Leipzigs vakant verkannte Stadtviertel

  • Leipzigs vakant verkannte Stadtviertel

    Gohlis gilt als nobel, Plagwitz als hipp, Connewitz als Rückzugsort für Linke und Autonome und der Leipziger Osten gilt als hochkriminell und in dessen Zentrum die Eisenbahnstraße als ein Ort, den man lieber weiträumig umfahren sollte. Zwei Dinge stimmen bei letztgenanntem: Ja, die Eisenbahnstraße hat ein Kriminalitätsproblem, aber dieses Problem ist milieubedingt und wer da nicht drin ist, also geschätzt 98,5 Prozent, lebt nicht gefährlicher als in Gohlis. Und der Anteil der Migranten in den Ortsteilen Volkmarsdorf und Neustadt-Neuschönefeld hat sich in den letzten 15 Jahren verdreifacht und liegt derzeit bei über 30 Prozent. Besonders aus dem arabischen Raum gibt es nach wie vor viel Zuzug, was viele in Ostdeutschland bisweilen etwas verstört, und für sie die Gegend rund um die Eisenbahnstraße als verlorenes Territorium gilt.


    Und natürlich schürt die Boulevardpresse fleißig Ressentiments und erklärte neulich sogar die Eisenbahnstraße als gefährlichste Straße Deutschlands. Derweil wäre das Viertel in anderen Städten das In-Viertel schlechthin und nicht selten eines der ganz wenigen mit Charakter. Die Bebauung ist relativ geschlossen und ist vorgründerzeitlich und gründerzeitlich geprägt. Der Sanierungsstand ist nicht besser oder schlechter als anderswo in Leipzig und die meisten Straßen und Gehwege sind saniert und mit Bäumen bepflanzt worden (im Waldstraßenviertel ist man da schlechter dran). Neben Migranten und älteren Bewohnern sind inzwischen auch viele Studenten rund um die Eisenbahnstraße hinzugekommen. Die Nummernschilder der Autos verraten, dass viele aus der ostdeutschen Provinz kommen. Die Mieten sind hier die günstigsten, die man im ohnehin schon günstigen Leipzig haben kann. Zwischen 4 und 5 Euro zahlt man hier auf den Quadratmeter. Dafür, dass man in soliden Altbauten wohnt und in 5 Minuten mit dem Rad in der Stadt ist, ist das lächerlich wenig.


    Folgende Schnappschüsse von heute Abend sollen einen anderen Eindruck von der Gegend rund um die Eisenbahnstraße vermitteln. Und da diese Gegend auch im DAF ziemlich unterrepräsentiert ist, sind's gleich ein paar mehr geworden.









    Bilder: Cowboy


    Fortsetzung folgt...

  • Dankeschön für die Impressionen! :daumen:


    Die Ortsteile Neustadt-Neuschönefeld und Volksmarsdorf, als um die Eisenbahnstraße, sind archtektonisch und städtebaulich sehr interessant und haben einen absoluten Wohlfühlcharakter. Für mich ist beispielsweise das Sanierungsgebiet Neustädter Markt das schönste von allen. Diese Gegend ist echt ein Traum. Das wurde mir erneut bestätigt, als ich im Februar und März 2014 alle Altbauten nördlich und südlich der Eisenbahnstraße fotografierte. Und, ich fahre und laufe gern durch die Eisenbahnstraße, auch abends.

  • (^ Ich hab' bei dir geklingelt, aber du warst nicht da.) Im Zusammenhang mit der gehypten Karl-Heine-Straße habe ich neulich irgendwo gelesen, wer wirklich hipp in Leipzig sein möchte, der zieht heute in die Eisenbahnstraße.


    Das Viertel rund um die Eisenbahnstraße ist heute so lebendig, wie man es sich vor 15 Jahren kaum vorstellen konnte. Damals verfolgte man noch mit begrünten Brachflächengestaltungen wie Dunkler Wald oder Lichter Hain die urbane Abwicklung im Osten. Da, wo einst dichte Bebauung war, soll man sich fühlen wie in der freien Natur. Diese Flächen wieder in Bauland umzuwidmen (das wird irgendwann nötig sein) dürfte angesichts lieb gewonnener Grün- und Erholungsflächen bekanntlich schwierig werden. Bei Gelegenheit fotografiere ich mehr von diesem Viertel.


