Wärmedämmung contra bauzeitlicher Zustand

  • Interessant, dass sich die erste große Diskussion im Dresden-Bereich um Dämmsysteme dreht.


    Wir können auch mal darüber diskutieren, wer hier eigentlich die Vorstellung von so manchem finanzieren soll? Am besten alles historisch korrekt rekonstruiert und dabei natürlich auch die historischen Baustoffe verwendet. Ich verstehe es manchmal nicht ganz, wie hier diskutiert und kritisiert wird ohne dabei irgendwie daran zu denken, dass dort drin auch Menschen leben müssen. Ich hatte es ja schon mal erwähnt, wir sind hier bei, wie ich finde, mittelmäßigen Bauten in guter, aber nicht sehr guter oder exzellenter, Lage bei Preisen von 3.500 - 4.000 EUR je qm angekommen. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Wohnfläche ist in Deutschland bei 45 qm oder anders gesagt für eine 4 köpfige Familie bei 180 qm. An sowas ist ja gar nicht zu denken in Dresden, rechnen wir mal mit bescheidenen 125 qm für eine Familie. Dann macht das einen Preis von 440k-500k.


    5/6 der Familien in Dresden haben 4.000 EUR Nettoeinkommen oder weniger. Gehen wir mal davon aus, dass man 4.000 EUR hat, davon sollte man nicht mehr als 40% für Zins- und Tilgung aufwenden. Bei 2,5% Zinsen hätte selbst diese Oberschicht-Familie gute 34 Jahre abzuzahlen, neben den Nebenkosten und Hausgeld. Ich gehe vom günstigsten Beispiel von 440k EUR aus. Und ich weiß auch nicht, ob man bei Tilgung über 34 Jahre 2,5% festgeschrieben bekommt.


    Wer nicht zu dem oberen 1/6 gehört, der hat noch schlechtere Karten.


    Wenn wir jetzt nochmal 100-200k pro Wohnung rechnen, damit es auch ja dem ästhetischen Anspruch eines jeden hier genügt, dann ist Wohnen in Dresden, außerhalb Prohlis, Gorbitz, Pieschen, eigentlich nur noch ein Thema für Doppelverdiener, wobei einer mindestens in leitender Stellung aktiv sein sollte.


    Deswegen das nächste mal, wenn hier wieder an 350-700k Wohnungen herumkritisiert wird, dass diese architektonisch langweilige oder öde wären, daran denken, dass es auch jemand bezahlen muss. Wenn die Forenuser pro Projekt 0,4-0,8 Mio. beitragen, dann könnten wir sicher auch architektonisch andere Sachen machen.


    Zweitens sollte man auch irgendwann mal den Blick von der Vergangenheit in die Zukunft wenden. An manchen Stellen wie um die Frauenkirche herum ist dieses "wir bauen auf dem historischen Keller auf" sicher eine nette Sache. Früher fand ich es dort auch ganz nett, mittlerweile ist es eher eine quietschbunte Disney-Landschaft für mich. Alte Häuser sind nun mal alt und haben entsprechende Gebrauchsspuren. Das macht den Charm aus, nicht irgendwelches Gerede über Kleinteiligkeit und historischem Vorbild. Aber an anderen Stellen muss man auch mal mit der Vergangenheit abschließen und mit der Zukunft anfangen. Dieses ständige Gerede über historische Vorbilder nimmt wahrscheinlich jedem ambitionierten Architekten auch die Lust, in Dresden etwas zu bauen. Die wollen eh nur ihren alten Scheiß in neuen Farben wiederaufgebaut haben...


    Architektur ist kein Selbstzweck und wie gesagt, am Ende muss jmd. darin leben. Eine etwas nüchternere Perspektive würde hier ganz gut tun. Sicher, man läuft halt mal an dem Gebäude vorbei und findet es gut oder schlecht. Nach drei Minuten ist alles wieder vergessen. Die Person darin muss innen drin für 10, 20... 50, 60 Jahre leben. Tagtäglich den größten Teil des Tages...


    Wo wir auch wieder beim Thema Finanzen sind. Niemand möchte 15-20 Jahre länger abzahlen, finanziell meist gar nicht möglich aber wir bedenken mal die theoretische Möglichkeit, nur damit es außen ein wenig schicker aussieht.


    Schlussendlich außerdem... Warum bauen wir Gründerzeitbauten wieder auf? Warum nicht die Stein- und Lehmhütten unserer Vorfahren? Diese sind doch auch historisch. Gab es in Dresden Palisadenwälle? Was machen die Städte, welche keine historischen Vorbilder haben - bauen die die historische Altstadt einer anderen Stadt nach oder müssen die mit Neubauten leben? (Oh mein Gott... Nein!!!)


