumen. Auch wenn es die Bodenrichtwerte und der Halbjahresbericht für Grundstücke des Gutachterausschuss suggerieren, werden garantiert die aufgerufenen Endpreise der Bauträger auch dort nur für eine elitäre Minderheit an Spitzenverdienern/Erben als Käufergruppe zur Verfügung stehen. Aktuell ist man für Reihenhausneubau in Nieder-Eschbach auch schon bei knapp 800.000 € angekommen ( Hillside Nieder-Eschbach ).


    Aufgrund des Focus auf Mietwohnungen ist es - so habe ich jedenfalls den Eindruck - der Politik auch herzlich egal ob das gerechtfertigte Preise sind oder nicht. Gerade z. B. ein Herr Cunitz verweist bei Nachfragen dann ja immer gerne auf geförderte Wohnungen, vollkommen ausgeblendet, dass man regelmäßigen Mietpreissteigerungen nur mit Wohneigentum gegensteuern kann. Wobei der Bereich Wohneigentum sich in Frankfurt nur noch im Preis-Luxus-Segment abspielt bei 08/15 Ausstattung wie sie mittlerweile überall (selbst in Sozialwohnungen) verbaut wird (z. B. 3-fach Verglasung, Lüftungsanlage, bodentiefe Dusche, hängendes WC, Gegensprechanlage).

  • ... Familien, die nicht im Geschosswohnungsbau leben wollen, eine Alternative zum Umzug "aufs Land"/in die Speckgürtel geben...


    Ich wollte mich gerade entgegengesetzt darüber aufregen, dass man in einer Ecke, die ohnehin schon jeden Tag den Morgenstau nach Frankfurt bereichert ein weiteres Wohngebiet hinstellt, das es nicht schafft, die Bevölkerungsdichte in der Ecke so anzuheben, dass sich eine vernünftige ÖPNV-Anbindung lohnt.


    Wer schon mal beobachtet hat, wie sich aus dieser Ecke Morgens die Autoschlangen entweder über die B3 in Richtung Preungesheimer Dreieck oder in Richtung auf die A5 über den Bad-Homburger Ostring quälen, der weiß, dass das keinen Spaß macht.
    Und die Anbindung mit, je nach Ende des Wohngebiets, bis zu zehn Minuten Fußweg, Bus und Umstieg in Nieder-Eschbach in die U2 braucht bis Hauptwache 35 Minuten, mit S-Bahn und Umstieg in BV 48 Minuten - jeweils zzg. Fußweg. Das macht auch keinen Spaß.

  • All das mag sein, all das macht ihr aber nicht besser, indem ihr davor gleich ganz kapituliert. Der Immobilienmarkt ist zudem der klassischte "Angebot und Nachfrage ergeben den Preis" Markt schlechthin. Gerade wenn man Familien auch ein Leben jenseits des Geschosswohnungsbau ermöglichen will muss man deutlich mehr Baugebiete in dieser Art ausweisen.


    Die Preise an diesem Riedberg, wozu ich im Detail nichts sagen kann, sind definitiv nur deswegen so hoch, weil in Frankfurt - wie überall in Deutschland - seit späten 70ern in den Städten vorwiegend Baugebiete für Geschosswohnungsbau ausgewiesen werden. D. h. die Leute gehen dann entweder in Speckgürtelgemeinden, wo man dies nur zu gerne kompensiert um Familien anzuziehen, oder sie, sofern sie das finanziell eben können, bieten um die knappen Reihen- und Einzelhäuser mit, die ein städtischer Immobilienmarkt dann eben noch zu bieten hat.


    D. h. wenn die Kritik in der Schärfe zutrifft, dann muss hier Frankfurt wo möglich entsprechende Neubaugebiete, nach diesem Schema hier, ausweisen.


    Wenn ich zB nur mal per Google Earth den Blick schweifen lasse sind in Frankfurt-Oberrad zwischen Main, Bestandsbebauung und Waldflächen reichlich Ackerflächen vorhanden. Muss das unbedingt im Stadtgebiet sein, während weiter draußen im Umland Ackerflächen versiegelt werden, für Neubausiedlungen und die Leute mit entsprechendem Verkehr nach Frankfurt einpendeln? Wieso nicht diese Äcker zu neuen Wohngebieten dieser Art machen, natürlich mit ausgebautem U-Bahnanschluss und Glasfaserinternet bevor der erste Bagger anrollt.