    Altbaufan, die Bilder stammen aus Mariannenstr., Ludwigstr., Jonasstr., Atriumstr., Bussestr., Meissnerstr, Einertstr., Rosa-Luxemburg-Straße sowie aus der Eisenbahnstraße und am Rabet.

  • ^ich bitte darum. Da ich in der Gegend mal gewohnt habe (als es noch nicht hipp war :D), interessiert mich das Umfeld Wurzener Str., Schützenhausstr, Torgauer Str., Bülowviertel am meisten.

  • Weitere Bilder aus Volkmarsdorf. Der Fokus liegt diesmal südlich der Eisenbahnstraße und rund um den Torgauer Platz. Die Bebauung hier ist nicht mehr so geschlossen wie nördlich der Eisenbahnstraße. Viele Brachflächen und ein paar Plattenbauten, die kurz vor Ende der DDR noch errichtet worden waren, prägen die städtebauliche Situation. Auch der Sanierungsgrad der Altbauten lässt hier häufig zu wünschen übrig. Dennoch dürfte die am Städtebau interessierte Person alles sehr interessant finden.




    Ich beginne mit der historischen Turnhalle in der Torgaues Straße




    Typische Brachfläche. Wo früher Häuser standen, hat sich die Natur das Terrain zurückerobert, ganz ohne Förderprogramme.




    In der Nähe der Lukaskirche um Ida- und Zollikoferstraße befinden sich ein paar Plattenbauten. Kaum zu glauben, dass diese noch keine 30 Jahre alt sind. Der Materialmangel in der DDR wurde besonders zum Ende hin sichtbar.




    Die Plattenbauten folgen oft der historischen Blockrandbebauung, so dass recht große abgeschlossene Innenhöfe entstanden sind. Mal abgesehen davon, dass alles trotzdem nicht schön aussieht, zumindest für Kinder ein sicherer Ort zum Toben.




    Plattenbau vs. Gründerzeit. Das Ende der DDR kam abrupt und somit fand auch die Errichtung weiterer Plattenbauten ein jähes Ende. Heute muss man sagen: Gott sei Dank!




    Rund um die Lukaskirche






    Richtung Eisenbahnstraße wieder dichte Gründerzeitbebauung. An einigen der noch maroden Gebäude wie an folgendem stehen Container davor, so dass die Sanierung hier nicht mehr lange auf sich warten lässt.




    Entrümpelung





    Wieder an der Bad-Boys-Street, der Eisenbahnstraße






    Botschaften an Hauswänden zu aktuellen politischen Themen






    Blick durch die östliche Ludwigstraße hin zum Torgauer Platz mit "Keksrolle"





    Die Eisenbahnstraße östlich des Torgauer Platzes ist noch gesäumt mit vielen maroden Altbauten





    Der Abschnitt zwischen Edlichstraße und Schützenhausstraße ist sogar komplett unsaniert und unbewohnt. Angesichts der Tatsache, dass wir uns hier in einem innerstädtischen Wohnviertel befinden und Leipzig im letzten Jahr deutschlandweit wohl zum dritten Mal in Folge die meisten Zuzügler in Relation zur Einwohnerzahl verbuchen konnte, wird einem klar, welch großen Nachholebedarf in Sachen Einwohnerzuwachs die Messestadt doch hat.





    Sobald man aber die Eisenbahnstraße in die Nebenstraßen verlässt, sind die meisten Häuser saniert und bewohnt, wie hier in einer Straße im sog. Bülowviertel.





    Gewöhnungsbedürftig auch die momentane Situation in der Wurzener Straße, wo zwei Gründerzeithäuser letztes Jahr abgerissen wurden. Heute sieht's hier wieder ein bisschen aus wie nach der Trümmerbeseitigung nach 1945.






    Städtebauliche Maßnahme zur Naturierung ehemals urbanen Raums vor etwa 10 Jahren an der Wurzener Straße.




    Damals glaubte kaum einer, dass 10 Jahre später Volkmarsdorf über 6 Prozent an Einwohner und pro Jahr wächst. Noch nicht einmal daran, dass der Einwohnerschwund gestoppt werden könnte. Schwer geirrt, heute muss hier wieder Wohnraum geschaffen werden.





    Tante Hedwig in der Hedwigstraße




    Zum Schluss noch ein bisschen Street Art in der Schulze-Delitzsch-Straße



    Bilder: Cowboy

  • Im Zusammenhang mit der gehypten Karl-Heine-Straße habe ich neulich irgendwo gelesen, wer wirklich hipp in Leipzig sein möchte, der zieht heute in die Eisenbahnstraße.


