Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche

  • ^Das haben wir wirklich gebraucht: Lutz Boede - mit klar identifizierbaren Absichten - bewertet nach 5 Beiträgen total selbstlos in einem Rundumschlag die Güte des DAF. Na denn.... Ich hab ja schon gesagt: Anmeldung mit Klarnamen, ein Schelm wer dabei etwas Böses denkt, nun geht es los.

  • ^^
    Naja, wenn er diesen Thread liest kann er sich doch auch zum Inhalt der Beiträge äußern. Das machen doch eigentlich alle.
    Und rein interessehalber => Was denkst du denn Böses?


    Mich nervt dieser Kirchenstreit so dermaßen, die Argumente der Gegner sind allesamt fadenscheinig, nicht stichhaltig, nicht wissenschaftlich, nicht seriös. Von Geschichte keine Ahnung, vom Argumentieren keine Ahnung u.....


    Letzten Mittwoch habe ich auf Radio-Eins ein Interview mit dem Garnisonskirchengegner und Politikwissenschaftler Hajo Funke gehört. Der hat halt eine andere Meinung als etwa Historiker die für den Wiederaufbau sind wirkt aber nicht weniger seriös oder professionell in seinem Fachgebiet.

    3 Mal editiert, zuletzt von Chandler ()

  • Ich bin schon verwundert, dass hier die Befürworter*innen des Aufbaus einer Garnisonkirchenkopie keinerlei Idee haben, wie denn das Projekt zu retten ist.


    Was gibt's denn da zu "retten"?


    Es gibt nach wie vor Baurecht für die Vollrekonstruktion der Kirche, und bisher hat die Stiftung vor, davon auch (peu à peu, erst Turm dann Hauptgebäude) Gebrauch zu machen. Bisher haben die Wiederaufbaugegner noch nichts erreicht, also bleibe ich da erstmal ganz gelassen.

  • Witzigkeit kennt offenbar keine Grenzen

    Langsam wird das hier zum Comedy-Thread...


    Ich bin schon verwundert, dass hier die Befürworter*innen des Aufbaus einer Garnisonkirchenkopie keinerlei Idee haben, wie denn das Projekt zu retten ist.


    So so, verwundert. Du hast also mehr erwartet und bist jetzt aufrichtig enttäuscht (wo Du selbst doch so viel ins Forum investiert hast)? ;) Bitte nicht noch eine_r, der/ die sich
    "in letzter Zeit/ in den vergangenen Wochen"
    "viele Gedanken über die Befürworter/ das Projekt gemacht hat" :doof:
    und dann am Ende zur völlig überraschenden Erkenntnis kommt
    dass "nur der Schluss bleibt/ sich klar die Frage stellt ob"
    [irgendwas was die Dinge so selektiert wiedergibt, dass scheinbar nur die eigene vorgeprägte Meinung zementiert werden kann - was ehrlich gesagt die ganze vermeintliche 'Erkenntnissuche' ad absurdum führt, aber psssst] :einlichtgehtauf:


    Dieses Muster der Pseudo-Erörterung kennen wir nun schon zur Genüge und es wird langsam etwas langweilig. Vielleicht solltest Du mit Klarenbach einfach einen Club der Garnisonskirchenbefürworter_Innenversteher_Innen gründen wo ihr Euch privat über dieses Mysterium austauschen könnt (das scheint für Euch ja eine Art Lebensaufgabe zu sein) und das völlig frei von rechtskonservativen Militaristen, Gendermainstreamlern oder sonstigem Pack. Damit ihr Euch dabei auch gleich von der bösen kontaminierten Sprache befreien könnt (ist schon etwas tricky wie schon die Genoss_Innen feststellen mussten), hier eine kleine Lektüreempfehlung: http://www.welt.de/kultur/lite…ht-totzukriegen-sind.html