    Oder in Fechenheim an der Mainschleife, oder zwischen Seckbach und Frankfurter Berg, usw. Da sind noch jede Menge Reserveflächen, die aktuell für unstädtische Nutzung (d. h. weder Bebauung noch Erholungsflächen, sondern private, landwirtschaftliche Flächen) vergeudet werden.

  • So eine ähnliche Diskussion hatten wir schon vor ein paar Tagen im anderen Thread (Link s.u.).
    Zu Oberrad, Fechenheim etc.: Geht nicht wegen Siedlungsbeschränkungsgebiet (Fluglärm) und Grüngürtel.
    Zwischen Seckbach und Frankfurter Berg siehe hier.

  • ...wenn man Familien auch ein Leben jenseits des Geschosswohnungsbau ermöglichen will muss man deutlich mehr Baugebiete in dieser Art ausweisen.


    Wenn man einen Bedarf für eine Vielzahl von Familien decken muss, von denen viele sich - auch in diesem Gebiet - kein EFH oder RH leisten können werden, ist die Frage ist doch ganz klar, ob man den Wenigen die es (ohnehin) können, dieses Angebot machen muss.


    Wenn man berücksichtigt, dass die individuelle Mobilität in den nächsten Jahrzehnten deutlich teurer werden wird, ist es da nicht eine schlichte Notwendigkeit, Wohngebiete so anzulegen, dass sich eine Dichte ergibt, die einen wirtschaftlichen Ausbau des ÖPNV ergibt?


    Die Preise an diesem Riedberg, wozu ich im Detail nichts sagen kann, sind definitiv nur deswegen so hoch, weil in Frankfurt - wie überall in Deutschland - seit späten 70ern in den Städten vorwiegend Baugebiete für Geschosswohnungsbau ausgewiesen werden.

    Die Preise sind deswegen so hoch weil das Geld offensichtlich da ist. Und natürlich hat die Stadt Frankfurt - siehe oben - ein klares Interesse am Geschosswohnungsbau, denn die Erschließungskosten eines Grundstücks sind in etwa die gleichen, egal ob darauf dann Wohnraum für drei oder für dreihundert entsteht.
    Bei dreihundert lohnt sich dann aber der Bau nahegelegener Kitas und Schulen und auch die Ansiedlung von Läden zu Grund-/Nahversorgung oder dem einen oder anderen Arzt wird leichter fallen.


    D. h. die Leute gehen dann entweder in Speckgürtelgemeinden, wo man dies nur zu gerne kompensiert um Familien anzuziehen


    So extrem ist der Speckgürtel auch nicht an Familien mit Kindern interessiert, denn denen muss er Infrastruktur in Form von Kitas und Schulen anbieten, was er gerne der Stadt überlassen würde.


    Zu den aufgeführten Flächen und der möglichen Bebauung haben sich schon andere geäußert. Was mir dazu noch einfällt: Die Kombination von dichtem Geschosswohnungsbau (z.B. Oberrad, Fechenheim) orientiert an bestehendem oder leicht zu verbesserndem ÖPNV-Angebot in Verbindung mit echten Freiflächen, nicht nur Parks, die aber auch Flächen für öffentliche Nutzung enthalten, ist m. E. eine sinnvollere und nachhaltigere Nutzung der Stadtfläche. Flächen für das Häuschen im Grünen oder das Reihenhäuschen mit Handtuchgarten vorn und hinten und Zäunchen um die Handtücher, damit jeder schön sieht, bis wohin das Laub wehen darf - die gibt es, für den der es entgegen dem Trend der Stadtendwicklung braucht, gerne auf dem Land.
    Da kann man dann sehen, wie aufgrund der daraus resultierenden geringen Bewohnerdichte, die Kosten für Erschließung (und Erhalt der erschließenden Anlagen!, Anliegerumlagen sind toll), die Infrastruktur (wir müssen leider die Grundschule schließen oder jahrgangsstufenübergreifenden Unterricht anbieten) in allen Formen (der Doktor hat zugemacht, da müssen Sie in die Kreisstadt fahren) und Farben (Einkaufen, ohne Auto?) sich eben in die Richtung entwickeln, die die Leute in die Großstadt treibt.