    Ja, das lässt sich mittlerweile tatsächlich sagen. In Lindenau gehen nun auch "mainstream" Studenten aus allen Teilen Deutschlands weg, und die Ringbahn '14' bringt diese am WE rein und raus. Die angekündigten Sanierungen der "Gatsby-Studentenwohnungen" werden da noch eine weitere Dynamik rein bringen. Schlimm ist das sicher nicht - so mal Lindenau und Plagwitz immer noch eine Menge Freiraum bieten. Aber wer das Schroffe, das Unentdeckte sucht und für 200€ Miete ein Eckkneipe betreiben will, wird jetzt eher in Volkmarsdorf fündig.


    Und ich gebe dir total recht 'Cowboy', man kann vor allem in diesem Viertel verstehen wie viel Wohnraum in der Stadt eigentlich noch zur Verfügung steht. Da möchte man die Schätzung der Möglichkeit von bis zu 800.000 Einwohner im Stadtgebiet gerne glauben.


    Das Interessante an Volkmarsdorf ist sicher auch der Mix aus der Industriezeitalter-urbanen Bebauung mit durchschnittlicher 4 OG-Höhe und den Brachflächen. Sicher ist es an der Wurzener-Str. etwas zur sehr perforiert, aber die Flächen sind auch die Möglichkeit zur kreativen Gestaltung jenseits von Wald und Tiergehegen. Als Beispiel dienen da die Lindenauer Stadtgärten, alternative Biergärten, und Open-Bars im Sommer.


    Das Potential ist hier wirklich riesig und die Stadt sollte es vermeiden das Viertel zu sehr zu vermarkten und zum Abschuss via Stadthäuser freizugeben. Das würde jede "Freiraumkultur" völlig abwürgen. Behutsame Entwicklung von den Neubürgern mit einer subkulturellen Ausrichtung ist sicher gegenwärtig das Beste. Eine auf die eigene Lebensqualität besonnen(e) Szene wird ganz von selbst die Drogendealer vertreiben und einen bunten-multikulturellen Mix der Gesellschaft etablieren. Das kann dort recht spannend werden!


    PS: da in Beschreibungen von Leipzig immer eine andere "coole" Stadt herhalten muss damit der Leser bzw. Zuschauer eine Definition erhält, warum denn nicht Portland in Oregon? Mit einem Augenzwinkern passt das doch erheblich besser als der unsägliche Vergleich mit Berlin.

  • Aber wer das Schroffe, das Unentdeckte sucht und für 200€ Miete ein Eckkneipe betreiben will, wird jetzt eher in Volkmarsdorf fündig.


    Das ist, trotz möglicherweise anderer Wahrnehmung, nur eine relativ kleine Minderheit der Studenten. Einige wollen nämlich in der Tat studieren und da kann etwas Ruhe und Ordnung ab und an nicht schaden.


    Behutsame Entwicklung von den Neubürgern mit einer subkulturellen Ausrichtung ist sicher gegenwärtig das Beste. Eine auf die eigene Lebensqualität besonnen(e) Szene wird ganz von selbst die Drogendealer vertreiben und einen bunten-multikulturellen Mix der Gesellschaft etablieren. Das kann dort recht spannend werden!


    Spannend ist nur etwas, wenn man das Ergebnis noch nicht kennt. Deine Beschreibung klingt nach Connewitz, Schanzenviertel, Kreuzberg. Danke ich verzichte. :nono:
    Für die Rettung der Altbauten ist dieser aus meiner Sicht unschöne Nebeneffekt in Leipzig nicht mehr nötig. Das anhaltende Bevölkerungswachstum wird auch so dafür sorgen, dass sich dieses Viertel wie viele andere städtebaulich positiv entwickelt.

  • Zitat von Saxonia

    Einige wollen nämlich in der Tat studieren und da kann etwas Ruhe und Ordnung ab und an nicht schaden.