    Aber wenn ich Dir Unrecht tue und diese "Verwunderung" wider Erwarten nicht geheuchelt ist, habe ich ein paar Tipps. Vielleicht haben die entsprechenden UserInnen hier ja auch einfach erkannt, dass
    a) das Projekt nicht "gerettet" werden muss (rechtlicher Status und so)
    b) das Projekt in diesem Forum lange und kontrovers diskutiert aber nicht beeinflusst werden kann (Realität vs. virtuelle Welt und so)
    c) die inhaltlichen Argumente pro und contra nun in hunderten(!) Beiträgen ausgetauscht wurden und es nur noch redundant ist alles immer wieder neu aufzurollen (Ermüdungseffekt und so)


    Eigentlich beschränken sich die meisten Beiträge auf das Abwerten eines bestimmten Forumsmitgliedes oder allgemeine Rundumschläge gegen die Aufbaugegner*innen.


    Donnerwetter. Du hast also mehr als 700 Beiträge nicht nur überflogen, sondern systematisch ausgewertet und analysiert! Respekt. Das ist doch mal ein würdiger Grundstock für Euren Club (wobei ich ehrlich gesagt doch irgendwie schon ahne, was bei Euch nach langer reiflicher Kontemplation, Reflektion und Meditation am Ende herauskommt: "Es bleibt nur der Schluss, ..." :einlichtgehtauf:). Oder beschränkt sich Dein Beitrag eigentlich auf eine reine Tatsachenbehauptung?


    @alle: Naja, bis auf Carlos scheint mein Kompromissvorschlag ja keine Anhänger im Forum zu finden. Hoffentlich gelingt es in der Realität besser die Lager zu befrieden. Sonst schlagen die sich noch wegen einem Versöhnungszentrum die Köpfe ein :nono:


    Chandler: Die Kirchenbefürworter pardon Befürworter_Innen denken permanent nur Böses. Sind doch alles verkappte Militaristen :gewehr:

  • Ich kann gar nicht glauben, dass ich das sage, weil ich doch bisher immer ein Verfechter war, Diskussionen zu pflegen, die über das "Ingenieurstechnische" hinausgehen, da sich Architektur und Städtebau nun einmal kaum ganz auf das Technische, Projektdaten im Berichtstil und Fotodokumentationen reduzieren lässt. Schon gar nicht durchaus umstrittene Projekte.


    Wenn dieses Forum nun aber in eine Richtung geht, wo es nicht mehr - nicht am Rand, nicht einmal in der Genese - um Architektur und Städtebau geht sondern sich gar Externe hier offenbar nur anmelden um bei einem spezifischen Themenstrang einzugreifen (sich auch ersichtlich nicht für Architektur im Besonderen interessieren, auch nirgendwo anders im Forum aktiv sind sondern nur bei "Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche"), dann ist dies nicht mehr das DAF und auch nicht mehr "mein" Forum. Es gibt auf gut Deutsch zahlreiche "politische Laberforen" im Internet und das hier soll bitte nicht ein weiteres werden. Alle haben nun mehr als deutlich festgestellt, dass hier nur noch Monologe gehalten werden und keiner von seiner Position abrückt. Den Ton, der inzwischen gepflegt wird, möchte ich auch als "vergiftet" bezeichnen (nicht einmal in solch einem "Laberforum" fände ich das angemessen, das ist nirgendwo angemessen, Punkt).


    Bitte wendet euch nun endlich wieder dem eigentlichen Thema, dem eigentlichen Gebäude zu. Da gibt es IMHO auch mehr als genug zu diskutieren. :confused:

  • Ich finde den Umgang einiger Diskutanten mit dem Aufruf "Christen brauchen keine Garnisonkirche" völlig unangemessen. Ich bin der Meinung, dass es sich bei den Unterzeichnern des Aufrufes um sehr ehrenwerte Persönlichkeiten handelt. Viele von ihnen stammen aus der Friedens- und Demokratiebewegung der DDR. Beispiele sind Konrad Elmer-Herzig, der zu den Mitbegründern der DDR-SPD zählt. Das gleiche gilt für Hans und Ruth Misselwitz. Edelbert Richter und Friedrich Schorlemmer haben in der DDR gegen Aufrüstung und Militarismus gekämpft und die Aktion "Schwerter zu Pflugscharen" mitbegründet. Später gehörten sie zu den Mitbegründern des "Demokratischen Aufbruch". Und Hans Jochen Tschiche und Reinhard Schult gehörten zu den Mitbegründern des "Neuen Forum".