  • Grundsätzlich tendiere ich eher zu Xalinais Aussage, allerdings weniger dogmatisch.
    Richtig ist, dass der Schwerpunkt auf dichter Bebauung liegen sollte, aus nachvollziehbaren Gründen vor allem in der Nähe bestehender oder zukünftiger Haltepunkte des schienengebundenen ÖPNV. Blockrandbebauung auf kleinteiligen Parzellen gehört da hin, keinesfalls solche von Großformen und sonstigen 70er-Jahre-Städtebauideen geprägten Sündenfälle wie Rebstock oder Europaviertel!
    Aber auch auf Frankfurter Stadtgebiet gibt es noch Flächen wo EFHs durchaus Sinn machen. Die Nachfrage für diese Bauform ist nach wie vor vorhanden und das kaum vorhandene Angebot innerhalb der Stadtgrenzen war bekannterweise einer der Hauptgründe für die enorme Stadtflucht in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Am nördlichen Ortsrand von Nieder-Erlenbach macht es beispielsweise ohnehin keinen Sinn auf einmal 5geschossigen Blockrand hinzusetzen. Wobei allerdings diese EFH-Gebiete sich städtebaulich eher an den wunderbaren Villenkolonien der Gründerzeit orientieren sollten, anstatt an den bisher üblichen monotonen Dortelweil-Wests dieser Republik.

  • Das ist keine Frage von Meinungen. Man kann sich die Welt nicht so hindiskutieren, wie man sie gerne hätte. Fakt ist, dass die Familien dann halt mit den Füßen abstimmen und in die Gemeinde ziehen, wo ihnen der Traum vom kleinen Glück in den eigenen vier Wänden ermöglicht wird. Da kann man ganze Doktorarbeiten darüber verfassen, "warum" das ja eigentlich total falsch ist und überhaupt (wird ja auch gemacht), in einer freiheitlichen Gesellschaft ist das aber jedem freigestellt und darauf muss ein Staat, der sich nicht als erzieherischer Nanny-Staat sondern als Diener von Bürgerinteressen versteht, eben auch einrichten.


    Weiterhin zäumt man das Pferd von Hinten auf, auf die Unerschwinglichkeit eines popligen Reihenhauses per Ist-Zustand hinzuweisen. Klar, weiss jeder, und warum ist das so? U. a. weil die Eigenheimförderung gestrichen wurde (man will die Deutschen lieber zu einem Volk von Mietern machen, um das Immobilieneigentum vergleichsweise weniger Eigentümer nebst deren Renditen zu finanzieren, ein Kapitel für sich) und weil seit ca. 30 Jahren in Großstädten nur noch Gewerbegebiete und Geschosswohnungsbau ausgewiesen werden. Es sollte durchaus zu denken geben, dass es in den 60ern und 70ern für einfache Arbeiter vergleichsweise einfach war, ein Eigenheim zu erwerben/errichten; die Gemeinden wiesen günstiges Bauland aus, die Banken haben bei der Finanzierung mitgespielt, die Arbeitgeber haben durch die damals noch üblichen, unbefristeten und langjährigen Arbeitsverhältnisse ebenfalls mit der nötigen Stabilität dazu beigetragen. Mindestens letzteres fällt heutzutage aus, umso mehr bedürften eigentlich Familien einer Förderung. Aber nein, aus politisch-ideologischen "Modegründen" wird das Geld nur in Kindertagesstätten gepumpt. Kein westliches Land gibt inzwischen pro Kind mehr Geld über diverse Förder- und Zuschussmaßnahmen aus, keines hat aber auch so niedrige Geburtenraten wie wir. Es wäre ggf. an der Zeit, einfach aufzuhören, den Familien bestimmte Lebensmodelle aufzudrücken, sondern einfach zu akzeptieren, dass auch 2015 viele Familien gerne ein klassisches Lebensmodell hätten. Ein Partner, muss ja nicht immer Mama sein, bleibt gewisse Zeit daheim, ein Eigenheim mit Garten wo die Kinder in Ruhe spielen können und man sich nach Feierabend zurückziehen kann zum relaxen usw., eigentlich auch alles nachvollziehbare Ansprüche.