    Ist wirklich die Mehrheit aller Dresdner für einen historischen Aufbau in jeder Ecke und sei diese noch so unbedeutend? Sind Themen wie Schulsanierungen, KiTa-Aufbau, Straßenbahnausbau, Straßensanierungen, Fahrradwege usw. nicht vielleicht wichtiger für den Durchschnitts-Dresdner?

  • ^ ich selbst sehe den dämmwahn eher skeptisch, bin aber kein fachmann. richtig ist, dass dadurch energie gespart wird, andererseits ist es fraglich, warum es in deutschland so dermaßen übertrieben wird, während viele länder kaum was tun. die anordnenden politiker lassen sich vermutlich immer noch zuviel von versprechungen einer wie auch immer starken bauwirtschaft blenden. ich habe anfänge dessen mitbekommen, wonach zunehmend in wissenschaftlichen studien, die es zuvor gar nicht gab (da zeitraumbetrachtungen nötig sind), nachgewiesen wird, dass die beworbene effizienz von energiesparbauweisen längst nicht die werte erreicht wie vorab berechnet. das liegt v.a. am verhalten der bewohner, die eben nie mechanisch programmiert handeln sondern anders. die ganze sache wird also überbewertet, während zB der verkehrssektor noch überhaupt nicht ausm knick kommt, was dessen CO2-reduktionsbeitrag angeht. verkehrs- wie auch gebäudebereich sollen bekanntlich je 40% zur einsparung beitragen. was den dämmwahn angeht, sehe ich aber durch weitere erhoffte studiennachweise eine infragestellung der sache auf uns zukommen, was die politiker vielleicht ein stück weit aus ihrem blinden vertrauen auf die "baumafia" holen könnte. unter umständen ist das alles auch so gewollt: eine konjunkturmaschine für die baulobby, denn es verspricht zahlreiche folgeaufträge. was mE eher nicht aufkommt, ist eine breite debatte über die deutschen stadtbilder, die - ohnehin kriegs- und kriegsfolgegeschunden - jetzt auch noch ihre reste an stil über den jordan werfen. der "normalbürger" nimmt zB einen scheußlich überdämmten altbau doch kaum wahr, dies ist leider nur dem geschulten auge möglich - also eine folge einer durchspezialisierten gesellschaft, wo niemand von nachbars profession ahnung hat. damit wird dann alles beliebig und gleichgültig, da nie eine protestierende mehrheit entstehen kann, die die dinge durch erzeugten politischen druck ändern kann. also alles eine verfahrene situation, die auf kosten unserer stadtbilder geht, auch wenns wohl noch nicht ganz so weit ist. es ist also so wie überall heutzutage.


    der weitere große punkt bei der gebäudeeffizienz ist, dass - ebenso durch wiss. studien nachgewiesen - der betrachtungsschwerpunkt auf die dämmung völlig irrelevant ist. ob ein gebäude überhaupt gedämmt ist, spielt also erst am rande eine rolle. vielmehr muss das gesamtkonzept eines hauses stimmen und das hängt hauptsächlich von der befeuerungsanlage bzw. -art ab, aber auch vielen anderen kleineren parametern. hinzu kommt auch, dass natürlich die bis heute zu gern externalisierten ressourcenverbräuche und CO2-rucksäcke von der herstellung all der selbsternannten "wohltaten" bis sonstwohin miteinzurechnen wären. auch behaupten manche professoren für nachhaltigkeit, dass jedes passivhaus solange kein ökohaus ist, solange es zusätzlich hinzukommt und eben kein bestehendes haus ersetzt. fazit: insgesamt betrachtet hat es dieses heutige wirtschaften (vielleicht fast) noch nie fertiggebracht, etwas tatsächlich ökologisch sinnvolles bzw. echt-nachhaltiges auf die reihe zu kriegen. überall steigt nach wie vor der ressourcen-input, werden kosten rausgerechnet, kommt die wissenschaft nicht hinterher usw. usf.. daher bin ich zutiefst skeptisch und lehne übertriebene dämmung wie auch die siedlungsart des EFH strikt ab.


    beim EFH könnte ich jetzt die nächste aufstellung des grauens bringen, aber in so einem forum ist es wohl doch verlorene liebesmüh, lieber efhdd, alles auszuklamüsern oder lange eigenberechnungen anzustellen, die dann keiner lesen will. ich denke, du solltest dein EFH bauen, denn du scheinst darauf geeicht, persönlich und auch familiär vorgeprägt (eltern bauten vor jahren), und auch vorrangig technisch denkend, dich kann man vermutlich nicht mehr bekehren. aber derer, denen es auch so geht, werden immer weniger. jetzt ist wieder stadtleben angesagt, geschossbauen in der stadt und freude am stadtleben, wo eben nicht alles laut, dreckig und abgasbelastet ist. die stadt wird dabei auch weiterhin steuern, und die restlichen, die ins grüne müssen, die bekommen auch noch alle ihr häuschen. wichtig sind die großen trends und echte aufklärung bezüglich energieeffizienz und klimaschutz. dabei spielt nicht nur das einzelhaus eine rolle, wenns dann steht, sondern der gesamte aufwand von herstellung bis zu siedlungs- und infrastrukturkosten für die allgemeinheit. wer lärm, mief und dreck vermeiden will, muss kompakt in der stadt wohnen und möglichst nicht aufs auto angewiesen sein.