    Weiterhin meldete die Märkische Allgemeine vom 28.8.2014, dass auch Uwe Dittmer dieser Initiative beitreten wird. Uwe Dittmer war der letzte Pfarrer der Garnisonkirche, er hat am 31.10.1966 den letzten Gottesdienst in der Kapelle im Turmstumpf abgehalten, und er hat sich gegen den Abriss der Kirchenruine engagiert. Heute aber hält er den Wiederaufbau für ein falsches Zeichen. Die Kirche sollte sich seiner Meinung nach besser für soziale Belange engagieren.


    All diese Persönlichkeiten haben ihre Haltung trotz staatlicher Repressalien vertreten, sie haben dabei eine Verfolgung und Inhaftierung durch das Ministerium für Staatssicherheit erfahren. Sie stehen nicht im geringsten Verdacht, irgendwelchen Argumentationen der SED auf den Leim zu gehen. Daher hat ihr Wort großes Gewicht.


    Ansonsten will ich noch einmal darauf hinweisen, dass es sich bei dem Bauprojekt nicht in erster Linie um einen Zweckbau handelt, sondern um einen Gedenkort, an dem an die Geschichte dieses Ortes erinnert werden soll. Daher ist es völlig unvermeidlich, sich mit der Geschichte dieses Ortes zu beschäftigen. Wie soll man an etwas erinnern, was man nicht kennt? Daher wird natürlich über die Geschichte und um einen angemessenen Umgang mit ihr gestritten. Weiterhin ist für mich die Position der Wiederaufbaubefürworter auch unter reinen Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten nicht nachvollziehbar. So erscheint es mir sehr unpraktisch, die benötigten Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Ausstellungen übereinander zu stapeln, anstatt sie nebeneinander anzuordnen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Klarenbach () aus folgendem Grund: Streichung des Zitats nach der Distanzierung von Baukunst

  • Die Garnisionkirchenbefürworter kommen wieder in Schwung: das Bündnis Potsdamer Mitte, in dem sich eine zweistellige Zahl an Bürgerinitiativen und Vereinen zusammengeschlossen haben, hat eine Erklärung zum Aufruf der "Christen gegen die GK" veröffentlicht, in denen sich die Unterzeichner dagegen wehren, dass ihnen pauschal und ohne Begründung die Versöhnungsfähigkeit abgesprochen wird.


    Zudem wird der moderne Innenraum der Kirche betont und die Erklärungen der Nagelkreuzgesellschaft, warum das Kreuz nicht auf die Turmspitze soll, sondern auf den Altar.

    2 Mal editiert, zuletzt von Konstantin ()


  • Wie sagt man so schön, Namen sind Schall und Rauch. Nicht erfürchtig den Worten anderer zu lauschen, sondern trotz der vermuteten Reputation sich anzuschauen, was sie denn tatsächlich sagen, ist doch klassisch antiautoritär. ;)
    Zu den Leuten an sich könnte man natürlich trotzdem noch etwas sagen. Die DDR-Bürgerrechtsbewegung hat zweifellos einen großen Anteil am Untergang des SED-Regimes. Es hat sich doch aber schon vor der Wiedervereinigung gezeigt, dass viele dieser Leute aus der Zeit gefallen sind und sich nur schwer mit der bundesdeutschen Demokratie anfreunden konnten. Ich erinnere daran, dass ein Friedrich Schorlemmer, der hier vielleicht einer der prominentesten Vertreter des Aufrufs ist und den ich für seine Aussagen über die Abrissmentalität in Wittenberg auch durchaus schätze, ebenso zu den Erstunterzeichnern des Aufrufes "Für unser Land" gehörte. Darin forderte eine Schar von DDR-Prominenz dazu auf, sich für einen erhalt der DDR als "sozialistische Alternative" zu Bundesrepublik einzusetzen, warnte vor einem "Ausverkauf unserer materiellen und moralischen Werte" und ermutige zu den "antifaschistischen und humanistischen Ideale[n]" zurückzukehren, "von denen wir einst ausgegangen sind." (Fragt sich wann das gewesen sein soll). Für diese Spinnereien sind sie in den freien Wahlen dann auch entsprechend abgestraft worden (sie fanden sich ja mehrheitlich in B90/Grünen und SPD wieder). Ein von dir ebenso genannter Hans-Jochen Tschiche hat vor nicht allzu langer Zeit einen Beleg für die heutige Eitelkeit der Bürgerrechtler geliefert, als der dem jetztigen Bundespräsidenten Joachim Gauck diesen Status schlichtweg absprach, weil dieser anscheinend ein anderes Ergebnis der Revolution im Sinn hatte als Tschicher.
    Kurzum, die Mehrheit der DDR-Bürgerrechtler ist in der bundesdeutschen Wirklichkeit nie so richtig angekommen und tut sich meiner Erachtens nach wie vor schwer einmal parlamentarisch getroffene Entscheidungen zu akzeptieren. Das viele immer noch einem Traum vom reformierten Sozialismus nachjagen, ist ebenso kein Geheimnis. Eine durchaus streitbare Vera Lengsfeld, wird dementsprechend als Nestbeschmutzerin betrachtet.