    Stattdessen sehen die Leute "Eine größere Wohnung [gar ein Haus] können wir uns eh nicht leisten und wir brauchen auch zwei Einkommen, weil die Einverdienerfamilie staatlich nicht mehr [da ideologisch nicht opportun, 'Emanzipation' soll heutzutage nur heißen, dass die Frauen genauso viel ackern sollen wie die Männer, nicht, dass man sich die Arbeit teilt] gefördert wird,... geht nicht, lassen wirs". GERADE gebildetere Eltern machen sich diese Gedanken, vgl. besonders niedrige Geburtenquote von Eltern, von denen man sich, im Interesse unserer Gesellschaft, besonders viele Kinder wünschen müsste (die haben nun einmal die besten Startbedingungen ins Leben).


    Die Folgen kann man fast schon auf der Landkarte ablesen, wenn man dort die örtlichen Immobilienpreise einträgt. Beinahe in konzentrischen Kreisen steigt der Preis für ein Reihenhaus in Standardausstattung, je näher man an Städte kommt. Weit draußen auf dem Land ist es noch erschwinglich. D. h. dorthin ziehen die Familien. Von dort in die Zentralstädte verursachen sie enorme Verkehre. Nun könnte man damit natürlich a) superdirigistisch und bevormundend reagieren oder b) Einsicht darin haben, dass es immer einen großen Batzen Bürger geben wird, die einfach ein kleines Eigenheim anstreben, das "Warum" geht die Politik eigentlich gar nichts an. Und darauf reagieren.


    Hier wurde doch gezeigt, dass zB große Gebiete für die sogar Baurecht besteht einfach nicht entwickelt werden. Weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf, lässt man die Familien stattdessen in Speckgürtelschlafdörfer ausweichen, um dann dort ihre Wohn- und Lebensvorstellung zu verwirklichen. Das ist nebenbei auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass in Deutschland besonders, und noch stärker als in anderen westlichen Staaten, ein enormes "Zivilisationsgefälle" zwischen Zentralstädten und deren Region ergibt.


    Im Speckgürtel deutscher Städte leben zunehmend eher die Akademiker, eher Leute, die sich auch für Theater und Oper interessieren würden, Leute die in Parteien, Gewerkschaften und Vereine eintreten und diese gesellschaftlich wichtigen Organisationen am Laufen halten, Leute die sonstiges Ehrenamt machen, die nicht "Sorgenkinder" der Polizei und Ordnungsbehörden sind, sondern deren Stützen. Das ist sogar schon international aufgefallen, man spricht in der Humangeographie zunehmend von einer Art "deutscher Segregation", nicht wie in den USA anhand ethnischer Unterschiede, sondern in Deutschland entlang sozio-kultureller Unterschiede.


    Mittelschichtsfamilien hat man aus den Citys rausgedrängt, v. a. sozial Schwache, Singles, Menschen in unsteten Lebensverhältnissen, die massiv überdurchschnittlich auf staatliche Leistungen angewiesen sind (anstatt diese umgekehrt durch Steuern und Abgaben zu finanzieren) sind geblieben und ballen sich in Folge in den Citys an. So kommt es ja auch, dass eine Stadt wie Frankfurt am Main als Wirtschaftsstandort zwar ein richtiges "Powerhouse" ist, dort wird enorm viel und enorm überdurchschnittlich Bruttosozialprodukt erwirtschaftet, die Einpendler tragen aber einen Großteil davon wieder aus Frankfurt heraus, konsumieren andernorts, zahlen andernorts Einkommenssteuer (wo man ihnen eben bzgl. ihrer Lebensvorstellungen stadtplanerisch mehr entgegen kommt). Das führt im Resultat dazu, dass Frankfurt am Main als Kommune, komplett entgegengesetzt zu seiner volkswirtschaftlichen Rolle, eine vergleichsweise "arme Kirchenmaus" ist (so wie alle westdeutschen Großstädte, die solch eine Wohnungsbaupolitik - somit indirekt auch Bevölkerungspolitik - betrieben haben!).