  • ^ ich selbst sehe den dämmwahn eher skeptisch, bin aber kein fachmann. richtig ist, dass dadurch energie gespart wird, andererseits ist es fraglich, warum es in deutschland so dermaßen übertrieben wird, während viele länder kaum was tun.


    Welche anderen Länder tun denn nichts? In Skandinavien wie auch in nördlichen Staaten der USA läuft der sehr wohl viel. Aber die meisten Länder liegen nun mal klimatisch günstiger als Deutschland. Ob das Frankreich, Spanien, Italien sind oder der größte Teil der USA sowie Australien, die größten besiedelten Teile von Südamerika etc.


    Und dass in manchen Entwicklungsländern nicht passiert - das sollte nun nicht der Vergleich sein.

  • während zB der verkehrssektor noch überhaupt nicht ausm knick kommt, was dessen CO2-reduktionsbeitrag angeht.


    Wie gesagt, das ist von der Wirkung nicht annähernd vergleichbar. Ein ungedämmtes Haus ist eine zig-fache Energieschleuder wie ein Auto. Wenn wir von Energieeinsparungen reden, dann müssen wir uns den Häusern zuwenden. Autos sind nettes Beiwerk und Symbolpolitik.

  • auch behaupten manche professoren für nachhaltigkeit, dass jedes passivhaus solange kein ökohaus ist, solange es zusätzlich hinzukommt und eben kein bestehendes haus ersetzt.


    Und das würdet du gut finden? Da wird doch ein ach so wertvolles Altbau-Gebäude zerstört...


    Ernsthaft, bei vielen Gebäuen ist das der sinnvollere Weg und im Westen durchaus nicht ungwöhnlich. Der Preis für das Grundstück ist dann Bodenwert abzüglich Abrisskosten und es wird neu gebaut, statt für das doppelte Geld das alte Gebäude einigermaßen auf den aktuellen Stand herzurichten.


    Genau genommen ist es aber nicht so wichtig, ob für den Neubau ein altes Haus abgerissen wird. In der Gesamtzahl werden wie Wohnungen in Deutschland ja nicht mehr, ob man nun ein Haus abreißt oder eben irgendwo in Deutschland ein Haus mehr leer steht.

  • beim EFH könnte ich jetzt die nächste aufstellung des grauens bringen, aber in so einem forum ist es wohl doch verlorene liebesmüh, lieber efhdd, alles auszuklamüsern oder lange eigenberechnungen anzustellen, die dann keiner lesen will. ich denke, du solltest dein EFH bauen, denn du scheinst darauf geeicht, persönlich und auch familiär vorgeprägt (eltern bauten vor jahren), und auch vorrangig technisch denkend, dich kann man vermutlich nicht mehr bekehren. aber derer, denen es auch so geht, werden immer weniger. jetzt ist wieder stadtleben angesagt, geschossbauen in der stadt und freude am stadtleben, wo eben nicht alles laut, dreckig und abgasbelastet ist. die stadt wird dabei auch weiterhin steuern, und die restlichen, die ins grüne müssen, die bekommen auch noch alle ihr häuschen. wichtig sind die großen trends und echte aufklärung bezüglich energieeffizienz und klimaschutz. dabei spielt nicht nur das einzelhaus eine rolle, wenns dann steht, sondern der gesamte aufwand von herstellung bis zu siedlungs- und infrastrukturkosten für die allgemeinheit. wer lärm, mief und dreck vermeiden will, muss kompakt in der stadt wohnen und möglichst nicht aufs auto angewiesen sein.


    Mietskasernen sind ein gutes Wohnkonzept für Studenten, junge Singles oder Paare und für Rentner. Kindern sollte man sowas nicht antun. Ansonsten habe ich jetzt aber auch genug von zig Nachbarn drum herum. Eine ältere Frau im Haus bekommt dauernd und vor allem auch nachts Schreikrämpfe. Ist immer ganz angenehm wenn man dann nachts um 2 aufwacht. Anderer Nachbar hat eine echt schicke Anlage mit fettem Bass. Musikgeschmack hat er leider keinen. Allgemein ist es hier nicht so ruhig, aber beschwert habe ich mich nie. Vor kurzem habe ich dann kurz nach 22h Freunde an der Tür verabschiedet (bei normaler Lautstärke) und die Nachbarin keift mich doch tatsächlich an, dass wir gefälligst leiser sein sollen. Es ist ja 22:xx und es wäre Nachtruhe. Dass sie selbst auch öfters mal und auch später mal lauter ist, kein Thema... Und so eine Verabschiedung in 2 Minuten... das kann man sich doch nicht bieten lassen...


    (Ich frage mich auch, was die wohl sagen wird, wenn bald das Kind die halbe Nacht durchschreit... Wir ziehen quasi nur aus Rücksicht um :D )

  • die anordnenden politiker lassen sich vermutlich immer noch zuviel von versprechungen einer wie auch immer starken bauwirtschaft blenden.


    Der größte Teil der Bauwirtschaft, Ziegelphysiker wie Porenbeton-Jünger, sind aber contra WDVS!

  • der "normalbürger" nimmt zB einen scheußlich überdämmten altbau doch kaum wahr, dies ist leider nur dem geschulten auge möglich - also eine folge einer durchspezialisierten gesellschaft, wo niemand von nachbars profession ahnung hat. damit wird dann alles beliebig und gleichgültig, da nie eine protestierende mehrheit entstehen kann, die die dinge durch erzeugten politischen druck ändern kann. also alles eine verfahrene situation, die auf kosten unserer stadtbilder geht, auch wenns wohl noch nicht ganz so weit ist.


    Wenn die Mehrheit der Gesellschaft es gut findet oder sich zumindest nicht daran stört bzw. keine Veränderung bemerkt - wo ist dann das Problem? Wir könnten das Stadtbild ja nicht anhand der Kriterien von einigen, wenigen ausrichten und dabei auch noch zig. Mrd. verbraten.

  • jetzt ist wieder stadtleben angesagt, geschossbauen in der stadt und freude am stadtleben, wo eben nicht alles laut, dreckig und abgasbelastet ist. die stadt wird dabei auch weiterhin steuern, und die restlichen, die ins grüne müssen, die bekommen auch noch alle ihr häuschen.


    Ich habe nichts gegen Stadtleben. Wir waren heute im Kino und danach noch in einer Kneipe. Aber mit Kindern sollte es dann, auch den Kindern zu Liebe, doch ein Haus mit Garten sein. Das muss auch nicht im Grünen stehen, kann auch gerne in der Stadt sein, solange es dort einigermaßen ruhig ist. (Bzw. es sollte auf jeden Fall in der Stadt sein, da wir eben sonst sowieso mit dem Auto in die Stadt fahren würden... - aber ich denke mal Stadtrand wie Leubnitz-Neuostra oder Nickern ist ok... Freunde & Familie sind alle im Dresdner-Südosten)
    Wenn es in Dresden so viele Brachflächen gibt, dann sollten wir die doch mal bebauen. :)

  • wer lärm, mief und dreck vermeiden will, muss kompakt in der stadt wohnen und möglichst nicht aufs auto angewiesen sein.


    Und selbst dann bräuchten wir 2 Autos, weil meine Arbeit ein gutes Stück außerhalb ist und meine Freundin öfters mal die Verwandtschaft besucht. Beides zwei Orte, welche per ÖPNV nicht erschlossen sind. Da könnten wir in der Frauenkirche wohnen...

  • ^ sag ich doch (nur deinen letzten post gelesen:( da ist nichts zu machen, man ist selbst völlig unfähig, am eigenen verhalten anzusetzen. das ist das übliche und das ganze geschwurbel oben ist nur eine delegierung von eigener verantwortung richtung staat, (EnEV-ausweis-) papier, technik und sonstwas. schon das ist immanent blödsinn, denn es versucht permanent und krampfhaft von verantwortung abzulenken. verantwortlich ist der, der schäden verursacht. also jeder für seine ansprüche. es herrscht sogar eine einstellung, wonach es ja "gutes recht" ist, dies und das "einfach zu tun". ist zwar auch blödsinn, aber so ist es nunmal, also muss der verantwortliche dann bitte auch alle kosten tragen. mehr will auch ich nicht, das wäre erstmal alles. damit wäre aber sein lebenstil sofort, ja, sofort im unerschwinglichkeitsbereich und da reichen dann die hirnzellen für effizienz, sodass es dann niemand mehr tun würde auf dauer. also transparenz reinbringen und kostengerechtigkeit organisieren - das wären mal echte staatsaufgaben. ich sag immer: im kapitalismus ist eigentlich alles machbar, hier ist es sogar ziemlich einfach: steuern mit der steuerschraube.

  • Wenn du alles gelesen hast, dann hättest du auch gelesen, dass wir für die beiden Autos weniger Energie verbrauchen als für die Heizung in diesem sanierten Gründerzeitbau. Ein vielfaches weniger. Schon dadurch, dass wir von hier in einen Neubau ziehen haben wir also mehr Energie gespart, einiges mehr, als wenn wir beide Autos komplett abschaffen würden.


    Anders gesagt, wer in einem Neubau-EFH, auch etwas außerhalb der Stadt, lebt und auf zwei Autos angewiesen ist, lebt umweltfreundlicher als wer in einem nicht energetisch sanierten Altbau lebt. Und jetzt bitte wieder an die eigene Nase fassen.


    Zum Thema eigenes Verhalten: Auf Auto 1 könnten wir verzichten, wenn ich meinen Job kündige und auf Kosten der Allgemeinheit lebe. Auf Auto 2, wenn meine Freundin eben ihre Verwandtschaft nicht mehr besucht. Das sind zwei wirklich überlegenswerte Alternativen...


    Zum Thema Internalisierung externer Kosten: Ich habe ein einzige Studie gefunden und die sagt aus, dass pro 100km externe Kosten von 6,70 EUR entstehen. Bei 9 Litern Verbrauch sind das 0,74 Euro pro Kilometer. Schon jetzt setzt sich der Benzinpreis aber aus ca. 0,90 EUR Steuern und 0,70 EUR Produktpreis und Gewinn zusammen. Die externen Effekte sind also bereits mehr als eingepreist.


    Wenn wir beim Thema heizen mal das gleiche machen würden, dann würde die kWh Heizenergie genauso viel kosten wie die kWh Benzin. Da wären wir bei etwa 0,18 EUR für eine kWh Gas statt 0,07. Heizkosten müssten also um 150% steigen. Will wissen, wer dann noch in einem energetisch nicht sanierten Haus leben wird...

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  • Anders gesagt, wer in einem Neubau-EFH, auch etwas außerhalb der Stadt, lebt und auf zwei Autos angewiesen ist, lebt umweltfreundlicher als wer in einem nicht energetisch sanierten Altbau lebt.
    [...]
    Auf Auto 1 könnten wir verzichten, wenn ich meinen Job kündige und auf Kosten der Allgemeinheit lebe. Auf Auto 2, wenn meine Freundin eben ihre Verwandtschaft nicht mehr besucht. Das sind zwei wirklich überlegenswerte Alternativen...


    Eigentlich lohnt es, aufgrund der erwartbaren Antwort, nicht wirklich, aber einen solchen hanebüchenen Unsinn kann man dann doch nicht einfach so stehen lassen. Die Umweltfeindlichkeit des in Massen auftretenden Individualverkehrs erschöpft sich nun einmal kaum in der Energiebilanz des geliebten Vehikels, abgesehen davon, dass die Zeiten der Altbauten mit nicht schließenden Fenstern, undichten Dächern und aus jeder Ritze ziehenden Kachelöfen ja nun wahrlich weitestgehend der Vergangenheit angehören dürften...


    Es steht ja nun auch jedem frei, die für sich geeignete Lebensform zu wählen, aber das flächenverbrauchende Speckgürtelschmarotzen im Umkreis größerer Ansiedlungen als das Nonplusultra umweltfreundlichen Verhaltens herauszukehren und dann in einer Flut von Kommentaren (keine anderen Hobbys?) zwecks Rechtfertigung eigener Bequemlichkeit in die Welt hinausposaunen zu müssen, ist, nun ja, zumindest irritierend. Außerdem kann man sicher auch hinterfragen, ob die Visiten der Freundin bei der werten Verwandtschaft zwangsweise zeitgleich mit dem eigenen Besuch der Arbeitsstätte einhergehen müssen, oder ob die Teilung eines Automobils unter zwei Personen (soll vorkommen, wohl gar nicht mal so selten) eine derartige Unzumutbarkeit nach sich zieht, dass das gut verpackte Eigenheim auf grüner Wiese unbedingt der Dekoration durch zwei umherstehende fahrbare Umsätze mit Verbrennungsmotor bedarf, damit die eigene Energiebilanz die des umweltignoranten städtischen Mietwohnungsinhabers nicht ganz so menschenverachtend aussehen lässt?
    Oder verfügt selbiges gar über eine Doppelgarage, die der Grundfläche zweier Wohnräume entsprechen dürfte und damit (natürlich schön gedämmt) noch weiter zur zusätzlichen Bodenversiegelung beiträgt, ohne einen wirklichen praktischen Nutzen zu erfüllen?


    Da bleibt wirklich nur noch Kopfschütteln...