    2 Mal editiert, zuletzt von Saxonia () aus folgendem Grund: R

  • Konstantin


    1. Dass es keine konkreten Gegenentwürfe für den Ort der Garnisonkirche gibt, ist einfach zu erklären. Die Neugestaltung des Ortes der Garnisonkirche sollte demokratisch diskutiert werden und unter größtmöglicher Beteiligung der Bevölkerung erfolgen. Dabei sollte erst die Funktion und dann die Form entwickelt und entschieden werden.


    2. Noch eine kurze Richtigstellung zu einem Deiner letzten Beiträge (S.47): Die 12 Mio, die der Bund für den Aufbau der Garnisonkirche beisteuern möchte, sind Mittel des Kulturetats, die ansonsten für Denkmalprojekte verwendet werden. Die PMO-Mittel (Gelder aus dem Vermögen der Partei- u. Massenorganisationen der DDR) wurden bereits für die Errichtung der temporären Kapelle u.a. vollständig ausgegeben. Es gibt nicht wenige Denkmalpfleger*innen, die sich die Fördermittel für den Denkmalschutz für den Schutz authentischer Bausubstanz wünschen. Der Bedarf ist in Potsdam sehr groß.


    @alle


    Ich finde es richtig, meine Positionen unter meinem Klarnamen zu vertreten, statt mich hinter einem Pseudonym zu verstecken. Das habe ich schon in der DDR so gehandhabt. Dann kann jedeR, die Äußerungen auch besser einordnen und bewerten. Ich hoffe, Ihr könnt das akzeptieren.

  • Klarenbach und Lutz (willkommen im Forum): ich gebe zu, ich habe schon kultiviertere und vor allem sachlichere Beiträge geschrieben, als meine emotionale Abrechnung mit den Gegnern.
    Ich bitte darum, mir abzunehmen, dass ich keine Leute meine, die des sachlichen Argumentierens fähig sind. Ich respektiere es sogar, wenn mir jemand ruhig und nachvollziehbar erklären kann, warum er gegen eine Reko ist. Zweifelsohne sind die angeführten DDR-Kirchenleute honorige Personen und ich respektiere das, finde sie zwar schrullig, kann sie aber tolerieren. Auch werfe ich dir, Klarenbach, sicher keine Dummheit vor, falls das so rüberkam, wir sind beide in diesem Forum, schon von daher sind wir auf einer gewissen Wellenlänge, auch wenn du eine andere Meinung hast.