    Ja, für diese Leute ist das beschauliche Erfurt sicher besser geeignet. Spaß beiseite: Ich denke, der große Zuspruch aller Alters- und Personengruppen für Leipzig momentan ist auch auf die Vielfalt der Stadt zurückzuführen. Für jeden Geschmack gibt es die passende Wohnung und das passende Wohnumfeld. Wer Ruhe und Ordnung sucht, wird wohl niemals nach Volkmarsdorf ziehen. Wem Connewitz oder Plagwitz zu subkulturell geprägt ist, der zieht eben auch woanders hin. Es gibt genügend Alternativen. Richtig beschaulich, ruhig, gepflegt und ordentlich ist es in Markkleeberg. Von dort ist man auch in 20 Minuten auf dem Leipziger Markt - mit dem Radel! Ich verstehe auch nicht, was an Kreuzberg und dem Schanzenviertel in Hamburg so schlimm sein soll. Wer das nicht mag, zieht dort nicht hin. Ich mag auch keine Plattenbauviertel wie Grünau mit entsprechender Klientel. Aber ich muss dort ja auch nicht wohnen...


    Weil es von hedges aufgegriffen wurde: Was mich bei der ganzen Drogendiskussion rund um die Eisenbahnstraße immer wundert, im Gegensatz zum Frankfurter Bahnhofsviertel stoße ich hier nie auf Drogendealer oder abgehalfterte Konsumenten. Keine Bordsteinschwalben, keine rumliegenden Spritzen etc. Nicht dass ich das vermissen würde oder gezielt danach suche. Ich stelle das nur fest.


    Der Leipziger Osten war in den 1990er-Jahren (und eigentlich schon davor) besonders hart vom Bevölkerungsschwund betroffen. Stadtplanerisch hat man das Viertel rund um die Eisenbahnstraße zu DDR-Zeiten und noch 10 Jahre danach total vernachlässigt, bis man schließlich auf die glorreiche Idee kam, den Osten - zugespitzt gesagt - in einen Naturpark zu verwandeln. Irgendwann, als viele Häuser schon leer gezogen waren, ließen sich hier aus mir noch unerklärlichen Gründen (eine gezielte Ansiedlung gab es m.E. nicht) viele Migranten rund um die Eisenbahnstraße nieder, sie gründeten Geschäfte und belebten seitdem die städtische Szene. Seit ein paar Jahren folgen viele Studenten auf der Suche nach günstigem Wohnraum und dürften (neben Migranten) heute maßgeblich am enormen Bevölkerungszuwachs im Osten beitragen. Irgendwann ziehen sicher auch vermehrt Besserverdienende und Familien hierher. Eine Gentrifizierung scheint mir in ein paar Jahren unausweichlich.

  • Das ist, trotz möglicherweise anderer Wahrnehmung, nur eine relativ kleine Minderheit der Studenten. Einige wollen nämlich in der Tat studieren und da kann etwas Ruhe und Ordnung ab und an nicht schaden.


    Spannend ist nur etwas, wenn man das Ergebnis noch nicht kennt. Deine Beschreibung klingt nach Connewitz, Schanzenviertel, Kreuzberg. Danke ich verzichte. :nono:
    Für die Rettung der Altbauten ist dieser aus meiner Sicht unschöne Nebeneffekt in Leipzig nicht mehr nötig. Das anhaltende Bevölkerungswachstum wird auch so dafür sorgen, dass sich dieses Viertel wie viele andere städtebaulich positiv entwickelt.


    Nun gut - nicht jede alternative Lebensform steckt noch in den '70er/'80er fest. Es gibt mittlerweile erheblich andere und breitere Formen der Subkultur, auch in Leipzig. Es muss nicht immer Hippie und Punk sein. Deswegen auch meine beiden (nicht so ernst gemeinten) Links zu dem Thema. Und das ist ja gerade das was die Stadt so beliebt macht - ein großer Freiraum an Möglichkeiten sich auszuleben.


    Eine behutsame und kreative Weiterentwicklung des Viertels würde dessen besser stehen, als eine bald durchgestlyte und aufpolierte Ansicht. Was, im übrigen, auch der gesamten Stadt zu gut kommt.

  • Wem Connewitz oder Plagwitz zu subkulturell geprägt ist, der zieht eben auch woanders hin.