  • Lieber efhdd,


    ich habe bis dato nicht ganz nachvollziehen können, was du uns mit all deinen Beiträgen sagen möchtest.
    Oder willst du nur bekanntgeben, dass du demnächst in Leubnitz-Neuostra ein Grundstück für deine Familie kaufst, auf welchem du ein kleines EFH baust, das aufgrund modernster Dämmstoffe eine hervorragende Energiebilanz aufweist und du Kosten sparst und bei größtmöglicher Ruhe das Aufwachsen deiner Kinder miterleben kannst?
    Wenn dem so sei, dann wünsche ich dir dabei viel Glück.


    Nichtsdestotrotz geht es in diesem Forum um Architektur.


    Antwort von efhdd auf einen Beitrag von Elli:


    Zitat von ElliKny:


    Wenn die Mehrheit der Gesellschaft es gut findet oder sich zumindest nicht daran stört bzw. keine Veränderung bemerkt - wo ist dann das Problem? Wir könnten das Stadtbild ja nicht anhand der Kriterien von einigen, wenigen ausrichten und dabei auch noch zig. Mrd. verbraten.


    Diese und einige andere Aussagen im Post #153 machen klar, dass du den Sinn und Zweck dieses Forums bzw. von Architektur im Allgemeinen nicht ganz verstanden hast. Behauptungen werden aufgestellt, die ebenfalls verdeutlichen, dass eine Diskussion mit dir nicht möglich ist. Nie wurde im Dresden-Forum verlangt, dass jeder Bereich Dresdens komplett historisch wieder aufgebaut werden soll. Natürlich sind Investitionen in Bildung und Infrastruktur wichtig. Keiner hat etwas gegenteiliges geschrieben. Es ist gerade die Fülle an architektonischen Stilen der letzten 2000 Jahre, aus denen ich als Architekt meine Inspirationen ziehen kann und will.
    Und ebenso ist es sofort erkennbar, ob eine Hausfassade gedämmt ist oder nicht. Aus diesem Grund wird bei Projekten mit entsprechendem Budget auf eine zweischalige Konstruktion zurückgegriffen. So einfach ist das. Wenn du dein EFH dämmen und dann verputzen möchtest, dann ist das deine eigene Entscheidung. Gute Architektur muss das noch lange nicht bedeuten.


    Im Übrigen bin ich persönlich sehr gerne bereit, für gute Architektur 5-10 Jahre länger einen Kredit abzuzahlen, sollte es mal dazu kommen. Obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass gute Architektur nicht unbedingt höhere Baukosten bedeuten muss.


    Kommen wir also wieder zum Thema Architektur zurück. Und das spielt sich in unseren anderen, höchst interessanten Strängen ab. Danke.

  • Eigentlich lohnt es, aufgrund der erwartbaren Antwort, nicht wirklich, aber einen solchen hanebüchenen Unsinn kann man dann doch nicht einfach so stehen lassen. Die Umweltfeindlichkeit des in Massen auftretenden Individualverkehrs erschöpft sich nun einmal kaum in der Energiebilanz des geliebten Vehikels, abgesehen davon, dass die Zeiten der Altbauten mit nicht schließenden Fenstern, undichten Dächern und aus jeder Ritze ziehenden Kachelöfen ja nun wahrlich weitestgehend der Vergangenheit angehören dürften...


    Deswegen habe ich ja eine Studie herausgesucht, welche alle externen Effekte des Individualverkehrs einbezieht. Und dort geht daraus hervor, dass schon mehr als alle Kosten im Benzinpreis internalisiert werden. Der "Schaden", welcher durch den Verkehr verursacht wird, wird also schon mehr als bezahlt durch die diversen Steuern.




    Es steht ja nun auch jedem frei, die für sich geeignete Lebensform zu wählen, aber das flächenverbrauchende Speckgürtelschmarotzen im Umkreis größerer Ansiedlungen als das Nonplusultra umweltfreundlichen Verhaltens herauszukehren und dann in einer Flut von Kommentaren (keine anderen Hobbys?) zwecks Rechtfertigung eigener Bequemlichkeit in die Welt hinausposaunen zu müssen, ist, nun ja, zumindest irritierend.


    Da es nicht jedem klar ist, musste das ja hier mal erwähnt werden. Fakt ist, dass ein ungedämmtes Altbau-Haus eine größere Umweltkatastrophe ist als zwei Autos im vollen Betrieb.


    Und gerade wurde hier erwähnt, dass es in Dresden so viele Brachflächen gibt. Wo ist da ein Problem beim Flächenverbrauch? Ich hatte doch schon mal vorgerechnet, dass, wenn man Dresden auf etwa Münchner-Niveau verdichten würde, man wohl knapp 1,5 Mio. Einwohner hier hätte. Soviel Bedarf gibt es die nächsten tausend Jahre nicht.


    Außerdem kann die Stadt ja eigentlich problemlos in alle Richtungen wachsen. Flächenverbrauch sehe heutzutage in der westlichen Welt nun wirklich nicht als ein Problem an.



    Außerdem kann man sicher auch hinterfragen, ob die Visiten der Freundin bei der werten Verwandtschaft zwangsweise zeitgleich mit dem eigenen Besuch der Arbeitsstätte einhergehen müssen, oder ob die Teilung eines Automobils unter zwei Personen (soll vorkommen, wohl gar nicht mal so selten) eine derartige Unzumutbarkeit nach sich zieht, dass das gut verpackte Eigenheim auf grüner Wiese unbedingt der Dekoration durch zwei umherstehende fahrbare Umsätze mit Verbrennungsmotor bedarf, damit die eigene Energiebilanz die des umweltignoranten städtischen Mietwohnungsinhabers nicht ganz so menschenverachtend aussehen lässt?


    Ja, ist gleichzeitig notwendig, da meine Freundin im Schichtdienst arbeitet. Wenn ich also nachmittags/abends nach Hause komme, hätte sie vlt. gar keine Zeit, dafür öfters mal während meiner Arbeitszeit, so dass wir uns dann abends auch wieder gemeinsam treffen.


    Ansonsten muss sich halt jeder selbst fragen, ob er sich 1, 2 oder 5 Autos leistet. Umwelttechnisch ist das alles, genauso wie der Flugverkehr, ein kleinster Teil des ganzen Problems - zumindest in Deutschland. Hier wird mit Abstand die meiste Energie für das Beheizen alter Häuser verblasen.



    Oder verfügt selbiges gar über eine Doppelgarage, die der Grundfläche zweier Wohnräume entsprechen dürfte und damit (natürlich schön gedämmt) noch weiter zur zusätzlichen Bodenversiegelung beiträgt, ohne einen wirklichen praktischen Nutzen zu erfüllen?


    Wieso sollte man eine Garage dämmen? Unsinn...


  • Architektur bedeutet nicht nur sieht schick aus und alles ist fein. Ein EnEV-Pass wie auch ein Lüftungskonzept gehören heute verpflichtend zu jeder Maßnahme dazu. Und Architektur soll sich am Bedürfnis des Bewohners orientieren, nicht der Bewohner hat sich anzupassen.


    Und woran du den Inhalt einer Mauer erkennst, musst du mir immer noch erklären. Innen ist Innenputz (luftdicht übrigens, völlig egal was sonst noch weiter außen ist), außen ist Außenputz. Mehr siehst du nicht.


    Hier mal einige Anbieter, welche alle VÖLLIG unterschiedliche Wandaufbauten haben:


    http://www.massa-haus.de
    http://www.kern-haus.de
    http://www.wachsbau.de
    http://www.dennert-massivhaus.de


    Erkennst du hier wirklich Unterschiede? Ich bezweifle das stark. Mit jeder Bauart ist prinzipiell jede Konstruktion möglich. Maximal die Wandstärken variieren, dabei aber meist mit großem Vorteil für die Variante massiv+WDVS (oder auch für Holzkonstruktionen).


    Angemeldet habe ich mich hier eigentlich nur, weil ich gehofft habe, dass hier jmd. aktuelle Baugebiete kennt.
    Wenn aber hier sinnfreie Postings mit höchstmöglicher Ignoranz gegenüber aktuellen, anerkannten Bauverfahren stehen, welche den alten Mist von vor 100 Jahren in den Himmel loben, dann muss man das natürlich mal richtig stellen.
    (Für damalige Verhältnisse sicher sehr gut gebaut und daher erwähnenswert in den Geschichtsbüchern, aber mit den Anforderungen des 21. Jahrhunderts hat das nicht mehr viel gemein.)


    Genauso dieser Mist von wegen wohne im Altbau in der Stadt und alles ist umwelttechnisch toll. Ist einfach völlig falsch, energetisch unsanierter Altbau ist die größte Energieschleuder in Deutschland, welche vermeidbar wäre.

  • Wenn Dir diese ganzen Ignoranten, die statt Deinem ökologisch wertvollen Beispiel zu folgen und durch Umzug aufs Dorf ins gedämmte Eigenheim mit zwei Pkw vor der Tür weiterhin durch das halsstarrige Besiedeln energetisch verwerflicher Altbauten in der Stadt den Untergang der Menschheit sehenden Auges in Kauf nehmen, derart auf den Zeiger gehen, dann solltest Du Dir eventuell eine neue Zielgruppe für deine messianische Tätigkeit suchen. Wie wäre es damit?


    http://www.niedrigenergieforum.de/waermedaemmung-f9.html

  • ^ Einen Altbau so zu dämmen, dass er heutigen Energieverbrauchsnormen entspricht, bedeutet nicht, dass ich ihn außen in Styropor packen muss. Und deiner Logik nach müssen wir alle ins (gedämmte) Eigenheim umziehen und jede Familie zwei Autos anschaffen, um der drohenden Klimakatastrophe zu entkommen.

  • Wenn Dir diese ganzen Ignoranten, die statt Deinem ökologisch wertvollen Beispiel zu folgen und durch Umzug aufs Dorf ins gedämmte Eigenheim mit zwei Pkw vor der Tür weiterhin durch das halsstarrige Besiedeln energetisch verwerflicher Altbauten in der Stadt den Untergang der Menschheit sehenden Auges in Kauf nehmen, derart auf den Zeiger gehen, dann solltest Du Dir eventuell eine neue Zielgruppe für deine messianische Tätigkeit suchen. Wie wäre es damit?


    Erstmal gehören Leubnitz-Neuostra wie auch Nickern zur Stadt und sind nicht auf dem Dorf. Sind für uns zwei Favoriten, weil wir eben dort kurze Wege haben. Familie wie Freunde wohnen großteils in Gruna, Striesen, Dobritz und Seidnitz (und dann eben einmal aufm Dorf in Westsachsen und einmal aufm Dorf in Ostsachsen). Beide Stadtteile wären sogar näher an meiner Arbeit als Striesen.


    Ansonsten habe ich hier nur auf die abstrusen Behauptungen geantwortet, ein modernes, gedämmtes EFH am Stadtrand wäre umwelttechnisch schlechter als eine Wohnung in der Stadt. Wenn man sein komplettes Leben innerhalb der Stadtgrenzen von Dresden lebt, niemals Verwandtschaft besucht oder Urlaub macht und dabei dann noch in einem Passivhaus-Neubau, meinetwegen auch als MFH, wohnt und nur das Fahhrad nutzt, dann lebt man wahrscheinlich ökologisch am besten.
    Ein Altbau-Haus irgendwo 30-50 Kilometer von Dresden entfernt, wobei man jeden Tag mindestens einmal einpendelt, vlt. auch mal um Freunde zu besuchen zweimal und seinen Urlaub regelmäßig 3x im Jahr auf der anderen Erdhalbkugel verbringt und man 2-3 Familien-SUVs hat - das wäre das andere Gegenbeispiel.


    Irgendwo dazwischen ordnet sich jeder ein. Und ein Neubau-Haus und trotzdem 2 Autos besitzen ist sicherlich nicht bei 100%, aber sicher besser als ein Altbauhaus in der Stadt, auch wenn man auf Autos verzichtet. Und in unserem Fall dann eben trotzdem 2 Autos.


    Wer das Glück hat, niemals außerhalb von Dresden sein zu müssen, weil vlt. Familie, Freunde, Job usw. alles im 5km-Umkreis um die Frauenkirche ist, schön. Ist aber nicht für jeden möglich.

  • ^ deine ausführungen sind wenig überzeugend, meist sogar leicht widerlegbar, was jedoch hier in keinem verhältnis zum schreibaufwand stünde, dies jemandem klarzumachen, der - wie oben erwähnt - nicht mehr aufzuklären gewillt ist. du hast dich in sachen baustoffen und bauweisen scheinbar klug belesen, allerdings verstehst du die übergeordneten zusammenhänge offensichtlich nicht. deine behauptungen werden daher wohl von fast keinem geteilt. auch die politik geht seit jahren einen anderen weg, weil uns sonst die probleme über den kopf wachsen werden. bei häuslebauern hingegen habe ich schon desöfteren feststellen müssen, dass eklatante wissensdefizite und oskure betrachtungsweisen über "stadt" bestehen. es bedingt sich. weil auch die wissenschaft gegenteilig zu deiner denke steht, ist es hier kontraproduktiv, sich so fachfern auszutoben. wir haben in dresden sogar ein IÖR, ein institut für ökologische raumentwicklung, welches sich im ganz speziellen u.a. mit der siedlungsthematik befasst. wir haben mit prof. udo becker auch einen verkehrsökologen an der uni, der - sicher mitunter streitbar und überspitzend - einer der (wenigen?) ganzheitlich denkenden verkehrsforscher ist. also da gäbe es in dresden viele möglichkeiten sich fortzubilden.


    der mittlerweile geltende common sense über die themen ist klip und klar. sie zeichnen ein völlig anderes bild als deins, efhdd. daher kann ich deine ausführungen nur zurückweisen. es zeigt vielmehr, dass die stets hinterher hinkende und ängstliche politik einer demokratie noch stärker die stellschrauben anziehen (anreize stärken) muss. ich glaube, das wird sie auch ... müssen.