    Ich richte mich gegen die zahlreichen blinden Agitatoren, wie etwa die Asta. Wtf hat die dazu eine Meinung zu haben? Die sind noch nicht mal demokratisch finanziert! Ich richte mich dagegen, Plakate zu überkleben. Plakate gehören zur demokratischen Willensbildung. Diese zu überkleben und umzudeuten finde ich undemokratisch und demagogisch. Ich richte mich dagegen, die Nazikeule zu schwingen, nur um sich als biederer Spießer moralisch überlegen zu gerieren. Sorry, aber sich moralisch über andere zu stellen ist an sich schon unmoralisch! Ich richte mich gegen Hass und Verbissenheit in den Medien, nur weils schick ist, gegen etwas zu sein. Ich richte mich gegen Geschichtsverfälschung: es geht nicht um eine Reko der Reichskanzlei, sondern um ein Gebäude, welches schon Jahrhunderte vor den Nazis stand und instrumentalisiert wurde. Und ich richte mich gegen schlechte Nazivergleiche wie die Sache mit der Treue. Was ist eigentlich mit den fantastischen Vier und ihrem Song "troy"? NS-Propaganda? ;)


    Und ich bin kein Jünger rechter Aufbaubefürworter, die es natürlich auch gibt. Nicht jeden, der für den Aufbau ist, betrachte ich als Verbündeten. Diese Traditionsgemeinschaft etwa ist mir gar nichts für mich, viel zu stramm und schon unangenehm rechtslastig!
    Ich finde die Nagelkreuzidee hinkt ein wenig, da sie ja eigentlich vom Luftkrieg zerstörte Gebäude umfasst bzw. soll. Ausgehend von Coventry. Da ist die Dresdner Frauenkirche logisch und konsequent, die Garnisonskiche nicht, da sie einen völlig anderen Zerstörungs-Background hat. Hier geht es um etwas Neues - um Aufarbeitung von Geschichte nach den Nazis. Zerstörungen ideologischer Natur durch ein sozialistisches Regime. Das will natürlich nicht jeder, war doch 45 ganz genau so...

  • Ich finde den Umgang einiger Diskutanten mit dem Aufruf "Christen brauchen keine Garnisonkirche" völlig unangemessen.


    Ich finde einen Aufruf, der gleich eine ganze Glaubensgemeinschaft für sich reklamiert, zumindest gewagt. Die evangelische Kirche ist zudem basisdemokratisch Organisiert, jeder kann seine eigene Meinung haben und jede Meinung ist gleich viel wert. Es ist ein Austausch von Meinungen und mir mißfällt dann schon, wenn v.a. selektiv Meinungen und Positionen präsentiert werden, die der eigenen entsprechen. Da habe ich dann den Eindruck, dass es nicht um eine offene Diskussion geht - in die man mit der Haltung reingeht, "ich denke das ist so und so, aber schauen wir mal". Hand aufs Herz Klarenbach, waren Sie bereit sich vom Gegner zum Befürworter der Rekonstruktion überzeugen zu lassen, ganz grundsätzlich?


    Und allgemein noch:


    Ich zumindest bin höchstens "gleichgültig" an das Thema gegangen, auch weil es, auch wenn andere das anders sehen mögen, letztlich nur ein Zweckbau ist, dazu nicht einmal in meiner Nachbarschaft. Ich bin auch kein Kirchgänger, ich habe zu religiösen Bauten keinerlei Beziehung (daher sind es für MICH Zweckbauten - ich kann auch die politische Aufladung von toter Materie wie Gebäuden nicht nachvollziehen, zumal wenn es sich nicht einmal um das "Original" handelt sondern um einen Nachbau, weil die alte Fassade halt einfach hübsch war; was daraus für Diskussionen erwachsen sind, mit Bezügen zur NS Zeit, hat mich schon ziemlich gewundert). Ob er kommt oder nicht hat für mein persönliches Leben keinerlei Belang.


    Und die vorgestellte Planung / Idee hat mich dann halt überzeugt, die Optik des alten Entwurfes ebenso wie das umgestaltete Innere und wie auch die geplante Nutzung und die mögliche Aufwertung des Stadtbildes. Klingt für mich nach einer runden Sache und andernorts würde man sich die Finger danach lecken, in Potsdam kriegt mans auch noch von Spendern und dem Bund bezahlt und die Kommune muss nur mal kurz nicken und kriegt dann gratis solch eine Sehenswürdigkeit hingestellt. Da zieht man schon die Augenbrauen hoch.


    Auch wenn ich nicht weiss, wer alles in der DDR Oppositioneller war oder was wann im Vorgängergebäude "Garnisonskirche" im 20. Jahrhundert geschehen ist und es mich offen gesagt auch nicht besonders interessiert. An einem einzelnen Gebäude entscheidet sich nicht die Zukunft der Welt, nicht mal Potsdams. Es wäre halt eine schöne Sache gewesen, finde ich. Wenn es da solche Widerstände gibt, dann kann ich nur schulterzuckend sagen "behaltet den aktuell dort stehenden abgenutzten Zweckbau halt weiter im Stadtbild, die potentiellen Spender behalten ihr Geld, der Bund gibt seinen Anteil an ein anderes Projekt". Verlieren wird letztlich Potsdam als Ort, sonst niemand.

  • Ich finde es wenig schlüssig, dass immer wieder mit der Unschuld von Gebäuden argumentiert wird. Das sind psychologische und moralisierende Kategorien, die ich in einer Architekturdebatte unpassend finde. Ein Gebäude wiederaufzubauen, nur weil es zuvor aus ideologischen oder politischen Gründen zerstört wurde, ist Vergeltungsarchitektur. Wie soll so ein Mechanismus die richtigen Antworten auf die Probleme einer wachsenden Stadt des 21. Jahrhunderts ermöglichen?

  • Ja wat denn nu? Ich denke, Sie lehnen das Gebäude ab, weil es ein Hort des Militarismus und der Reaktion gewesen sei? Dementsprechend ist das Gebäude "schuldig" und nicht wiederaufbauenswert um in Ihrem Duktus zu bleiben. Dass die Befürworter der Rekonstruktion dies anders sehen, dürfte nicht überraschen.
    Im Übrigen will Niemand das Gebäude einfach nur wieder aufbauen, weil es die Kommunisten gesprengt haben. Völliger Unsinn so etwas zu behaupten. Aber das die Garnisonkirche aus kunsthistorischer und architektonische Perspektive nun nicht mit einem kleinen Fachwerkhäusel irgendwo in der Mark zu vergleichen ist, wurde hier nun wirklich hinreichend dargelegt und das wird Ihnen auch jeder Fachmann bestätigen.

  • Da irren Sie. Von "Wiedergutmachung" und "Walter Ulbricht darf nicht das letzte Wort haben" ist fast in allen Pro-Statements was zu lesen. Mitunter ist das auch in der pathologischen Umschreibung als "Heilung des Stadtbildes oder "Schließen der Wunde" zu finden. Da wird nach Gut und Böse kategorisiert. Architektur und Stadtplanung sollten aber eher nach geeigneten und untauglichen Varianten unterscheiden.

  • Ein Gebäude wiederaufzubauen, nur weil es zuvor aus ideologischen oder politischen Gründen zerstört wurde, ist Vergeltungsarchitektur.


    :nono:


    Wie wäre es den mit Versöhnungs- oder Wiedergutmachungsarchitektur...


    ...oder ganz unpolitisch mit Stadtreparatur.




    Gruß, Jockel HB

  • Ein Gebäude wiederaufzubauen, nur weil es zuvor aus ideologischen oder politischen Gründen zerstört wurde, ist Vergeltungsarchitektur.


    :nono:


    Wie wäre es den mit Versöhnungs- oder Wiedergutmachungsarchitektur...


    ...oder ganz unpolitisch mit Stadtreparatur.




    Gruß, Jockel HB


    P.S.: Da war wohl jemand schneller bei seinem Post, aber man scheint die durchaus schlüssigen Argumente ja wenigstens zu kennen.

  • Ich finde es wenig schlüssig, dass immer wieder mit der Unschuld von Gebäuden argumentiert wird. Das sind psychologische und moralisierende Kategorien, die ich in einer Architekturdebatte unpassend finde.


    Aber genauso argumentieren doch die Gegner: Mit Moralisieren und Psychologisieren oder besser Projektion nach Gusto. Sie versuchen ständig mit allen, häufig unlauteren Mitteln die Kirche als Hort des Bösen darzustellen.


    Die Kirche ist ein historischer Bau mit allen Licht- und Schattenseiten. Die Instrumentalisierung durch die Nazis ist erstens etwas, wofür die Kirche nichts kann, und zweitens eine Nachkriegs-Legendenbildung. Dieser Aspekt wird stark überhöht aufgrund der bekannten Schuldkomplexe, die manche Bürger haben und pflegen.


    Daß die Kirche zuvor für militärische Zwecke genutzt wurde, ist kein außergewöhnlicher historischer Fakt, nichts Ehrenrühriges. Wir sind heutzutage dazu in der Lage, diese Dinge mit historisch-kritischer Distanz zu betrachten.


    Im Grunde genommen bestehen die Argumente der Gegner nur in Befürchtungen und wüsten Projektionen. Nichts davon muß eintreten.


    Städtebaulich kommen wohl kaum Argumente. Man fixiert sich auf einen angeblichen Hort des Bösen, obwohl in Deutschland wohl die geringste Gefahr besteht, daß nun Militarismus und Nationalkonservatismus fröhliche Urständ feiern. :)


    Offenbar trauen die Gegner es der Gesellschaft und den Befürwortern nicht zu, ein aufgeklärtes und kritisches Verhältnis zur Geschichte der Kirche zu haben.


    Wie steht es eigentlich mit Friedrich dem Großen Unter den Linden? Hat ziemlich viele Eroberungskriege geführt nach meinem Wissen. Kann unsere Gesellschaft dieses Denkmal aushalten?


    Es wäre auch mal schön, wenn unsereins das Gefühl hätte, daß hier auf konkrete Argumente eingegangen würde. Man bekommt immer mehr den Eindruck, daß die Garnisonkirche eine Art Phantasma und Exempel ist, an dem die Gegner beweisen wollen, wie geläutert wir Deutschen sind und wie schuldig wir uns für unsere Geschichte fühlen. Gut, das kann man machen. Solche psychischen Bedürfnisse hat aber nicht jeder bzw. kann sie auch gut unabhängig von Bauentscheidungen ausleben. :)

  • Über Schuld und Unschuld von Gebäuden an Geschichte (wer hat eigentlich Schuld an der Reformation oder der Völkerwanderung?) oder Buße, die von Gebäuden ausgeht (Forderung der "Christen gegen die GK") lässt sich lange lamentieren - ich halte solchen Kategorien für Stuss.


    Ich will in einer schönen Stadt leben, die ihre städtebaulichen und architektonischen Besonderheiten und Spezialitäten bewahrt, ausbaut und eben ggf. auch rekonstruiert. Das wollen Menschen nachgewiesenerweise seit etwa 300 v. Chr. und handeln danach, von Athen über Rom bis in unsere Tage. Aufarbeitung von Geschichte gehört in Museen, Ausstellung und Diskussion, aber nicht in auseinandergesägte Kirchtürme und durchstochene Häuser. Brüche sind etwas für Orthopäden oder Chirungen, nicht für Architekten.


    Wer unbedingt die Welt missionieren will, sich für irgendetwas entschuldigen oder verteidgen mag stelle sich in eine Speakers Corner (brauchen wir im Lustgarten) oder buche sich ein Blog im Netz.

  • Da irren Sie. Von "Wiedergutmachung" und "Walter Ulbricht darf nicht das letzte Wort haben" ist fast in allen Pro-Statements was zu lesen. Mitunter ist das auch in der pathologischen Umschreibung als "Heilung des Stadtbildes oder "Schließen der Wunde" zu finden. Da wird nach Gut und Böse kategorisiert. Architektur und Stadtplanung sollten aber eher nach geeigneten und untauglichen Varianten unterscheiden.


    Ich bestreite gar nicht, dass das eine Rolle spielt. Aber es ist schlichtweg nicht ursächlich und selbst wenn sähe ich darin nichts Verwerfliches. Es gibt wohl wesentlich Schlimmeres als diktatorische Entscheidungen rückgängig zu machen wenn sich die Möglichkeit dazu bietet.