    Das muss diese linke Subkultur sein. Toll.
    Nach deinem Argument könnte man auch sagen, warum etwas gegen Nazis in Hoyerswerda oder Guben unternehmen? Wem es dort zu rechts ist, der zieht dort nicht hin. Völliger Schwachsinn. Es kann nicht sein, dass einige Stadtviertel von Linksradikalen zu abgeschlossenen Biotopen erklärt werden und jeder, der nicht ins Schema passt, durch Brandanschläge, Steinwürfe und Schmierattacken vertrieben wird. Das kannst du in allen von mir oben aufgezählten Vierteln beobachten. Für das Schanzenviertel sehe ich schwarz. Aber Kreuzberg und Connewitz könnten durch steigende Bauaktivitäten und starken Zuzug wieder zu halbwegs passablen Vierteln werden.

  • ^ Ich weiß nicht, was ich von deinem tendenziösen, undifferenzierten Beitrag halten soll und ob ich mich jetzt rechtfertigen soll, denn ich sehe dafür keinen Grund. Ich sprach außerdem von "subkulturell", nicht von politisch links oder gar linksradikal. Ein Anschlag auf eine Polizeiwache ist, egal aus welchen Motiven er erfolgt und aus welchem politischen Lager er kommt, gleichermaßen zu verurteilen. Es gibt dafür schlicht keine Rechtfertigung, egal ob in Connewitz, in meinem Viertel oder bei dir in Werdau. Die allermeisten Connewitzer sehen das genauso. Und ob Connewitz in deinen Augen zu einem halbwegs passablen Viertel wird, bezweifle ich, ist aber auch nicht von Bedeutung.


    Das Naziproblem in Hoyerswerda hat zudem eine ganz andere Qualität. Da können wir uns beim Kaffeeklatsch in betreffendem Strang gern mal unterhalten.

  • Jetzt wissen wir doch aber beide, dass "subkulturell" im Grunde zu einem Synonym für linke Einstellungen geworden ist, auch politisch. Dazu muss man sich nur mal einige Wahlergebnisse zu Gemüte führen. Nicht alle driften so ins Extreme wie die genannten Beispiele, das ist klar. Fakt ist aber auch, dass die politische Kultur, die in Connewitz gepflegt wird, offensichtlich zu solchen Aktionen ermuntert. Das war schließlich nicht das erste mal und ~50 Mann sind nicht gerade wenig. Ohne ein Mindestmaß an erwartbarer Grundsympathie bei den Anwohnern, würden sich die Autonomen solche massiven Aktionen nicht trauen. Auch von der Landespolitik kommt aus dem linken Millieu tatkräftige Unterstützung. Die Sehr geehrte Frau Nagel (LINKE) sagt doch kackendreist, es sei "alles relativ entspannt" in Connewitz und sie wolle ausloten, ob der Polizeiposten dort notwendig sei. Na Halleluja, der Doktor kommt gleich.



    Das Naziproblem in Hoyerswerda hat zudem eine ganz andere Qualität. Da können wir uns beim Kaffeeklatsch in betreffendem Strang gern mal unterhalten.


    Kann ja gerne verschoben werden.


    Das Denkmuster ist das gleich. Dort werden Ausländer verfolgt, weil man sie nicht um sich haben möchte, hier werden Nichtwillkommene wahlweise pauschal als Nazis, Rassisten, Bonzen oder was auch immer bezeichnet und systematisch weggemobbt. Auch unter Einsatz von Gewalt. Ich verstehe nicht, warum das einmal gut und einmal schlecht sein soll.

  • Zitat von Saxonia

    Jetzt wissen wir doch aber beide, dass "subkulturell" im Grunde zu einem Synonym für linke Einstellungen geworden ist, auch politisch.


    Ja, und? Wurde das NSU-Trio etwa auch von der eher konservativen Bewohnerschaft in Zwickau-Weißenborn für ihre Mordtaten begünstigt? Du versuchst doch auch eine Korrelation zwischen linksalternativen Bewohnern in Connewitz und dem Überfall mutmaßlicher Linksextremisten auf die dortige Polizeiwache herzustellen. Das ist, gelinde gesagt, Unsinn, auch wenn viele in die selbe Richtung argumentieren. Subkultur, die es nicht nur im linken Milieu gibt, bedeutet nicht, Extremismus und Gewalt gut zu finden oder zu tolerieren. Und woher weißt du, dass die etwa 50 Angreifer alle aus Connewitz stammen?



    Da es jetzt um Connewitz geht, ist das der Aufhänger für die nächste Bildserie demnächst hier.