    Es wäre daher eigentlich schon aus Eigennutz eine sinnvolle Stadtentwicklungspolitik, die von allen Seiten so viel geschmähten "Normalos" wieder mehr anzuziehen und nicht nur Yuppie-Stadtlofts in schicken Highrises auf der einen Seite und tristen Sozialwohnungsgeschossbau auf der anderen Seite in FFM zu entwickeln. Genau darum ist dieser Riedberg, ich habe mich zumindest oberflächlich darüber informiert, doch evident so populär - weil "endlich" auch mal was jenseits dieser Extreme entwickelt wurde. Freilich dann doch wieder so klein und unzureichend, dass durch die enorme Nachfrage die Preise angezogen sind. Auf dieser enormen Nachfrage, die ja Grundlage der dortigen Preisentwicklung ist, zieht ihr aber das Fazit, dass weitere, gar größere, Wohngebiete dieser Art ein Fehler seien? Das verdreht das Defizit zur Lösung!


    Nein, diese Logik vermag ich nicht nachzuvollziehen.

    5 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • In den 1970ern galt noch beim Hausbau dass jede Ecke 20.000 DM kostet und ein Haus für 150.000 DM war auch in bestimmten Gebieten der Großstadt auf einer Vielzahl unbebauter Flächen noch machbar.


    Interessanterweise ist die Entwicklung der Einwohnerzahl Frankfurts aber damals gefallen - obwohl es noch möglich war, diese Wohnform auch in Frankfurt umzusetzen sind die Leute weggezogen.


    Heute sind viele Flächen belegt und der Anspruch an ein Haus ist ungelich größer - Einfamilienreihenhäuser mit 60m² Grundfläche oder weniger und insgesamt 120m² Wohnfläche auf drei Etagen und insgesamt 100m² Garten sind vielen, die bauen wollen, zu klein.


    Damit steigt natürlich der Preis der Häuser rasant an: Die Flächen sind knapper und man braucht mehr davon. dazu kommen die durch alle möglichen Faktoren gestiegenen Baukosten - ein wesentlicher Punkt dabei: Durch die zurzeit niedrigen Zinsen und das anderswo kaum unterzubringende überflüssige Geld wird viel gewerblich gebaut. Auch werden Wohnhäuser nicht auf Bestellung sondern von er Stange produziert, so dass der Bauherr nicht der spätere Eigentümer ist, sondern ein Bauträger, der natürlich auch seine Marge zwischen Baukosten und Verkaufspreis schieben muss.


    Was ich mir im Randbereich der Großstädt noch vorstellen kann, sind Mischformen: Mehrfamilienhäuser mit - sagen wir mal - sechs Wohnungen auf drei/vier Etagen EG, 1. OG und zwei Etagen im ausgebauten Dach, mit gemeinsamer Gartennutzung. Das gibt eine halbwegs vernünftige Dichte und bei 240m² Grundfläche (4x das RH von oben) einen großzügigen 400m² Garten dazu Wohnungen von 4x 100m² und 2x150m² als Maisonette. Dadurch dass der Flächenverbrauch nur 2/3 der Reihenhauslösung beträgt und viele Teile der Haustechnik nur einmal statt sechsmal eingebaut werden müssen reduzieren sich die Kosten pro Quadratmeter Wohnfläche rasant. Mit sechs Familien ist auch eine WEG bei Wohneigentum noch übersichtlich genug.


    Bei höheren Häusern, bei denen man stets einen Teil der gg. dem RH eingesparten Fläche als gemeinsame Freifläche nutzen müsste, wären beispielsweise in die Freifläche integrierte Terassen und Gerätehäuser (z.B. bei TG-Abgängen) für die Bewohner möglich, die eine gartenähnliche Nutzung erlauben, ohne alles Zubehör aus der Wohnung herbeischleppen zu müssen.

  • So kommt es ja auch, dass eine Stadt wie Frankfurt am Main als Wirtschaftsstandort zwar ein richtiges "Powerhouse" ist, dort wird enorm viel und enorm überdurchschnittlich Bruttosozialprodukt erwirtschaftet, die Einpendler tragen aber einen Großteil davon wieder aus Frankfurt heraus, konsumieren andernorts, zahlen andernorts Einkommenssteuer (wo man ihnen eben bzgl. ihrer Lebensvorstellungen stadtplanerisch mehr entgegen kommt). Das führt im Resultat dazu, dass Frankfurt am Main als Kommune, komplett entgegengesetzt zu seiner volkswirtschaftlichen Rolle, eine vergleichsweise "arme Kirchenmaus" ist (so wie alle westdeutschen Großstädte, die solch eine Wohnungsbaupolitik - somit indirekt auch Bevölkerungspolitik - betrieben haben!).


    Aber genau das ändert sich doch gerade in Frankfurt, wenn man sieht was alles so im Bau ist und demnächst startet (relativ viele neue Wohnungen aller Kategorien im Stadtbereich, natürlich viel im Europaviertel, aber nicht nur). In Zukunft, werden deutlich mehr Menschen direkt in der City wohnen. Das Thema ist gerade aktuell für mich, ich werde sehr wahrscheinlich nächstes Jahr wieder fest nach Frankfurt zurückziehen und bin schon etwas auf Wohnungssuche: Mir ist dabei aufgefallen, der Anteil an demnächst verfügbaren Neubauwohnungen (insbesondere ab 2016) direkt in Frankfurt City ist relativ groß.

  • Bei höheren Häusern, bei denen man stets einen Teil der gg. dem RH eingesparten Fläche als gemeinsame Freifläche nutzen müsste, wären beispielsweise in die Freifläche integrierte Terassen und Gerätehäuser (z.B. bei TG-Abgängen) für die Bewohner möglich, die eine gartenähnliche Nutzung erlauben, ohne alles Zubehör aus der Wohnung herbeischleppen zu müssen.


    Ach komm, aus gutem Grund ist das überall massig vorhandene "Abstandsgrün" dieser Wohnanlagen selbst bei bestem Wetter verwaist. Kein Mensch hat Lust, sich auf einem Präsentierteller zu bewegen, noch "gemeinsam"-irgendwas zu nutzen. Man hat den ganzen Tag was mit massig Menschen zwangsläufig "gemeinsam" als Stadtbewohner. "Gemeinsame" Verkehrswege, "gemeinsamer" Arbeitsplatz, "gemeinsamer" Supermarkt, usw., ständig muss man sich "gemeinsam" arrangieren, Kompromisse schließen, sich wohlverhalten, ...


    Wenn ich daheim bin will ich meine Ruhe und im Zweifel jeden, der mich nervt, einfach aussperren können. Gerade inmitten des städtischen Lebens sind solche privaten Rückzugsflächen, die einen mit der tollen "Gemeinsamkeit" (Modewort "sharing") auch mal in Ruhe lassen, wichtig. Und schon gar nicht ist eine "gemeinsame" Rasenfläche, wo ich nicht schalten, pflanzen und walten kann, wie in einem eigenen Gärtchen, auch nur ein halbwegs tauglicher Ersatz. Du bist ggf. kein Gartenfreund und mit einem Raucheraustritt zufrieden, ich zB bin ein großer Gartenfreund und für mich heißt Lebensqualität zwangsläufig ein eigenes Gärtchen zu haben. Gibt man mir das in der Stadt nicht, dann zieh ich woanders hin und nehme lieber Pendelei in Kauf - so wichtig ist mir das.


    Und damit bin ich ganz offensichtlich keine Ausnahme, denkst du die Leute pendeln aus ihrem entfernten "Häuschen im Grünen" solche Strecken, weil es Spaß macht oder sie gerne die Kosten dafür tragen? Man lässt ihnen keine Alternative. Ein Reihenhaus ist ein Kompromiss und im Übrigen gar nicht soviel weniger flächeneffizient, als der typische vierstöckige Riegel mit reichlich Abstandsgrün, das überschätzt man.


    Wenn, dann würde ich jenen, denen eine Wohnung vollkommen reicht, der Typus der selbst einen Kaktus auf dem Fensterbrett vertrocknen lässt und von Gartenarbeit höchstens genervt wäre, lieber deutlich höhere Apartment-Highrises zum Ausgleich anbieten, dann stimmt die Flächeneffizienz und wenn man sich ansieht, wie populär die höchsten Etagen stets sind (Aussicht) hätten damit sogar die "Wohnungsfans" mehr von dem was sie schätzen. Allen wäre damit mehr gedient.


    Aber aus irgend einem Grund sind die Kreise, die politisch tonangebend sind (die ja mitnichten die Bevölkerung repräsentieren, ich denke da sind wir uns ganz allgemein einig), sowohl gegen Wohnhochhäuser (damit meine ich weniger die typische Problemviertel-Platte aus den 70ern, sondern stylische Highrises, wie sie ja in FFM derzeit auch entstehen, an der Stelle trifft das also zumindest auf FFM weniger zu) als auch gegen Einfamilien/Reihenhaussiedlungen wettern (hier ist man auch in FFM wieder in der bundesdeutschen Normalität).


    Die Briten machen das besser. Nicht nur haben die eine höhere Wohneigentumquote, also eher ein Volk von (wenn auch bescheidenen) "Landbesitzern" als von "Habenichtsen", die potentuell nur eine Mietzahlung von der Obdachlosigkeit entfernt sind, die Gartenstadt-Reihenhauswohngebiete britischer Städte sind geradezu legendär. Ich habe britische Verwandtschaft und dort als Kind ganze Sommer verbracht und bin entsprechend durch diese Nachbarschaften gestreift. Ein ganz besonderer, sehr heimeliger, Mix aus Stadt und Dichte und Ruhe und Grün und Privatheit. Das ist seitdem ein bischen mein persönliches Wohnideal geworden und leider findet man das in bundesdeutschen Metropolen in dieser Form kaum noch bei neuen Baugebieten.

  • Ich verstehe trotzdem noch nicht ganz, was genau das Problem ist.
    Aufgrund des starken Bevölkerungszuwachses in den letzten Jahren ist es m.E. vorrangige Aufgabe der Stadt, dafür zu sorgen, dass es mehr und bezahlbaren Wohnraum gibt und zwar für möglichst viele Menschen und dass dieser Wohnraum ordentlich mit Infrastruktur versorgt ist, also ÖPNV, Kitas etc. Große EFH-Siedlungen erfüllen diesen Zweck nicht oder nur sehr bedingt (wenig Menschen auf viel Platz), daher sollte die Priorität woanders liegen und vorhandene Flächen besser genutzt werden.
    Und ob jetzt am Ende der Ella des Stadtgebiets ohne jeden ÖPNV Anschluss eine solche EFH-Siedlung gebaut wird oder in der Nachbarkommune, macht doch irgendwie auch keinen Unterschied (bis auf den Briefkopf der Bewohner), von daher sehe ich nicht, weshalb sich die Stadt in dem Bereich vermehrt engagieren sollte.

  • Also bei allem Respekt, aber man kann nunmal nicht alles haben. In Frankfurt innenstadtnah wohnen, aber bitte in der günstigen, eigenen kleinen Villa, mit großem Garten, und natürlich ohne Fluglärm. ÖPNV-Anschluss bitte auch, aber ohne Lärm bitte, also am besten eine eigene U-Bahn-Station. Und natürlich Möglichkeiten zum Naheinkauf, und eine belebte Kneipenszene um am Wochenende Spaß zu haben, aber wenn man selbst seine Ruhe will, dann haben die anderen bitte wo anders ihren Spaß zu haben.


    Während ich die Grundkritik ja verstehe, und man gewiss über den Anteil an verschiedenen Bauformen streiten kann, schießt du m.E. etwas über das Ziel hinaus und forderst quasi die eierlegende Wollmilchsau im Wohnungsbau.

  • Naja, was ist denn bitte daran so verkehrt, sich von Politik, Verwaltung und Gesellschaft zu wünschen und auch zu fordern, dass im Rhein-Main-Gebiet endlich wieder bauträgerfreie Grundstücke für Einfamilienhausbau vorgehalten werden und die wenigstens vom oberen Drittel der Einkommensbezieher zu bezahlen sind ?? Also für Leute, die für sich selber sorgen wollen und können?


    Vielleicht könnte man auch mal wieder weniger totregulierte B-Pläne erlassen, so dass man sich noch Dachneigung und Baumsorte selbst aussuchen darf??


    Schade, dass die Politik sich um alles Mögliche kümmert und hier diesen Bedarf ignoriert. Wo sie doch sonst so sozial und gerecht sein will und alle möglichen Bedarfe entdeckt und kreiert.....