  • Der NSU hat nie in Zwickau gemordet. Außerdem haben sie nicht nur in Weißenborn sondern auch in Marienthal gewohnt (Polenzstraße). Offenbar haben sie sich dort so unaufällig verhalten, dass selbst den afghanischen Nachbarn nichts aufgefallen ist. Es wäre also vermessen, hier ein Viertel in Geiselhaft zunehmen, obwohl es gar nicht gewusst haben kann, was vor sich geht.


    Vielleicht findest du ja eine plausible Erklärung, warum dann ausgerechnet Connewitz eine Hochburg linksextremer Gewalttaten ist und nicht das Wald- oder Bachstraßenviertel? Selbstverständlich liegt das an der dortigen politischen Kultur, die das staatliche Gewaltmonopol ablehnt. Ob die 50 Gestalten aus Connewitz stammen, ist dabei auch relativ unerheblich. Und da sich offenbar auch niemand gegen eine Vereinnahmung Connewitz' durch die Autonomen wehrt, (im Gegenteil, die Polizei soll weg) scheint man sich ideologisch nicht allzu fern zu sein.

  • Folgende Schnappschüsse von heute Abend sollen einen anderen Eindruck von der Gegend rund um die Eisenbahnstraße vermitteln.

    Der Osten aus dem Blickwinkel eines Touristen... sehr schön! :D


    Im Folgenden habe ich auch mal ein paar Bilder zusammengesucht, die hoffentlich dazu beitragen, dass sich noch mehr Menschen für diese Gegend begeistern können.



    Ok, let's go East! :cool:


    Wir starten in der Rosa-Luxemburg-Straße, dem Tor zum Goldenen Osten...



    ...die LVB stellen hier dem interessierten Besucher modernste Transporttechnik zur Verfügung (außer es stürzt gerade irgendwo ein Haus ein...), so dass es schon nach wenigen Minuten heißt:


    Willkommen! Bienvenue! Welcome!



    Manch einem kommt es so vor, als ob dieses verwunschene Viertel nur darauf wartet, wachgeküsst zu werden...




    ...in jedem Fall ist aber sicher, dass Bildung hier GROSS geschrieben wird.



    Überhaupt fühlen sich Pflanzen in diesem Ambiente sehr wohl...,



    Haus- und Baumpflege bilden eine unverbrüchliche Einheit...



    ...davon zeugen auch die liebevoll und großzügig gestalteten Gartenanlagen...



    Bei der Planung von Straßen wird an ausreichend Baumbesatz gedacht...



    ...so kann man auf dieser Allee bequem von einer Hauswand zur anderen fahren.


    Jetzt aber wollen wir uns ins pulsierende Herz des Nahen Ostens begeben:
    Die Eisenbahnstraße!


    Folgen wir dazu einem der possierlichen Einheimischen, die sich oft erst in der Dämmerung auf den Straßen zeigen...



    ...oh, weh! schon ist er im Dickicht der Mülltonnen und Stromkästen verschwunden... schade.
    Nutzen wir trotzdem die Gelegenheit und flanieren gemütlich über den prächtigen Boulevard...



    ...mit seinem überraschend vielfältigen Warenangebot.



    Für das kunstinteressierte Auge gibt es aufwendige Installationen zu bestaunen...



    Diese heißt "Flying Stars" und ist ein beliebter Treffpunkt im Viertel.


    Weiter östlich schließt sich der sogenannte "Walk of Fame" an, der schon in vielen weltweit erfolgreichen Filmen und TV-Serien keine Rolle gespielt hat.



    Wer sich noch weiter in den Osten wagt, trifft schließlich (vorausgesetzt, er ist den hungrigen Anwohnern nicht zum Opfer gefallen) auf das KINO der JUGEND.
    Ein Besuch lohnt sich...



    zu jeder Jahreszeit.



    Aber das giltet natürlich für das gesamte Ostgebiet. :)



    Angesichts dieser erfreulichen Entwicklung ist man im Rathaus nicht untätig geblieben und hat in der eigens gegründeten "Abteilung für akute Vakanz" Pläne für eine grundlegende Neugestaltung des Ostens entwickelt und das Ergebnis zur besseren Verständlichkeit in bildlicher Darstellung zusammengefasst:



    Damit wäre dann sichergestellt, dass sich selbst Saxonia hier wohlfühlen kann. :cool:



    Zum Abschluss noch ein Architektur-Preisrätsel.





    Wer alle 3 Gebäude richtig erkennt, darf sich Wahrer Freund des Ostens nennen. :daumen: